Nur noch zu den Kleinen...

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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scifi
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von scifi »

fingerstricker hat geschrieben:Moin,
Geschäfte lassen sich dort machen wo Bedürfnisse des Kunden erkannt und bedient werden (können...).
Der Satz fasst das ganz schön zusammen. Ich bezweifle allerdings, dass es nur um die Bedürfnisse wie Bequemlichkeit geht.
In unserem Kleinstädtchen mit ca. 25ooo Einwohnern (inkl. Eingemeindungen) gibt es beispielsweise noch drei "Musikläden" im Tante Emma Stil, - aber zugegeben, wir sind auch ein sehr musikalisch aktives Städtchen.

Aber klar, - kein Kunde hat hier das Bedürfnis in einem kleinen Laden ein Soundmodul oder das neueste Keyboard oder eine CustomShop Strat zu testen und zu kaufen. Heute zieht man sich Testberichte auf BONEDO rein und lässt das Objekt der Begierde zum Test vom DHL Menschen an die Tür liefern.
In den 80ern, als jede Tanzkombo den Sound von Van Halens JUMP haben musste war das noch anders. Ich bin in einem der Läden seit über 30 Jahren Stammkunde/-gast und habe die Höhen und Tiefen des Ladens miterlebt.
Der Laden hat mittlerweile komplett auf Laufkundschaft umgestellt, - entsprechend ist das Sortiment. Das ganze funktioniert nur mit gutem "Networking", d.h. Schulen, Musikvereinen (die es bei uns en masse gibt), Faschingskapellen usw.
Ausserdem agiert er als Platform für Unterricht, - d.h. es werden Räume zur Verfügung gestellt, ein hat ein Heer an Lehrern an der Hand und vermittelt diese... Tja und eben diese Schüler brauchen Einsteigerinstrumente und Noten. Deren Eltern möchten beraten werden. Die eine oder andere Klappe am Saxophon will wieder zurechtgebogen, ein Tuba-Ventil gängig gemacht, ein Kork unter der Querflötenklappe getauscht, ein Satz Seiten gewechselt werden usw.

Mittlerweile hat er noch ein paar Bistrotische reingestellt (und im Sommer vor dem Laden platziert), - so kann man dort Samstag nach dem Marktgang noch ein wenig Bekanntschaften pflegen und einen Kaffee oder Cappuccino schlürfen (und ich muss meinen Kaffee nicht mehr schnorren :whistler: ).
Aber klar, - da gehört ne ordentliche Portion Idealismus dazu und reich wird man da nicht... aber vielleicht zufrieden.

Gruß
fingerstricker
Klingt fast nach der Soundfabrik Fürth ?!?
andi2
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von andi2 »

Könnte aber auch irgendwo in Trossingen sein.

Man muss halt auch sehen und da fasse ich mich an die eigene Nase, dass viele Kunden online einkaufen weil der Einkauf vor Ort keinen Mehrwert bietet, jedenfalls wird das von diesen Kunden oft behauptet. Keine oder schlechte Beratung ("Zitat: Verkäufer des geringsten Misstrauens"), Anfahrtswege, Zeitaufwand, evtl. höhere Kosten usw. Bei austauschbaren Produkten mit vermutet gleichbleibender Qualität mag das gerechtfertigt und für den Kunden auch sinnvoll sein.

Die Zeiten als Verkäufer in Musikaliengeschäften oder sonstwo noch über überlegenes (Fach-)Wissen verfügten, sind vorbei. Jeder kann sich binnen einer Stunde über vermeintlich alle Features eines Produkts informieren, Vergleichsmeinungen und Preise einholen und ggf. schon Nutzermeinungen sowie Vergleichsprodukte checken. Das kann der musikalische Gemischtwarenladen kaum leisten und dann heisst es: "Schlechte Beratung". Je spezieller ein Produkt, um so stärker kommt das zum Tragen.

Wir dürfen uns daher nicht beschweren wenn Händler aufgeben müssen oder umsatteln, denn wir als Kunden sind ein Teil des "Problems", sprich, des Marktes.

Ich meine, irgendwelche Gitarren-Boutique-Produkte aus den USA, England, Tschechien, sogar Deutschland ;) sind scheinbar nur einen Mausklick entfernt. Ein Segen für die Hersteller die es sonst nicht gäbe mangels ausreichenden Marktzugangs, ein Fluch für den lokalen Händler, der nicht alles kennen oder vorrätig halten kann. Bonedo oder amazona oder sonstige Portale übernahmen die Rolle der Fachberatung, ebenso Foren ^^ Warum also nicht online einkaufen, zumal Widerrufsrechte eingeräumt wurden? Diese Widerrufsrechte, ursprünglich zum Verbraucherschutz gedacht, machen den lokalen Händlern das Leben schwer (aber nicht unmöglich).
Tomis: früher wurden durch qualität und zuverlässigkeit punkte gemacht
heutzutage durch lieferzeit und preis
Das ist teilweise richtig und gilt vor allem für den Produktemarkt. Für Handwerker die meist vor Ort arbeiten (müssen), gilt das nicht. Hier ist mir der zuverlässige und solide arbeitende Handwerker viel viel lieber als derjenige, der zehn oder zwanzig Prozent günstiger ist aber alle paar Jahre eine neue Firma aufmachen muss, weil er Gewährleistungen und Baumängelhaftung sonst nicht mehr stemmen kann, oder, wie es auch vorkommt, über oft unnötige Nachträge sein ursprünglich günstiges Angebot zu verteuern sucht.

Was ich in meinem ersten Post in diesem Faden schon sagte: Der Markt ändert sich, ständig. Trotzdem kaufe ich meinen Kleinkram oder andere Sachen gerne beim lokalen Händler. Wenn ich etwas spezielleres suche, rufe ich vorher an und verbinde den Einkauf mit anderen Einkäufen in der Gegend. Ich habe es nämlich auch gerne wenn ich im Notfall sofort zum Händler fahren kann ohne auf eine Lieferung des Paketdienstes warten zu müssen.
tbrenner
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von tbrenner »

Noch kurz als Erfahrungs-Nachklapp zu meinem posting zu Liberty music/ Neustadt a.d. Weinstraße: es war ein bisschen wie eine Zeitreise zurück in meine Anfänge vor 40 Jahren. Netter 1-Mann-shop mit naturgemäß sehr eingeschränktem oder besser "hochspezialisiertem" Angebot. Ich wußte vorab per online-Recherche, was er da hat + bin die 140 km hingefahren. Der Inhaber hat mir (freiwillig) meine mitgebrachte 2 x 12"-Box drei Treppen hochgeschleppt und ließ mich in aller Seelenruhe + völlig unaufdringlich probieren; inkl. ner Tasse Kaffee. Von seinen wirklich tollen Archtops + Semiacoustics konnte ich gleich ein paar in die Testreihe einbeziehen. Zum Schluß habe ich den anvisierten Brunetti-Amp zu einem wirklich fairen Kurs (ohne jedes Gefeilsche unterhalb dem der großen online Discounter..) bei ihm gekauft. So stelle ich mir einen netten , fairen deal bei einem kleinen Händler vor.
Und war trotz etwas Fahrerei weniger genervt als von einem Besuch bei thomann , Soundland oder musicstore mit einem erschlagenden Riesenangebot + entspr. Kundengetümmel.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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jab
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von jab »

Asat3 hat geschrieben: Nach meiner Meinung ist Thomann eher ein Preistreiber, alle orientieren sich am Thomannpreis....
Ich finde es durchaus berechtigt wenn Mann jederzeit mit Rücknahmegarantie ein Angebot vorhält dazu auf Anfragen schnell und kompetent reagiert auf breiter Fläche alles da hat.... dann auch Preise vorgibt.
Die andern orientieren sich am Thomannpreis, weil man das Zeugs sonst ganz einfach nicht verkaufen kann. Die Kalkulationen im Musikbusiness waren bei Standardwaren schon immer sehr knapp, der Roh(!)ertrag lag bei ungefähr 30%. Das bedeutet, ich verkaufe irgendwas für 150 Euro und es bleiben mir ungefähr 20 in der Kasse, der Rest sind Einkauf und Steuer. Wenn ich dem Kunden noch 10% Musikerrabatt :aua: einräume, bleiben über den Daumen 8 Euro übrig.

Und während Thomann wegen besserer Einkaufspreise (durch Marktmacht und Abnahmemenge) durchaus an diesen Preisen verdient, kann ich mir überlegen, "das Geschäft" zu machen, damit Thoman es NICHT macht und genau nichts daran zu verdienen oder eben das Teil nicht zu verkaufen mit dem Risiko, dass der Kunde demnächst gar nicht erst bei mir nachfragt.

Die Branche, die im Grunde (vom Umsatz her) ein Witz ist, ist sehr kaputt. Ich erinnere mich, als der POD damals rauskam, wollte jeder ihn haben, er war nicht lieferbar und TROTZDEM unterboten sich die Leute gegenseitig. :banger:

Tja.

Kapitalistische Grüße,
Jab

PS: Es gibt in Bad Ischl (16.000 Einwohner) kein Musikgeschäft mehr. Ein Bekannter von mir hat seines entnervt zugemacht, nachdem sich die Leute zunehmend beschwert hatten, die Einzelsaiten (!) wären teurer als beim Thomann.
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Gitarrenmacher
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Gitarrenmacher »

So isses Christian.
Man merkt, du sprichst aus Erfahrung.....
Wir haben damals sehr konsequent versucht, den Preiswettkampf nicht mitzugehen und haben gemerkt, dass das bei Konsumgütern des allgemeinen Verbrauchs, die eigentlich das Brot erwirtschaften sollen, nicht geht. Kläglich gescheitert. Bei "Luxusartikeln" sah das anders aus.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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notenwart
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von notenwart »

Im Grunde ist das die gleiche Entwicklung, die der Lebensmittelmarkt schon hinter sich hat.
Es gibt keinen Laden mehr, der Butter in Papier, Fisch in Zeitungen und Zucker in der Tüte verkauft; der bei der Frage nach Bier die Auswahl zwischen Hell und Pilsner anbietet, der mit drei Sorten Wurst, einem Schinken und weichem und hartem Käse die Bedürfnisse der Kundschaft rundum zufrieden stellt. Der Nachwuchs darf ins Bonbonglas greifen und artig danke sagen.
Brot gibt’s um die Ecke beim Bäcker.

Ist vorbei und kommt auch nicht wieder. Kann man sich wünschen, kann man in seinem romantisch verklärten Herzen als Trugbild vergangenen Glücks nostalgieren. Trotzdem vorbei. Der Freitagseinkauf findet in einem riesigen hässlichen Kasten mit schier unendlicher Auswahl statt. Glück gibt’s dort auch nicht und ob diese Form des Einkaufs eine größere Zufriedenheit erzeugt, kann man sich spätestens vor Augen führen, wenn die lieben Kleinen vor der Kasse mit den Süßwaren von den wochenarbeitsgestressten Bezugsbetreuern zur Ordnung gebrüllt werden.
Wir wollen das so.
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jab
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von jab »

Bluesopa hat geschrieben:, es sind die Immobilienbesitzer die den Kleinen vor allem in der Stadt die Mieten Jahr für Jahr hochtreiben bis die schließlich aufgeben müssen obwohl der Laden eigentlich läuft, oder die die Mietverträge einfach nicht verlängern um anders vielleicht mehr rausholen zu können. "Vielleicht" … die große Zahl leerstehender Geschäfte grad auch in den guten Lagen spricht Bände.
In Göttingen war es z.B. so, dass man, wenn man eine Ladenfläche in der Innenstadt (Fußgängerzone) übernahm, der Stadt einen (oder zwei, je nach Fläche..) nichtexistenten (!) Parkplatz abkaufen musste. Zum Vorzugspreis von 20.000 DM damals. Dazu noch die unfassbaren Mieten (der Italiener an der Grenze der Fußgängerzone hat 10.000 Mark Miete gezahlt...), da braucht man sich nicht wundern. Wir haben damals eine Straße entfernt für 70m² Laden und 70m² Werkstatt im Hinterhof 3.500 Mark gezahlt. Da muss man viele Plektren für verkaufen...

Grüße,
Jab
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RB
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von RB »

Nach einer Stdie der bulwiegesa AG (Immobilienindex 1975-2017) sind die Gewerbemieten in den Innenstädten (Kategorie "Einzelhandel 1 a-Lage") in der Zeit von 1975 bis 2017 um 41,5 % gestiegen. Das entspricht gemittelt einer Steigerung von einem Prozentpunkt im Jahr. Angesichts der Tatsache, daß es in Deutschland auch Zeiten der Miet-Deflation gab, erscheint mir das plausibel.

Das social-justice-Warrior-Narrativ, das in Diskussionen hier immer mal durchscheint, bringt doch nichts. Die Technik ist eine andere heutzutage, neue Vertriebsformen entstehen. Unternehmen werden geschlossen, andere werden gegründet.
notenwart
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von notenwart »

[quote="RB"...Unternehmen werden geschlossen, andere werden gegründet.[/quote]
Ist ja alles richtig
In meiner Stadt existiert ein kleiner Musikladen und geschätzt 50 Nagelstudios und Friseurläden und ein paar Tatoodingsbumse und -. Das Ergebnis ist, dass (mein persönlicher und gewiss übertriebener EIndruck) eine Vielzahl Frauen mit unglaublich geschmacklos gefärbten Haaren, mit fürs Alltagsleben untauglichen Krallen; ebenso eine Vielzahl von dicken Männern (dick ist wichtig, mehr Tatoofläche) in irgendwelchen zwielichtigen Ecken abhängt.
Da darf ich ja wenigstens davon träumen, dass mehr Kultur dem Stadtbild nicht schaden würde, statistische Mietpreise hin oder her
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fingerstricker
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von fingerstricker »

notenwart hat geschrieben:In meiner Stadt existiert ein kleiner Musikladen und geschätzt 50 Nagelstudios und Friseurlädenkleiner ..
Moin, dann passt das doch perfekt zu den Bedürfnissen eines Fingerpickers ...
Der kauft sich eher selten eine Gitarre (OK, es gibt hier Ausnahmen), ansonsten ist aber die regelmäßige Pflege der Fingernägel angebracht.
Und wenn man nicht nebenher in einer HeavyBand spielt, gilt das auch für die Haare .. :whistler: :whistler:
Duck und weg und Gruß
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Holger Hendel
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Holger Hendel »

@notenwart:
Der Freitagseinkauf findet in einem riesigen hässlichen Kasten mit schier unendlicher Auswahl statt. Glück gibt’s dort auch nicht [...]
Ich glaube, dass es auf dieser schönen Welt ganz viele gut funktionierende Definitionen von Glück gibt. Wenn genau dieser Laden genau diesen für mich gerade wichtigen speziellen Batterietyp (den ich mir nicht auf Lager lege da er zu selten gebraucht wird) bis Samstag Abends um 2100 Uhr verkauft (weil der Paketlieferant mal wieder zu lahm war, kennt man ja ;) ) ist das - zumindest für meine Band und unser Gastspiel - ein großes Glück. True story. Viel höher sind meine Erwartungen an so ein Geschäft nicht, es könnte natürlich gerne 24/7 aufhaben, klar. Doch das wird noch dauern...
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von notenwart »

Holger Hendel hat geschrieben:... es könnte natürlich gerne 24/7 aufhaben, klar. Doch das wird noch dauern...
Ich hab da kein Problem; meist hängt an einem Supermarkt von außen einsehbar die Rufnummer und der Name des Filialleiters oder der Filialeiterin. Wenn ich mich schlecht organisiert habe, rufe ich da an, egal zu welcher Uhrzeit. In der Regel erhalte ich dann eine Antwort etwa in dem Sinne, ob ich noch alle beisammen hätte. Dann sage ich auch wieder sinngemäß: gemach gemach, wenn Sie mir jetzt und zwar wirklich genau jetzt die Dinge verkaufen, die cih vergessen habe zu besorgen, zahle ich Ihnen EUR 500,- extra bar auf die Hand. Probier´s, das klappt. Also wenn´s wirklich wichtig ist Holger, also wirklich wichtig.

Nee Blödsinn, mache ich natürlich nicht. Aber wenn Du etwas zu spät bestellst oder zu bequem bist, im Vorfeld Deine Batterrien zu prüfen, dann ist das Glück, das Du dabei empfindest, dass ein Laden offen hat, nicht das, was ich meinte. Ich vermute aber, dass Dir das selber klar ist
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Newbie »

Holger Hendel hat geschrieben: Wenn genau dieser Laden genau diesen für mich gerade wichtigen speziellen Batterietyp...
Gibt’s den nicht als Akku? Eine Fahrt weniger für den Paketboten am Samstagabend in seinem Diesel-Blue-Efficiency-Sprinker. Dies Thema ist wirklich ergiebig. Auf der anderen Seite seid ihr erst bei Seite sechs. Üb ich mal weiter meine i-vi-v-ii Kadenz mit Umkehrungen und Sekunden- und Quarten-Vorhalt.
"Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen" I. Strawinsky
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Holger Hendel
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Holger Hendel »

@notenwart: Wenn ich nach Feierabend (das ist bei mir mitunter gg. 2300 Uhr) noch flott einkaufen fahren könnte - dann wäre das für mich Glück (praktisch, nett, toll - was auch immer). Es würde den workflow des "Alltags" für mich sehr vereinfachen. Sicherlich ist mein Leben auch durch recht spezielle Faktoren beeinflusst die auf die Allgemeinheit nicht übertragbar sind, schätze ich. Sei´s drum, ich kann ja nur für mich und meine Bedürfnisse sprechen. Ist halt so und ich habe keinen Grund für mich unpraktische Zustände zu romantisieren. Ich kann das aufgrund meines geringen Alters :lol: wohl nicht so nachempfinden wie einige andere - kleine Läden, eingeschränkte Auswahl, aufgesetzte Gespräche / smalltalk, "jeder kennt jeden", Mittagspause...brrrrr...das verbinde ich mit "Einkaufen früher". Nicht mein deal, sorry.

Was der Filialleiter wohl vom aktuellen Ladenschlussgesetz hält? ;)

* * * Vor einigen Jahren bekam mein lüddes Soltau dann auch endlich sein überregional bekanntes designer outlet center (nach jahrelangem Rechtsstreit, die Nachbargemeinde hätte es auch gern gehabt...) ca. 5 Km vor die Stadtgrenze gesetzt. Wenn ich mir die Innenstadt jetzt so ansehe...nee, mache ich eigentlich gar nicht mehr da es sich nicht lohnt. Insbesondere an einem Sonntag (in diesem Land geschützter Ruhetag) möchte man bereits am Ortsschild potentielle Touristen warnen, sie mögen einen U-Turn vollziehen und sofort von dannen fahren. :? Probleme erkennen ("verödeter Innenstadtbereich, Leerstand, Geschäftesterben...") ist kinderleicht und es wird andernorts sehr ähnlich sein. Die erste Stellschraube an der ich drehen würde wenn ich könnte wäre das Ladenschlussgesetz (wer erinnert sich nicht gern an die lustige "Mondschein-Frisörin"). Viele Ladengeschäfte (also die, deren Führung noch Bock hat und entsprechend "modern" ist) würden davon profitieren, gerade eventmäßig wäre einiges möglich.
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notenwart
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von notenwart »

@Holger, ich würde einfach mal so sagen, unsere Vorstellungen, Wünsche, Ideen und was auch immer noch, gehen in diesem bereich sehr auseinander.
Und mir ist ja auch durchaus bewusst, dass der Prozess der Konzentration von Läden und Waren, damit einhergehend höhere Schwierigkeiten für kleine Läden etc nicht unbedingt aufzuhalten ist.

Trotzdem finde ich es eben eine absolut bedauernswerte Vorstellung, wenn eine Stadt nur dann sehenswert ist, wenn ich mein Geld dort ausgeben kann. Wir reden ja in Deinem Fall von Soltau, nicht von Eisenhüttenstadt oder einer ähnlichen künstlich sozialistisch aufgebauten ostdeutschen Diaspora. Und die nächste Frage ist, was soll sich ändern, wenn es bspw keinen gesetzlich vorgeschriebene Ladenschluss mehr gibt? Das gilt doch dann sowohl für den kleinen Laden als auch für das Shopping-Center.
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