ich frage mich

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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tomis
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ich frage mich

Beitrag von tomis »

ob solche sachen wie sie z.B. Lasse Johannson oder Ton van Bergeyk spielt,
als Repertoire sinnvoll sind.
Ich finde, es macht mehr Spass, sie zu spielen als zu zuhören.
Wie seht ihr das ?
mit Blues und Gruß
Thomas
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uwesemmelmann
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Beitrag von uwesemmelmann »

Kommt drauf an, wem man sowas vorspielt.

Auch wenn das jetzt hochnäsig klingt, wie viele Zuhörer wissen wohl die Delikatesse eines Ton van Bergeyk-Arrangements zu würdigen? Bzw. wer kennt schon Scott Joblins oder Tom Turpins Musik so gut, dass ihm/ihr auffiele, wie nah derartige Bearbeitungen am Original orientiert sind... :shock:

Da tut's doch gewöhnlich Alice's Restaurant auch, dauert nicht so lange wie ein Original-Ragtime (wg. der vielen Teile) und ist vor allem wesentlich einfacher zu spielen. :wink:
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
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landmesser
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Re: ich frage mich

Beitrag von landmesser »

tomis hat geschrieben:ob solche sachen wie sie z.B. Lasse Johannson oder Ton van Bergeyk spielt,
als Repertoire sinnvoll sind.
Ich finde, es macht mehr Spass, sie zu spielen als zu zuhören.
Wie seht ihr das ?
Moin Tomis,

obwohl sich die Frage für mich kaum stellt, da ich von Ton van Bergeyk schon vor 35 Jahren gescheitert bin (außer dem Harlem Rag war der für mich nicht spielbar):

Als Teil des Repertoires wunderschön. Ein ganzes Konzert wäre für mich einschläfernd. Scott Joplin als bekanntester Vertreter hat selbst zu Anfang in Juke-Joints gespielt und seine Stücke für Vaudeville-Shows komponiert.

Das finde ich in Ordnung auch so zu betrachten und aufzuführen. Als Unterhaltung. Für mich hört sich vieles nach Tischmusik an.

Sie selbst im Repertoire zu haben wäre ein Traum :mrgreen:

Viele Grüße
landmesser
Frei Cörper Kultur auch für Dicke
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tomis
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Beitrag von tomis »

also medleys aus bekannten song, zb titanic, griechischer wein, aber bitte mit sahne ?
soll man für die zuhörer spielen was sie wollen
oder sollen die, die es nicht ertragen, sich nach hinten verziehen ?
bei lämmerhirt bin ich auch nach 20min raus gegangen,
don ross habe ich 30min ertragen
würde ich bei kottke heutzutage mglw auch
aber vor 30 j ganz bestimmt nicht
woran liegt's ?
sound, überzogener komplexizitätsgehalt
mit Blues und Gruß
Thomas
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RB
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Beitrag von RB »

Taugt, so hart das klingt, als Kaffeehaus-Musik. Das ist nichts zum stundenlang währenden Zuhören, es sei denn, das Zuhörx wäre spezifisch interessiert.

Woran es liegt ? Manche würden sagen, daß es schlicht langweilig ist. Es plätschert in der seit 100 Jahren altbekannten und seit 60 Jahren aus der Mode gekommenen Art vor sich hin. Dagegen als Gitarren-Adept, der die technischen Herausforderungen erkennt, ist das natürlich reizvoll.

Schwer zu erklären, es gibt immerhin Musik, die ebenso alt oder älter ist und dennoch ihr ursprüngliche Kraft eher bewahrt hat, ich spreche jetzt aber nur für mich, ist klar, daß andere das ganz anders sehen werden.
Highlaender
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Beitrag von Highlaender »

Lasse Johanson

mal wieder etwas gelernt, kannte den gar nicht

@Tommis

wie wärs mit nem Duo Stück für nächste Fingerpickertreffen ?

Auf der Seite von Lasse Johannson kann man Stücke herunterladen

als Duo z.B. Eugenia

Gruß
Signatur ist, wenn hier etwas steht
Macbeth
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Beitrag von Macbeth »

Kenne zwar die von Dir genannten Musiker (noch) nicht, aber ich würde sagen, die Mischung macht's.

Stücke, die eine eingängige Melodie und einen flotten Rhythmus haben, fesseln die Aufmerksamkeit des Publikums vermutlich eher als Stücke, die komplex vor sich "hinplätschern". Auch Stücke mit Wiedererkennungswert sind vermutlich geeignet, das Publikum zu fesseln - da können sie im Geiste mitträllern. Dazwischen dürfen es dann gerne auch wieder virtuosere und komplexere Stücke sein.

Mit solch einem Repertoire würdest Du mich wahrscheinlich faszinieren.

Grüßle, Oliver
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- PRS SE Santana
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tired-joe
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Re: ich frage mich

Beitrag von tired-joe »

tomis hat geschrieben:ob solche sachen wie sie z.B. Lasse Johannson oder Ton van Bergeyk spielt,
als Repertoire sinnvoll sind.
Ich finde, es macht mehr Spass, sie zu spielen als zu zuhören.
Wie seht ihr das ?
Sologitarrenkonzerte werden meiner Erfahrung nach von Leuten besucht, die selbst Gitarre spielen, oder von Leuten, deren Partner sie dorthin verschleppt hat.

Meine Meinung zu Lasse Johanssons oder Ton Bergeyk Arrangements: Es wird mit viel Aufwand, damit meine ich die Technik, wenig erreicht, damit meine ich die Musikalitaet. Scott Joplin kommt am besten auf dem Klavier, von Jelly Roll Morton gibt es schoene Arrangements fur Jazzensemble, man hoehre sich z.B. mal einige Stuecke auf Ry Cooders Album Jazz an. Der Charme dieser Musik kommt da viel besser rueber als bei den Arrangements Johanssons. Das schreibe ich, obwohl ich selbst einige Arrangements von Johansson un Bergeyk auf meiner soundcloud Seite aufgenommen habe.

Ragtime und der alte Jazz mag Kaffeehausmusik sein, wie es RB empfindet, aber in ihrer harmonischen und auch rhythmischen Komplexibilitaet ist es doch eine angenehme Alternative z.B. zum Bluegrass mit seiner harmonischen Begrenztheit und dem etwas zu einfoermigen Rhythmus.

Joe
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

tomis hat geschrieben:soll man für die zuhörer spielen was sie wollen
oder sollen die, die es nicht ertragen, sich nach hinten verziehen ?
Ich denke, das kommt drauf an, wie man sich selbst sieht, und was man eigentlich will. Am falschesten finde ich, einfach etwas vor Publikum zu spielen, nur weil man es halt kann bzw mal gelernt hat (auch wenn's Spaß macht). Entweder man will tatsächlich das Publikum unterhalten, dann kann es nicht schaden, auch dessen Geschmack zu treffen. Und dann sollte halt der eigene Geschmack und der des Publikums zusammenpassen, damit es beiden Seiten Spaß macht.

Oder man sieht sich als Künstler, der etwas ganz Eigenes macht, auch dahinter steht, und das irgendwie rüberbringen will. Das geht nur mit absoluter Konsequenz, indem man voll zu dem steht, was man tut, und darin auch eine Konsistenz vorweist. Und vom Publikum muss man sich finden lassen, auch wenn's nur wenige sind.

tomis hat geschrieben:bei lämmerhirt bin ich auch nach 20min raus gegangen,
don ross habe ich 30min ertragen
würde ich bei kottke heutzutage mglw auch
aber vor 30 j ganz bestimmt nicht
woran liegt's ?
sound, überzogener komplexizitätsgehalt
Würde mir wohl heute ähnlich gehen. Ich glaube, diese Sachen sind auch nur pseudo-komplex und kompositorisch nicht besonders vielseitig. Dem fehlt halt irgendwie der echte Unterhaltungsfaktor, und allzu künstlerisch-kreativ ist es dann halt doch nicht. Reines technik-geprotze ist doch irgendwie völlig überflüssig.

Gute Gitarrenkonzerte - das waren damals z.B. Kolbe & Illenberger, finde ich. Da ist sicher keiner raus ;-)

oder heutzutage: vor einiger Zeit war ich auf einem Adam Rafferty Konzert, das war beste Unterhaltung bis zur letzten Minute. Der Mann hats einfach drauf, mit richtig guten Covers von Beatles, Stevie Wonder und alten Soul Sachen, und auch mal was Eigenes zwischendurch. Alles absolut anspruchsvoll und super präsentiert.

Ich glaube, da waren auch einige nicht-Gitarristen auf diesem Konzert!
Viele Grüße,
Jack

Jack's schöne Gitarrenmusik auf YouTube:
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tbrenner
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Mhm, eine für mich etwas seltsame..

Beitrag von tbrenner »

Fragestellung die Du rüber schiebst, tomis.

Ich meine, wenn man selbst schon in Frage stellt, an was man sich da abmüht und -übt und selbst hochklassige Protagonisten dieser Musik wie Lämmerhirt, Kottke und Don Ross (letzterer nun beileibe kein Ragtime-geprägter Spieler) nicht des längeren Anhörens würdig befindet, tja -
was soll man dann sagen oder gar raten... :bl:

Vielleicht bist Du der instrumentalen Gitarrenmusik gerade etwas überdrüssig geworden und solltest dich mal mit anderen Höreindrücken "erholen", Mongolischer Obertongesang oder afrokubansicher Bläserjazz vielleicht?

Oder war die Frage so zu verstehen: mit welcher einfacheren Kost kann ich auch ein Live-Publikum "catchen"?

So richtig schlau bin ich daraus nu nicht geworden...

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Oder war die Frage so zu verstehen: mit welcher einfacheren Kost kann ich auch ein Live-Publikum "catchen"?
Habe ich mich auch gefragt. Mit nicht viel mehr als drei Akkorden, einem satten sound und einer netten Ansprache lässt sich doch recht regelmäßig die "crowd ownen" (um in der Sprache unserer Zeit zu bleiben).

Nach den genannten Vertretern (Ross, Lämmerhirt...) kommt mMn nicht mehr viel; die Luft ist recht dünn da oben. Mal geht das. Doch ist mir häufiger nach leichterer Kost. Das ist wie mit Schach oder go oder komplexeren taktischen / strategischen Konfliktsimulationen wie z.B. das gute alte Panzer General von 1994 (gerade bei steam einen herrlichen clone ("panzer corps") entdeckt :) ) - kann ich auch nicht immer spielen, mitunter ist das einfach too much und dann reicht eine gediegene Runde Siedler o.ä.
Oder man sieht sich als Künstler, der etwas ganz Eigenes macht, auch dahinter steht, und das irgendwie rüberbringen will. Das geht nur mit absoluter Konsequenz, indem man voll zu dem steht, was man tut, und darin auch eine Konsistenz vorweist. Und vom Publikum muss man sich finden lassen, auch wenn's nur wenige sind.
! Genau! Eigene Titel (in der Tradition ihrer Meister) spuilen, ggf. einige absolute Klassiker originell interpretieren (Rafferty) - das wäre ein Konzept, das aufgehen würde. Doch mit "anspruchsvolle Repertoire" und "normalem Publikum" hat man oft das Gefühl: "Perlen vor die Säue".
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tomis
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Beitrag von tomis »

naja
es verhält sich halt so, daß ich demnächst den opener für richie arndt machen kann.
hausmusik im woodstore/nachbarort.
die leute kennen mich, ganz klar heimvorteil.
und im zuge dessen habe ich mich halt gefragt:
was will ich denen um die ohren hauen.
neulich war dave goodman mit steve baker da und die leute waren schwerstens begeistert. auch andere akustiker aus aller welt kommen i.d.r. gut an, aber die singen halt auch.
selbst vicki genfan
soll ich lieber hardcore wie auf und ab oder country fair/woody man
oder doch besser bei queen dream ( mit stereophaser!!?) und telling my troubles... bleiben
am besten wohl beides
von daher:"Live-Publikum "catchen"
das trifft's schon ganz gut

aber was ich auch meinte war, daß viele helden immer komplizierter spielen
wie eingangs angesprochen,
so daß selbst leute, die etwas von der materie selbst im hirn haben,
sich das nicht anhören möchten
naja, lassen wir das
schönen abend und spielt
mit Blues und Gruß
Thomas
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RB
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Beitrag von RB »

Wenn das ein Publikum ist, die das von der Technik einschätzen können, würde ich schon ein paar von den Sachen dazunehmen.

Wenn welche dabei sind, die das auf der Gitarre vielleicht gar nicht so kennen, ebenfalls.

Vielleicht bin ich nur zu abgestumpft, die alte Begeisterung ist zugeschüttet und andere wissen das zu würdigen.
tbrenner
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Na..

Beitrag von tbrenner »

..eine schöne Antwort hast Du dir doch selber mit deinem kürzlich hier vorgestellten L.Kottke -Evergreen "Last steam engine...) gegeben.
Das kam doch hier bestens an + wird auch bei einem Live-Konzert die Wirkung nicht verfehlen.
Ich kenne vermutlich nur kleine Ausschnitte von dem was Du so drauf hast, aber das war bisher noch alles so sehr überzeugend, daß ich Dich einfach ermuntern würde, bei diesem speziellen Gig das zu spielen, wonach Dir ist + womit Du dich wohlfühlst und dir nicht den Kopf über etwaige Publikumsvorlieben zu zermartern.

Einzige Überlegung wäre bei einem Richie Arndt- support act, sich nicht zu sehr auf dem Feld zu bewegen, das der Meister dann anschließend selber beackert - d.h. ich würde wohl zu weniger blueslastigem Material greifen.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

Moin Tomis,

in diesem Fall spiel wozu du Lust hast und was du kannst. Da du wenig singst, sind in diesem Fall die Ansagen entscheidend. Du machst Unterhaltung, immer daran denken. Lieber zwei Impros über Hänsel und Gretel als zuviel gitarristisches Hardcore-Gedudel ;-)

Viel Spaß am 3.
landmesser
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