Fingerpicker DE

Ich hatte die Tage (wieder einmal) ein lustiges Gitarrenerlebnis !

Und da ihr hier sicher auch die ein oder andere Kurzgeschichte erzählen könnt, dachte ich mir, das schreit
regelrecht nach einem Thread !

Nun, hier meine erste Geschichte:

Eine Bekannte meiner Freundin hat sich an mich gewendet weil sie auf der Suche nach einem Gitarrenlehrer ist.

Da ich auch schon in der Gegend "ein paar durch habe" wollte ich mal genauer wissen für was und
wie sie sich den Unterricht vorstellt bzw. was ihre Ziele sind.

Ziel: Liedbegleitung (ist für mich erstmal "Akkorde-Schrumm-Schrumm")

Allerdings könnte sich die Suche "etwas" schwierig erweisen, denn ihre Prämissen sind:

- Der Gitarrenlehrer muss zeitlich flexibel sein
- Er soll zu ihr nachhause kommen
- Preis pro Stunde max. € 10,-- bis 15,--

Achja, und sie erwartet ihr zweites Kind und möchte somit im März "fertig sein" mit dem Unterricht !

Viel Spaß bei der Suche, wenn sie einen Gitarrenlehrer findet der mir in 1 1/2 Monaten das Gitarrespielen
beibringt, mich dabei um € 10,-- daheim besucht ... den nehme ich auch !

Na mit der sicheren Beherrschung von G, C + D könnte sie doch schon gefühlte 300 Songs begleiten - insofern gar nicht so abwegig, das Begehren.

Ich bin - btw. - doch immer wieder bass erstaunt, wie planvoll- strategisch (mit Setzen zeitlicher und finanzieller Limits) sich die nachwachsende Generation
in so lebensentscheidende Prozesse wie das Erlernen des Gitarrenspiels hineinbewegt.
ich kenne sowas von mir so gar nicht...

(Ergänzende Kurzanekdote: Die Bestrebungen meines jüngeren Bruders als Gitarrenlehrer tätig werden zu wollen, endeten seinerzeit mit dem Beibringen des einen, großen Klammergriffs. Mittlerweile sind Gitarrenschülerin + er seit 27 Jahren ganz gut verheiratet.)

Grüssle,

tbrenner

tbrenner hat geschrieben:.... endeten seinerzeit mit dem Beibringen des einen, großen Klammergriffs. Mittlerweile sind Gitarrenschülerin + er seit 27 Jahren ganz gut verheiratet....

Das nenne ich mal Wortwitz

tbrenner hat geschrieben:Na mit der sicheren Beherrschung von G, C + D könnte sie doch schon gefühlte 300 Songs begleiten - insofern gar nicht so abwegig, das Begehren.

Auch für 10-15 € kannst du das bei mir in der Stadt bekommen. Da gibt es einige Studies, die Liedbegleitungsgeschrammel dafür anbieten.

scifi hat geschrieben:Auch für 10-15 € kannst du das bei mir in der Stadt bekommen.

Bei uns auch, aber nur im Gruppenunterricht bei Anbietern "Gitarre ohne Noten".
Und die finden generell zu fixen Zeiten statt und in einem Wirtshaus o. Ä.
Einzelunterricht daheim zu dem Preis, ich habe hier schon VIELE angeschrieben und gesucht,
aber sowas günstiges habe ich nicht gefunden. Leider.

scifi hat geschrieben: Da gibt es einige Studies, die Liedbegleitungsgeschrammel dafür anbieten.

Zu Studenten (hier kann man auf der Uni Gitarre studieren) habe ich ihr auch geraten.
Vielleicht wird sie da fündig. Wenn man sich mal anschaut was die draufhaben müssen
damit sie überhaupt aufgenommen werden !

Noch eine kleine Anekdote aus meinem Fundus:

Ich hatte vor längerer Zeit eine Taylor 110 und mein damaliger Trainer hat gemeint ich solle
doch auf der Vereinsweihnachtsfeier ein paar Lieder vortragen. Habe mal die Gitarre mitgenommen
zu der Veranstaltung und dem Trainer gesagt dass ich sie zwischenzeitlich in der Garderobe
absperren möchte weil sie teuer war.
Er hat gemeint wieviel sie denn gekostet hat und ich habe ihm gesagt € 700,--

Sein Kommentar: "WAS - 700 Euro für eine Gitarre - eine Gitarre kostet NIEMALS 700 Euro,
da haben sie dich aber ordentlich über´s Ohr gehauen !"

Noch ne Geschichte!
Ich unterrichte z.Z. eine 9 jährige die auch einfache Liedbegleitung erlernen möchte. Ich bin zeitlich flexibel (allerdings bei mir zuhause) und mache das 2 mal pro Woche kostenlos. Das Kind wohnt gut einen Kilometer entfernt und kann den Weg allein zurück legen. Meine Frau gibt dem Mädel (auch 2 mal die Woche) Nachhilfe in deutsch auch kostenlos. Wir machen das um dem Kind, dass aus einer sozialschwachen Familie kommt, den Weg in ein erfolgreiches Leben etwas zu ebnen.
Wenn das Kind sich gut macht mit der Gitarre, schicke ich es zu einem ordentlichen Gitarrenlehrer. Ich selbst halte mich für keinen Lehrer, ich versuche nur das zu vermitteln was ich so kann.

Das ist ein schöner Knubbel, ich musste einige Male schmunzeln.

Frische Geschichte: Jüngere Schülerin (ca. neun Jahre alt) in der Gitarrenstunde; es begab sich, dass ich "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" als Melodie in A-Dur / II. Lage als Spielstück für sie heraussuchte. Ich stellte den Titel sinngemäß ungefähr so vor: "Das ist jetzt gewiss nicht der neue Sommerhit, doch eine Dir bekannte Melodie an der Du eine bereits vertraute Spieltechnik verfestigen / weiter üben kannst.". Sie schaut auf den Zettel und sagt währenddessen: "Ja, Fuchs Du hast die Gans gestohlen. Sehr beliebt.".



Das hat gesessen. Ich werde hoffentlich bald herausfinden ob das Ironie war oder nicht. Stand der Wissenschaft scheint ja zu sein, dass I. bereits vor dem 10. Lebensjahr verstanden bzw. angewendet werden kann.

[Beitrag vom Verfasser entfernt]

Ulrich Peperle hat geschrieben: Unterricht bei Musikstudenten mit Hauptfach Gitarre gibt es nicht unter 20-25 €!

mfG
Ulrich

Zeit - oder Unterrichtsstunde?

Lang ist's her: Ich habe Anfang der 70er für den Unterricht bei Evert Brettschneider, damals auch noch Student an der Folkwang, 7,50 DM die U-Stunde bezahlt. Das war mein wöchentliches Taschengeld
Selbst habe ich dann Nachhilfe in Mathe gegeben, auch für 7,50 DM die U-Stunde . So kam man dann über die Runden.

Ich habe verschiedene Gitarrenschüler, eine Gitarrenschülerin mit dem Anspruch, Liedbegleitung für ihren Job im Kindergarten lernen zu wollen, einen Gitarrenschüler > 70, der endlich bei den Lagerfeuern mit den jungen Füchsen mithalten will, einen Asylanten aus dem Irak, der kostenlos Unterricht bekommt.
Eine Dame >75, die sich einen PC gekauft hat und für die Kirchengemeinde Infoblätter und 'fromme Karten' (wie sagt) zu machen. Ich helfe ihr, mit den Tücken der Technik klar zukommen und meine Erfahrung als Designer zu vermitteln.
Alle haben sehr konkrete Vorstellunge was sie lernen wollen.
Der Zeitraum ist nicht unwichtig aber auch nicht.
Luisa wollte für den 50sten Geburtstag ihres Papas sein Lieblingslied spielen und singen.
Hallelluja von Herrn Cohen.
Das hat sie geschafft, nur, sie ist eine gute Sängerin, hat sie sich selbst beim Gesang 'überholt'.
Ich habe angeboten ihr 'Sidekick' zu sein. Bin dann zu der Party vom Papa gekommen und habe Luisa beim Vortrag unterstützt. Das hat gut geklappt.
Hatnixgekostet.
Ich glaube, man kann durchaus in 3/4 Monaten eine Menge lernen. Von virtuosen Fingerpicking-Sachen rede ich nicht.
Das können andere besser und dauert länger.

tbrenner hat geschrieben:… Mittlerweile sind Gitarrenschülerin + er seit 27 Jahren ganz gut verheiratet.)

Grüssle,

tbrenner

Miteinander?

Lustig oder/ bzw. "vielleicht" bemerkenswert war, wie ich bzw. meine Gitarre vor Jahren eine 50er-Geburtstagsfeier bzw. deren Stromversorgung kurzzeitig zum Erliegen brachte, nachdem sich ein Ende einer Gitarrensaite meiner Strat in einer Glühbirnenfassung verirrt hatte, was zu einem nicht zu verheimlichenden "Kurzen" - wenn auch glücklicherweise nur für (wie bereits erwähnt!) kurze Zeit - führte ...........

Hallo allerseits,
meine Lieblingsgitarrengeschichte hat mit einem Gitarrenlehrer und einem Kotzeimer zu tun.

Vor Jahren hatte ich eine ganz schwierige dritte Klasse übernommen - viele Kinder aus üblen Verhältnissen und mit vielfältigen Verhaltens- und Lernstörungen und viele Migrantenkinder mit riesigen Sprachdefiziten. Jeder Tag war ein Kampf.
Aber sie haben es geliebt, zur Gitarre zu singen. Da konnte man die immer packen.
Die Kinder haben mein stümperhaftes Gitarrenspiel sehr bewundert und drei Mädchen haben tatsächlich gleich begonnen, Gitarrenunterricht zu nehmen – wahrscheinlich weil ich immer gesagt habe, es gibt fast nichts Schöneres, als Gitarre zu spielen.

Weihnachten nahte und am letzten Schultag vor den Ferien war eine Klassenweihnachtsfeier geplant.
Die drei Mädchen, die mit dem Gitarrenunterricht begonnen hatten, baten mich, ihnen beim Programm der Weihnachtsfeier 20 Minuten Zeit einzuräumen, weil sie eine ganz besondere Überraschung für mich geplant hätten.
Da war ich natürlich sehr gespannt.

Als der große Tag gekommen war, brachte eine Mutter eins der Mädchen in die Schule und sagte, eigentlich gehöre die Tochter ins Bett, weil sie sich heute Nacht übergeben habe. Aber das Mädchen habe sich standhaft geweigert, zu Hause zu bleiben, weil heute ja die große Überraschung für die Lehrerin sei.
Nun gut – wir begannen mit unserer Weihnachtsfeier mit Geschichten und Liedern und einem Kotzeimer im Zimmer, weil das kranke Kind sich natürlich gleich nochmal übergeben musste.
Um zehn Uhr klopfte es dann an der Tür und ein Mann mit einem Gitarrenkoffer trat ein.
Hier sei eine Lehrerin, die das Gitarrenspiel so lieben würde, erklärte er, und seine drei Gitarrenschülerinnen hätten ihn seit Herbst bearbeitet, dass er doch dieser Lehrerin zu Weihnachten eine Freude machen solle und er wolle mir nun deshalb heute hier etwas vorspielen.

Er packte also seine Gitarre aus dem Koffer (eine Takamine) und spielte drei wunderschöne Stücke, eins davon hieß „Mediterranean Sundance“, die anderen weiß ich leider nicht mehr.
Eine sehr gerührte Lehrerin lauschte andächtig – und alle Schüler natürlich auch.
(Na ja, bis auf eine – die beugte sich dezent über ihren Kotzimer…)...

Da hatte sich dieser vielbeschäftigte Mann, Gitarrenlehrer und sehr guter Gitarrist, der hier in unserer Gegend Konzerte spielt, die Zeit genommen, seinen Schülerinnen (und mir!) eine Freude zu machen, indem er ein kleines Privatkonzert spielte.

Ps: Das isser! - besonders schön bei 1.22 das "Badner Lied"...

Gruß Iris

Eine wirklich schöne Geschichte endlich einmal. Hoffentlich bleiben die Mädchen interessiert.

RB hat geschrieben:Eine wirklich schöne Geschichte endlich einmal. Hoffentlich bleiben die Mädchen interessiert.

Und hoffentlich spielen sie dann auch "La catedral", wie im Link (sehr schön!)...