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Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mo Feb 22, 2016 9:23 am
von chrisb
moin moin,

wir hatten hier ja schon das thema mit einheimischen tonhölzern.
jetzt hab ich dazu einen bericht gelesen vom leonard guitar research project.
darin wurden tropische und nichttropische hölzer für klassische gitarren verglichen.
es wurden 15 gitarren gefertigt, davon 10 mit nichtropischen hölzern und 5 mit ind. palisander, ansonsten baugleich.
das vergleichsspielen und -hören wurde blind und sehend durchgeführt.
ergebnis der "blinden" spieler und zuhörer: 50 % würden die gitarren mit nichttropischen und 50 % die mit tropischen hölzer nehmen.
ergebnis der "nicht blinden" spieler und zuhöhrer: nur 25% wählen die gitarren mit nichttropischen und 75 % die tropioschen hölzer.

--> das auge hört mit!

http://www.leonardo-guitar-research.com/deutsch" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Bild

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Di Feb 23, 2016 9:14 am
von HR
Das Ergebnis überrascht mich eigentlich nicht.

Es muss ja nicht immer Palisander und Mahagoni sein. Unsere heimische Tonhölzer klingen halt etwas anderes; aber deswegen nicht schlechter. Nylonsaiten-Gitarren werden unter anderem auch aus Ahorn gebaut. Und Maton fährt mit seinen australischen (heimischen) Hölzer auch ganz gut.

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Di Feb 23, 2016 9:52 am
von saitentsauber
Mich würde ja mal interessieren, was denn nun die "nicht-blinden" gesehen haben, z.B. ob es bei den Gitarren aus nicht-tropischen Hölzern auch welche mit dunklem Korpus gab. Aber das steht wohl nirgendwo, oder habe ich was übersehen?

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Di Feb 23, 2016 12:08 pm
von LaFaro
HR hat geschrieben:Das Ergebnis überrascht mich eigentlich nicht.

Es muss ja nicht immer Palisander und Mahagoni sein. Unsere heimische Tonhölzer klingen halt etwas anderes; aber deswegen nicht schlechter. Nylonsaiten-Gitarren werden unter anderem auch aus Ahorn gebaut. Und Maton fährt mit seinen australischen (heimischen) Hölzer auch ganz gut.
Nicht nur Nylon-Saiten-Gitarren...:wink:
und ich bin von meiner Miss Maple mehr als begeistert....
ansonsten.. ich habe schon vor einiger Zeit mit Chris Larkin, einem der an dem Projekt teilnehmenden Gitarrenbauer, über dieses Phänomen gesprochen und er hat das genauso bestätigt....dass es aus klanglichen Gründen keinen Grund gibt, auf einheimische Hölzer zu verzichten oder anders herum auf tropische zurückzugreifen und dass es eher innerhalb der jeweiligen Holzart Qualitätsschwankungen gibt, die oft um einiges größer sind als die vermeintlichen Unterschiede zwischen tropischen und nichttropischen Holzsorten, aber bei der Auswahl optische Gründe eine zumindest nicht unerhebliche Rolle spielen und diese wiederum von Gewohnheiten geprägt werden...

Nachtrag:
außerdem würde mich mal "grundsätzlich" interessieren, warum es anscheinend ein weit verbreitetes "Ziel" ist, dass alle "möglichst gleich" oder zumindest ähnlich klingen... 8) :lol: :wink:

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Di Feb 23, 2016 12:23 pm
von Orange
Das Auge hört sicher mit. Ich mag Gitarren mit etwas (viel) "Wildwuchs", egal ob tropisch oder nicht-tropisch
wobei heimische Hölzer wohl beim "Bauen-Lassen" von mir zu bevorzugen wären.

Müssen nicht die ganz gleichmäßig gewachsenen Jahresringe sein, im Wald wächst auch nicht
immer alles gerade ... habe ich mal gehört ... angeblich ! :mrgreen:

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Di Feb 23, 2016 12:44 pm
von chrisb
das sah man als nichtblinde/r:
http://www.leonardo-guitar-research.com ... nardos.png" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

das sieht relativ unspektakulär aus. aber manchen erscheint ind. palisander auch als schlicht und langweilig.

es gibt auch stimmen, die sagen, die bassprojektion eines palisanders bekommt man mit einheimischen hölzern nicht hin.
hm, da zweifel ich noch inwieweit man das nicht mit konstuktiven maßnahmen bzw. der wahl der beleistung ausgleichen kann.
aber sollte das überhaupt das ziel sein, eine gitarre aus heimischen hölzern zu bauen , die nach palisander klingt? nein.
..... dass es eher innerhalb der jeweiligen Holzart Qualitätsschwankungen gibt, die oft um einiges größer sind als die vermeintlichen Unterschiede zwischen tropischen und nichttropischen Holzsorten.......
ja.
die schwankungen beziehen sich nicht nur auf klangliche qualitäten, sondern auch auf die optik. und hier sind wir wieder beim "das auge hört mit":

einheimischer walnuss:
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einheimische zwetschge:
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geriegelte esche:
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Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Di Feb 23, 2016 1:22 pm
von Pit the Picker
Ich habe eine Dread aus Eiche. Die kann, was die Bassprojektion anbelangt locker mit Palisander mithalten...... :roll:

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 8:13 am
von chrisb
Pit the Picker hat geschrieben:Ich habe eine Dread aus Eiche. Die kann, was die Bassprojektion anbelangt locker mit Palisander mithalten...... :roll:
hast du bitte bilder?

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 9:04 am
von Pit the Picker
Hallo Chrisb,

Du findest ein Foto in meinem Beitrag unter dem Faden Sofa- oder Gruppenbilder, S. 29 (es ist die linke Axt) :wink:

VG
Pit

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 10:26 am
von Gitarrenmacher
Ich finde die diversen Palisander, Mahagonieartige, Koa, Makassar, Claro-oder Bastognewalnut total schick. 8)
Ich habe Kirsche, Ahorn, Birne, Rüster, Silbereiche im Holzlager, habe es auch schon angeboten, es wollte keiner.

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 10:44 am
von Rainer H
Gitarrenmacher hat geschrieben:Ich finde die diversen Palisander, Mahagonieartige, Koa, Makassar, Claro-oder Bastognewalnut total schick. 8)
Ich habe Kirsche, Ahorn, Birne, Rüster, Silbereiche im Holzlager, habe es auch schon angeboten, es wollte keiner.
Viele denken bei Ihrer Gitarrenwahl sehr wirtschaftlich , und denken beim Kauf, schon an den möglichen Wiederverkauf .
So sind einige Exoten und nach meiner persönlichen Meinung einige der besten Gitarren, für kleines Geld in meinen Besitz gekommen .
Die aber keiner wollte , weil man eben aus Wirtschaftlichen gründen, auch wenn es Industriewahre ist, einen großen Namen auf der Kopfplatte möchte.
Das soll auch kein Vorwurf sein, sondern es sind meine Beobachtungen .
Gruß Rainer

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 1:03 pm
von Jorma55
Gitarrenmacher hat geschrieben:Ich finde die diversen Palisander, Mahagonieartige, Koa, Makassar, Claro-oder Bastognewalnut total schick. 8)
Ich habe Kirsche, Ahorn, Birne, Rüster, Silbereiche im Holzlager, habe es auch schon angeboten, es wollte keiner.

Auch Martin ist schon vor geraumer Zeit mit dem Versuch gescheitert, Eiche als Korpus Holz ins Spiel zu bringen. Die entsprechenden Dreads sollen zwar sehr gut geklungen haben, trotzdem wurden sie ein totaler Flop. Kein Mensch wollte die haben.

Michael

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 1:10 pm
von rwe
Gitarrenmacher hat geschrieben:Ich finde die diversen Palisander, Mahagonieartige, Koa, Makassar, Claro-oder Bastognewalnut total schick. 8)
Ich habe Kirsche, Ahorn, Birne, Rüster, Silbereiche im Holzlager, habe es auch schon angeboten, es wollte keiner.
So etwas dauert... Zeder (ok, Fichte ist auch kein tropisches Holz; das Beispiel zielt auf den Zeitraum ab) hat lange Jahre gebraucht, bis sie sich etabliert hat, bei Steelstring noch deutlich später, als bei klassischen Gitarren. Obstbaumhölzer haben bei Saiteninstrumenten eher das Image "Volksmusikinstrument", Birke hatten Levin und Landola (Bjarton evtl. auch), aber auch als billiges, einheimisches Holz. Walnuss hat in meinen Augen eigentlich erst Lowden etabliert. Aber es tut sich allmählich etwas, die Hanika-Aktion mit 24 verschiedenen, darunter auch einheimischen, Hölzern für den Korpus (allerdings bei klassischen Gitarren) fand gute Resonanz. Birke gab es in den 1970ern mal bei japanischen Dreads als Teil von 3- bzw. 5teiligen Böden als Kontrast zum Palisander.

Zum Teil mag es aber such schwierig sein, zweiteilige Böden aus Obstbaumhölzern zu gewinnen. Aber auch da gibt es ja große Vorbilder, die dreiteilige Böden verbaut haben... Ich denke, dass heute die Akzeptanz gegenüber "einheimischen Exoten" deutlich höher ist, als vor 20 oder 30 Jahren. In weiteren 20 Jahren werden - so meine Vermutung - eine Reihe anderer Hölzer zum "Alltag" gehören. (Und damit den Markt, auch den Sammlermarkt, unübersichtlicher machen. Aber das und der Einfluss darauf auf die Wiederverkaufspreise ist ein ganz anderes Thema.)

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 1:12 pm
von Pit the Picker
Stimmt, aber die Martin sahen optisch auch "bescheiden" aus... das wunderschöne Eichenholz war - soweit ich mich entsinne - rötlich...und von der Maserung unspektakulär, womit wir wieder beim Thema sind, dass das Auge mithört. :D

Re: Das Auge hört mit - nichttropische vs. tropische Hölzer

Verfasst: Mi Feb 24, 2016 1:46 pm
von rwe
... gut, dann bleibt noch schwarz-matt oder hiGloss ...

Auffällig, dass früher viele "Billighölzer" durch Beize optisch in Richtung Mahagoni oder Palisander aufgewertet werden sollten (auch z.B. bei Blasinstrumenten). Heute - habe ich den Eindruck - traut man sich eher, dass Holz auch so zu belassen (it's not a bug, it's a feature). Wobei man, richtig, auch mit einheimischen Hölzern hässliche Instrumente herstellen kann,-) Gerade in der Kombination. So what, ich sehe eh' in die Noten oder auf die Mitspieler oder ins Publikum.