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Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: So Mär 27, 2016 8:43 pm
von tele
Streichinstrumente und Archtopmandolinen werden ja fast ausnahmslos in der Kombination Fichte/Ahorn gebaut.
Bei Klassikmandolinen ist Ahorn gleichberechtigt mit Palisander als Material für die Muschel, mitunter werden die zwei kombiniert, wodurch ein schmucker Fußgängerüberweg entsteht. :wink:

Bei Gitarren ist der Ahornkorpus aber eher eine Rarität, Steelstrings werden meistens aus Mahagoni oder Palisander gebaut, eine Konzertgitarre, die was auf sich hält, ist aus Palisander, bei den Flamencas kommt noch die Zypresse ins Spiel.
Die Martin Custom OM Tuxedo oder die Hanika 58 AF bilden da wohl eher eine Ausnahme.
Häufiger wird Ahorn wohl bei Gitarren verwendet, die romantischen Gitarren nachempfunden sind, z.B. bei der von Maurice Dupont.
Daher meine Frage an die Gitarrenbauer im Forum und natürlich an alle anderen: Was spricht eigentlich dagegen, dieses dekorative Holz als Korpusholz zu verwenden?

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: So Mär 27, 2016 9:44 pm
von Gitarrenmacher
tele hat geschrieben: Was spricht eigentlich dagegen, dieses dekorative Holz als Korpusholz zu verwenden?
Nichts

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: So Mär 27, 2016 10:51 pm
von rwe
tele hat geschrieben: Bei Gitarren ist der Ahornkorpus aber eher eine Rarität, Steelstrings werden meistens aus Mahagoni oder Palisander gebaut, eine Konzertgitarre, die was auf sich hält, ist aus Palisander, bei den Flamencas kommt noch die Zypresse ins Spiel.
Na ja, in Deutschland hat Ahorn bei Nylonsaiteninstrumenten doch eine recht große Tradition, gerade bei den kleinen Gitarrenbauern. Es kommt aber von der Verbreitung her nicht an Palisander heran.

Bei Steelstrings gibt es zumindest zwei Ikonen aus Ahorn, die Gibson J200 und die Guild-Jumbos.

Mir selbst gefiel bei der Hanika-Roadshow für den Einsatzzweck "Ensemble" (Trennschärfe, "Durchsichtigkeit") das Ahornmodell am besten. Allerdings konnte ich das Instrument nicht so dynamisch spielen, wie die aus den meisten anderen Korpushölzern. Aber die grundsätzliche Klangrichtung stimmte. Hier werde ich weiter suchen.

Nachtrag: Insofern volle Zustimmung zu gitarrenmacher.

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: So Mär 27, 2016 11:04 pm
von jazzloft
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es auch etwas mit der Farbe tun hat. So ganz in hell (z.B. https://www.musikhaus-korn.de/de/furch- ... GwodD-MLdA" onclick="window.open(this.href);return false;) gefällt mir das ehrlich gesagt auch nicht - da läge mir eine reine Mahagoni-Gitarre optisch schon sehr viel näher.
Wahrscheinlich auch der Grund, warum Taylor die Ahorn-Gitarren braun anmalt (http://www.gitarrebass.de/equipment/die ... ce-im-test" onclick="window.open(this.href);return false;):
"...Erkenntnis von Bob Taylor: „Acoustic-Players don’t like white guitars“..."

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: So Mär 27, 2016 11:10 pm
von dünensängerin
Godin hat auch Gitarren mit Ahornboden und -zargen.
Seagull Natural Elements Amber Trail Dreadnought SG T35

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 8:21 am
von tbrenner
Werfe mal noch meine Albert & Müller G2-Modell in Ahorn ins Rennen, die ja einige schon beim Forentreffen Sendenhorst amspielen konnten.
Finde die auch sehr gelungen + würde sie nicht mehr hergeben wollen.Sie klingt tendenziell strahlender + nicht so mittenbetont, wie eine vgl.bare Gitarre z.B. aus Mahagoni - aber für bestimmte Anwendungen dann eben genau das Richtige.
Auch die S 1-Modell von A & M in maple sind imho richtig toll klingende Dinger.

Nicht zuletzt auch im Archtop-gitarrenbau ist maple sehr weit verbreitet + ich finde es mit der richtigen Lackierung auch recht dekorativ.
Den Grund, weshalb es im Steelsstring-Sektor nicht noch verbreiteter ist, verorte ich eher in einem gewissen Konservativismus unter uns Spielern, wonach (unter optischen Gesichtspunkten...) eine Steelstring einen Mahagoni- oder Palisanderkorpus zu haben hat....

Bei einer teuren Les Paul kann es dagegen gar nicht genug geriegeltes Ahorn auf der Decke geben.

Grüssle,

tbrenner :wink:

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 11:20 am
von fatfinger
tbrenner hat geschrieben:verorte ich eher in einem gewissen Konservatisvismus unter uns Spielern
Wo verortest Du denn dann die Tendenz der Boutique-Käufer zu exotischen Hölzern wie Cocobolo, Blackwood, Ziricote etc? In der Speerspitze der Progressivität?

Nicht jeder kann oder will zig-zehntausende für Gitarren ausgeben, da zählt dann eben ein bestimmtes Klangideal und Versatilität. Letzteres bietet Ahorn nicht übermäßig, verglichen mit Mahagony oder Rosewood.

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 12:50 pm
von uwesemmelmann
jazzloft hat geschrieben:Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass es auch etwas mit der Farbe tun hat. So ganz in hell (z.B. https://www.musikhaus-korn.de/de/furch- ... GwodD-MLdA" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;) gefällt mir das ehrlich gesagt auch nicht - da läge mir eine reine Mahagoni-Gitarre optisch schon sehr viel näher.
Geht mir auch so. Ich hatte mal eine klassische Oskar Teller in Fichte Ahorn. Die war mir einfach zu hell. (Klang war aber ok.)

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 1:09 pm
von tele
Danke für die Antworten, da scheint es ja doch mehr Ahorngitarren zu geben, als ich ursprünglich dachte!

Dass die J-200 aus Ahorn ist, ist mir neu, für Jumbos hab ich mich aber nie sonderlich ineressiert, das ist doch mehr was für vorzeitig ergraute Cowgirls, die auch mal den Blues kriegen. :wink:

Bei deutschen Gitarrenbauern findet man natürlich hin und wieder den Hinweis, dass der Korpus auch aus Obsthölzern oder auch Ahorn gefertigt werden kann, aber die große Mehrheit der Gitarren wird doch aus Palisander gefertigt, und ich frage mich, warum Ahorn, das bei Streichinstrumenten so dominant ist, bei Gitarren so eine untergeordnete Rolle spielt?

Sind wir Gitarristen so konservativ, dass wir nichts wagen was Segovia, Bream& Co nicht vorgemacht haben?

Oder liegt es an der Farbe? Wohl kaum, Bluegrassmandolinen werden ganzkörprig lackiert (meist in langweiligem Sunburst) und Streichinstrumente zumindest irgendwie gebeizt. Ein IKEA-Cello ist mir noch in keinem Orchester begegnnet.

Oder werden Archtop/Archback-Instrumente einfach nur deshalb aus Ahorn gefertigt, weil das einfacher zu verarbeiten ist, und wenn Palisander genauso einfach in Form zu bringen wäre, hinge der Himmel voller Rosewood-Geigen?

Vom Klang her ist Ahorn wohl ziemlich brillant, oder?

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 1:55 pm
von Gitarrenspieler
tele hat geschrieben:... Dass die J-200 aus Ahorn ist, ist mir neu, für Jumbos hab ich mich aber nie sonderlich ineressiert, das ist doch mehr was für vorzeitig ergraute Cowgirls, die auch mal den Blues kriegen. :wink: ...
:mrgreen: :pferd:

Nicht sonderlich ineressiert aber wissen für weh die gut sind. :banger:
Also,... wer seinen Gesang begleiten möchte der findet kaum etwas besseres als eine SJ-200.
Die Gitarre klingt sehr ausgewogen, da drängt sich keine Frequenz in den Vordergrund. Einfach mal probieren, der Korpus ist wirklich nicht viel größer als bei einer D-28. Übermäßig laut sind die Dinger auch nicht..., das denken auch viele. Wer es nicht so bunt mag (Pickguard usw.) der kauft sich eine Stutio-Version. Hat sich was mit vorzeitig ergraute Cowgirls...
288er PLZ-Bereich, wenn du mal in der Gegend bist kommst du mal probieren bei mir.

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 5:36 pm
von LaFaro
tele hat geschrieben:......
Vom Klang her ist Ahorn wohl ziemlich brillant, oder?
ich würde eher "transparent" sagen und das schreckt vielleicht am Anfang auch etwas ab, weil man Fehler viel besser hört :wink:
außerdem wird bei solchen Vergleichen oft vernachlässigt/ignoriert, dass die Bauweise und Gesamtkonzeption eine mindestens so wichtige Rolle spielen wie die verwendeten Hölzer. Wenn ich meine Miss Maple mit der A&M S1 vergleiche, die ein Bekannter von mir gekauft hat, wird dies wieder mal extrem deutlich... ansonsten gelten auch hier 2 Grundregeln der Psychoakustik:
1) das Auge hört mit
2) auch Gitarristen sind Gewohnheitstiere :wink:

dazu kommt vielleicht noch Maxime: je exotischer (und teurer) das Holz, umso besser muss es ja klingen...:)
ansonsten hat Gitarrenmacher mit seiner Antwort Recht und es auf den Punkt gebracht :)

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 9:07 pm
von Gitarrenmacher
Die gleiche Frage könnte man für Bubinga, Ovenkol, Monkeypod, Walnuss und 100 andere zum Gitarrenbau geeignete Holzarten stellen.
Kann es sein, dass dein Tellerrand recht hoch ist? :mrgreen:
Bild

Bild

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 9:43 pm
von tele
Die gleiche Frage könnte man für Bubinga, Ovenkol, Monkeypod, Walnuss und 100 andere zum Gitarrenbau geeignete Holzarten stellen.
Kann es sein, dass dein Tellerrand recht hoch ist? :mrgreen:
Was die von dir genanntan Hölzer aber vom Ahorn unterscheidet, ist, dass sie nicht über dessen Tradition im Bau von Streichinstrumenten oder Mandolinen verfügen.
Das war der Ausgangspunkt meiner Überlegungen: warum ist Ahorn gut genug für Ann Sophie Mutter und Bill Monroe, aber nicht für Andres Segovia und Tony Rice?

Schöne Ahorngitarre, mir gefallen die ja!

Bruni Jacob bietet als Gitarren-Standardmodell auch eine mit Ahornkorpus an, aber sie baut wohl auch viele Mandolinen.
Bild
http://www.bruni-jacob.de/klassische-gitarre.php

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Mo Mär 28, 2016 10:28 pm
von Gitarrenmacher
tele hat geschrieben: warum ist Ahorn gut genug für Ann Sophie Mutter und Bill Monroe, aber nicht für Andres Segovia und Tony Rice?
Das Herr Segovia Ahorn nicht möchte, ist verbrieft?
Tony Rice steht fest in der Tradition von Martin&Co.D-18 und D-28. Ob er Ahorngitarren tatsächlich nicht möchte, entzieht sich meiner Kenntniss.

GUTE NACHT

Re: Gitarren mit Ahornkorpus-Warum so rar?

Verfasst: Di Mär 29, 2016 7:03 am
von Pappenheim
Der Korpus meiner Gibson Elvis-Dove ist aus Ahorn. Der Klang ist, wie schon erwähnt wurde, wirklich sehr transparent; jedenfalls hat sie sehr sehr fette Bässe, und genau das wollte ich.