COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

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HR
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von HR »

H-bone hat geschrieben:
3, Die Gitarrenbauer und Händler müssen bis 31.12. 2016 ihren Altbestand (Holz, Gitarren) an die Untere Naturschutzbehörde melden und ab 02.01.2017 auf der jeweiligen Rechnung das Palisander mit genauer Spezies-Bezeichnung und Verweis auf die CITES-Richtlinie ausweisen. Dies ist dann für 2, der Nachweis (bzw. das Baujahr VOR 2017). Ein spezielles Zertifikat ist nicht vorgesehen.
Ich habe noch einen Satz Boden und Zargen aus Palisander im Keller liegen, der in den nächsten Jahren zu einer Gitarre heranwachsen soll.
Ich verstehe das dann so, dass ich als privater Hobby-"Heimwerker"-Gitarrenbauer nichts melden muss. Bin ich da richtig?
lg
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H-bone
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von H-bone »

HR hat geschrieben: Ich habe noch einen Satz Boden und Zargen aus Palisander im Keller liegen, der in den nächsten Jahren zu einer Gitarre heranwachsen soll.
Ich verstehe das dann so, dass ich als privater Hobby-"Heimwerker"-Gitarrenbauer nichts melden muss. Bin ich da richtig?
Nein Richard, musst du nicht... es sei denn du willst das demnächst gewerblich machen und die Gitarre oder das Holz verkaufen, dann wäre ein Nachweis in Form einer Rechnung o.Ä. nicht verkehrt.
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RB
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von RB »

Was ist eigentlich mit meinen Frühstücksbrettchen und den runden Unterstetzern für Kochtöpfe aus den 80ern ? Muß ich die auch anmelden ?
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chrisb
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von chrisb »

RB hat geschrieben:Was ist eigentlich mit meinen Frühstücksbrettchen und den runden Unterstetzern für Kocktöpfe aus den 80ern ? Muß ich die auch anmelden ?
ja, wenn du sie mit in deinen camping-usa-urlaub nimmst.
chrisb
Jorma55
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Jorma55 »

Bereits bisher waren 61 Palisanderarten in den 3 Cites-Anhängen aufgelistet, darunter (nur) Riopalisander in Anhang I (Handelsverbot) sowie alle Arten aus Madagaskar und die üblicherweise unter dem Namen "Cocobolo" gehandelten Arten in Anhang II (Unbedenklichkeitsbescheinigung, Nachweis von Art und Herkunft). Relativ impraktikabel, weil in den zuständigen Ordnungsämtern keine Holzexperten sitzen und einige Arten überdies nur im Wege einer Laboruntersuchung unterschieden werden können. Wirklich neu und für Händler und Hersteller von Bedeutung ist eigentlich nur der Umstand, dass ab kommendem Jahr auch die mit Abstand am häufigsten verbaute Art, nämlich der ostindische Palisander in Anhang II aufgenommen wird. Ob das in der Praxis größere Probleme aufwerfen wird, bleibt abzuwarten, eigentlich handelt es sich bei dieser Art schon seit längerem überwiegend um Plantagenholz.
In Anhang II sind übrigens rund 29.000 Tier -und Pflanzenarten aufgelistet, davon allein rund 25.000 Orchideen.

Michael
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Bernd C. Hoffmann
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Mich würde interessieren, welche Mehrkosten eine CITES Bescheinigung für den Käufer verursacht. Als ca. 2005/2006 Riopalisander auf die Liste kam, wollten spanische Gitarrenbauer nur für das Zertifikat zum überwiegenden recht happige Aufpreise. Meine Anfragen wurden durchschnittlich mit rund 250 € beantwortet, mehrfach auch mit 400 bis 800 €. Letztlich halte ich auch 250 € für so eine Bescheinigung für überteuert, weil als Gegenwert dazu eigentlich nichts geleistet wird, das einen solchen Aufschlag rechtfertigt. Gibt es dafür preisliche Vorgaben, evtl. länderspezifisch?
Liebe Grüße
Bernd
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Jorma55
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Jorma55 »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Mich würde interessieren, welche Mehrkosten eine CITES Bescheinigung für den Käufer verursacht. Als ca. 2005/2006 Riopalisander auf die Liste kam, wollten spanische Gitarrenbauer nur für das Zertifikat zum überwiegenden recht happige Aufpreise. Meine Anfragen wurden durchschnittlich mit rund 250 € beantwortet, mehrfach auch mit 400 bis 800 €. Letztlich halte ich auch 250 € für so eine Bescheinigung für überteuert, weil als Gegenwert dazu eigentlich nichts geleistet wird, das einen solchen Aufschlag rechtfertigt. Gibt es dafür preisliche Vorgaben, evtl. länderspezifisch?
Entschuldige, aber dass ein Hersteller/Gitarrenbauer für das von ihm beizubringende Zertifikat einen Aufpreis verlangt, halte ich für bodenlos. Die Firma Martin bzw. Elderly instruments haben dafür seinerzeit (1999, Rio steht schon seit den 90er Jahren auf der Liste) nicht einen Cent verlangt und die deutsche Einfuhrgenehmigung (bei Gitarren aus EU-Ländern nicht erforderlich) schlug nach meiner Erinnerung mit etwa 20,-€ zu Buche.

Michael
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Jorma55
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Jorma55 »

versehentlich doppelt gesendet.
Michael
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dirk l
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von dirk l »

Hallo zusammen,

Die Gitarrenbauer werden doch Ihren Instrumentenpreis sicherlich mindestens nach Arbeitsaufwand + Materialeinsatz + Gemeinkosten kalkulieren.
Wahrscheinlich steigen die Kosten für Punkt 2 und 3 jetzt an. Was sollte sie nun daran hindern diesen bis vor einiger Zeit nicht bekannten Faktor in ihre Preiskalkulation einzubauen? Auch das Erstellen von zusätzlichen Dokumenten ist ein Mehraufwand (den ich hier nicht quantifizieren kann, der aber vorher nicht da war).

Aus Kundensicht sind Preiserhöhungen aus diesem Grund selbstredend ärgerlich.

Aus Sicht des von dieser Materie lebenden Gitarrenbauer und seiner Kalkulation leider aber auch nachvollziehbar (zumindest für mich)

Am Ende wird wie so oft der Markt das ganze regeln. Nur der Kunde hat in der Hand, welchen Preis er zahlen wird, bzw. bei welchem er aussteigen wird und sich beim Wettbewerb umschaut.

Grüße
Dirk

Übrigens bin ich sicher, dass unsere kleinen Gitarren hier nur eine unentscheidende Rolle spielen, und die Ursache der CITES Erweiterung bei ganz anderen Produkten liegt.
Bernd C. Hoffmann
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Die Kosten, die die Preiskalkulation nachhaltig maßgeblich beeinflussen werden, liegen nicht im CITES-Aufwand sondern eher in den Energiekosten und dann natürlich in der Materialverknappung.
Liebe Grüße
Bernd
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dirk l
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von dirk l »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Die Kosten, die die Preiskalkulation nachhaltig maßgeblich beeinflussen werden, liegen nicht im CITES-Aufwand sondern eher in den Energiekosten und dann natürlich in der Materialverknappung.
In diesem Thread geht es aber um Verteuerung durch CITES.
Und weil ich keinerlei Einblickr in die Ist Kosten eines Gitarrenbauer habe ist mein Beitrag nicht mit absoluten Zahlen gefüttert sondern orientiert sich am Prinzip.
Und das heißt für mich mehr Aufwand und mehr Kosten rechtfertigen einen höheren Preis.
Diese meine Meinung hat allerdings keinen Anspruch darauf die absolute Wahrheit zu sein.
Sicher wird es Dinge geben, die zu ganz anderen Preissprüngen führen können.
Grüße
Dirk
Bernd C. Hoffmann
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ich wollte nur präzisieren, dass der Aufwand für das CITES-Zertifikat keinen nennenswerten Kostenfaktor darstellt sondern der Umstand, dass durch das Handelsverbot eine künstliche Verknappung einsetzt. Nachfrage nach knappen Gütern = hoher Preis.
Liebe Grüße
Bernd
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stringbound
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von stringbound »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Ich wollte nur präzisieren, dass der Aufwand für das CITES-Zertifikat keinen nennenswerten Kostenfaktor...
Erzähl das bitte den freundlichen Beamen an den Standorten unserer Läden.

Der in Aussicht gestellte Mehraufwand, die damit verbundenen Kosten und das sehr knappe Zeitfenster lassen gerade einige Händler verzweifeln.
Nachweise für jedes Instrument im Laden, auch für den Altbestand.
Über jeden Krümmel Palisander an den Instrumenten im Laden müssen Händler Auskunft geben, eine logistische Katastrophe.
Vor allem, weil einige asiatische Hersteller ihre Waren nicht richtig deklariert haben.
Da tun sich richtige Abgründe auf, denn Unwissenheit schützt nicht vor Strafen.
Einige Hersteller, wie Taylor, stellen ganze Serien von Koa auf Palisander um, andere experimentieren mit einheimischen Hölzern.
Und es heißt, Cites-Pläne für Mahagoni und weiter Hölzer liegen schon in der Schublade.
Falls das stimmt, stehen der MI Branche interessante Zeiten bevor.
Jorma55
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Jorma55 »

dirk l hat geschrieben:Hallo zusammen,

Die Gitarrenbauer werden doch Ihren Instrumentenpreis sicherlich mindestens nach Arbeitsaufwand + Materialeinsatz + Gemeinkosten kalkulieren.
Wahrscheinlich steigen die Kosten für Punkt 2 und 3 jetzt an. Was sollte sie nun daran hindern diesen bis vor einiger Zeit nicht bekannten Faktor in ihre Preiskalkulation einzubauen? Auch das Erstellen von zusätzlichen Dokumenten ist ein Mehraufwand (den ich hier nicht quantifizieren kann, der aber vorher nicht da war).

Aus Kundensicht sind Preiserhöhungen aus diesem Grund selbstredend ärgerlich.

Aus Sicht des von dieser Materie lebenden Gitarrenbauer und seiner Kalkulation leider aber auch nachvollziehbar (zumindest für mich)

Am Ende wird wie so oft der Markt das ganze regeln. Nur der Kunde hat in der Hand, welchen Preis er zahlen wird, bzw. bei welchem er aussteigen wird und sich beim Wettbewerb umschaut.

Grüße
Dirk

Übrigens bin ich sicher, dass unsere kleinen Gitarren hier nur eine unentscheidende Rolle spielen, und die Ursache der CITES Erweiterung bei ganz anderen Produkten liegt.
Angeblich sind es die enormen Mengen an Palisander, die seit einiger Zeit in die Möbelproduktion in China gehen.

Michael
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Re: COP17 und CITES : gute Nachrichten ?

Beitrag von Jorma55 »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Ich wollte nur präzisieren, dass der Aufwand für das CITES-Zertifikat keinen nennenswerten Kostenfaktor darstellt sondern der Umstand, dass durch das Handelsverbot eine künstliche Verknappung einsetzt. Nachfrage nach knappen Gütern = hoher Preis.
Ein Handelsverbot gibt es vorerst weiterhin nur für Riopalisander, obwohl es längst auch für Madagaskar Palisander und african blackwood angezeigt wäre, aber das ist bislang an den dortigen Regierungen gescheitert.

Michael
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