Kopfkino und Frust

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Aläx
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Kopfkino und Frust

Beitrag von Aläx »

Hallole Gemeinde,

so leicht bedudelt befinde ich mich seit ein paar Stunden im Internet.
Ich habe mich nie so genau damit beschäftigt aber jetzt bin ich frustriert.
An jeder Ecke kann man Menschen (oder soll ich Mutanten sagen :wink: ) die viel viel besser spielen wie ich :bide:
Ich frage mich wie ihr damit umgeht.
Ich habe durchaus eine solide Gitarrentechnik und ich denke auch, dass ich auch ne Menge kann.
Aber das Internet hat mich wohl eines besseren belehrt :twisted:

Damit der Beitrag nicht als sinnlos gewertet wird ein paar Beispiele.
Ich rede nicht von einem Yngwie oder Eddie, Steve Morse usw..
Ich rede von völlig unbekannten Gitarristen die solche Sachen 1 zu 1 nachspielen können; und manchmal besser als das Original :guitar1:

Keine Ahnung wie die das machen aber irgendwie bin ich frustriert.
Ich weiß das geht auch vorbei aber wa s mich interrisrt.

Habt ihr nicht auch mal so einen Frustmoment :evil: :twisted: :roll:

tschau aläx
marcel s.

Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von marcel s. »

Ich bin über den Frust hinaus, seit ich Michael Hedges live gesehen habe. Damals hatte ich noch keine Ahnung, wie das alles gespielt wurde und dachte nur "ok, ich höre es, ich sehe es, aber es kann nicht sein".
Man muß sich in erster Linie klar machen, was man selbst eigentlich macht, und wie das im Verhältnis steht zu Leuten, die sich ganz intensiv einer Sache widmen.
Es gibt halt auch im Kleinen Leute, die haben den Ehrgeiz in einer Sache sehr gut zu werden. Und bei 7 Milliarden Menschen auf der Erde, finden wir gerade Zeitalter des Internet auch leicht ein paar hundert auf Youtube, die ein Maß an Talent und zuviel Zeit haben.
Ich spiele sicherlich besser Gitarre als 99% der Menschheit. Damit bleiben aber immer noch 70 Mio. Menschen, die vielleicht besser spielen als ich.
Das könnte ich sicherlich noch um ein paar Millionen eingrenzen, wenn ich konsequent, jeden Tag üben würde, aber ich tue es halt nicht.
Es gibt sicher nur ganz wenige unter diesen Gitarrenfreaks, die das aufgrund ihres außergewöhnlichen Talents aus dem Ärmel schütteln. Der Rest hat einfach viel härter daran gearbeitet als ich und deswegen frustriert zu sein, wäre wohl ziemlich vermessen von mir.

Marcel
stringbound
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von stringbound »

Aläx hat geschrieben:Ich frage mich wie ihr damit umgeht.
Viel Üben, mit Metronom und Geduld. Nicht frustrierend lassen und mich über jeden Fortschritt freuen.
Martini
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Martini »

Es gibt Leute, die können technisch Schwieriges gut kopieren.
Aber warum? Sie bleiben Kopisten von etwas, das es schon gibt.
Viel interessanter ist doch die Frage, wie sich DEIN ur-eigenster Beitrag zur Musik der Welt anhört.
Egal wie viele Zuhörer du hast......
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RB
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von RB »

Stringbound plus eins.
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mec
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von mec »

Jemand im Forum hat dies als Fussnote, ist also geborgt:
Nutze die Talente die Du hast! Die Wälder wären still, wenn nur die begabtesten Vögel sängen. (Eh ein klassisches Zitat)
Virtuosität ist kein Meilenstein, sondern ein Werkzeug. Mach dein Ding, und schau nicht so sehr was andere tun.
Grüße Martin
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Viele Grüße
Martin
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jpick
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von jpick »

... hast Du auch mal geschaut wie viel im Netz präsentiert wird, was deinen Ansprüchen nicht entfernt gerecht wird? Ich wette, da gibt es auch jede Menge. Das baut dann wieder auf. Hoffentlich.

8) 8) 8)

PS: Ich habe hier im Haus auch so jemand sitzen, der mich nahezu täglich frustet
----------------------------------------------------------------------------------
es hilft sowieso nur üben
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tomis
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Wohnort: Dörpe in der Bretterbude

Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von tomis »

das bessere ist der feind des guten
ich kann dich gut verstehen
aber frust kommt und frust geht
ich spiele hauptsächlich wenn und damit es mir spass bringt
und dafür sind mitmucker fast unerlässlich
selbst wenn sie mir meinem brackwasser nicht gerecht werden
freund holgi wird thoughts about dylan nie so spielen können wie ich
aber trotzdem bringt es jedesmal echt spaß, aber hallo

technik ist von vorteil damit die inspiration nicht zur last wird
keine frage
vor allem der ton aus der rechten hand
und:
in hohem maß komplexe kompositionen sind eh mehr für den interpreten spannend
finde ich
mit Blues und Gruß
Thomas
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Rolli
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Rolli »

Ich sehe "bessere" Musiker einfach als Inspiration. Frusten tut mich sowas eigentlich nicht! Warum auch? Ich spiel wie ich und die andern halt anders.
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrencoaching
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scifi
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von scifi »

Ausblenden, nicht drüber nachdenken, wenn es demotivierend wird. Stattdessen irgendwas spielen, was motiviert, versuchen den musikalischen Augenblick zu geniessen und auf das nächste Erfolgserlebnis hin arbeiten. So mogle ich mich bislang durch 8)
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bob's art
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von bob's art »

stringbound hat geschrieben:Viel Üben, mit Metronom und Geduld. Nicht frustrierend lassen und mich über jeden Fortschritt freuen.
Mit Metronom? Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack ..................... Klack

Aber das bringt doch erst einmal noch mehr Frust! Oder? ... :wink:

Zumindest wenn ich ein Video von tomis anschaue: ... KlackKlackKlackKlackKlackKlackKlackKlackKlackKlack ... :)

Gruß
Robert
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uwesemmelmann
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von uwesemmelmann »

jpick hat geschrieben:... hast Du auch mal geschaut wie viel im Netz präsentiert wird, was deinen Ansprüchen nicht entfernt gerecht wird? Ich wette, da gibt es auch jede Menge. Das baut dann wieder auf. Hoffentlich.
+1

Man soll sich zwar nicht erheben, indem man andere schlecht macht, aber man gebe einmal auf Youtube "fingerstyle" ein, selektiere vielleicht noch nach "heutige Beiträge" (um die All-Time-Greats wegzubekommen) und schaue sich das Ergebnis an... :aua:

Ich habe wirklich das Gefühl, dass momentan die ganzen Anfänger, zumeist aus Asien (nur statistisch gemeint!), ihre eingebauten Webcams ausprobieren. Da muss man nach den Könnern schon länger suchen...

Die wirklich Guten sind für mich eher ein Anspo_rn! (Schmeisst der Webfilter wirklich die letzten vier Buchstaben des letzten Wortes raus, wenn man sie zusammen in einem anderen durchaus im Deutschen gebräuchlichen Wort gebraucht---? :rotfl: )
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
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Sperris
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Sperris »

Ich muss ehrlich zugeben, dass sich mir die Fragestellung nicht erschließt. Wie gehe ich damit um, dass jemand etwas besser kann als ich? Ich freue mich und habe Spaß, an dem was er tut und sehe es für mich (ganz wie Rolli) als Inspiration!!!! Ganz einfach! Ich mag keine Schwanzvergleiche!

Wenn ich mir darüber einen Kopf machen würde, käme ich vor lauter Frust nicht mal mehr dazu, mich hinter den Zug zu schmeißen.
Was ist mit den besesseren Autofahrern, den besseren Wellenreitern, den besseren Fotografen, den besseren Kollegen im Job, den besseren Handwerkern, den besseren Organisatoren, den besseren Liebhabern (wobei.... da wird die Luft dünne!!!), den besseren Vätern, den besseren Ehemännern, den besseren was weiß ich nicht was???????????

Ich kann nur mein Bestes geben! Andere können mehr und besser. Aber wo genau ist jetzt das Problem?

Gruß Ralf
Boucher Studio Goose Walnuss
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Ende
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Ende »

Ich habe festgestellt, dass ich in solchen Fasen der Frustration, mich weiter entwickle.
...
Das Gitarrenspiel ist so Fasettenreich.
Da findest immer etwas das du nicht kannst.
Ich zieh mir die lessons rein und entwickle dann mein eigenes Arrangement.
Es sind auch nicht die Techniken was ein gutes Spiel ausmacht sondern das Gefühl das transportiert wird.
Das Gesamtpaket macht es aus...!!!
Gas geben...!!!
Tobias
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Re: Kopfkino und Frust

Beitrag von Tobias »

Ich halte es on- und offline einfach so: nicht mit anderen vergleichen. Das ist eindeutig am gesündestens und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen wirkt es sich negativ auf die eigene Psyche und die eigene Selbstwahrnehmung aus, da man stets jemanden findet, der irgend etwas besser kann oder es besser hat. Man selbst gewinnt dann schnell den Eindruck, dass alle anderen alles besser können und man selbst gar nichts gebacken bekommt, was schlicht Unsinn ist. Zum anderen verleitet es auch dazu, sich in den Vergleichskampf hineinziehen zu lassen. Das hat meist seine Ursache darin, dass man sein Selbstwertgefühl über andere definiert, man also erst gut ist, wenn man besser ist als andere. Auch das ist töricht. Aus manchem Zeitgenossen wird dann der unangenehme Typ, der alles andere schlecht machen muss, um sich selbst in ein gutes Licht zu stellen. Andere werden verbissen und können sich an den kleinen Dingen nicht mehr erfreuen. Wieder andere werden rastlos, getrieben vom eigenen Unmut.
Da ist es meiner Einsicht nach besser, man tut etwas entweder nur für sich aus reiner Freude an der Sache selbst, oder man lässt es bleiben. Das schützt auch in gewissem Maße davor, an der eigenen Leidenschaft zu verzweifeln, sobald der negative Teil einer Hassliebe die Oberhand gewinnt. Und das wussten ja bereits die alten Philosophen, dass die Passion Hand in Hand geht mit der Obsession und regelmäßig zum Verderben führt. Viel schöner ist es dann doch, wenn man sich an den Dingen, die andere gut machen, erfreuen kann.
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