So, nun habe ich diese Erfahrung also auch mal gemacht
Das erste reguläre Konzert am Wochenende war am Freitagabend in Greifenberg am Ammersee angesetzt. Bin hier in Göttingen rechtzeitig losgefahren, um mich vorher noch in München bei der Stadtverwaltung vorzustellen. Bevor man sich nämlich eine
Genehmigung für Straßenmusik abholen kann, muss man sich erstmal die
Berechtigung dazu "erspielen", d.h. man muss zeigen, dass man sein Instrument auch beherrscht. Ich also gegen 18:00 Uhr (mit Resonatorgitarre "bewaffnet") in die trubelige Touristinformation im Rathaus und direkt auf einen freien Schalter zu, an dem ein freundlicher, bebrillter Beamter sitzt.
"Guten Abend. Ich möchte morgen vormittag hier Straßenmusik machen und hätte gerne eine Genehmigung dazu."
"Na, da müssen sie erstmal drei Stücke vorspielen."
"Okay, wo denn?"
"Hier."
"Ahh so ... Und wann?"
"Jetzt."
"Okay ...?"
"Packen sie einfach dahinten mal ihr Instrument aus und fangen sie an."
Habe dann zwischen den ganzen Besuchern die Tricone ausgepackt, umgeschnallt, gestimmt und "Kohala March", den "Boogie Woogie Dance" sowie den "3. Mann" zum Besten gegeben. Gab' jedesmal ordentlich Applaus
Nach dem letzten Titel kam ein älterer Herr auf mich zu: "Wissen sie, den Anton Karas habe ich als Student noch persönlich getroffen, damals im Wienerwald. Er hat mir erzählt, dass das Harry Lime Theme ursprünglich für Gitarre komponiert war (sic!)"
... die Info hätte ich sonst nie bekommen
Dann wieder zu dem freundlichen Beamten (der während der ganzen Zeit übrigens weiter seine Kunden bedient, gestempelt und Prospekte ausgegeben hat).
"Und?"
"Okay. Name?"
"Funk, Peter"
Er nimmt noch Personalausweisnummer und Geburtsdatum auf und fragt dann nach meinem Instrument: "Ist das ein Banjo?" Freudig über sein Interesse erkläre ich ihm, dass das eine Resonatorgitarre ist, im Volksmund oft auch als Dobro bezeichnet, erkläre das Prinzip der Resonatoren, die Idee der Dopyera Brothers usw. usw., nur um ihn dann etwas verwirrt fragen zu hören: "Ääh, was trage ich denn jetzt hier ein ....?"
"Gitarre", sage ich.
So, jetzt stehe ich also offiziell in der Münchener Straßenmusikkartei ...
Die
Genehmigung holt man sich am jeweiligen Tag um acht Uhr morgens auf derselben Behörde: Frühmorgens steht ein kleines Grüppchen bestehend aus russischen Akordeonisten, rumänischen Geigenspielern, einem Marionettenspieler in Tracht, einem jungen Folksänger und mir vor der Touristinfo. Man kennt sich (außer mir) und tauscht einige Worte und Anekdoten in gebrochenem deutsch. Um punkt acht geht kurz die Tür auf, eine Verwaltungsangestellte guckt heraus und sagt: "Kann los gehen." In der Reihenfolge des jeweiligen Auftauchens vor dem Rathaus werden die Anwärter eingelassen (immer wieder schließt und öffnet sich die Tür. "Der Nächste, bitte") und ich ergattere eine Genehmigung für den Vormittag. Der Nachmittag ist beliebter, weil voller. Und war schon vergeben. Kostet übrigens 10 Euro.
Die eigentliche Aktion war dann übrigens nicht soooo prickelnd (zumindest finanziell): etwas über 35 Euro für zwei Stunden Fingerpicking, dreimal den Standort gewechselt ...
Aber alleine die
Story hat die beiden
regulären Konzertabende Freitag und Samstag unglaublich bereichert: Das Publikum hat sich köstlich amüsiert

...
Fazit: Spaß hat's gemacht, finanziell gelohnt hat sich's nicht, eine gute Geschichte mehr, die man bei den Gigs zum Besten geben kann.
Und die Gigs beim Wangerbaur und in der Schrottgalerie waren (wieder mal) eine echte Freude!