Haben wir das falsche Hobby?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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JazzDude
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von JazzDude »

Ihr werdet lachen, die ausgeprägt strengen Eltern gab es wirklich mal.
So etwa mit 12 Jahren begann ich, Donnerstag nachmittags etwas besseres vorzuhaben als Gitarrenunterricht (ich hatte mit 9 Jahren angefangen, klassische Gitarre zu lernen). Hinzu kam, dass der von mir ansonsten sehr geschätzte Lehrer immer recht humorlos reagierte, wenn ich nicht geübt hatte.
Da aber wollte meine (alleinerziehende, nicht Gitarrespielende) Mutter gar nichts von hören. Schließlich sparte sie sich meinen (und auch den meines jüngeren Bruders) Gitarrenunterricht vom Munde ab.
Also bin ich dann ein oder zwei Mal zum entsprechenden Termin mit der Gitarre in die Stadt gefahren, um dort ein oder zwei Eis zu essen oder mir Geschäfte anzusehen. Und nach ner Stunde wieder nach Hause.

Natürlich dauerte es nicht lange, bis mein Gitarrenlehrer bei meiner Mutter anrief und sich nach meiner Gesundheit erkundigte.

Die nächsten zwei oder drei Male hatte ich dann Geleitschutz. :wink:

Tja, und danach bin ich wieder freiwillig gegangen, immerhin noch 7 oder 8 Jahre. Bin meiner Mutter heute noch total dankbar, dass sie mir das damals nicht hat durchgehen lassen und mich persönlich, in ihrer ohnehin nicht üppig bemessenen freien Zeit da hin gebracht, wo ich dachte, nicht hinzuwollen. Die klassische Ausbildung hat mich zu alldem befähigt, was dann kam (E-Bass und E-Gitarre, in Bands spielen, Jazz-Harmonien, Fingerpicking-Zeug). Und heute würde ich ohne Gitarre eingehen. Ich spiele so im Schnitt 8-10 Stunden in der Woche, bei einer ca. 50h-Arbeitswoche.
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uwesemmelmann
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von uwesemmelmann »

Fidelio hat geschrieben:Meine Frau schreit immer..."Tür zu"!!
und.... warum spielst du immer das gleiche? :? :evil:
... "Geklimpere im Keller", sagte eine mir sehr nahestehende Dame... - und hörte weiter "Rosenstolz" :banger:
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string
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von string »

ch spiele so im Schnitt 8-10 Stunden in der Woche, bei einer ca. 50h-Arbeitswoche.
Musizieren ist wie Meditation. Da das Gehirn nur einen Gedanken "denken" kann,
ist alles andere ausgeschaltet - auch der oft stressige Alltag.
JazzDude, freu` Dich schon mal auf die Rente,
da musst Du vom Tag nur noch Zeit für Duschen, Essen, Einkaufen, Kochen und Schlafen abziehen,
der Rest bleibt dann zum Üben/Spielen :D

Gruß

Klaus
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"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
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notenwart
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von notenwart »

JazzDude hat geschrieben:... Die klassische Ausbildung hat mich zu alldem befähigt, was dann kam ....
Bin ich als konservativ eingestellter Mensch ja eh der Meinung, eine solide Ausbildung ist IMMER ein gutes Fundament.
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RB
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von RB »

Als Kind hatte ich Violinen-Unterricht. Ich meine, das müßte sich über zwei Jahre erstreckt haben. Das Zitat "Hast du schon geübt" ist original, allerdings von meiner Mutter. Zwei Jahre später habe ich mir eine Gitarre von einem Freund geliehen und unterhalb des Radars meiner Eltern die ersten Grundlagen gelernt. Das ging nur ohne Unterricht, denn die Inanspruchnahme von Unterricht hätte das ganze in den Radarstrahl des Bildungsbürgertums gehoben und ein Instinkt sagte mir, daß das nicht gut sei.
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berndwe
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von berndwe »

Du könntest heute hochbezahlter erster Geiger der Berliner Phiharmoniker sein oder Konkurrenz vom Nigel Kennedy.

Das hast Du also hergegeben für das Linsengericht ein Gitarrenspieler zu werden.

;-)
notenwart
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von notenwart »

RB hat geschrieben:....denn die Inanspruchnahme von Unterricht hätte das ganze in den Radarstrahl des Bildungsbürgertums gehoben und ein Instinkt sagte mir, daß das nicht gut sei.
Ob Unterricht oder nicht hängt meiner Meinung nach erheblich vom persönlichen Entdeckerdrang, Mut zum Probieren und damit auch dem Akzeptieren von Fehlversuchen bis Scheitern ab. Und das wiederum hängt vom persönlichen Naturell und der Erziehung zu Selbstbewußtsein ab.
Könnte man jetzt lange drüber klug versuchen nachzudenken - mit anderen Worten, ich bin ein Schisser und halte mich lieber an die Noten
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RB
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von RB »

Ich war überzeugt, alles packen zu können, was ich will.
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uwesemmelmann
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von uwesemmelmann »

RB hat geschrieben:...Das ging nur ohne Unterricht, denn die Inanspruchnahme von Unterricht hätte das ganze in den Radarstrahl des Bildungsbürgertums gehoben und ein Instinkt sagte mir, daß das nicht gut sei.
Ich hatte als Kind sechs Jahre lang Klavierunterricht... mit Bildungsbürgeranspruch, Übungsaufforderungen und allem...

Klavier spiele ich zwar nicht mehr aktiv, die Tastatur bekommt man dann aber nicht mehr aus dem Kopf. Auf jeden Fall kann ich mit diesem Bild mühelos Akkorde bilden und analysieren und musste nie, wie reine Saitenmusiker mit Anspruch, die Lage von Halbtonschritten in einer Molltonleiter etc. auswendig einpaucken... Weil ich die halt immer vor mir sehe,

Für diesen bürgerlichen Zwang, der mir das autodidaktische Gitarrenlernen sehr erleichterte, bin ich übrigens meinen bürgerlichen Erzeugern heute noch sehr dankbar. :wink:
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FrankF
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von FrankF »

notenwart hat geschrieben:Nein haben wir nicht, wie gehören einem elitären Kreis an.
(Ist aber eigentlich Wurscht :) )
Mann, hast Du vielleicht recht. Kann ich lächelnd und sehr, sehr gern unterschreiben.
Es muss nicht immer eine Dreadnought sein ...
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Gitarrenspieler
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von Gitarrenspieler »

Ich habe mit dem Gitarre spielen eigentlich gegen den Widerstand meines Vaters begonnen. Mein Vater spielte selbst mehrere Instrumente und wäre wahrscheinlich gerne Musiker geworden (denke ich heute immer). Ihm ist dann doch so einiges im Leben dazwischen gekommen (geboren ist er 1918). Er hat gemeint, ich solle mich auf andere Dinge im Leben konzentrieren und vermutlich geglaubt das musizieren würde mich vom wesentlichen, Broterwerb, ablenken. Ich interpretiere das hier mal nachträglich positiv für ihn.
Aber wie das immer so ist mit Verboten, hab es trotzdem gemacht. Bin nie in einen Musikunterricht befohlen worden, vielleicht hätte ich später oder sollte sogar heute noch Unterricht nehmen... Nein besser nicht, es ist mir eine Freude zu musizieren... so wie es ist.
Finde also das Hobby musizieren nicht so schlimm. Ich spiele regelmäßig jeden Tag.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
tbrenner
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von tbrenner »

Zu bürgerlichen Musizierideal passsend evtl. noch der Pete Seeger -Song: "Bourgeois Blues" , interpretiert vom unvergessenen Chris Jones: https://www.youtube.com/watch?v=llCtrzmF96I" onclick="window.open(this.href);return false;

Habt ein schönes WE,

tbrenner :wink:
http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
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jimprove
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von jimprove »

Und ich nutze dann gerade mal die Gelegenheit :D

...ich muss sagen, dass ich mich über die vielen hirnverbrannten sinnlosen Schlagzeilen (nicht nur) von T-online echt aufrege.
Eine Schwachsinnsüberschrift unter der anderen. Es geht nur noch um Klicks und sonst gar nichts, habe ich den Eindruck.
Ruhige, sachliche, ausgewogenen Betrachtungen oder Informationen...? Pustekuchen. Aufgeblasener, hochgekochter "Jurnalismus". :aua:
Vielleicht bin ich gerade etwas hyterisch. Aber ich mache mir manchmal echt Sorgen :shock:

Ich weiß, dass diese Überschrift hier in einem Gitarren Forum aus einer anderen Perspektive besprochen wird.
Mit Humor, analytisch usw. Damit habe ich selbstverständlich überhaupt kein Problem.

Nur regen mich die täglichen Schlagzeilen manchmal etwas auf.
"Man kann nicht weiter kommen als zu sich selbst"
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scifi
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von scifi »

jimprove hat geschrieben:...ich muss sagen, dass ich mich über die vielen hirnverbrannten sinnlosen Schlagzeilen (nicht nur) von T-online echt aufrege.
Eine Schwachsinnsüberschrift unter der anderen. Es geht nur noch um Klicks und sonst gar nichts, habe ich den Eindruck.
Ruhige, sachliche, ausgewogenen Betrachtungen oder Informationen...? Pustekuchen. Aufgeblasener, hochgekochter "Jurnalismus". :aua:
Vielleicht bin ich gerade etwas hyterisch. Aber ich mache mir manchmal echt Sorgen :shock:
Also wenn ich in die alten Zeitschriften von meinem Vater im Keller aus den 60er und 70ern schaue, war das damals vielleicht anders aber inhaltlich/stilistisch auch nicht deutlich besser. Es gab nur viel weniger Publikationen (hmmm, OK, zugegeben seeeehr großes Wort für die T-Online Portal-Headlines..) und die persönliche Informationsblase wurden mit weniger Widerspruch konfrontiert. Ich sehe nicht welchen alten Zeiten man hinterher trauern sollte. Ein Mehr an Information hat halt auch zu einem Mehr an Schwachsinn geführt.

Besser kann das alles nur werden, wenn alle Amateurmusiker ihr nun nachgewiesen überkommenes Hobby endlich aufgeben und stattdessen freien Qualitätsjournalismus machen!!! Ich habe gerade dazu den ersten wichtigen Schritt getan und hoffe ihr folgt mir:

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jimprove
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Re: Haben wir das falsche Hobby?

Beitrag von jimprove »

scifi hat geschrieben:
jimprove hat geschrieben:...ich muss sagen, dass ich mich über die vielen hirnverbrannten sinnlosen Schlagzeilen (nicht nur) von T-online echt aufrege.
Eine Schwachsinnsüberschrift unter der anderen. Es geht nur noch um Klicks und sonst gar nichts, habe ich den Eindruck.
Ruhige, sachliche, ausgewogenen Betrachtungen oder Informationen...? Pustekuchen. Aufgeblasener, hochgekochter "Jurnalismus". :aua:
Vielleicht bin ich gerade etwas hyterisch. Aber ich mache mir manchmal echt Sorgen :shock:
Also wenn ich in die alten Zeitschriften von meinem Vater im Keller aus den 60er und 70ern schaue, war das damals vielleicht anders aber inhaltlich/stilistisch auch nicht deutlich besser. Es gab nur viel weniger Publikationen (hmmm, OK, zugegeben seeeehr großes Wort für die T-Online Portal-Headlines..) und die persönliche Informationsblase wurden mit weniger Widerspruch konfrontiert. Ich sehe nicht welchen alten Zeiten man hinterher trauern sollte. Ein Mehr an Information hat halt auch zu einem Mehr an Schwachsinn geführt.

Besser kann das alles nur werden, wenn alle Amateurmusiker ihr nun nachgewiesen überkommenes Hobby endlich aufgeben und stattdessen freien Qualitätsjournalismus machen!!! Ich habe gerade dazu den ersten wichtigen Schritt getan und hoffe ihr folgt mir:

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Oh mein Gott,
jetzt haste deine Gitarre kaputt gemacht :shock:
Na das wollte ich aber doch gar nicht :wink:

Wahrscheinlich hast du Recht.
Wie es so schön heißt, "Fernsehen macht dumme Leute dümmer und schlaue Leute schlauer".
Das trifft natürlich auf das ganze Multimediale zu.
Grüße & ich mache einfach weiter :guitar1:
"Man kann nicht weiter kommen als zu sich selbst"
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