Kammerton

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späterblues

Kammerton

Beitrag von späterblues »

Wahrscheinlich war das schon mal Thema, aber ich finde es nicht.

Bei meiner Gitarre mit Katzendarm stimme ich auf A auf 443 Hz.
Wie hält das denn die Stahlsaitenfraktion mit dem Stimmen. 440? drunter? drüber?
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Angorapython
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Re: Kammerton

Beitrag von Angorapython »

440
FCK-NZS
leo
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Re: Kammerton

Beitrag von leo »

Kommt ganz darauf an.

a)Wenn ich im Bandkontext spiele: immer 440 Hz.; Ausnahme: Wenn Bläser beteiligt sind. Denen kann man je nach den klimatischen Bedingungen schon mal
entgegenkommen. War früher (ich meine in den 70er Jahren) nicht so einfach, weil man die elektronischen Orgeln in dieser Zeit einfach nicht pitchen konnte.
Bei den Keyboards heutzutage allerdings kein Problem mehr.

b)Bei der Konzertgitarre im allgemeinen ebenfalls 440Hz.; je nach Literatur bzw. Alter der Musik auch schon mal deutlich tiefer. Höher eigentlich nie.

c)Beim 5string Banjo ist es ganz einfach: das wird so gestimmt, wie ich am besten dazu singen kann. Fertig. Das ist dann ebenfalls fast immer tiefer als 440Hz.;
Sollte da dann noch ein Fiddler beteiligt sein muss der sich halt anpassen. Machen die in der Regel aber auch. Die sind da sowieso ziemlich flexibel.

Schöne Grüsse vom Leo
leo
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Re: Kammerton

Beitrag von leo »

Nachtrag:

Wir hatten da eine ganze Zeit lang, eigentlich ein paar Jahre, einen kleinen Trick in Anwendung bei unserer Band.
Da haben wir viel so Zeugs gespielt von CSN&Y, den Eagles, Jackson Browne und The Band. Und da sind wir hingegangen
und haben für die Proben alles einen Halbton höher gestimmt. Dadurch haben wir erstens unsere Singstimmen in die Höhe gepuscht.
Und zweitens hatte das dann bei Gigs, zu denen wir dann wieder auf 440Hz gestimmt haben den Vorteil, das der Gesang, im speziellen
der Harmoniegesang, deutlich entspannter geklungen hat.

Nochmals Grüsse vom Leo
späterblues

Re: Kammerton

Beitrag von späterblues »

Danke für Eure Antworten. Ich merke das ich zu unpräzise gefragt habe. :(

Mir kam es bei meiner Frage weniger auf das Stimmen auf Grund des Zusammenspieles an. Meine Nylon ist nicht auf 443 gestimmt weil ich im Orchestergraben sitze . Mein Instrument klingt einfach so am "besten" für mich und meine Ohren.

Hat hier noch keiner mal mit rumprobiert und ne Idealfrequenz für sein Instrument gefunden? Oder ob es da je nach Korpusform Unterschiede gibt? Kann ich mir gar nicht vorstellen.

Oder ist 440 einfach perfekt passend?
leo
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Re: Kammerton

Beitrag von leo »

späterblues hat geschrieben:Oder ist 440 einfach perfekt passend?
Nö, Konvention. Und die wurde/wird auch nicht immer eingehalten, im Gegenteil. Deutsche Symphonieorchester
stimmen in der Regel 443Hz, die Wiener meines Wissens nach sogar 445Hz.
Und wenn du im Bandkontext z.B. mit einem Vibraphon zu tun hast, müssen die Bandmitglieder halt danach stimmen
bzw. das Stimmgerät nach diesem Instrument kalibrieren. Alternativ könnte man das Vibraphon natürlich auch mit abtragenden
Werkzeugen wie z.B. Feilen oder auftragenden Methoden wie z.B. löten auf exakt 440 Hz bringen resp. es zumindest versuchen.
Diese Methode ist allerdings extrem zeitaufwendig und trägt außerdem die Gefahr einer extremen Verstimmung des Vibraphonspielers
und somit in der Regel auch Besitzer des selbigen in sich. Das kann dann durchaus zu gesichtsverändernten Stimmungsschwankungen führen.
Sowohl auf Seiten des Spielers als auch des Stimmungsveränderers.

Spaß beiseite. Ja, meine Martin mag's gerne ein bisschen tiefer. Und die Takamine EF 391 MR, die ich noch habe, summt bei leicht höherer
Stimmung etwas besser, zumindest bilde ich mir das ein. Spiele ich aber mit anderen Musikern zusammen ist das doch alles obsolet.
Da müssen wir uns ja dann auf irgendeine Konvention einigen. Und die ist halt in aller Regel 440Hz.

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RB
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Re: Kammerton

Beitrag von RB »

440 Hz aus Gewohnheit und weil ich viel und ständig mit anderen zusammenspiele. Da kommen dann unter anderem Quetschfon, Querflöte und Harp mit zum EInsatz. Daraus elleine schon ergibt sich der Zwang zum Konformismus.
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Captain Harry
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Re: Kammerton

Beitrag von Captain Harry »

Mal ganz unabhängig vom Bandeinsatz. Wenn ich nur allein mit der Gitarre spiele, weshalb sollte da 443 Hz oder etwas anderes besser klingen als 440 Hz? Ich benutze mitunter noch eine altmodische Stimmgabel, da ist 440 dann eh gesetzt. Aber was sollte es bringen, minimal höher oder tiefer zu stimmen?
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Loki
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Re: Kammerton

Beitrag von Loki »

Captain Harry hat geschrieben:Mal ganz unabhängig vom Bandeinsatz. Wenn ich nur allein mit der Gitarre spiele, weshalb sollte da 443 Hz oder etwas anderes besser klingen als 440 Hz? Ich benutze mitunter noch eine altmodische Stimmgabel, da ist 440 dann eh gesetzt. Aber was sollte es bringen, minimal höher oder tiefer zu stimmen?
es klingt halt einfach anders. Die nach meinem Empfinden eher esoterisch angehauchte Diskussion um 435 mal aussen vor.

Bei Bedarf einfach mal die Pariser Stimmung (409) oder den türkischen Ton (461) probieren
späterblues

Re: Kammerton

Beitrag von späterblues »

es klingt halt einfach anders
Manche Stimmungen, und da reichen manchmal ein paar cent, "kommen dem Instrument entgegen." Ob sich da irgendwelche Resonanzen und in welcher Form usw....keine Ahnung. Einfach nur praktische Erfahrung bei meiner Nylon.

Jetzt bin ich Stahlsaiten Neuling und wollte mal hören ob es da ähnliches gibt; die Instrumente gar auf einen bestimmten Ton hin gebaut werden und was perfekt wäre?

Leo hat es eigentlich beantwortet: Je nach Instrument mal so mal so, aber beim Zusammenspiel zweitrangig..
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docsteve
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Re: Kammerton

Beitrag von docsteve »

Ich habe es ausprobiert und meine Konzertgitarre klingt bei 440 deutlich besser als bei auch nur wenigen Hertz darunter. Der Martin scheint es egal zu sein. Eine längst verkaufte Reso klang erst richtig gut, wenn sie einen Halbton runtergestimmt wurde.

Meine Telecaster stimmt auf 442 Hz, weil das Klavier im Übungsraum darauf gestimmt ist. Hier gilt also dasselbe wie bei den meisten anderen: die Gitarre hat es leichter, sich anzupassen.

Wie es der Zufall will, habe ich gestern einen Artikel gelesen, bei dem es um die Entwicklung des Kammertons, aber auch um die Esoterik hinter A = 432 Hz geht: https://believermag.com/pitch-battles/" onclick="window.open(this.href);return false;. Interessante Lektüre. Im Klassikbereich hängt da noch viel mehr dran als in der Populärmusik. Da geht es auch um die Durchsetzungsfähigkeit - ich habe mal einen Geiger gehört, der absichtlich einen Tick höher als das Klavier gestimmt hat, um besser zu brillieren.

Viele Grüße Stephan
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docsteve
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Re: Kammerton

Beitrag von docsteve »

späterblues hat geschrieben: Bei meiner Gitarre mit Katzendarm stimme ich auf A auf 443 Hz.
Ich hätte eine tiefere Stimmung erwartet - Darmsaiten sind ja nicht so für hohe Spannung ausgelegt, und historisch hat man eher tiefer gestimmt.

Viele Grüße Stephan
späterblues

Re: Kammerton

Beitrag von späterblues »

Hi Stefan
Ich hätte eine tiefere Stimmung erwartet - Darmsaiten sind ja nicht so für hohe Spannung ausgelegt, und historisch hat man eher tiefer gestimmt.
Grundsätzlich richtig gedacht---denke ich :lol: ( Wobei es mir ja nicht um die Saiten sondern um die passende Frequenz zum Korpus ging/geht )

Katzendarm war nicht ernst gemeint ( Nylon und mitunter Carbon ) und es kommt "erschwerend" hinzu das es eine Flamenca ist.

Hab sie aus Langeweile und nach einen Bericht über die berliner Symphoniker hochgestimmt und war überrascht. Dann runter 435 dann noch mal 445 und mein BauchOhr fand 443 am besten.
rwe
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Re: Kammerton

Beitrag von rwe »

440, weil ich dann doch immer wieder mal mit anderen Leuten zusammen spiele oder ich Saiten teste oder ...

Im Orchestergraben (äh: Gemeindesaal) dann nach dem Akkordeon, da lassen sich die Stimmen nicht so schnell umfeilen.
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berndwe
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Re: Kammerton

Beitrag von berndwe »

Ich bin etwas verblüfft darüber, wieviele von uns den Unterschied zwischen 440 und +/- einigen Hz hören. Mein Gehör ist offenbar nicht darauf abgestimmt solche Feinheiten wahrzunehmen.

Mir würde es - wenn ich alleine spiele - nicht auffallen wenn jemand heimlich mein Stimmgerät um einige Hz umkalibriert.

Bin ich nun damit (die Frage ist ernst gemeint) ein Fall für den HNO-Arzt oder noch im für den Durchschnitts-Hobbyklampfer zu definierenden Toleranzbereich?Beziehungsweise gibt es unter uns doch erstaunlich viele, die das Husten der Flöhe wahrnehmen können?
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