experimentelle Gitarrenmusik ?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Niels Cremer
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Niels Cremer »

Rolli hat geschrieben:Dann finde ich, dass nicht nur dem Groove zuviel Beachtung geschenkt wird, sondern die Melodie generell der Feind ist.
Das finde ich gerade für dich - also soweit ich dich und dein Gitarrenspiel kenne - eine sehr überraschende Aussage ... :shock:

LG,
Niels
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Holger Hendel
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Holger Hendel »

Pah! Was sind schon Groove und Melodie...wenn man sich erst mal von solch weltlichen Dingen freigemacht hat gibt es immer noch diverse andere Aspekte an der Musik / am Produzieren der Musik zu bestaunen, etwa die Elegantheit der Musizierbewegungen der beteiligten Musiker. Das mache ich mit großer Freude seit Jahren z.B. bzgl. technischem Death Metal (Vgl. Dying Fetus, Cryptopsy).
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Rolli
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Rolli »

Niels Cremer hat geschrieben:
Rolli hat geschrieben:Dann finde ich, dass nicht nur dem Groove zuviel Beachtung geschenkt wird, sondern die Melodie generell der Feind ist.
Das finde ich gerade für dich - also soweit ich dich und dein Gitarrenspiel kenne - eine sehr überraschende Aussage ... :shock:

LG,
Niels
Es handelte sich um eine experimentel ironische Aussage
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Niels Cremer
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Niels Cremer »

Ah, da bin ich erleichtert dass es nur an meiner kurzen Leitung lag, LOL! :lol:

LG,
Niels

Korrigiere: das muss natürlich lange Leitung heissen ...
Zuletzt geändert von Niels Cremer am Mi Okt 23, 2019 10:49 am, insgesamt 1-mal geändert.
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berndwe
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von berndwe »

Musik, ob sie nun konventionell ist oder experimentell, muss mich auf irgendeine Art und Weise mitnehmen - im Idealfall ohne dass ich vorher ein Programmheft lesen muss. Die Musik kann durchaus dissonant oder unrhythmisch sein, aber irgendwas muss bei mir passieren, damit ich mit Interesse weiter höre. Und das liegt in der Verantwortung von Komponist und Interpret - nicht in meiner.

Diese Einstellung kann man vielleicht oberflächlich nennen und vielleicht entgeht mir viel spannende Musik weil ich zu früh aussteige. Aber damit kann man leben.

Hurrrrrtz!!!
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Niels Cremer
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Niels Cremer »

berndwe hat geschrieben:Hurrrrrtz!!!
:lol:
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docsteve
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von docsteve »

Was ich schade finde, ist dass ernst gemeinte Musik, die sich bewusst jenseits der Hörgewohnheiten stellt, von vielen Leuten ver"hurrtzt" wird. Bernd hat in der Sache Recht, dass es sehr spannend und befriedigend sein kann, seine Hörgewohnheiten auf den Prüfstand zu stellen. Das kann übrigens genauso durch Alte wie durch Neue Musik geschehen.

Die Neue Musik als Stilrichtung muss sich aber tatsächlich ihren inneren Widerspruch vorhalten lassen, dass sie einerseits auf permanenter Neuerung besteht, so dass kein Stück wie das vorherige klingen darf; andererseits aber selbst eine Schule bildet. Das hat schon etwas latent zwanghaftes. Irgendwann wird dann ein diatonisches Stück als Herausforderung wahrgenommen. "You could be thrown in prison for a major third", sagte Julian Bream, sicherlich kein Gegner der Neuen Musik.

Persönlich finde ich es lächerlich, wie sehr Neue Musik, genau wie moderne Kunst, auf so vehemente Ablehnung trifft. Ich meine, wo sind die Leute seit 1880 gewesen?

Viele Grüße Stephan
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Rolli
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Rolli »

docsteve hat geschrieben:Was ich schade finde, ist dass ernst gemeinte Musik, die sich bewusst jenseits der Hörgewohnheiten stellt, von vielen Leuten ver"hurrtzt" wird.
Och, ich hatte das Hurzvideo nur gepostet, weil ich es lustig finde und den Ton schon wieder so ernst und "scharf" fand. Na ja, irgendwie scheint nix mehr so locker zu gehen in dieser heutigen Welt. Ich mag alle Arten von Musik und erweitere meinen Horizont permanent. Manches erschließt sich mir, manches nicht. Auf manche neue Musik egal welche lasse ich mich ein und gebe mir dann auch "Mühe" und manchmal halt nicht. Ich stimme Bernd in vielem zu, nur mir ist es zu dogmatisch, wenn das gleich "Ignoranz" unterstellt wird. Und ich mag es nicht Musik zu "intellektualisieren".
Schöne Grüße, Rolli
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Rumble
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Rumble »

Musik muss mich persönlich emotional berühren, muss mich fesseln, muss mir Freude bereiten, Gefühle ausdrücken/vermitteln.
Dann ist es mir auch erst einmal völlig gleichgültig ob das in irgendeiner Form"experimentell", traditionell oder völlig durchgeknallt ist.
Das ist aber eine recht subjektive Geschichte.

Auch das Erleben von Musik spielt für mich eine große Rolle.
Es gibt durchaus Musik, die ich live höre und live erleben möchte, die ich mir aber selten bis gar nicht in anderen Situationen anhöre.

Und es gibt zwei Sätze, die mich immer wieder begleiten und schmunzeln lassen. ;-)

1. "Und denkt bitte immer daran, dass es Töne gibt mit denen man anderen Menschen sehr, sehr weh tun kann." (frei nach Thomas Blug).
2. Man muss nicht immer alles tun, nur weil man es kann.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
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johnson
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von johnson »

Ich hatte mal mit einem Architekten zu tun, der mir auf meine Frage, warum so viele Neubauten so häßlich seien, antwortete, man könne doch nicht immer beim altbewährten bleiben, sonst gäbe es schließlich keine Entwicklung.
Kann man natürlich so sehen, aber ich gestehe, daß ich einen Hang zur Schönheit habe. Diese kann durchaus auch aus einer mir völlig fremden Kultur stammen (z.B. Taj Mahal, Alhambra, um bei der Architektur zu bleiben; das ist unverfänglicher als Musikgeschmack). Vom ästhetischen Standpunkt her weine ich dem World Trade Center keine Träne nach, obwohl es ein - im wahrsten Sinne des Wortes - herausragendes Beispiel der zeitgenössischen Ingenieurskunst war.
Vielleicht geht es darum, ob man sich eher von Schönheit oder von einer kühnen, kunstvollen Konstruktion beeindruckt fühlt.
Ich bin nicht der Ansicht, daß Veränderung an sich ein Wert ist.
Natürlich billige ich jedem zu, das anders zu sehen.
Nein (hicks). Wieso?(hicks)
rwe
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von rwe »

johnson hat geschrieben:<...> aber ich gestehe, daß ich einen Hang zur Schönheit habe <...>
Aber was ist "Schönheit"? Bach? Klar, gerne und jederzeit. Aber genau so gerne Breuker oder Archie Shepp oder Anton Webern, Joe Zawinul genau so wie Alan Stivell. Jedenfalls für mich.
tbrenner
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von tbrenner »

Man wird ja im Laufe seines Musikhörerlebens auch ein anderer , als der der man mal war. Und dann ist die jeweilige Stimmung/Tagesverfassung maßgebend. Wenn ich einen anstrengenden oder gar demotivierenden Arbeitstag hinter mir habe, möbelt mich auf der Fahrt nach Hause halt swingende, voll abgehende (aber harmonisch überschaubare..)Countryrock-Mukke z.b. von Albert Lee auf. Habe ich einen halben Urlaubstag gemütlich verdöst, kann ich mir auch mal wieder eine alte frickelige King Crimson-, Zappa- oder gar Pharaoh Sanders-Platte reinziehen und verspüre Genuß dabei.

So Sachen, die vorwiegend Musikwissenschaftler und Schwarze-Rollkragenpulloverträger bei den "Donaueschinger Tagen der neuen Musik" oder ähnlichen Formaten absorbieren sind nicht meines - da halte ich mich genauso fern wie von Operetten, Schlagern, Heavy metal und noch so ein paar mehr Sachen.Das Leben ist halt einfach auch kurz...

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Gitarrenspieler
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von Gitarrenspieler »

Für mich ist immer wichtig das ich in der Musik etwas finde das mich mitnimmt. Für mich also ganz einfach: Mag ich / mag ich nicht.
Ich erinnere mich mit Grausen an meine Jugend, da gab es hier in der Gegend hin und wieder eine Veranstaltung die dem Freejazz nacheiferte. Grauenhaft... :heul2: da haben sich Leute vor Publikum gestellt und auf irgendwelche Instrumente und Gerätschaften eingedroschen. Es waren wirklich viele dabei die kein Instrument spielen konnten und ich behaupte, dass die meisten nicht einmal Musikgefühl hatten. Hätte da vielleicht auch eher behindert. Andererseits ist dies ein freies Land, jeder soll hören was mag.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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L1
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von L1 »

Ich bin eigentlich für jeder Art Musik offen (vielleicht härteste Metal-Sachen mal ausgenommen :wink:), hab mir schon Vieles mit Interesse angehört.
Aaaber:
Gitarrenspieler hat geschrieben:Für mich ist immer wichtig das ich in der Musik etwas finde das mich mitnimmt.
Das bringt es genau auf den Punkt.
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jayminor
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Re: experimentelle Gitarrenmusik ?

Beitrag von jayminor »

MELODIE . . . das brauche ich, um von Musik abgeholt zu werden.

"Werke", die ohne Melodie auskommen, kann ich mir zeitlich nur sehr begrenzt anhören, ohne "unruhig" zu werden.
Das gilt sowohl für rein Perkussives (auch die Sambatrommler gehen mir nach 15 Minuten auf den Senkel), als auch für Rap (egal wie gut der Text sein mag) und naja bei Gegröle werde ich mehr als nur unruhig.
Wenn in einem Ensemble dem Anschein nach jeder sein eigenes Ding macht und es offensichtlich das Konzept ist, dass keines erkennbar sein soll (was mir schon mal bei Free-Jazz so vorkommt), dann gibt es für mich nur zwei mögliche Bewegungen . . .raus aus dem Raum oder Volume-Regler ganz nach links.

Wenn die Melodie oder die begleltenden Harmonien interessante Bewegungen haben, also nicht nur Kinderlieder- , Betroffenheitslyrik- oder Volksmusik-Trivialität über drei Akkorde, dann bin ich auch mit der Seele dabei. Das ist für mich der Angelhaken, an dem ich hängen bleibe.

Experimentelle Gitarrenmusik finde ich interessant, sowohl aus technischer als auch kompositorischer Sicht, aber "dermaßen Interessantes" ist halt meist nicht geeignet, mich irgendwie emotional abzuholen.

Nicht falsch verstehen, das ist keine Bewertung der anderen "Stile/Genre" ! Jede Darbietungsform hat ihre Berechtigung.
Aber Manches ist halt mit meinen Ohren einfach nicht kompatibel.
Aktuelle Infos----------> https://jay-minor.jimdosite.com/
Diskografie-------------> http://jayminor1958.bandcamp.com/
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