JustMusic schließt ...

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DanielK
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von DanielK »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Fr Sep 04, 2020 10:23 am
Thomann hat es verstanden mit seiner Preispolitik viele kleine Händler kaputt zu machen. Das einzige, was ich dort kaufe, ist Zubehör. Aber das bekomme ich teilweise auch woanders akzeptabel günstig.
Ein kleiner Händler hier in Freiburg, bei dem ich mein Zubehör kaufe, hat mich schon das ein oder andere Mal an Thomann verwiesen, wenn er etwas nicht zu einem akzeptablen Preis besorgen konnte (mit einer Mischung aus Resignation und Realismus). Und ein anderer Händler in Lörrach, der mittlerweile seinen Laden geschlossen hat, meinte mal, dass sein Einkaufspreis für Elixir Saiten beim Großhändler höher wäre als der Verkaufspreis von Thomann...

Zum Teil können die Hersteller aber auch dagegen wirken. Ich habe z.B. mal von einem Händler im Ruhrgebiet gehört, dass manche Hersteller klare Vorgaben machen, zu welchem Mindestpreis die Gitarren verkauft werden müssen (maximal xy% unter Listenpreis). Wenn ein Händler da drunter geht, verliert er seine Lizenz. Dadurch kostet eine Gitarre dann überall immer gleich viel. Und dann ist der kleine Händler vor Ort auf einmal wieder attraktiv, denn der hat vermutlich mehrere Modelle zum Anspielen verfügbar (die man nicht erst bestellen und später dann nicht bei Nichtgefallen aufwendig zurückschicken muss). Und wenn die Gitarre da genauso viel kostet wie im Internet, kommt auch niemand in Versuchung, nach dem Probespielen nach Hause zu fahren und die gleiche Gitarre beim Online Händler zu bestellen, wo es sie vielleicht 100 Euro billiger gibt... Aber klar, es ist natürlich ein Unterschied, ob es um Saiten und anderes Zubehör (also Massenware) geht, oder um ein teures Instrument...
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Andreas
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Andreas »

DanielK hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:37 am
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Fr Sep 04, 2020 10:23 am
Thomann hat es verstanden mit seiner Preispolitik viele kleine Händler kaputt zu machen. Das einzige, was ich dort kaufe, ist Zubehör. Aber das bekomme ich teilweise auch woanders akzeptabel günstig.

… Ich habe z.B. mal von einem Händler im Ruhrgebiet gehört, dass manche Hersteller klare Vorgaben machen, zu welchem Mindestpreis die Gitarren verkauft werden müssen (maximal xy% unter Listenpreis). Wenn ein Händler da drunter geht, verliert er seine Lizenz. Dadurch kostet eine Gitarre dann überall immer gleich viel…
Moin Daniel,
das halte ich für ein Märchen, das Dir der Ruhrgebietshändler da erzählt hat. Hersteller können einen UVP festlegen aber dem Händler nicht vorgeben zu welchem Preis er zu verkaufen hat. Und bei Nichteinhalten verliert er gewiss nicht seine Lizenz, sonden wird allenfalls nicht mehr von dem Hersteller beliefert. Es gibt dann noch den Street Price zu dem die Geräte gehandelt werden. Das eine Gitarre zum Beispiel überall das Gleiche kostet, wär schön, wird aber nicht so sein.

Glück Auf
Andreas
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DanielK
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von DanielK »

Andreas hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 7:19 am
bei Nichteinhalten verliert er gewiss nicht seine Lizenz, sonden wird allenfalls nicht mehr von dem Hersteller beliefert. Es gibt dann noch den Street Price zu dem die Geräte gehandelt werden. Das eine Gitarre zum Beispiel überall das Gleiche kostet, wär schön, wird aber nicht so sein.

Glück Auf
Andreas
Nicht mehr vom. Hersteller beliefert werden, das meinte ich mit der "Lizenz" für diesen speziellen Hersteller.

Im konkreten Fall ging es um Lakewood und da bestätigen zumindest meine Beobachtungen die Aussage. Ich habe selber in den letzten Jahren zwei Lakewoods gekauft und mich daher viel umgeschaut und verglichen. Die Preise sind wirklich konstant, man findet nie irgendwelche Angebote o.ä., die den Standardpreis für ein Modell unterbieten (B-Ware, Versandrückläufer etc. natürlich ausgenommen). Die Preise liegen alle einen gewissen Prozentsatz unter Listenpreis (der Händler damals sprach glaube ich von 7%), darunter aber bietet niemand an, weder online noch lokal (wobei man dann vermutlich nicht ausschließen kann, dass der Händler vor Ort dann doch nochmal einen "inoffiziellen" Straßen Preis anbietet, wenn man mit ihm verhandelt, aber offiziell angeboten oder beworben wird der nicht). Das bezieht sich natürlich nur auf die Standardmodelle, ob das auch für den Custom Shop gilt oder ob da der Spielraum für den Händler größer ist, weiß ich nicht...
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Holger Hendel
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Holger Hendel »

Und dann ist der kleine Händler vor Ort auf einmal wieder attraktiv, denn der hat vermutlich mehrere Modelle zum Anspielen verfügbar [...]
Hiervon bin ich überzeugt: Der kleine Händler in 2020 wird nie attraktiver sein solange er nicht auf personality setzt. Attraktiv für die meisten Kunden sind, so schätze ich, harte Fakten, z.B. 30 Tage money back (davon ist der kleine Händler mit Ladengeschäft idR weit entfernt und kommt meiner Erfahrung nach auch nicht mehr auf die Idee hier nachzubessern, an seinen Konditionen zu arbeiten; sicher, einige Händler sind kulant, damit offensiv Werbung zu machen ist idR nicht möglich...) und drei Jahre Garantie. Diverse Onlinehändler lassen sich eine verlängerte Garantiezeit extra bezahlen, man weiß mittlerweile auf breiter Front, dass dies eine Leistung ist die man beim Kauf eines Produktes mitbezahlt. Mancher Onlinehändler gibt von Haus aus drei Jahre und ist günstiger als die Konkurrenz. Dazu noch freeway-Rückversand, ausgedehnte telefonische Erreichbarkeit eines Mitarbeiters des Händlers, Paketabholung von zu Hause aus (wenn mit dem "richtigen" Logistikunternehmen zusammengearbeitet wird...).

Der kleine Händler in 2020 muss, davon bin ich überzeugt, seine personality einsetzen, ein interessanter, cooler Typ sein der in seinem Metier viel erlebt und entsprechendes zu berichten hat - jemand, dem man deshalb Expertise zutraut und dem man vertraut. Irgendwelche Hülsen die hinterm Tresen stehen und in der Datenbank die technischen Spezifikationen eines Effektpedals für mich nachlesen sind zu Recht Auslaufmodelle. Vgl. video killed the radio star - manch einer hat eben ein radioface und kann bestimmte gefragte Anforderungen einfach nicht erfüllen. Hier in der Nähe macht gerade ein Musikladen auf bzw. ist in der Entstehung. Absolut aufm Dorf, richtiges Dorf. Wietzendorf. Und doch kann sowas klappen, eben weil der dude der den Laden schmeißt trotz seines geringen Alters schon recht viel in der Musikwelt erlebt hat. Ich bin sehr gespannt auf die Entwicklung und darauf, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.
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bookwood
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von bookwood »

DanielK hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 8:11 am
Andreas hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 7:19 am
bei Nichteinhalten verliert er gewiss nicht seine Lizenz, sonden wird allenfalls nicht mehr von dem Hersteller beliefert. Es gibt dann noch den Street Price zu dem die Geräte gehandelt werden. Das eine Gitarre zum Beispiel überall das Gleiche kostet, wär schön, wird aber nicht so sein.

Glück Auf
Andreas
Nicht mehr vom. Hersteller beliefert werden, das meinte ich mit der "Lizenz" für diesen speziellen Hersteller.

Im konkreten Fall ging es um Lakewood und da bestätigen zumindest meine Beobachtungen die Aussage. Ich habe selber in den letzten Jahren zwei Lakewoods gekauft und mich daher viel umgeschaut und verglichen. Die Preise sind wirklich konstant, man findet nie irgendwelche Angebote o.ä., die den Standardpreis für ein Modell unterbieten (B-Ware, Versandrückläufer etc. natürlich ausgenommen). Die Preise liegen alle einen gewissen Prozentsatz unter Listenpreis (der Händler damals sprach glaube ich von 7%), darunter aber bietet niemand an, weder online noch lokal (wobei man dann vermutlich nicht ausschließen kann, dass der Händler vor Ort dann doch nochmal einen "inoffiziellen" Straßen Preis anbietet, wenn man mit ihm verhandelt, aber offiziell angeboten oder beworben wird der nicht). Das bezieht sich natürlich nur auf die Standardmodelle, ob das auch für den Custom Shop gilt oder ob da der Spielraum für den Händler größer ist, weiß ich nicht...
Den Händler kenne ich vermutlich, denn anläßlich einer individuellen Lakewood-Bestellung bekam ich mal ähnliche Infos. :wink:
Gruß
von
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Bernd C. Hoffmann
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Andreas hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 7:19 am
DanielK hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:37 am
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Fr Sep 04, 2020 10:23 am
Thomann hat es verstanden mit seiner Preispolitik viele kleine Händler kaputt zu machen. Das einzige, was ich dort kaufe, ist Zubehör. Aber das bekomme ich teilweise auch woanders akzeptabel günstig.

… Ich habe z.B. mal von einem Händler im Ruhrgebiet gehört, dass manche Hersteller klare Vorgaben machen, zu welchem Mindestpreis die Gitarren verkauft werden müssen (maximal xy% unter Listenpreis). Wenn ein Händler da drunter geht, verliert er seine Lizenz. Dadurch kostet eine Gitarre dann überall immer gleich viel…
Moin Daniel,
das halte ich für ein Märchen, das Dir der Ruhrgebietshändler da erzählt hat. Hersteller können einen UVP festlegen aber dem Händler nicht vorgeben zu welchem Preis er zu verkaufen hat. Und bei Nichteinhalten verliert er gewiss nicht seine Lizenz, sonden wird allenfalls nicht mehr von dem Hersteller beliefert. Es gibt dann noch den Street Price zu dem die Geräte gehandelt werden. Das eine Gitarre zum Beispiel überall das Gleiche kostet, wär schön, wird aber nicht so sein.
"Lizenz" verstehe ich als den aktiven Status Instrumente eines bestehenden Herstellers verkaufen zu können. Zudem hat DabielK Recht. Das bekannteste Beispiel ist die spanische Manufaktur Camps. Die machen klare Vorgaben, dass es keine Crash Preise gibt und ihre Instrumente Händlerseitig nicht auf Ebay & Co. angeboten werden. Straßenpreise im eigentlichen Sinne gibt es dort nicht, weil Camps nicht will, dass ihre Instrumente eine Tendenz zu Ramschpreisen bekommen. Die Camps Primera Serie,egal, ob Blanca oder Negra, kostet überall fast das selbe. Und das ist gut so.
Liebe Grüße
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clone
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von clone »

Zumindest gegenüber der Berliner Filiale habe ich immer etwas gemischte Gefühle. Auf der einen Seite ist die Git + Bass Abteilung schon supermarktartig groß von der Fläche her, auf der anderen Seite ist die Auswahl an etwas besseren Instrumenten aber nicht irre groß. Z.B. 2-3 J45 oder Martin D18 vergleichen ist dann wieder eher nicht, da nicht mehrere vor Ort. Immerhin kann man dort aber Instrumente von Gibson anspielen, sofern das Modell vorrätig ist.
Irgendwie ist das da eine komische Mischung von zwar groß, aber bei interessanten Instrumenten nicht irre gut bestückt. Trotzdem kaufe ich da öfter. Ich bin dennoch froh, dass es den laden in Berlin gibt.
Bernd C. Hoffmann
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Holger Hendel hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 8:48 am
Hier in der Nähe macht gerade ein Musikladen auf bzw. ist in der Entstehung. Absolut aufm Dorf, richtiges Dorf. Wietzendorf. Und doch kann sowas klappen, eben weil der dude der den Laden schmeißt trotz seines geringen Alters schon recht viel in der Musikwelt erlebt hat. Ich bin sehr gespannt auf die Entwicklung und darauf, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.
Das hatten wir hier auch schon. Wenn der Standort falsch gewählt ist, weil im Umkreis nur Budget für Anfängerinstrumente vorhanden ist, wird der Break Even sich zur Durststrecke hinziehen. Geld verdient wird nicht an den Instrumenten sondern am Kleinkram, weil die mehrere Hundert Prozent Gewinnspanne haben. Die teuersten Fixkosten neben Personal- und Raumkosten ist die Versicherung. Wenn er tatsächlich auf dem Dorf lebt, dann benötigt er zusätzlich ein großes Werbebudget, um außerhalb seines Standorts bekannt zu werden. Aber damit hat er noch lange nichts verkauft. Dann kommt die Coronakrise hinzu. Alle wichtigen Industrien laufen, wenn überhaupt, dann auf Kurzarbeit. Wer jetzt keinen Job hat, der kriegt auch keinen mehr, weil die Unternehmen ihre Rücklagen aufgebraucht haben. Eine Klientel ab 50+, die im Wesentlichen noch über Kaufkraft verfügt, nimmt Menschen in einem "besonders jungen Alter" sehr oft nicht ernst.

Ergo: Bei absehbar steigenden Preisen in allen Lebensbereichen und schwindender Kaufkraft ein Geschäft zu eröffnen ist keine weise unternehmerische Entscheidung. Sie ist das genaue Gegenteil. Welche Marketing Strategie bietet sich für einen Gründer im klassischen Offline Business in solch unsicheren Zeiten an? Keine. Das ist lediglich Hoffnungsmarketing. Eine saubere Geschäftsplanung mit klaren Planzahlen und einer halbwegs sicheren Möglichkeit, wie sich die Zahlen erreichen lassen (auch an welchen Stellschrauben man drehen kann) lässt sich damit nicht machen.

Ich wünsche dem jungen Geschäftsmann nur das Allerbeste, aber ich sehe hier ganz klar schwarz. Der Laden wird kurz aufleben und dann zugemacht werden. Um ein Geschäft zum Erfolg zu bringen, braucht es deutlich mehr als "ein cooler Typ" zu sein und als Musiker viel erlebt zu haben. Wer in diesen unsicheren Zeiten ein Ladengeschäft eröffnet, der hat entweder eine sehr hohe Kapitaldecke (von der ein großer Teil inffektiv verpufft) oder er hat als Unternehmer etwas nicht verstanden. Solchen individualistischen Vorhaben ging nur selten eine umfassende Marktanalyse voraus. An Stelle bestimmter nicht vorliegender Zahlen tritt dann der fiktive Optimismuss, für den man irgendeine Zahl oder ein Schlagwort einsetzt. Tut mir Leid, aber das ist meine Erfahrung und anders sehe ich das nicht. Ich weiß, warum ich mir einen teuren Business Coach leiste. Der junge Gründer hat hierauf wahrscheinlich keinen Gedanken verschwendet.
Liebe Grüße
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clone
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von clone »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:59 pm
Ach, weiß ich gar nicht. Es gibt ja nun schon Läden, die ausschließlich sehr hochwertige Gitarren verkaufen. Da glaube ich nicht, dass die von Kleinkram leben. Da kommt es wirklich drauf an, wie der Laden sich aufstellt. Einzugsgebiet des Dorfes ist durchaus Hamburg, Bremen, Hannover etc. , falls er z.B. eine Auswahl an Huss&Dalton bieten kann.
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Andreas
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Andreas »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:59 pm
… Ich wünsche dem jungen Geschäftsmann nur das Allerbeste, aber ich sehe hier ganz klar schwarz. Der Laden wird kurz aufleben und dann zugemacht werden. …
Wann, wenn nicht jetzt?

Einen Offline-Shop zu betreiben ist eine grosse Herausforderung und dennoch glaube ich das es geht.
Siehe auch z. B. das Kulturgut in Bechtolsheim.
Oder Hardline Music in Wuppertal.
Und es geht. Sicher hat auch der 'Reverb-Shop' damit zu tun.
Beides keine Global Player, aber durch hochqualitative Musiker/Veranstaltungen/Instrumente absolut lebensfähig.
Das hat was mit den Menschen und weniger mit 'Break-even oder teuren Business Coaches' zu tun.
Wenn man für eine Sache 'brennt' kann das funktionieren.
Auch auf dem Dorf.
Bechtolsheim ist nicht der Nabel der Welt, für die Fingerstyle/Singer-Songwriter-Szene wahrscheinlich schon.
Die Kaufkraft geht an Wuppertal vorbei, der Laden aber ist voll von exquisiten Instrumenten. Akustisch wie elektrisch.
Und schon seit vielen Jahren.

Ich glaube, um es mit dem Terminus vom Holger zu sagen: Der Dude rockt das.

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DanielK
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von DanielK »

clone hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 1:27 pm
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:59 pm
Ach, weiß ich gar nicht. Es gibt ja nun schon Läden, die ausschließlich sehr hochwertige Gitarren verkaufen. Da glaube ich nicht, dass die von Kleinkram leben. Da kommt es wirklich drauf an, wie der Laden sich aufstellt. Einzugsgebiet des Dorfes ist durchaus Hamburg, Bremen, Hannover etc. , falls er z.B. eine Auswahl an Huss&Dalton bieten kann.
Das ist vermutlich genau der Punkt. Dafür zu "brennen" ist gut, wird aber nicht reichen. Ein Offline Händler braucht ein Alleinstellungsmerkmal. Eine gute Auswahl sehr hochwertiger Gitarren wäre so was, das kann funktionieren. Genau wie du es als Beispiel nennst, eine Huss & Dalton bestellt man nicht bei Thomann oder Session, da fährt man auch mal ein paar Hundert Kilometer, um eine in die Hand nehmen zu können. Zwei Beispiele habe ich hier vor der Tür in Freiburg, Mundo Flamenco und Musik Bertram. Man bekommt auch bei Thomann eine Flamenco Gitarre, aber wer ein wirklich gutes und teures Instrument sucht, kommt zu Mundo Flamenco. Der gute Mann verkauft die Gitarren bei sich zuhause, aber die Leute kommen von weit her, denn so eine Auswahl findet man sonst nirgendwo in Deutschland. Musik Bertram ist auch nicht groß, aber sie sind kompetent und haben im oberen Segment sehr hochwertige Westerngitarren. Die Gitarrenabteilung ist nicht groß wie ein Supermarkt, wie oben beschrieben, sondern genau ein kleines Zimmer, vielleicht 20qm, aber da ist dann auch einiges drin. Lakewood, Martin, Taylor, Avalon, Larivee, Collings, Furch und Gibson. Die kann man alle ganz ausführlich und in Ruhe testen. Wer hier in der Gegend eine hochwertige Akustikgitarre sucht, geht zu Musik Bertram. Da ist der kleine Offline Händler dann klar im Vorteil. Musik Bertram verzichtet komplett auf Online Handel. Und wenn dann wie oben beschrieben Hersteller wie Camps oder Lakewood das dahingehend unterstützen, dass der Online Händler keine deutlich günstigeren Preise anbieten kann, dann geht das Konzept auf.
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von rwe »

Auch die Lage ist ok: Vom JM in HH, PPC in H, Hoins in HB sind es jeweils ziemlich genau 1 Stunde Autofahrt. Wahrscheinlich mit Erholungswert und ohne Parkplatzsuche. (In HH brauche ich mit Parkplatzsuche nicht viel weniger zum Bunker...) Dazu noch ein nettes Landgasthaus oder ein guter Grieche in der Nähe, vielleicht noch eine andere nette Kleinigkeit - und schon ist der Sonnabendtrip oder Urlaubstagtrip für die "zahlungskräftige Klientel ab 50" organisiert.
Mit 90' Autofahrt - auch das ist für einen Ausflug ok - hätte der Laden einen EInzugsbereich von ca. 4 Mio Menschen. Ist ok, könnte laufen.
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

clone hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 1:27 pm
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:59 pm
Ach, weiß ich gar nicht. Es gibt ja nun schon Läden, die ausschließlich sehr hochwertige Gitarren verkaufen. Da glaube ich nicht, dass die von Kleinkram leben. Da kommt es wirklich drauf an, wie der Laden sich aufstellt. Einzugsgebiet des Dorfes ist durchaus Hamburg, Bremen, Hannover etc. , falls er z.B. eine Auswahl an Huss&Dalton bieten kann.
Woher weißt Du, dass in dem Dorfgeschäft "ausschließlich hochwertige Gitarren" angeboten werden sollen? Ich habe davon nichts gelesen. Und wenn es angeblich schon mehrere solcher Läden gibt, dann sind die wahrscheinlich schon gut etabliert. Im Klassikbereich denke ich an Geschäfte, wie Siccas, die Zupfgeige, Der Gitarren von Andreas Dill, Musikladen Eberstadt, Hierber etc. oder Leute ohne Laden wie Dieter Wegner, um nur einige zu nennen. Aber die haben bei weitem nicht "ausschließlich" hochwertige Gitarren. Und selbst wenn, dann stellt sich die Frage, wie man sich gegen etablierte Wettbewerber im gleichen Einzugsbereich durchsetzen will. Mit "Personalty" und Fachwissen ganz sicher nicht; das hat jeder andere auch. Aber vielleicht magst Du erklären, was Du mit Deinem Beitrag sagen möchtest.
Liebe Grüße
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

rwe hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 6:53 pm
Auch die Lage ist ok: Vom JM in HH, PPC in H, Hoins in HB sind es jeweils ziemlich genau 1 Stunde Autofahrt. Wahrscheinlich mit Erholungswert und ohne Parkplatzsuche. (In HH brauche ich mit Parkplatzsuche nicht viel weniger zum Bunker...) Dazu noch ein nettes Landgasthaus oder ein guter Grieche in der Nähe, vielleicht noch eine andere nette Kleinigkeit - und schon ist der Sonnabendtrip oder Urlaubstagtrip für die "zahlungskräftige Klientel ab 50" organisiert.
Mit 90' Autofahrt - auch das ist für einen Ausflug ok - hätte der Laden einen EInzugsbereich von ca. 4 Mio Menschen. Ist ok, könnte laufen.
Das klingt gut. Aber der Standort ist nicht alles. Das letzte Wort wird von der Kapitaldecke entschieden. Ob eigen- oder fremdfinanziert, ist egal. Am wichtigsten ist, wie sie ausgebaut wird. In Zeiten, wo abzusehen ist, dass die Kaufkraft in hohem Maße nur in dringende Notwendigkeiten fließt, liegt das Risiko für den Business Crash quasi auf der Hand. Hierzu möchte ich anmerken, dass ich solche Bericht schon oft gelesen habe. Meine Annahme, dass die Leitgedanken der Geschäftsidee selten auf grundlegend kaufmännische Berechnungen und Bewertungen basieren, hat sich fast immer bewahrheitet. Diese Geschäfte haben selten länger als 3 Jahre überlebt. Wer schon seit Jahren am Markt ist, kann seine Position bestenfalls halten und im Idealfall, wie JM, ausbauen. Bei Neueröffnungen in jetzigen Zeiten überwiegt bei mir die maximale Skepsis.

Ich merke die marktseitige Zurückhaltung wegen Corona auch an anderer Stelle. Mit einem Partner baue ich mir einen Geschäftsbereich im Brennstoffzellengeschäft auf. Obwohl die Anlage zu knapp 50 % von der KfW gefördert wird und auch ohne Förderung von jedem finanziell halbwegs gesund aufgestellten KMU preislich attraktiv ist, sind sie wegen Corona nicht zum Investieren bereit.
Liebe Grüße
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Bernd C. Hoffmann
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Re: JustMusic schließt ...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

DanielK hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 6:01 pm
clone hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 1:27 pm
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Sa Sep 05, 2020 12:59 pm
Ach, weiß ich gar nicht. Es gibt ja nun schon Läden, die ausschließlich sehr hochwertige Gitarren verkaufen. Da glaube ich nicht, dass die von Kleinkram leben. Da kommt es wirklich drauf an, wie der Laden sich aufstellt. Einzugsgebiet des Dorfes ist durchaus Hamburg, Bremen, Hannover etc. , falls er z.B. eine Auswahl an Huss&Dalton bieten kann.
Man bekommt auch bei Thomann eine Flamenco Gitarre, aber wer ein wirklich gutes und teures Instrument sucht, kommt zu Mundo Flamenco. Der gute Mann verkauft die Gitarren bei sich zuhause, aber die Leute kommen von weit her, denn so eine Auswahl findet man sonst nirgendwo in Deutschland.
Der gute Mann heißt Johannes Inhoffen und hat die größte Auswahl an renommierten Flamencogitarren in ganz Europa. Er hat nicht nur teure Instrumente sondern auch eine sehr gute Auswahl der Mittelklasse. Im Bereich der gehobenen Mittelklasse bietet er gebrauchte Topinstrumente an. Als ich in den 90er Jahren auf ihn aufmerksam wurde, war er für Flamenco ein Vollsortimentler. Später hatte er den Bereich Medien und Bekleidung abgegeben und konzentriert nur noch auf Gitarren. Daneben hat er erstklassige Kontakte.
Liebe Grüße
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