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Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Mi Jun 09, 2021 6:38 pm
von Gitarrenspieler
Hallo!
Deutschlandfunk vom 08.06.2021
Leider nur als Tondatei.., aber dennoch.
Per Laser zum perfekten Klang: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe
https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dra ... 3eb71b.mp3

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Mi Jun 09, 2021 9:32 pm
von Gitarrenmacher
Entweder habe ich mich dreimal verhört, oder zwischen 2.40 und 3.00 widerspricht sich was.
Frage: Wer soll das ganze bezahlen?

Ich hatte mir mal in den Kopf gesetzt, meine Decken nach der Siminoffmethode abzustimmen. D.h., die beleistete Decke in einen Zargendummi einspannen und jeden Klopfton mit dem Strobotuner messen und auf ganze oder halbe Töne abstimmen. Ich habe mir Mühe gegeben, es hat STUNDEN gedauert, habe mir alles notiert und insgesamt dreimal gemacht. Das ganze Prozedere hat mich nicht einen Zentimeter nach vorne gebracht.
In der Preisklasse zwischen 3.500 und 5.000, in der ich und die meisten Kollegen bauen, ist das nicht rechenbar. Da muss ich mich einfach auf das verlassen, was ich höre und fühle.

Als Doktorarbeit ist diese Lasersache sicher eine tolle Herausforderung.

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Do Jun 10, 2021 8:50 am
von notenwart
Ich habe den Beitrag nicht gehört, nur auch an anderer Stelle darüber gelesen. Ich bin der Meinung, es gibt Dinge, denen kann der Mensch nahezu uneingeschränkt im Rahmen der Naturgesetze seinen Willen aufzwingen. Um beim Gitarrenbau zu bleiben, vielleicht kann man bei Carbongitarren im Vorfeld die Gestaltung (Dicke, Dichte) der Decke klanglich optimal beeinflussen.
Bei einer Holzgitarre erwarte ich vom Handwerker den Einsatz all seiner Erfahrung im Sinne des gut klingenden Instrumentes. Zudem wünsche ich mir, dass diese Gitarre ein Unikat ist. Ein Instrument mit Charakter! Und dann kommt natürlich meine persönliche (un-)fertige Spieltechnik hinzu – was nutzt mir da das technisch perfekt vermessene Instrument?

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Do Jun 10, 2021 9:56 am
von Es335
notenwart hat geschrieben:… was nutzt mir da das technisch perfekt vermessene Instrument?
Die Vermessung ist ja nur Mittel zum Zweck, um die Klangeigenschaften des Instrumentes durch begleitende Messungen gezielt zu beeinflussen bzw. vorherzusagen. Ungeachtet der Anerkennung des sicherlich großen Aufwandes und auch der aufrichtigen Absichten dahinter, ruft das bei mir Assoziationen zur „Quadratur des Kreises“ hervor. Ein mathematisches Problem dessen Unlösbarkeit bewiesen ist, zu dem aber noch immer Lösungsvorschläge eingereicht werden.

Übertragen auf den Instrumentenbau gibt es keine rein wissenschaftlichen Methoden, die sicherstellen können, wie ein hochwertiges Instrument mit vorhersagbar guten Klangeigenschaften zu bauen ist. Die Euphorie und Illusionen der frühen Jahre sind längst verflogen, wobei die eine oder andere dabei gewonnene Erkenntnis den Instrumentenbau durchaus bereichert hat. :wink: :D

Gitarrenmacher hat geschrieben:
Mi Jun 09, 2021 9:32 pm
Entweder habe ich mich dreimal verhört, oder zwischen 2.40 und 3.00 widerspricht sich was…
Das sehe ich genauso! :wink:

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Do Jun 10, 2021 10:17 am
von Jorma55
Und das ist ja auch gut so.

Michael

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Sa Jun 12, 2021 12:03 pm
von jab
[What Krischan says.]

Jab

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Sa Jun 12, 2021 1:35 pm
von clone
Gitarrenmacher hat geschrieben:
Mi Jun 09, 2021 9:32 pm
Das ganze Prozedere hat mich nicht einen Zentimeter nach vorne gebracht.
Verstehe ich dich richtig? Es hat absolut keine erkennbare klangliche Verbesserung gebracht?

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Sa Jun 12, 2021 3:49 pm
von Gitarrenmacher
clone hat geschrieben:
Sa Jun 12, 2021 1:35 pm
Gitarrenmacher hat geschrieben:
Mi Jun 09, 2021 9:32 pm
Das ganze Prozedere hat mich nicht einen Zentimeter nach vorne gebracht.
Verstehe ich dich richtig? Es hat absolut keine erkennbare klangliche Verbesserung gebracht?
Ich sach ma so..........Nein.
Ganz im Gegenteil. Eine der so gebauten Gitarren hatte ein hörbares Überschwingen der leeren G-Saite.
Meine Gitarren klingen halt so wie ich sie baue, und die Spieler ordern sie, weil sie genau so klingen.
Ich habe mir abgewöhnt, einem Klang, sei es Martin, Gibson usw. hinterher zu bauen. Den Gitarren von Knut Welsch möchte ich nahe kommen, und da auch nur 3-5 von den ca. 20, die ich befingert und gehört habe.

Den Klang eines aus Holz gefertigten Instruments zu 95-100% seriell reproduzieren zu können ist eine Illusion.

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Sa Jun 12, 2021 5:45 pm
von Dylan
Gitarrenmacher hat geschrieben:
Sa Jun 12, 2021 3:49 pm
clone hat geschrieben:
Sa Jun 12, 2021 1:35 pm
Gitarrenmacher hat geschrieben:
Mi Jun 09, 2021 9:32 pm
Das ganze Prozedere hat mich nicht einen Zentimeter nach vorne gebracht.
Verstehe ich dich richtig? Es hat absolut keine erkennbare klangliche Verbesserung gebracht?
Ich sach ma so..........Nein.
Ganz im Gegenteil. Eine der so gebauten Gitarren hatte ein hörbares Überschwingen der leeren G-Saite.
Meine Gitarren klingen halt so wie ich sie baue, und die Spieler ordern sie, weil sie genau so klingen.
Ich habe mir abgewöhnt, einem Klang, sei es Martin, Gibson usw. hinterher zu bauen. Den Gitarren von Knut Welsch möchte ich nahe kommen, und da auch nur 3-5 von den ca. 20, die ich befingert und gehört habe.

Den Klang eines aus Holz gefertigten Instruments zu 95-100% seriell reproduzieren zu können ist eine Illusion.
Das ist gut so. Sonst hätten wir alle die gleiche Gitarre

Re: Gitarrenbau unter der Präzisionslupe

Verfasst: Sa Jun 12, 2021 6:29 pm
von Gitarrenspieler
Dylan hat geschrieben:
Sa Jun 12, 2021 5:45 pm
Dylan hat geschrieben:
Das ist gut so. Sonst hätten wir alle die gleiche Gitarre
Und bräuchten nur eine Einzige. :bl: