Jubiläum - 60 Jahre - Vorsicht, viel Text

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

Moderatoren: jpick, RB, Gitarrenspieler

Antworten
Benutzeravatar
mec
Beiträge: 77
Registriert: Sa Feb 18, 2017 10:18 pm
Wohnort: Metzingen

Jubiläum - 60 Jahre - Vorsicht, viel Text

Beitrag von mec »

Im Januar 1962 ist mir meine erste Gitarre zugelaufen. Ein Nachbar war großer Freddy Fan und kaufte deshalb die entsprechende Gitarre, die mit dem karierten Rand (der war nur aufgemalt). Weil er aber nicht klarkam und ich das Ding immer anfassen wollte, hat er sie mir geliehen. Was ich nicht wusste war 1.) wie man eine Gitarre spielt und 2.) dass man sie stimmen sollte. Also habe ich halt auf verschiedenen Saiten, immer nur auf jeweils einer, Melodien gespielt. Dann hat mir einer gezeigt, wie man stimmt und dabei ist die hohe E Saite gerissen. Also ab in den Musikladen (Benz, Reutlingen), der hat mit eine neue E-Saite draufgemacht, hat nur 3 oder 4 Tage gedauert und hat mir beim Abholen einen Gitarrenlehrer genannt: Karl Walter, Reutlingen, Obere Wilhelmstrasse im Zoohaus erster Stock. Was für ein super Gitarrist und Lehrer. Er wusste schon, wer Chet Atkins ist (aus AFN) und alles mit einem Daumenpick gespielt, auch Klassik. Ein für immer prägender Einfluss, auch wenn ich seit ein paar Jahren auf den Daumenpick verzichte. Seitdem versuche ich ohne Unterbrechung mit derselben Eleganz und Klasse zu spielen wie Karl Walter aus Reutlingen. Manchmal geht's ganz ordentlich, richtig ran komme ich nie. Die Freddy - Gitarre, ich glaube das war eine Framus, durfte ich behalten. Die hat mindestens 5 Jahre gereicht, ging aber irgendwann in die Brüche und wurde durch eine Framus Black Rose ersetzt. Wo die wohl ist?
Gibt's hier im Forum noch mehr so alte Knaben wie mich mit den Gitarrenwurzeln in den 50er / 60ern?
---
Viele Grüße
Martin
---
Eastman E1-OM
Recording King RP1-626c
Sheeran S1
Lakewood M-18
Benutzeravatar
L1
Beiträge: 1104
Registriert: Do Okt 17, 2019 8:33 pm

Re: Jubiläum - 60 Jahre - Vorsicht, viel Text

Beitrag von L1 »

Hier! *Hand heb* :wink:

Anfang 1960er:
Erste große Liebe, die Höfner Sunburst Wandergitarre eines Gruppenleiters bei einem Jugend-Zeltlager. In jedem freien Moment darauf herumgezupft, bis er mich aus dem Zelt schmiss, ich sollte ja eigentlich "an die frische Luft" ...

Mitte 1960er:
Endlich erste eigene Gitarre erbettelt, allerdings das billigste was man bekommen konnte. Unterricht bei einer Klavierlehrerin, die es selbst nicht wirklich konnte, aber billig war :(
(Wir waren nicht arm, aber Musizieren galt als "verlorene Zeit").

Ende 1960er:
Nach Umstellung auf Selbstunterricht einigermaßen fit (Grundlagen). Bisschen Klassik, und Schlaggitarre, Tanzmusik.
2 Jahre Rhythmusgitarre in Tanzcombo, hat Spaß gemacht.

Ca. 1970 bis 2010:
Aus beruflichen und familiären Gründen Totalabstinenz.

Ab ca. 2010:
Immer wieder mal Flohmarkt-Gitarren "für die Wand" gefunden ... es wurden schnell mehr ...
Und dann doch wieder auch selbst Hand angelegt ...

Ca. 2015:
Doch nochmal "richtig" angefangen zu lernen, diesmal mit Lehrer, inzwischen auch mit guten Gitarren, und immer noch mit großer Begeisterung :D

Ja ... sind bei mir auch 60 Jahre, stelle ich grad fest :wink:
Zuletzt geändert von L1 am Mo Jan 17, 2022 6:44 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Captain Harry
Beiträge: 686
Registriert: Fr Jun 11, 2010 9:04 am
Wohnort: Berlin

Re: Jubiläum - 60 Jahre - Vorsicht, viel Text

Beitrag von Captain Harry »

Ganz so lange ist es bei mir noch nicht, aber 50 Jahre kann ich immerhin beisteuern.

Mein Vater spielte ganz ordentlich die Wandergitarre, hatte aber nie Unterricht gehabt. Hat er wohl ziemlich bereut, jedenfalls sagte er immer, wenn ich spielen wollte, dann sollte ich zu einem Lehrer gehen und es richtig lernen. Ich hatte aber lange Zeit keine Lust dazu. Erst als wir in der 9./10. Klasse auf der EOS eine Schülerband hatten, entstand mein Interesse. Meine Eltern spendierten mir dann tatsächlich einen Lehrer und eine gebrauchte Wanderklampfe. Meinen "Karrierestart" kann ich somit ziemlich genau auf das Jahr 1969 datieren.

Zu meiner Konfirmation im Jahr 1970 bekam ich eine "Schlaggitarre", die eine furchtbare Saitenlage hatte, die ich aber trotzdem eifrig quälte (oder sie mich). Für meinen Gitarrenlehrer, der von er Klassik kam, war das sowieso keine "richtige" Gitarre. Er überzeugte meine Eltern, mir eine für DDR-Verhältnisse sündhaft teure Konzertgitarre von dem ihm bekannten Gitarrenbauer Adolf Meinel in Markneukirchen bauen zu lassen. Diese Gitarre bekam ich 1974 und sie begleitet mich bis heute.

Während meines Studiums spielte ich dann zusammen mit meinem Lehrer und zwei Profi-Musikern in der Begleitgruppe des Russisch-Chores der Humboldt-Universität: Piano, Balalaika und eben zwei Gitarren. War eine schöne Zeit, in der ich viel gelernt habe.

Danach war dann erst einmal Pause - Berufseinstieg, Familie, Kinder ... da wurde die Gitarre nur noch zu Familienfeiern ausgepackt.

Seit 2014 bin ich nun zu Hause und habe das Hobby wieder neu für mich entdeckt. Mein Hauptinstrument ist jetzt eine Westerngitarre Seagull Maritime SWS. Für Klassik-Sachen spiele ich aber auch immer noch meine alte Meinel. Ich nehme wieder etwas Unterricht, gleichzeitig gebe ich auch Gitarrenunterricht hauptsächlich für Senioren, die mit dem Gitarrenspiel beginnen möchten.

Bin optimistisch, die 60 Jahre Gitarre auch noch zu erreichen, es macht nach wie vor Spaß.
Seagull maritime SWS
Adolf Meinel Konzertgitarre
Benutzeravatar
Gitarrenspieler
Beiträge: 8880
Registriert: Mi Feb 25, 2009 7:46 am
Wohnort: North German Lowland

Re: Jubiläum - 60 Jahre - Vorsicht, viel Text

Beitrag von Gitarrenspieler »

Etwas über 50 Jahre bin ich auch schon dabei. 1968 (15) erste Gitarre aus dem Quelle Katalog. Preis 48,-- DM (vom Konfirmationsgeld), Modell Triumphator.
Damit durchs Dorf zu Günther, Günther hatte gerade im Dorf eingeheiratet und er konnte, so sagte man, Gitarre spielen.
Günther hat mir die Gitarre gestimmt es mir gezeigt und mir eine Stimmflöte geschenkt. Ich hab mir dann ein Buch mit den ersten Griffen gekauft. Kurz nach der Konfirmation wurden wir dann auch „von der Leine gelassen“. Unser aller Ziel war Wehldorf, Meiers-Tanzpalast (Beatschuppen haben die Eltern dazu gesagt). Dort spielte jeden Samstag eine TOP-40 Band. Comix, Valendras, Moonshots, Golden Chains usw. Da hab ich dann viel vor der Bühne gestanden und geschaut wie die Jungs das so spielen (Griffe merken). Da hab ich wirklich viel abgeschaut. Leider nie Unterricht genommen aber mich hat auch eher das Singen mit eigener Gitarrenbegleitung interessiert als die Sologitarre. "Opa erzählt vom Krieg" :aua:
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
Benutzeravatar
Rolli
Beiträge: 5690
Registriert: Do Sep 21, 2006 1:48 pm
Wohnort: Zwischen Alzey und Mainz
Kontaktdaten:

Re: Jubiläum - 60 Jahre - Vorsicht, viel Text

Beitrag von Rolli »

Schönes Thema!


Huhu, ich bin ja noch einer relativer Youngster unter Euch alten Knackern :)
Aber auch meine ersten Kontakte waren Ende der 60er als mein älterer Bruder sich an Creams "Spoonfool" versuchte und erkennen musste, dass das nix für ihn ist.

Ich nahm die Klampfe in die Hand und 5 Minuten später konnte ich das Anfangsriff spielen. Er überlies mir darauf die olle Konzertgitarre (Hopf).
Jahre später durfte ich mir von unserem Nachbarn - einem Kantinenkoch - die Framus Jazzmaster ausleihen und später behalten, nachdem ich in den Ferien in der Kantine arbeitete und so die Klampfe abzahlen konnte. Das Ding existiert noch und steht bei meinen alten Bandkumpel Peter in D'Dorf. Vor 2 Jahren habe ich das Ding noch mal gespielt und das Angebot sie zurückzukaufen dankend, aber sehr entschieden, abgelehnt :)
Die Gitarre war echt schrott! Hier ein Bild aus vergangenen Tagen (Mitte der 70er, links die sehr modifizierte Framus und ich das dunkelhaarige Wesen in der Mitte!
Bild

Ich hatte das große Glück die Musik auch beruflich zu meinem Lebensmittelpunkt machen zu dürfen. Von Hobbybands bis später professioneller Tanz- und Galamucke, über Tv-, Theater- und Studioproduktonen von Rap, Latin bis Rock und jetzt als ergrauter Fingerstyledöngler und Coach, der auch noch Veranstalter bzw. Betreiber der tollsten Feinkunstbühne in Rhoihessen ist . Bin glücklich, dass ich dies alles, vor allem dank meiner wundervollen Frau Elke, die ja eine wundervolle Sängerin ist und mich sehr gefördert hat, so genießen darf.
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrencoaching
Antworten