Fingerpicker DE

Hallo,
ich spiele mit dem Gedanken, gebraucht eine solche Gitarre zu kaufen und versuche gerade die rechtliche Lage zu verstehen.
Cities Dokumente sind vorhanden, die Gitarre ist noch recht jung.
Verstehe ich das richtig, dass ich, sollte ich oder meine Erben die Gitarre mal verkaufen wollen, eine "Vermarktungsbescheinigung" benötige?
Diese wird von der jeweiligen Behörde des Bundeslandes ausgestellt.

Bedeutet das, dass jeder Besitzer der Gitarre (ich wäre der 3.) beim Verkauf eine persönliche Vermarktungsbescheinigung benötigt?
Oder muss eine solche nur einmal für eine Gitarre ausgestellt werden?

Beste Grüße

Vermarktungsbescheinigung: Das greift nach meiner Kenntnis nur für die geschäftsmäßige Nutzung, nicht aber für den privaten Verkauf oder Ankauf.

Jeglicher Handel (Kauf, Verkauf, Anbieten zum Verkauf etc.) innerhalb der EU von Exemplaren mit Holz der Art Dalbergia Nigra ist nur zulässig, wenn der jeweilige Verkäufer im Besitz einer Vermarktungsbescheinigung ist. Die ist unproblematisch zu bekommen, allerdings nur wenn die Gitarre mit Cites zertifiziertem Holz in der EU hergestellt wurde oder- etwa bei Gitarren aus den USA - bereits vor dem 20.07.1992 auf das Territorium der EU gelangt ist.
Für nach 1992 mit Cites zertifiziertem Riopalisander außerhalb der EU hergestellten Gitarren kann man zwar strikt und ausschließlich für den privaten Gebrauch eine Einfuhrgenehmigung erhalten aber keinesfalls eine Vermarktungsbescheinigung.

Michael

RB hat geschrieben: ↑

Sa Apr 09, 2022 11:38 am

Vermarktungsbescheinigung: Das greift nach meiner Kenntnis nur für die geschäftsmäßige Nutzung, nicht aber für den privaten Verkauf oder Ankauf.

Zwischen Privatverkauf und gewerblichem Verkauf wird in diesem Fall nicht unterschieden. Das ist insofern eine Grauzone, weil in dem CITES-Dokument "vom Verbot kommerzieller Tätigkeiten gem. Artikel ´8 Abs. 1 der Verordnung EG 337/97 in Hinblick auf ihren Verkauf" die Rede ist.
Wenn man nun voraussetzt und akzeptiert, dass jedwedes Handeln mit dalbergia nigra nur mit den entsprechenden Genehmigungen zulässig ist, könnte man im Umkehrschluss sagen, dass nur der kommerzielle Handel erlaubt ist.
Ich weiß sehr sicher von Beschlagnahmungen von Rio aus privaten Angeboten auf EBAY Kleinanzeigen mit anschließendem Bußgeldverfahren.

Dann kann man sich gleiches Dokument aber auch als "Bescheinigung des rechtmäßigen Erwerbs" ausstellen lassen. Eventuell ist der Fall dann wieder ganz anders gelagert.

Aber um dem Fragenden zu helfen, würde ich eine Anfrage bei seiner zuständigen Behörde empfehlen.
CITES Papiere sind ja vorhanden, von daher ist ja schon mal alles klasse und mit rechtlichen Konsequenzen ist nicht zu rechnen.

Zwischen Privatverkauf und gewerblichem Verkauf wird in diesem Fall - wenn also unter den von mir angeführten Voraussetzungen ein Verkauf überhaupt zulässig ist- in der Tat nicht unterschieden. Und die Vermarktungsbescheinigung ist personenbezogen muss also von jedem Verkäufer eingeholt werden.
Mir ist auch ein Fall eines Straf- bzw. Bußgeldverfahrens hier in München bekannt. Die Sache ging noch mal glimpflich aus , da es sich um eine Martin aus den 50er Jahren handelte , die bereits vor 1992 nach Deutschland gelangt war. Der Anbieter ( Privatverkäufer )hatte nur nicht gewußt, dass er bereits für das Angebot eine Vermarktungsbescheinigung benötigt. Die hat er dann beantragt und das Verfahren wurde eingestellt.

Michael

isso.

Krass. Aber wenns der Artenvielfalt dient.

Beim Vollzug können sich aber innerhalb der EU erhebliche Unterschiede ergeben. So gilt in Deutschland das Legalitätsprinzip in den Niederlanden hingegen das Opportunitätsprinzip.

Michael

Vielen Dank für die Antworten.

Die Vermarktungsbescheinigung ist also personenbezogenen aber bei vollständigen Dokumenten leicht zu bekommen
Cities Bescheinigung liegt vor, ursprünglich kam die Gitarre von acoustic fellowship.

Ist denn damit zu rechnen, dass das mit Rio nochmal komplizierter wird?

Ich habe die Gitarre inzwischen angespielt. Ein Traum. Hätte ich schon sehr gerne.

Wie und wo bekomme ich denn eine Vermarktungsbescheinigung? Und wie bekomme ich Cites-Papiere für eine Gitarre, sagen wir aus den 80er Jahren?

Die Vermarktungsbescheinigung bekommst Du beim jeweiligen Ordnungsamt, in München wäre das das Kreisverwaltungsreferat, bei Kreisangehörigen Gemeinden in Bayern das Landratsamt. Eine Cites Bescheinigung kann dir wohl nur der Hersteller liefern, wobei es bei einer Gitarre, die nachweislich bereits in den 80ern gebaut wurde, wohl keiner bedarf, denn die Cites Bescheinigung bescheinigt ja nur, dass das Holz vor 1992 geschlagen und ins jeweilige Herstellerland eingeführt wurde. Das versteht sich bei einer Gitarre aus den 80ern ja von selbst.
Komplizierter wird es mit Riopalisander wohl nicht mehr , da hat der Beamtenapparat (Ich bin selbst Beamter, wenn auch seit einem Jahr in Pension)) bereits ganze Arbeit geleistet.

Michael

Das mit den 80ern unter dem Motto, "dann war die ja sowieso schon hier" ist etwas komplizierter.
Auch dafür brauchst du eine CITES.
Dafür gibt es Gutachter, z.B. manche Gitarrenbauer, die befugt sind eine Expertiese zu schreiben.
In HH wäre das z.B. Karsten Schnoor. Damit wird man dann bei der Zuständigen Behörde vorstellig, in meinem Fall Frau Kluge in Hannover und im Allgemeinen gibt es dann eine Bescheinigung. Kostet in Nds. €50,-
Dann gibt es noch eine wichtige Jahreszahl, ich meine es wäre 1942, alles was davor entstanden ist gilt als Antiquität und ist mit entsprechendem Gutachten handelbar. Das ist z.B. für Elfenbeinschnitzereien wichtig.

Zusammengafasst. Für eine Riogitarre mit Herkunftsnachweis vor 1992 ist es recht einfach Papiere zu bekommen. Ohne Papiere ist immer schlecht, egal ob von 1968 oder aus Privaterwerb. Selbst Schenkungen sind problematisch, wenn der Schenkende keinen Herkunftsnachweis hatte.

Vor dem 03.03.1947 hergestellt gilt die Gitarre als Antiquität, dann sind sowohl Einfuhrgenehmigung als auch Vermarktungsbescheinigung kein Problem.

Michael

Okay, danke, das Ordnungsamt finde ich. Beim Gutachter in RLP wird es schon schwieriger.

Kann ein Gitarrenbauer noch nachvollziehen, was er vor 40 Jahren verbaut hat?

Gitarrenbauer führen i.a. Werkstattbücher, in denen u.a. auch die Materialen der von ihnen gebauten Instrumente über viele Jahre hinweg genau festgehalten sind. Ich würde einfach mal nachfragen.