Gitarren als Wertanlage?

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rwe
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von rwe »

fingerstylist hat geschrieben:
Mo Jun 20, 2022 9:37 am
Ich verkaufe z.B. zur Zeit eine hochwertige Meister-Flamenca und überlege tatsächlich ob es nicht besser wäre die auf Grund der Inflation ( in 5 Jahren ist "das Gesparte" nur noch die Hälfte Wert ) erst mal zu behalten und erst wieder feil zu bieten, wenn ich das Geld unmittelbar brauche.
Schwierig. Ist das Instrument "nur hochwertig" oder hat es Sammlerqualitäten? Falls "nur hochwertig" kann es sein, dass die Inflation in ein paar Jahren das Kapital des "working musician" so weit aufgezehrt hat, dass noch nicht einmal ein Inflationsausgleich realisiert werden kann. Andererseits - was möchtest du jetzt anlegen? Ok, ETFs gehen, die Preise gehen für viele gerade in den Keller. (Schlecht für die, die das Geld gerade jetzt brauchen...)
Jorma55
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Jorma55 »

Nur zur Klarstellung noch ein Wort zu den von mir angesprochenen limitierten Sondermodellen von Martin. Zunächst meine ich natürlich nur die von Martin offiziell herausgebrachten und weltweit gehandelten Modelle und nicht die Gitarren die - wie die Mike Krüger oder die Peter Bursch-von einem nationalen Vertrieb im custom Shop geordert wurden und zwar den Namensgebern schmeicheln aber international niemanden interessieren. Dann kommt es ganz wesentlich darauf an, ob es sich -wie in den meisten Fällen- nur um lediglich rein äußerlich modifizierte Standardmodelle für Fanboys handelt oder um Gitarren, bei deren Konzeption äußerlich wie auch innerlich sich der namensgebende Gitarrist aktiv eingebracht hat, bis die Gitarre genau seinen Vorstellungen entsprach. Im Regelfall sind das die deutlich besseren Instrumente , was sich auch beim Werterhalt bemerkbar macht. Hier setzt sich letztendlich die Qualität durch, der Name des Künstlers ist eher zweitrangig. Die David Gilmour ist hier ein gutes Beispiel. Die Gitarre wurde genauestens nach Gilmours Vorgaben gefertigt und gilt in Punkto Bespielbarkeit und Klang als Fixstern am D-35 Himmel. Weitere Beispiele wären u.a.die Stills Modelle , die Jubber Modelle, das Grossmann Modell und die Kaukonen. Diese Gitarren werden auf Grund ihrer besonderen Qualität seit Jahren deutlich über ihrem seinerzeitigen Neupreis gehandelt , wären also unter dem Gesichtspunkt Werterhalt zumindest keine schlechte Wahl gewesen.
Die Gilmour hätte ich übrigens trotz der beachtlichen Wertsteigerung von mindestens 200% binnen nur eines Jahres nicht gekauft, weil ich kein Fan der D-35 bin und Gitarren für mich keine Investitions oder - Spekulationsobjekte darstellen.
Außerdem war nicht vorhersehbar , dass die Klampfe derart einschlägt. Auf einer Liste meiner Lieblingsgitarristen wäre der Name David Gilmour sicherlich nicht aufgetaucht. Andererseits hat eine Versteigerung seiner Gitarrensammlung 2019 einen Erlös von 21 ,5 Millionen Dollar erzielt und allein seine schwarze Stratocaster hat mit knapp 4 Millionen Dollar einen neuen Weltrekord für eine Gitarre bei einer Auktion aufgestellt.

Michael
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fingerstylist
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von fingerstylist »

Schwierig. Ist das Instrument "nur hochwertig" oder hat es Sammlerqualitäten?
Beides! :D Und vor allem klingt sie fantastisch. :guitar2:

Ich weiß nicht genau wie der Wertverlust bei Steelstrings ist . Bei Flamenco Meisterinstrumenten kann sich das je nach "Bauer" enorm steigern.
Schon die Manufakturgitarren haben inzwischen die Preise, die man bevor einigen Jahren für vom Meister gebaute zahlte.
Nur ein paar Beispiele:
- Die 1 F Extra von HSL ( Manufakturgitarre !) hat 1800,- gekostet und liegt jetzt auch bei knapp 3000,-

- Die Conde "Schülerinstrumente" ( EF4) die vor einigen Jahren um 1800,- lagen kosten inzwischen auch um 2800,-

- Wer vor 20 Jahren eine Reyes für 3000,- gekauft hat bekommt da inzwischen bis 10.000,- Euro. .


Kann, wie gesagt, bei Steelstring anders sein.
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Jorma55
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Jorma55 »

Ist nicht wesentlich anders. Mit meinem Wissen von heute hätte ich vor 20 Jahren eine Kim Walker oder eine Jeff Traugott gekauft. Etwas billiger wäre auch eine Franklin eine gute Wahl gewesen.
Eine Walker hätte ich damals bei Mandolin Bros. für 4 bis 5000,- Dollar bekommen, heute liegt sein Basispreis bei über 40.000,- Dollar und er nimmt Niemanden mehr in seine Warteliste auf. Gebraucht ist da unter 30.000,- Dollar nichts zu machen, wenn überhaupt mal eine angeboten wird, ist sie in kürzester Zeit verkauft. Mandolin Bros. war dann Jahre später noch der einzige Händler , dem Kim Walker die Gnade einer Belieferung zukommen ließ und zwar genau 2 Gitarren pro Jahr. Da war man dann aber auch schon mit 20.000,- Dollar dabei und musste sehr schnell sein.
Bei reverb findet sich
aktuell noch eine (aber offenbar auch bereits verkaufte) Kim Walker small Jumbo von 2016 für 43.890,- Euro.
Aber auch hier sei nochmals klargestellt , der Marktwert interessiert mich nicht, eine Walker ist einfach die einzige Gitarre, die sich noch auf meinem imaginären Wunschzettel befindet. Ich würde einfach gerne wissen, ob die Gitarren wirklich so außergewöhnlich sind. George Gruhn bezeichnet seinen ehemaligen Werkstattleiter als den besten Fachmann, den er je kennengelernt habe, und Stan Jay , der leider bereits vor Jahren verstorbene Inhaber von Mandolin Bros. feierte die Ankunft jeder Walker wie einen Zusammenfall von Weihnachten und Erntedankfest.

Michael
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uwi
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von uwi »

Für 4.000 € würde ich Gold kaufen.
Ich investiere in Whisky.
In den letzten 4-5 Jahren im Schnitt mind 20%, bis 30 % Wertzuwachs.
Wenn er nicht gewinnt( was unvorstellbar ist) geht er immer zu alten UVP (bzw aktuellem UVP wenn es ihn noch irgendwo geben sollte).
Un wenn gar nix geht… Slainte
Ich kaufe nur welchen den ich auch trinken würde
:D
Danke
Uwi

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Jorma55
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Jorma55 »

Macallen ? Ich habe kürzlich in der Münchner Innenstadt eine Flasche für 6.500,- Euro entdeckt, konnte mich aber beherrschen.

Michael
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Gitarrenmacher
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Gitarrenmacher »

uwi hat geschrieben:
Mo Jun 20, 2022 7:04 pm
Für 4.000 € würde ich Gold kaufen.
Ich investiere in Whisky.

Ich denke, die Wissenden hier haben es schon gut beschrieben. Irgend ein "Standart" Golden Era Modell, oder eine hoch aufgelegte special edition wird keine guten Renditen bringen.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der antike Möbel sehr begehrt waren. Die wurden sogar von Investment Beratenr als sichere Anlage empfohlen. Heute teils für ein Ei und Butterbrot zu haben. Außer sie haben eine sehr gute Provinienz.
Ich denke, die 2005er Welsch, die ich von Werner L. bekommen habe, hat zur Zeit einen guten Wert. In 30-40 Jahren wird es wohl nur noch eine gute Gitarre sein, die mal von einem sehr guten Gitarristen gespielt wurde.

Ich investiere in Rio Palisander. Der hat im Gitarrenformat und bester Qualität einen weit höheren Kilopreis als Silber.
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Zuletzt geändert von Gitarrenmacher am Mo Jun 20, 2022 10:23 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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uwi
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von uwi »

Macallen ?
Nein, fast nur Islay-Whisky und da hauptsächlich Octomore, ein paar Ardbeg und ein paar wenige Kilchoman
Danke
Uwi

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YNWA
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von YNWA »

Das Investment in bestimmte Martin oder Gibson Modelle (auch Neuheiten) ist nahezu idiotensicher. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass man nach Jahren schlimmstenfalls den gleichen Betrag wieder rausbekommt. In Wahrheit sieht es sogar so aus, dass man die Dinger runterspielt und sie trotzdem teurer verkaufen könnte, als man sie gekauft hat. "Könnte" weil man sich mit sowas in die Nesseln setzen kann, denn es kann einem meines Wissens auch nach Jahren noch als Verkauf mit Gewinnabsicht ausgelegt werden.

Als Referenz nehme ich immer gerne meine J45 True Vintage von 2010. Damals schlanke 1998 Euro, heute kostet das Vergleichsmodell ca. 4500. Neuwertige TVs von "damals" werden heute mit über 3000 Euro gehandelt.
Selbst für meine natur-gerelicte würde ich mindestens noch den gleichen Betrag von damals wieder rausbekommen. Im Endeffekt hätte ich sie so kostenlos gemietet, würde sie aber nicht hergeben, weil sie meine beste Gitarre ist.

Zweites Beispiel: D35 Johnny Cash. Habe ich für knapp über 3.5 gekauft, kostet nun neu knapp 6.0.

J200 Bob Dylan Collector's Edition. Neu haben die ersten damals glaube ich so 8 gekostet. Nun 32.
Das war mir damals schon völlig klar, aber ich konnte mir einfach keine leisten.

D42 Johnny Cash - damals ist mir eine für 8.000 angeboten worden. Konnte ich mir auch nicht leisten.

David Gilmour - kam hier quasi nicht auf den Markt. Wenn dann nur zu Fantasiepreisen.

Es fällt mir inzwischen nicht mehr schwer vorherzusagen, welches limitierte Instrument exorbitant steigt - es ist einfach nur sauschwer das Instrument überhaupt zu bekommen, wenn man nicht gerade Insider Connections in der Musikbranche hat.

Die Wertsteigerung gibts übrigens auch bei billigen Gitarren deutscher Hersteller. Höfner Archtops wurden einem vor wenigen Jahren für 200 Euro nachgeworfen und erzielen aktuell oft Preise von 600 - 800 Euro.

Geld in Whisky anlegen ist aber auch smart 8)
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RB
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von RB »

@Joprma55
Im Regelfall sind das die deutlich besseren Instrumente
Woher weißt Du das, bzw was ist Deine Datengrundlage ?
Jorma55
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Jorma55 »

Persönliche Erfahrung nach bestimmt mehr als hundert gespielten und 2 Dutzend besessenen Martins seit 1975.
Ich habe einige Bekannte, die ausgesprochene Martin Freaks sind und egal ob Hamburg, London, Paris oder Barcelona ob im Urlaub oder auf Dienstreise, ich habe keine Gelegenheit ausgelassen, die örtlichen Gitarrenläden aufzusuchen und mein Interesse galt immer vornehmlich Martins. Außerdem war der Inhaber des vormaligen deutschen Martin Vertriebs ein guter Bekannter von mir , was zusätzliche Möglichkeiten eröffnet hat. Mehre seltene bzw. in Deutschland nicht erhältliche Modelle habe ich zudem aus den USA von Mandolin Bro. , Elderly Instruments und Gruhn Guitars bezogen.

Michael
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von RB »

Die beiden besten, die ich kenne, waren eine alte D18 und eine neue HD28.
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Pappenheim
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Pappenheim »

uwi hat geschrieben:
Mo Jun 20, 2022 10:23 pm
Macallen ?
Nein, fast nur Islay-Whisky und da hauptsächlich Octomore, ein paar Ardbeg und ein paar wenige Kilchoman
Ich sauf lieber Whisky :D ebenso vorzugsweise Islay, insbesondere Ardbeg und Lagavulin.
Die sind eh ganz schön teuer worden... :heul2:

Zu Gitarre als Wertanlage: weiß nicht. Alleine neben dem Risiko dass eine Gitarre zu erwartenderweise an Wert verliert (mit sehr wenigen Ausnahmen) muss man auch noch bedenken, dass sie über die Jahre beschädigt werden könnte. Das wäre dann ganz stark wertmindernd. Zur Erinnerung: ein Gitarrenkoffer ist ein Transportmittel und keine Aufbewahrungsbox. Wenn ich Geld übrig hab, stecke ich das lieber in das Element Au. Aber meistens ist eh nix übrig... :(
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Jorma55 »

Nichts gegen die islays, obwohl der Laphroig bei mir schon einige Gäste verschreckt zurück gelassen hat. Da ist der Ardbeg ja noch vergleichsweise harmlos. Meine Favoriten (keine Islays) sind der Talisker und der Oban. Ein Lagavulin ist aber auch nicht zu verachten.

Michael
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Re: Gitarren als Wertanlage?

Beitrag von Pappenheim »

Talisker geht sowieso immer :pro:
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