Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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string
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Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von string »

Vielleicht hatten wir schon mal das Thema „üben“.
Kam mir durch L1`s posting zu „Waldviertler Nächte“ in den Sinn.

Was ich bei mir schon oft erlebt habe:
Wenn bestimmte Passagen nach langem und wirklich fleißigem Üben einfach nicht den erhofften Erfolg bringen,
ich dann irgendwann genervt aufgebe und Wochen später das ganze nochmals probiere,
dann bin ich manchmal total überrascht, dass es plötzlich läuft.

Braucht das Gehirn manchmal Zeit zur Verarbeitung oder macht es nach zeitlichem Abstand
die entspanntere Herangehensweise aus?
Denke dass beides zusammenhängt.
Manchmal muss ich aber auch einfach akzeptieren, dass meine Fähigkeiten begrenzt sind.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

Gruß
Klaus
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"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
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fingerstricker
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von fingerstricker »

string hat geschrieben:
Do Jul 07, 2022 6:38 am
Manchmal muss ich aber auch einfach akzeptieren, dass meine Fähigkeiten begrenzt sind.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht
Ja :whistler: :guitar1:
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berndwe
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von berndwe »

Dass bestimmte Passagen auch bei intensivstem Üben noch nicht klappen wollen liegt oft daran, dass man nicht langsam genug spielt beim Einüben. Die Ungeduld ist die Übeltäterin.

Man muss so langsam üben, dass beim Durchspielen der Passage kein Fehler auftritt und wenn man es einige Male fehlerfrei durchgespielt hat das Tempo langsam steigern. Wenn man es schneller erzwingen will, kommt man halt an die Stelle wo es keinen Fortschritt mehr gibt. Dein Gehirn sieht dann nur noch Deine Rücklichter und sagt „mach mal alleine weiter, Junge“.

Und da hilft es dann tatsächlich, die Sache mal einige Zeit ruhen zu lassen - gewissermaßen bis das Gehirn die Lücke wieder zufahren konnte.
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Niels Cremer
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Niels Cremer »

Ich mach das mittlerweile bewußt, also intensive Übungs- und Auseinandersetzungsphase mit dem Stück, dann ne Weile was ganz anderes spielen/tun oder gar mal nix spielen/tun, und bei der "Rückkehr" zum Material fluppt's oft deutlich besser. Kein Garantie-Rezept, aber oft hilft es (mir) wirklich, bei mir persönlich vor allem effektiv beim Lernen von Songtexten!

LG,
Niels
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uwesemmelmann
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von uwesemmelmann »

Mein Übeproblem sind eher Stücke, die furios und interessant losgehen - und diesen Teil kann ich dann meist früher oder später halbwegs - und bei deren Mittelteil/Folgeteilen man das Gefühl hat, dem Künstler fiel irgendwie nichts Rechtes mehr ein, d.h. hier folgt "Rumgenudel"...

So geschehen z. B. bei Clive Carrolls "Twelfth Moon",... Eigentlich ein Stück nach meinem Geschmack!
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Rumble
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Rumble »

Ist bei mir auch so.
Wenn ich mal zwei oder drei Tage gar nicht spiele, dann laufen manche Sachen plötzlich besser.
Eine Gitarre zu haben ist besser als eine Gitarre zu brauchen.
Es335
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Es335 »

Bei mir ebenfalls, wobei da durch eine geeignete Übestrategie auch einiges zu machen ist.

Man übe erst mal nur die Problemstelle so lange, bis man die sicher beherrscht. Dann nimmt man eine Note oder einen Takt davor hinzu, übt bis auch das problemlos läuft. Dann noch einen, und noch einen usw.! Man übt quasi von der Problemstelle nach vorne weg und nicht darauf hin. Die Wirkung ist überraschend! :wink:

Habe in einer öffentlichen Unterrichtsstunde bei Heinz Wallisch mal miterlebt, wie ein Musikstudent so von einer „Angststelle“ erlöst wurde. Der gute konnte es selber kaum fassen! :D
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string
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von string »

Ist von Euch allen etwas dabei, das ich auch bestätigen kann.

Ein Tipp aus einem Buch ist auch der:
Wenn eine Passage beim üben mit der Zeit langweilig wird,
auf keinen Fall den Fernseher mitlaufen lassen.

Die beste Übungszeit wäre morgens, wenn man noch keine Zeitung gelesen
und keine Nachrichten gehört hat.
Dann ist das Gehirn noch "frisch" und am besten aufnahmefähig.

Obwohl ich das weiß, halte ich mich dummerweise nicht immer an diese recht einleuchtenden Tipps.

Gruß
Klaus
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Niels Cremer
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Niels Cremer »

Obwohl ich weiß dass Schokolade und Eis nicht gesund sind "sündige" ich doch immer wieder ... ¯\_(ツ)_/¯

LG,
Niels
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Stahlstadt-Angler
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Stahlstadt-Angler »

Ähnliches konnte ich als ja ziemlicher Frischling beobachten.

Ein neuer Akkord kommt hinzu, zuerst mal Stupide versuchen den Wechsel von einem Akkord zum neuen hinzubekommen, wenn das 10 Minuten lang nicht recht klappt gehe ich über zu Liedern wo ich die Akkorde bereits beherrsche und spiele diese ein paar mal durch, dann wieder zurück zum Wechseln Üben und siehe da meistens klappt es dann um einiges besser.
Mit musikalischen Grüßen

Franz

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string
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von string »

Obwohl ich weiß dass Schokolade und Eis nicht gesund sind "sündige" ich doch immer wieder ... ¯\_(ツ)_/¯
Es gibt eben überall einen Sündenbock :wink:

Was ich bzgl. üben noch gelesen habe und woran ich mich fast durchwegs halte ist,
man sollte besser jeden Tag (ca. 20 Minuten) üben, als nur an einem Wochenendtag,
und dafür zwei Stunden lang.
Ist ebenfalls einleuchtend aber für einen Berufstätigen-innen :wink: manchmal schwer durchzuführen.

Gruß

Klaus
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Ernst Ferstl
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Gitarrenspieler
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Gitarrenspieler »

Niels Cremer hat geschrieben:
Do Jul 07, 2022 8:47 am
Ich mach das mittlerweile bewußt, also intensive Übungs- und Auseinandersetzungsphase mit dem Stück, dann ne Weile was ganz anderes spielen/tun oder gar mal nix spielen/tun, und bei der "Rückkehr" zum Material fluppt's oft deutlich besser. Kein Garantie-Rezept, aber oft hilft es (mir) wirklich, bei mir persönlich vor allem effektiv beim Lernen von Songtexten!

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Dylan
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von Dylan »

Ich werde jetzt 70 Jahre und habe, was ich nicht gedacht hätte, den Ergeiz verloren. Vieles was ich mir vielleicht erhofft hatte werde ich spieltechnisch nicht mehr erreichen. Macht mich das jetzt traurig? Nein, das Gitarre spielen wendet sich auf einmal zum reinen Vergnügungsfaktor. Nicht dass ich nichts mehr neues angehe, aber ich gehe druckfrei und vollkommen gelassen an die Materie. Es liegt wohl daran dass man in diesem Alter eher mit Rückschritten rechnet. Jedenfalls vermisse ich nichts und habe einfach Freude am Spielen.

Ich wünsche natürlich jedem Erfolg bei seinen Bemühungen dieses wunderbare Instrument bestmöglich zu beherrschen.

Gruß Ludwig
pruschel
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von pruschel »

Moin Dylan,
ich sehe das genau wie du. Werde namlich auch 70 und die Freude an der Gitarre ist nach wie vor vorhanden.
Stress um etwas einzupauken, mache ich mir schon seit einiger Zeit nicht mehr. Was ich schaffe und kann, reicht mir völlig.Es gibt auch noch viele andere Dinge die ich erleben möchte.
Alles Gute pruschel
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L1
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Re: Erfolg und Mißerfolg beim Üben

Beitrag von L1 »

So sehe ich das auch ... schon lange ...
"Der Weg ist das Ziel", und die Freude am Lernen und Spielen für mich das Wichtigste!
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