Einsteig in Gypsy Jazz

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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FabianJ
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Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von FabianJ »

Hallo zusammen,
habe mich die letzten 10 Jahre mit fingerstyle beschäftigt und weis jetzt was ich kann und was ich üben sollte...

Ich habe und hatte immer eine Schwäche für Django Reinhard Gypsy Jazz konnte aber nie einen Zugang finden.

Bin Autodidakt und habe keine Peilung von Tonleitern, Noten, Arpeggien usw. (Und auch eine Gewisse Abneigung dagegen..)
Ich kann einen blues improv spielen nach Gehör auf den 3 Pentatoniken die ich halt kann und das klingt soweit amtlich.
Bin leidensfähig was die Anzahl an Wiederholungen angeht...nur so habe konnte ich mir das T.E. und Jerry Reed Zeug draufschaffen, hauptsächlich aus Videos abgeguckt (wo sind die finger und wie klingt es) und dann geloopt bis zum umfallen... Ich denke nicht das dieses Vorgehen eine gute Methodik ist um Gypsy Jazz zu lernen...

Hat jemand eine gute Quelle, gerne online Lessons wie ich einen Zugang in die Gypsy Jazz Welt finden kann. Wo anfangen, wo weitermachen, was üben ?
Lehrer scheidet aktuell aus, wohne in der Pampa hier gibt es keinen und mein Alltag ist auch schwer zu planen momentan.

Danke und Grüsse
Fabian
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schinkenkarl
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von schinkenkarl »

Hallo Fabian,
ich kenne das und mir erging es phasenweise auch so.
Aber der Aufwand ist sehr groß und ùbeintensiv.
Ich habe mir Nuages draufschaffen können, das geht sogar Fingerstyle.
Den Minor Swing in einer Solofassung....
Es gibt das ein oder andere Buch, auch deutschsprachig.
Online wäre wohl Joschi Stephan die erste Wahl.

Gruß
frank
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berndwe
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von berndwe »

Hallo Fabian,

such mal auf YouTube nach „Sven Jungbeck“.

Von dem gibt es sehr viele gute Lehrvideos. (Es gibt natürlich auch noch viele andere, die Videos zu diesem Thema machen.)
fretworker
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von fretworker »

Ohne Lehrbuch oder Lehrer … da bleiben nur Online-Unterricht und Workshops. Beides hat Joscho Stephan im Angebot.
https://www.joscho-stephan.de/

Auf den einschlägigen Internetseiten gäbe es Noten und Tabs, aber das hilft ja nicht.

Ich habe recht schnell festgestellt, dass das ohne "richtiges" Instrument nicht zu machen ist. Die Plektrumtechnik ist auf einer normalen Akustikgitarre praktisch nicht umzusetzen, schon die Besaitung ist anders, vom Klang ganz zu schweigen. Ich habe mir damals eine Saga D-500 gekauft. Da ich keinen Gypsy-Swing mehr spiele, steht die leider nur noch herum. Ich muss die in den Kleinanzeigen mal anbieten.
Gruß, fretworker
FabianJ
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von FabianJ »

fretworker hat geschrieben:
Do Aug 04, 2022 12:40 pm
Da ich keinen Gypsy-Swing mehr spiele, steht die leider nur noch herum. Ich muss die in den Kleinanzeigen mal anbieten.
Achtung, so ein Aussage in so einem topic kann akutes GAS auslösen :lol: :lol:
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JazzDude
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von JazzDude »

Mit Abneigung gegen Tonleitern, Noten, Arpeggien Gypsy-Jazz lernen? Das wird nix.

duck und wech
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fretworker
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von fretworker »

FabianJ hat geschrieben:
Do Aug 04, 2022 1:13 pm

Achtung, so ein Aussage in so einem topic kann akutes GAS auslösen :lol: :lol:
Nur zu. :lol: :wink:
Gruß, fretworker
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docsteve
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von docsteve »

Ich habe sogar mal einen ganzen Workshop mit Joscho Stephan gemacht und kann daher sagen: es macht total Spaß, und es lohnt sich, aber man muss üben wie Hölle!

Die Pentatonic bringt dir bei Gypsy Swing überhaupt nichts – die passt einfach nicht zum Stil, und wenn du pentatonische Licks spielst, klingt es immer komisch. Ganz ganz viel läuft über Arpeggien, wenn du die nicht drauf hast oder lernen willst, brauchst du es gar nicht anfangen.

Was die Vorredner noch gar nicht erwähnt haben ist die Begleitung. Auch das ist eine ganz spezielle Technik, die man lernen kann und sollte, und mit der man schon genug zu tun hat. Es ist kein Zufall, dass die meisten Bands mehrere Rhythmusgitarristen und nur einen einzigen Solisten haben – die Rhythmiker sind genauso spezialisiert wie der Solist. (Der Fairness halber muss man allerdings sagen, dass Joscho auch ein unglaublich toller Rhythmusgitarrist ist.)

Das richtige Instrument hilft, ist am Anfang aber kein Muss. Zur Not kann man auf einer einfachen Konzertgitarre schon relativ weit kommen. Da jeder Ton angeschlagen wird, ist ein knackiger Anschlag mit einem fetten Pick wichtig, Sustain braucht kein Mensch. Billige Einsteigergitarren für Gypsy Swing hat der Music Store in Köln, entweder von Richwood oder von APC. Bestell gleich neue Saiten mit (Argentines Stärke 10).

Hoffe das hilft,
Viele Grüße Stephan
fretworker
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von fretworker »

docsteve hat geschrieben:
Do Aug 04, 2022 1:50 pm
Zur Not kann man auf einer einfachen Konzertgitarre schon relativ weit kommen. Da jeder Ton angeschlagen wird, ist ein knackiger Anschlag mit einem fetten Pick wichtig,
Wie macht man das mit Plek auf der Konzertgitarre? Eine Akustikgitarre mit anderen Saiten, das funktioniert schon.

Ich nehme gerne die von Optima, Pyramid ist auch gut. Wichtig ist, keine Bronze-umsponnenen Saiten zu nehmen, sondern solche mit versilbertem Kupferdraht. Die sind flexibler und im Bass deutlich dünner.
Gruß, fretworker
Es335
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von Es335 »

fretworker hat geschrieben:
Do Aug 04, 2022 1:54 pm
...
Wie macht man das mit Plek auf der Konzertgitarre?
...
Das geht sehr gut, zumal es auch "Gypsy Solo-Gitarren" mit Nylon-Besaitung gibt. Eine besonders beeindruckende Vorstellung des Plektrum-Solospiels auf der Konzertgitarre habe ich mal bei einem Konzert des argentinischen Tango-Nuevo Gitarristen, Luis Borda, gesehen, dessen Anschlag beim Solospiel wirkte, als würde er mit Plektrum spielen. Nach einiger einiger Zeit war dann klar, dass er dabei wirklich mit Plektrum spielt, das er bei der gezupften Akkordbegleitung geschickt zwischen Ring- und Mittelfinger verschwinden ließ. :wink: :D

Ansonsten kann ich mich den Empfehlung von online Lessons bei/von Joscho Stephan nur anschließen! :wink:
Zuletzt geändert von Es335 am Do Aug 04, 2022 5:46 pm, insgesamt 1-mal geändert.
fretworker
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von fretworker »

Interessant. Mit einem 0.77er Plek komme ich auf der Konzertgitarre kar, aber mit den Gypsy-Pleks mit 1,5 mm und stärker klappt das nicht. Da ist viel zu viel Kraft dahinter.
Gruß, fretworker
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RB
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von RB »

Es gibt ein Buch für den Einstieg, das mir gut gefallen hat, ich suche es einmal heraus und stelle es vor.
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RB
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von RB »

Also das Buch heisst Gypsyjazz Guitar und ist von Bertino Rodmann. Formad A4, 145 Seiten:

Bild

Darin werden, auch für völlige EInsteiger in das Genre, die Grundlagen sowohl der Harmonien und Rhytmik als auch die Skalen gut nachvollziehbar erklärt und - was ich als halb-Analphabetiker gut finde - die "Gurkenakkorde" werden auch als Griffbrettdiagramm gezeigt. Ein Tonträger ist dabei, damit auch der Legasteniker sich die in Noten und Tabulatur vorgestellten Beispiele und Übungen anhören kann. Übrigens geht es durchaus auch um Pentatonik.

Was das grundhafte Verständnis des Jazz an und für sich, nämlich das Vorhandensein einer II-V-I-Kadenz anstelle der I-IV-V-Kadenz als Fundament der Harmonik mir sehr erleichtert hat, ist ausserdem gewesen "Jazz Guitar Basics" von Jochim Vogel vom AMA-Verlag.

Bild

Gypsy ist immerhin auch Jazz, oder ?

Ich würde an Deiner Stelle beide erwerben und mich in das Thema vertiefen. "Mal eben so" oder "schnell und mühelos" gibt es in der Musik nicht, dass musst Du Dir meiner Meinung nach aus dem Kopf schlagen. Das Geld ist sicher gut angelegt, wenn Du es ernst meinst. Es kann natürlich sein, daß Du mit autodidaktischen Fähigkeiten und einem guten Gehör ausgestattet bist, aber dann braucht es Beispiele, die einem was zeigen. Sicher gibt es auch in diesem Bereich im Web viel zu finden.

Bertino Rodmann hat auch eine Seite im Web, die ich hier einmal verlinken möchte:

Jazz Manouche
FabianJ
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von FabianJ »

Danke für die tipps. Werde mir die Bücher zulegen. Und die online lessons checken ob das was für mich ist.
Nylon crossover mit Plektrum 1.5- 2.5mm ist kein Problem für mich, spiele auch Nylon mit Thumbpick. Das muss zum Start jetzt ausreichen
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RB
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Re: Einsteig in Gypsy Jazz

Beitrag von RB »

Bild

Hier noch eine Notiz, die ich vor Jahren einmal gemacht habe, als ich mich mit dem Thema befasste. Sie hat letztlich folgenden Inhalt:

1. Die II-V-I-Kadenz immer in einer Reihe von oben nach unten gelesen.

a) Links oben, links mitte und links unten ist die Kadenz
b) Mittlee Spalte von oben nach unten ist eine Kadenz
c) rechts Spalte von oben nach unten ist eine Kadenz

Die Zeilen zeigen verschiedene Akkordformen (Umkehrungen), die man verwenden kann

1. Ober Zeile: Moll7-Akkorde (Stufe II -also Eingang - der Kadenz)
2. Mittlere Zeile: Dominantseptim-Akkorde (Stufe V, also zweiter Schritt der Akkordfolge)
3. Unetere Zeile: Major7-Akkorde (Stufe I, also abschließender Schritt der Kadenz)

Die Akkorde sind so angelegt, daß sie an jeder Stelle des Griffbretts gespielt werden können. Das wird erreicht, indem entweder alle Saiten gegriffen oder nicht gespielte Saiten schlicht ausgelassen bzw mit greifenden Fingern - meist seitlich - bedämpft werden, so dass sie nicht klingen.

Warum drei Umkehrungn ? Erst einmal ist zu sehen, daß die drei vorgestellten Umkehrungen pro Kadenz-Stufe an ganz unterschiedlichen Bereichen des Griffbretts angesiedelt sind. Man kann die Kadenz sicher auch aus dem Akkord oben links, dem in der Mitte der zweiten Zeile und dem rechten der unteren Zeile zusammensetzen, ganz nach Lust und Laune. Effekt: Unterschiedliche Klangfarbe, mehr Flexibilität, wenn man weiter oben oder weiter unten am Griffbrett herumwerkeln will.

Ein schlauer Mensch hat einmal gesagt: Besser drei Akkordformen für jede Stufe der Kadenz gut beherrschen, als viele weitere Formen schlecht spielen. Also wäre das Lernen dieser Formen (oder auch anderer), aber erst einmal die Beschränkung auf drei Formen pro Kadenz-Stufe ein ganz guter Anfang.
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