Spiel nicht für Leute, die essen!
Moderatoren: jpick, RB, Gitarrenspieler
Spiel nicht für Leute, die essen!
"Spiel nicht für Leute, die essen!", sagte einer meiner Mentoren einmal zu mir. Ein Rat, dessen Weisheit sich jedes Mal aufs Neue bewahrheitet. Wenn die Leute essen, bedeutet das, dass sie nicht wegen der Musik gekommen sind. Sie sind gekommen, um eine gute Zeit zu haben. Und die Musik kann Teil dieses Moments sein, aber sie wird nie im Mittelpunkt stehen. Aus diesem Grund unterscheide ich seit jeher zwischen "Konzerten" und "musikalischen Animationen". Seitdem habe ich den guten Ratschlag "Wenn du für Leute spielst, die essen, erwarte nicht, dass du viel Gehör findest" in meine eigenen Worte gefasst.
Das Ziel ist für mich, eine "effektive" Präsenz zu gewährleisten, ohne es zu übertreiben. Ich versuche immer, meinen Teil des Vertrags zu erfüllen.
Das ist eine seltsame und anstrengende Übung, weil man trotz allem viel Energie wegwerfen muss, um in einem Gefühl der Leere zu existieren. Es hat keinen Sinn, lauter spielen zu wollen, da die Leute dann nur noch lauter reden würden.
Demnoch kommen einige Leute, um mir zu gratulieren, über Musik und Gitarre zu reden oder mich sogar nach Booking-Informationen zu fragen. Das ist eher eine positive Überraschung. In jeder Menschenmenge gibt es immer ein paar Leute, die zuhören und es gut finden. Glücklicherweise führt dies dazu, dass man nicht zu sehr unter der Nutzlosigkeit der Übung leidet und das Hochstapelsyndrom zu stark anregt.
Was denkt ihr, sollte man diese Art von (bezahlten) Gigs eher ablehnen ?
Das Ziel ist für mich, eine "effektive" Präsenz zu gewährleisten, ohne es zu übertreiben. Ich versuche immer, meinen Teil des Vertrags zu erfüllen.
Das ist eine seltsame und anstrengende Übung, weil man trotz allem viel Energie wegwerfen muss, um in einem Gefühl der Leere zu existieren. Es hat keinen Sinn, lauter spielen zu wollen, da die Leute dann nur noch lauter reden würden.
Demnoch kommen einige Leute, um mir zu gratulieren, über Musik und Gitarre zu reden oder mich sogar nach Booking-Informationen zu fragen. Das ist eher eine positive Überraschung. In jeder Menschenmenge gibt es immer ein paar Leute, die zuhören und es gut finden. Glücklicherweise führt dies dazu, dass man nicht zu sehr unter der Nutzlosigkeit der Übung leidet und das Hochstapelsyndrom zu stark anregt.
Was denkt ihr, sollte man diese Art von (bezahlten) Gigs eher ablehnen ?
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Das ist der wesentliche Punkt. Man spielt für die, die ihre Freude daran haben obwohl sie gerade essen oder sich unterhalten.
Nicht ablehnen!
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
So sehe ich das auch. Ich spiele zwar nur gelegentlich, für eher kleineres Publikum - spiele aber sogar am liebsten nur bisschen "Hintergrundmusik", ohne direkt beachtet zu werden (aber durchaus auch wahrgenommen zu werden). Und fast immer sind da trotzdem auch Leute die zuhören, denen es gefällt, und die einen durchaus auch darauf ansprechen. So macht mir das Freude ... und das wiederum springt auch über ...
Zuletzt geändert von L1 am Di Okt 03, 2023 8:53 am, insgesamt 1-mal geändert.
- Holger Hendel
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Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Mittlerweile bin ich froh über jede Anfrage, jede einzelne Veranstaltung, bei der sich die Person, die das finanzielle Risiko trägt für Livemusik statt DJ entscheidet. "Zum Essen" oder "zur Unterhaltung" / "Biertrinken" etc. zu spielen (Vgl. "Kneipenmusik", Irish Pub etc.) sind für mich sehr legitime Anlässe für Livemusik. Dass nicht alle Vortragsarten in jedes setting gleich gut passen ist klar, denke ich.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Ich spiele sehr oft bei Geburtstagen und ähnlichen Feierlichkeiten als Hintergrundmusik. Beim Essen (Löffelmusik) spiele ich dann gern, da die Gäste dann noch leiser sind als beim Rest der Veranstaltung. Das ganze hat dann natürlich keinen Konzert Charakter und manchmal helfen nur Inears, da die Gespräche oft lauter sind als die Musik. Applaus gibt es auch nur selten, aber oft kommt der Dank dann am Ende oder einer Pause. Mit dieser Situation muss man leben können, ich kann das ganz gut, auch wenn ich mich am Anfang erst daran gewöhnen musste.
- Rolli
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Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Moin, ich sehe es so wie die meisten hier. Aber natürlich ist die Frage, ob man vom Musizieren den Lebensunterhalt bestreitet oder nicht. Und ob man halt für Background Musik gebucht wird oder ein konzertanter Vortrag angesagt ist. Ich habe gestern auf einem Grillfest, das klein aber fein sein sollte und sich dann als Jahrmarkt entpuppte, im Duo gespielt, es war einen Gruseln, kreischende Kinder direkt vor der Bühne, Eltern ohne jedes Verantwortungsgefühl, kaum Aufmerksamkeit.
Wäre das vorher so beschrieben worden, hätte ich den Gig nicht gespielt oder wäre mit eine Hausdieziege-Kombo gekommen. Es gibt aber auch Mischformen, die toll funktionieren. Wir machen ab und an musikulinarische Events. Dann gibt es einen Gang tolles Essen und dann wird um Aufmerksamkeit gebeten und ein paar Minuten Musik dargeboten. Das hat immer super geklappt. Man muss halt wissen auf was man sich einläßt und auch das Bankkonto fragen
Wäre das vorher so beschrieben worden, hätte ich den Gig nicht gespielt oder wäre mit eine Hausdieziege-Kombo gekommen. Es gibt aber auch Mischformen, die toll funktionieren. Wir machen ab und an musikulinarische Events. Dann gibt es einen Gang tolles Essen und dann wird um Aufmerksamkeit gebeten und ein paar Minuten Musik dargeboten. Das hat immer super geklappt. Man muss halt wissen auf was man sich einläßt und auch das Bankkonto fragen

Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrenunterricht, aber nur wenn's wirklich sein muss
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Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Da ich nicht gerne im Zentrum der Aufmerksamkeit stehe ( es macht mich nervös, ich fühlen mich unwohl und dann spiele ich um Längen schlechter ) mag ich es eher background zu spielen. Wenn ich dann noch mein Musik in tollen Klangkörpern ( z.B. Kirchen ) spielen darf, bin ich glücklich damit.
"Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird."( I. Kant: Kritik der Urteilskraft )
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Nö. Weil:
Auch ich werde ja mal zu einer Schnittchen-Event eingeladen und freue mich, wenn ich da gute Musik höre. Das bleibt in Erinnerung.Davanlo hat geschrieben: ↑Di Okt 03, 2023 8:25 amDemnoch kommen einige Leute, um mir zu gratulieren, über Musik und Gitarre zu reden oder mich sogar nach Booking-Informationen zu fragen. Das ist eher eine positive Überraschung. In jeder Menschenmenge gibt es immer ein paar Leute, die zuhören und es gut finden.
Das sollte bei Verträgen ohnehin so sein. Siehe es eher als bezahltes Üben vor Publikum.
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Anfangs ging es gut. Man hat mir einen Platz in einem grossen Raum zugewiesen, ohne Verstärkung. Die Gäste schienen zufrieden. Nur de "Köche" haben gemeckert. Die wollten scheinbar Ruhe oder ihre MP3-Karnavalsstimmungsmusik hören, war nicht ganz klar. Die Raumakustik wurde als Sündenbock aufgerufen. Ich wurde dann an die frische Luft nach draussen geboten. War eigentlich besser. Ich hab da gespielt.
Aber ich machte mir Gedanken um meine "kontraktuelle Verpflichtung" gegenüber der Organisation. War ich denn so schlecht ? War ich da ein Ärgernis ? Unangenehme Gedanken.
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Mach' dir da keinen Kopf drum, auch wenn's schwer fällt. Dass die Köche ihre Karnevalsmusik haben wollten, halte ich nach all den Jahren nicht für unwahrscheinlich:-/Davanlo hat geschrieben: ↑Di Okt 03, 2023 12:39 pmDie Gäste schienen zufrieden. Nur de "Köche" haben gemeckert. Die wollten scheinbar Ruhe oder ihre MP3-Karnavalsstimmungsmusik hören, war nicht ganz klar.<...>
Aber ich machte mir Gedanken um meine "kontraktuelle Verpflichtung" gegenüber der Organisation. War ich denn so schlecht ? War ich da ein Ärgernis ? Unangenehme Gedanken.
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Solo spiele ich ja nur sehr gelegentlich. Ein sehr dankbares Format sind für mich Vernissagen: ein i.d.R. sehr kunstaffines, zuhörbereites Publikum + man bekommt seine 3 oder 4 x 4 Minuten, in denen man etwas Musik vorträgt. Dafür reicht dann auch meine Fokussierung meistens aus.
Anders bei gelegentlichen Café- Gigs - wie von Davanlo beschrieben, spielt man gegen eine Kulisse von 15- 20 Tischunterhaltungen an + da ist die ak. Sologitarre definitiv nicht so das Richtige. Führt bei mir zu Ablenkung und haspeligem Spiel = nicht gut.
Bei Band-Gigs ist das völlig anders - da ziehen wir zu fünft recht unbeeindruckt unser Ding durch und haben im schlechtesten Fall dann tatsächlich eine ordentlich bezahlte Bandprobe...
Grüssle,
tbrenner
Anders bei gelegentlichen Café- Gigs - wie von Davanlo beschrieben, spielt man gegen eine Kulisse von 15- 20 Tischunterhaltungen an + da ist die ak. Sologitarre definitiv nicht so das Richtige. Führt bei mir zu Ablenkung und haspeligem Spiel = nicht gut.
Bei Band-Gigs ist das völlig anders - da ziehen wir zu fünft recht unbeeindruckt unser Ding durch und haben im schlechtesten Fall dann tatsächlich eine ordentlich bezahlte Bandprobe...

Grüssle,
tbrenner

http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
War Ukulele und Gesang.
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Ouuch - da könnte sogar ich mir vorstellen, daß da meine Aufmerksamkeit nach 4-5 Songs abflaut.
Finde die Uke als Ornamentierung in einem Konzert ganz o.k., könnte sie mir aber - ähnlich wie ein Didgeridoo - kaum als abendfüllende Unterhaltung vorstellen.
Grüssle,
tbrenner
Finde die Uke als Ornamentierung in einem Konzert ganz o.k., könnte sie mir aber - ähnlich wie ein Didgeridoo - kaum als abendfüllende Unterhaltung vorstellen.
Grüssle,
tbrenner

http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Auch ouch.
Dann kennst Du sicher nicht Rio Saito oder Jake Shimabukuro, Elisabeth Pfeifer, Charlotte Pelgen,…?
(Oder Ukulelen Angie aus München)
Glück Auf
Andreas
Dann kennst Du sicher nicht Rio Saito oder Jake Shimabukuro, Elisabeth Pfeifer, Charlotte Pelgen,…?
(Oder Ukulelen Angie aus München)
Glück Auf
Andreas
Re: Spiel nicht für Leute, die essen!
Ja.
Glück Auf
Andreas