Fingerpicker DE

Vielleicht interessiert es den einen oder anderen David Qualey-Fan
näheres über dessen Ableben zu erfahren.
Ich habe einen Tag vor seinem Tod mit ihm noch telefoniert und danach
von seiner Lebensgefährtin Einzelheiten erfahren.

Kurz noch eine kleine Vorgeschichte. Qualey erlitt im November 2019 einen Schlaganfall.
Danach machten seine Finger nicht mehr das, was er wollte, wie er mir erzählte. Die Finger konnten nicht mehr
den nötigen Druck auf die Saiten ausüben. Ein Neurologe vertrat die Ansicht, dass das Gehirn die Dosis des gewünschten
Fingerdrucks nicht an die Muskeln weiterleitet.
Qualey war frustriert, übte jedoch „Pity the Jester“ (Pity der Spaßvogel).
Es verbesserte sich jedoch nicht Wesentliches.

Als Folge seines Schlaganfalls konnte er sich zudem seine Stücke nicht mehr hundertprozentig merken.
Wenn man im Leben keine Ziele bzw. keine Projekte mehr hat, dann kann sich dies natürlich sehr negativ auf
die Psyche auswirken. Ich riet ihm, dass er doch Online-Workshops geben könnte.
Er ging nicht darauf ein. Er war zu sehr frustriert und mit sich sehr unzufrieden.

Als er 2010 begann keine Stücke mehr zu schreiben, begründete er dies damit, dass er sich nicht wiederholen wolle.
Ich meinte aber, dass seine Fans auch ähnlich klingende Stück zu schätzen wüssten. Er blieb bei seinem Entschluss.

Am 16. November 2020 klingelte das Telefon: „Hey Alter, bin gerade im „Sägewerk“.
Ich dachte zuerst, dass er sich auf einem Spaziergang befindet. Dann sagte er mir, dass er sich gerade im Krankenhaus
in Bad Segeberg befinde und am nächsten Tag vier bis fünf Bypässe bekommen wird.
Er überstand die Herzoperation mit anschließender Reha relativ gut.

Am 21.Oktober diesen Jahres wollte ich ihn anrufen. Er ging nicht ans Telefon und ich versuchte es abends noch einmal,
jedoch ohne Erfolg. Am nächsten Tag versuchte ich ihn über sein Handy zu erreichen. Es dauerte eine Weile,
dann hörte ich eine sehr dünn klingende Stimme. „Bin gerade beim Arzt“.
„Ok , ich rufe Dich abends nochmals an.

Ich erreichte ihn jedoch auch an diesem Abend nicht und bat ihn auf dem Anrufbeantworter zurückzurufen.
Ich hatte ein sehr flaues Gefühl in der Magengegend und ahnte schlimmes.

Am Tag darauf wollte ich ihn gerade wieder anrufen, als das Telefon klingelte.
Seine Lebenspartnerin war am Apparat und sagte mir, dass mich David vor Schmerzen nicht anrufen konnte
und dass sie ihn in seiner Wohnung tot aufgefunden hat.
Sie war jedoch nicht in der Lage mir im Augenblick mehr zu erzählen.
Wir vereinbarten, dass sie mir in den nächsten Tagen Einzelheiten erzählen wird.

Am Tag vor seinem Tod klagte David über extrem starke Nackenschmerzen, weswegen er die ganze Nacht nicht schlafen konnte.
Daraufhin fuhr ihn seine Freundin sofort zum Arzt, wo ich das letzte Mal seine Stimme gehört habe.
Der Arzt verschrieb ihm ein Schmerz stillendes Medikament, das jedoch den ganzen Tag keine Wirkung zeigte
und er ebenfalls den ganzen Tag vor Schmerzen nicht schlafen konnte.
Als seine Partnerin ihn am nächsten Tag am Morgen aufsuchte, brannte in der gesamten Wohnung Licht
und sie fand David tot im Badezimmer liegend.

Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich vermisse die oft langen Telefonate und die Art seines oft deftigen schwarzen Humors.
Zum Glück bleibt sein Gitarrenspiel und seine Stücke auf seinen LPs/CDs erhalten.

Vielleicht ist es für manchen Fan von ihm interessant hiermit etwas mehr über die letzten Jahre
und seinem unerwarteten Tot erfahren zu haben.

Gruß

Klaus

Danke für Deinen Bericht Klaus. Das macht betroffen. Man weiss gar nicht, was man schreiben soll. Schade, wirklich schade.
Grüße Frank

Danke dir für diese Infos Klaus, das klingt ja sehr dramatisch. Wir hatten in den letzten Monaten drei Schlaganfälle im engeren Umfeld, allesamt zum Glück mit milderen Folgen, dennoch immer ein Schock! Plötzliche, starke Nackenschmerzen können ja auch ein Sympom für einen Schlaganfall sein wie ich erst kürzlich gelernt habe.

Ich kannte nicht so viel von seiner Musik muss ich zugeben, und schon gar nicht ihn persönlich, aber es geht einem natürlich dennoch nahe. Ich habe auch den Eindruck, dass du dir mit dem post so ein bischen was „von der Seele“ schreibst, wenn ich das sagen darf, und das ist auch gut so!

Das Stück Pity the Jester (hätte ich jetzt mit „Den Narren bemitleiden“ übersetzt?) kannte ich zB nicht, finde es aber beeindruckend geschrieben und gespielt (habe die Spotify-Version angehört), er war wirklich ein sehr guter Gitarrist und ist sicher ein Verlust für die „Szene“, vom persönlichen mal ganz abgesehen.

LG,
Niels

Ja Niels, so ist`s wohl "sich von der Seele schreiben".
Die Nackenschmerzen waren wohl der Hinweis auf einen
sich erneut anbahnenden Schlaganfall, wenn man die gesundheitliche Vorgeschichte in betracht zieht.

Gruß

Klaus

Danke für den Bericht!
David war einer meiner Helden meiner früheren Gitarristen-Jahre. Einige seiner Stücke habe ich gespielt und etliche seiner Konzerte besucht. Seine Musik hat einen nicht unerheblichen Teil meiner eigenen Musik geprägt. Es ist ein großer Verlust! Seine Musik aber bleibt, ein kleiner Trost.
Gruß
Norbert

Danke! LG Dominik

Danke für deinen Bericht, Klaus. Zugegebenermaßen finde ich es fast etwas bestürzend zu erfahren, wie seine letzte Zeit verlaufen ist. Es erinnert daran dass das Leben, beziehungsweise das Leben in einigermaßen gesundem Zustand, unerwartet schnell enden kann.

Deshalb: Lass uns leben!

Deshalb: Lass uns leben!

und die Wertschätzung auf die Dinge richten,
die einem ein menschwürdiges Dasein bieten.

Gruß

Klaus

Auf von mir ein Dankeschön für deinen Bericht. Ich kannte ihn bisher nicht, werde mir seine Musik aber jetzt anhören.

Gruß
Robert