Improvisierende Gitarristen...

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Joachim
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Improvisierende Gitarristen...

Beitrag von Joachim »

... bewundere ich, wenn Sie es können. Tritt jedoch der Fall ein, dass sie vor Publikum improvisieren und das überhaupt nicht können und ich dann noch in einer Band mit Ihnen spiele, und mich eigentlich immer genötigt fühle ein Schild hochzuhalten: "ich bin es nicht!", bzw. das Verstärkerkabel rauszuziehen, so wandelt sich meine Bewunderung in puren Jähzorn :twisted:

Was macht man gegen ein solches Bandmitglied?
Wie bringt man Ihm das schonend bei, ohne ihn ganz zu verprellen?

Letzten Samstag, erster Gig, "Get back", alles läuft super, klasse sound und dann der Katzenjammer :oops:
Gruss
Joachim :guitar1:

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Waufel
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Beitrag von Waufel »

Moin Joachim,

mM: Glasklar und knallhart sagen "Lern es oder lass es!". Entweder er ist clever und hört, oder er ist dumm und geht. Letzteres wäre wahrscheinlich kein Verlust, weil es Gitarristen wie Sand am Meer gibt.

Alles andere gibt nur Zoff auf Dauer und das ist schädlich fürs Bandklima.

Gruß Waufel
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RB
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Beitrag von RB »

Ich tate es ihm auch einfach sagen. Vor allem würde ich Improvisationen einen festen Bereich, eine begrenzte Anzahl Takte zubilligen, kein endoses Genudel, wie es in meiner Jugend leider verbreitete Unsitte war.

Damals hatte wir alle Alvin Lee von Ten Years After mit "I'm going Home" im Woodstock-Film gesehen und es galt: "Der mit den meisten Anschlägen pro Minute ist der Beste".
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Ui..... :roll:

Joachim, da hilft nur die schonungslose Wahrheit. Sicher habt Ihr das Ziel, einmal vor mehr als den geliebten Partnern zu spielen. Da ist so ein Mitspieler dann eher peinlich.....

Ich kann Deine Frage sehr gut nachvollziehen. Diese Fragestellung habe ich auch lösen müssen: Wie sage ich es, ohne zu unhöflich zu wirken??? Ab und an komme ich mit einem Gitarristen und Sänger zusammen, der sehr schwungvoll und enthusiastisch die guten alten Titel spielt. Und ich soll unbedingt mit ihm zusammenspielen, möchte er.... Aber ich finde seine musikalische Art einfach nur gruselig. :roll: Ich habe es versucht auszusitzen. Aber das klappt nicht, weil er immer wieder auf der Matte steht und nachbettelt. Also habe ich ihm gesagt, dass unsere Musik doch ein wenig unterschiedlich ist und ich momentan wirklich keine gemeinsame musikalische Basis sehe. Unsere gitarristisches Verständnis und unser Könnensstand wären doch momentan zu weit abweichend, als dass sich ein positives Bild für die Zuhörer ergibt.

Nee.... ist nicht war :oops: Ich habe gekniffen und hab einfach zu Einladungen zum Spielen andere Dinge vorgeschoben. Ich bin ein Feigling.

Gut nun, hat er bei der Improvisation dieses Liedes verpatzt, oder verpatzt er immer? ( btw - get back??? Ich denke, Du machst auf Klassik??? :shock: ) Wenn es nur das eine Lied ist, dann kann man ja einfach ein anderes Lied vorziehen und ihm Zeit zum Üben lassen / oder einfach den Solopart zunächst übergehen. Wenn er immer das Problem hat, könntest Du das Solo nicht übernehmen? Vielleicht ist seine Stärke ja eher auf der Rythmusgitarre und Stimme.

Sollte er allerdings weder Stimme, noch Rythmus noch Soloqualitäten haben... Naja, dann muss man abwägen, ob Du Dich neu orientieren möchtest, oder ob er nicht passt. Und da sind dann ja sicher noch weitere Bandmitglieder, mit denen man darüber reden kann.

Ich beneide Dich nicht um diese Situation...
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

@old-picker:

Vielen Dank für Dein Mitgefühl!
Er patzt beim Improvisieren eigentlich immer. Wenn er nicht improvisiert ist sein Spiel oK. Einen Teil der Soli habe ich schon übernommen, möchte mich in der Band aber eher zurückhalten...
Er ist halt noch sehr jung (Mitte 20) und vom Charakter her erinnert er mich an einen typischen (eigentlich netten) Halbstarken, der eben allen zeigen muss wie toll er ist.
Ein Freund von mir hat unseren Gig auf Video aufgenommen. Ich werde ihm das ersteinmal kommentarlos vorspielen, vielleicht kommt er ja selber drauf, dass es an manchen Stellen besser ist erst einmal in Klausur zu gehen. Ich meine, solche Sachen kann man ja lernen, nur wenige können sowas aus dem FF.
Für manche ist es glaube ich mal ganz gut zum richtigen Zeitpunkt einen kleinen Dämpfer zu kriegen, um sie vor dem Abheben zu bewahren...
Ich komme mir bei solchen Sachen immer recht papamäßig vor, vielleicht sehen es die anderen ja auch anders, das wird sich zeigen...

P.S.: Nee ab und zu spiele ich auch andere Sachen als Klassik! Dieses feeling mit Bass und Schlagzeug laut Gitarre zu spielen ist manchmal unbeschreiblich...
Eigentlich wollten wir get back ja auf einem Dach spielen , als Reminissenz an die Beatles und deren legendäres Konzert von 1969, aber das hat nicht geklappt.
Gruss
Joachim :guitar1:

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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Servus Joachim,

ich kenn diesen Moment auch, wenn man dann versucht so weit wie möglich in den hinteren Teil der Bühne verschwinden zu wollen, sobald ein Bandmitglied sich anstellt "sein" Solo unter die Leute zu bringen.

Ich kenne da nur ein paar Möglichkeiten das in Zukunft besser werden zu lassen.
Man könnte mal ne Probe mitschneiden und zusammen analysieren.
( das empfehle ich eh, wenn´s man sich anschickt nach ewigen Proben auf die Bühne zu gehen )
Mit etwas Glück fällt dem Mann dann selber auf, dass die Improvisation eher dazu taugt die Leute aus dem Saal und den Mitmusikern die Tränen in die Augen zu treiben.
Wenn er dann wenigstens Taktgefühl hat, kann man ihn vielleicht davon überzeugen, statt ner Improvisation eher ein Solo einzustudieren. ( ...weil man das ja mit viel weniger Druck spielen kann... gerade wenn man recht viel Lampenfieber hat )

Geht das alles nicht geht, muss man ihm wirklich den Grundsatz für Erfolg erklären: Der richtige Mann am richtigen Platz.
So hart das auch klingt, aber anders geht´s normalerweise nicht.
Selbstkritik ist etwas sehr wichtiges für einen Musiker. Wenn man sich überschätzt, müssen das dann eben andere für einen tun. Man kann nur wachsen dran, auch wenn´s im ersten Moment schmerzt.

Stefan
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

...
Zuletzt geändert von Andreas am Sa Jun 11, 2005 3:26 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Aläx
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Beitrag von Aläx »

Hallo Joachim

Woran liegt es denn dass es für dich so grauenhaft klingt. Spielt er die falschen Noten, hat er einen miserablen Sound oder bekommt dir seine Art zu spielen nicht weil er auf wenig Raum alle Noten dieser Welt vereinigen will.
Sollte er einfach null Ahnung vom improvisieren haben und jeder zweite Ton abseits des durchschnittlichen Hörgefühls liegen dann müsste es ja auch schon mal den anderen Bandmitgliedern aufgefallen sein. Wenn dem so ist dann ist das ein ähnliches Problem wie Mundgeruch. Das sagen dir auch nur die Leute denen daran liegt dass du dich nicht endlos blamierst und solche Leute bezeichne ich als Freunde und nichts wäre schlimmer für mich als wenn ich Jahre mit Leuten zusammenspiele die mir im Nachhinein vorwerfen dass ich die Ursache für ihren Ohrenkrebs im fortgeschrittenem Stadium bin.
Also ich rate zur Wahrheit aber überprüfe auch mal ob du ihm nicht vielleicht zu streng beurteilst oder gar Unrecht tust.
Ich habe auch mal in einer Band gespielt wo der Ryhtmusgitarrist ein Problem mit meinen Solos hatte. Die anderen fanden das aber gut und zugegebenermassen war damals auch die Konstellation so, dass der Mann über 40 war und ich damals knappe 23 Jahre und unter dem Einfluss dieser Gitarrenkönige aus L.A stand.
Heute würde ich die Sachen auch nicht mehr so spielen aber damals hats mir Spass gemacht.

tschau Aläx
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Ich würde an Deiner Stelle ganz dezent *g* an seinem Volumepoti drehen (nach links...) ... :) nein...das haben meine Vorredner ja schon klargestellt, dass man darüber reden muß, unbedingt. Muß es denn unbedingt ein improvisiertes Solo sein? Wie wär´s denn mit einem ausarrangiertem Melodiepart, das gibt Halt und der Weg zum tatsächlichen, live vorgetragenen improvisierten Solopart ist ein kleines Stück kürzer geworden...nur eine Idee...
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Vielen Dank für Eure Antworten.
Gestern habe ich es vollbracht (wahrscheinlich nur damit ich hier berichten kann was für ein taffer Typ ich bin, ansonsten hätte ich es doch wieder im Sande verlaufen lassen :wink: )
Ohne Video, habe ich klar den Tatbestand beschrieben und von Allen (!) Seiten Zustimmung erfahren. Er hat sich nicht richtig gehört.... findet das selber --------...es ist mit ihm durchgegangen...er verspricht Besserung und Üben der Skalen...
Also Friede Freude Eierkuchen
Gruss
Joachim :guitar1:

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