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Das richtige Instrument

Verfasst: So Apr 13, 2008 9:36 pm
von Hanjo
Ein Gitarrenvirtuose, ein Studiomusiker oder sonst jemand der mehr Ahnung als ich hat, wird wohl eine konkrete Vorstellung haben wie sein Instrument klingen sollte.

Wenn ich zuhause verträumt mein Instrument zupfe, höre ich noch nicht einmal vordergründung das, was dem Schallloch kommt, sonden den besonderen Klang des Musikers. Ist nun ein tonal ausgeglichenes Instrument das bessere, obwohl ohne Verstärker eine Gitarre mit orderntlich Baßfundament und einem weniger scharfen Diskantbereich besser gefällt. Meine Billiggitarre mit laminiertem Korpus macht durchaus mehr Druck wie fast jedes Spitzeninstrument. Da ist es gut, daß der Baß zumindest weniger differenziert klingt als bei meiner 5 x so teuren Hanika. Oder ist das Einbildung?

Wer hat das wo festgelegt, wie eine Gitarre klingen soll? Hat ein laminierter Korpus mehr Verzerrungen als eine massive Gitarre?

Wieviel Prozent des guten Spiels ist der Musiker, wieviel die Gitarre?
Ist die Gitarre ein individuelles Instrument (sowas wie die Ehefrau) oder
ist sie mit Meßdaten zu erfassen (wie ein Auto)?
Beste Grüße Hanjo

Verfasst: So Apr 13, 2008 10:33 pm
von rwe
Erlaubt ist, was gefällt. Objektive Kriterien für die "Güte" eines Gitarrentons gibt es nicht.

Grundsätzlich lässt sich der Gitarrenklang durch physikalische Parameter beschreiben - allerdings ist die Aussagekraft dieser Parameter offenbar geringer als die von beschreibenden Vokabeln. (Unter einem "Twäng" wird sich der geneigte Leser eher etwas vorstellen können als unter einer Frequenzkurve...)

Der Rest ist Empirie: Eine (Martin-) Dreadnaught ist halt die "typische" Bluegrass-Gitarre, der diesen Gitarren eigene Sound korreliert damit mit der Erwartungshaltung. Mit einer Ovation wird man auf einer Buegrass-Session sicherlich erst einmal irritieren, genau so wie mit einer Dreadnaught in einer Swing-Session. Hier legt die Musiker-Polizei fest, wie eine Gitarre klingen muss...

Ob ein Instrument tonal ausgeglichen ist, hängt natürlich auch vom Spieler ab; bei den Leuten mit den starken Daumen kommen die Bässe auf einer 00 vielleicht stärker herüber als bei mir auf einer Jumbo. Ich selbst mag ausgeglichene Instrumente lieber, aber deswegen sind die nicht für alles und jedes besser. Wenn ich alten Blues oder Ragtime spiele, nehme ich lieber die "unvollkommene" Billig-Levin als die sehr ausgeglichene Gurian.

Wenn du zu Hause spielst, hörst du wohl alleine deshalb schon nicht, was aus dem Schallloch kommt, weil das nicht auf deine Ohren gerichtet ist. Einfache Ursache - große Wirkung.

Allerdings ist die Aussage, dass der Ton nur durch die Finger gemacht wird, auch physikalischer Quatsch. Natürlich wird Kottke immer wie ein Kottke klingen, egal ob er auf einer Gibson, Bozo oder Taylor spielt. Aber er klingt auf seiner Gibson eben um das Maß anders als auf seiner Taylor, wie es die unterschiedliche Bauweise der Instrumente vorgibt, auch wenn er identische Stücke spielt.

Der einzige Parameter, der wirklich qualitativ objektiv bewertet werden kann, ist die Verarbeitungsqualität. Das ist aber auch gegenüber Klang und Bespielbarkeit der unwichtigste Parameter.

Nachtrag: Das gute Spiel kommt vom Musiker, nicht vom Instrument.
Aber ein gutes Instrument kann motivieren.

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 4:34 am
von hoggabogges
:!: dem ist ja nixmehr hinzuzufügen. :!:

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 11:21 am
von RB
Außer vielleicht noch, daß eine Decke aus Sperrholz meist nicht so laut sein kann, wie eine massive. Ich habe noch keine Sperrholzgitarre erlebt, die nicht ab einer bestimmten Härte des Anschlags einfach "zugemacht" hätte, also im Klang nasaler und topfiger wurde, ohne aber noch lauter zu werden.

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 12:39 pm
von matthiasL
Das mit dem Sperrholz ... das ist echt was Wahres dran:
Ich habe mit einer gut eingespielten Martin Dread, die einen absolut fetten und wundervollen Sound hat keine Chance gegen leise gespielte Mandoline und eine Lowden. Und ich spiele mit 1.14 Pick und fetten Bronze Saiten und versuche wirklich mein Bestes.
Nehme ich dagegen eine 150 EUR China-Gitarre (Kirkland), die so richtig schrill klingt, die geht durch die anderen Instrume wie Butter.
Das Spektrum der Martin ist halt zu sehr auf der Tiefmitten Seite, das geht nicht durch den Mix.

Cheers ML

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 9:22 pm
von RB
Das ist sicher der Grund, warum die Bluegrasser von Rang und Namen billige Chinaklampfen spielen.

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 9:25 pm
von Hanjo
Also mit der Decke das verstehe ich. Rein technisch ist ja wohl die Decke
das gleiche wie beim Lautsprecher die Membran.
Aber ein gesperrtes Gehäuse. Ist das wirklich auch hörbar schlechter?

Schon so hötte ich Angst vor einem Blindtest. Keine Ahnung wie wenig
ich noch zu einer vernünftigen Beurteilung käme, wenn auch noch unterschiedliche Saiten hinzukommen.
Gruß Hanjo

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 9:31 pm
von H-bone
HPL-Gitarren MÜSSEN die lautesten sein - ich weiss das - der Bewohner über mir hat Laminatfussboden... lauter geht's einfach nicht ! :roll:

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 9:55 pm
von escapeharry
Son Mist
hättet Ihr das nicht früher sagen können !
Da hätt ich 1800EU sparen können und hätt mir ne Harley Benton statt ner Martin gekauft.
:heul2:

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 10:02 pm
von V.H.
Hallo, @H-bone
der über dir hat die "Trittschalldämmung" eingespart.
Du kannst ihn daran erinnern, oder zu Gegenmaßnahmen übergehen.
Am Ende gibt der Klügere nicht nach... usw.
V.H.

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 10:02 pm
von H-bone
escapeharry hat geschrieben:...statt ner Martin gekauft.
Wie geht's der denn überhaupt ? ...und was macht die Schulter ? :wink:

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 10:08 pm
von H-bone
V.H. hat geschrieben:...oder zu Gegenmaßnahmen übergehen...
Die "Gegenmaßnahme" ist jederzeit griffbereit... :wink: :twisted: :mrgreen:

Bild

Nee, nee... war eh' nur ein Scherz !! :wink:

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 10:22 pm
von escapeharry
H-bone hat geschrieben:
escapeharry hat geschrieben:...statt ner Martin gekauft.
Wie geht's der denn überhaupt ? ...und was macht die Schulter ? :wink:
Na danke der Nachfrage.
Der Schulter gehts immer nch besch...
Kann immer noch nicht wirklich schmerzfrei spielen.
Hab die Martin zwar schon ein paar mal in der Hand gehabt seit Ihrer Frischzellenkur aber noch nicht wirklich drauf gespielt.
Werd aber bestimmt mal einen kleinen Bericht schreiben, wenns dann soweit ist.

Verfasst: Mo Apr 14, 2008 11:43 pm
von rwe
[quote="Hanjo"]Also mit der Decke das verstehe ich. Rein technisch ist ja wohl die Decke das gleiche wie beim Lautsprecher die Membran.
Aber ein gesperrtes Gehäuse. Ist das wirklich auch hörbar schlechter?[/quote]

Nö. Jedenfalls nicht grundsätzlich.

[quote="Hanjo"]Schon so hötte ich Angst vor einem Blindtest. Keine Ahnung wie wenig ich noch zu einer vernünftigen Beurteilung käme, wenn auch noch unterschiedliche Saiten hinzukommen.
Gruß Hanjo[/quote]

Das geht nur über einen Blindtest: Augen zu, spielen, hören und jemand anderen spielen lassen und wieder hören. Immer wieder die eigene Meinung über Bord schmeißen, die Testreihenfolge verändern, zwischendurch ggf. 'nen Kaffe trinken gehen. Erst dann sich mal die Optik / Verarbeitung ansehen. Klang und Bespielbarkeit sind die Hauptkriterien (es sei denn, ich brauche 'ne Bühnengitarre für's einfache Strumming). Und auch Instrumente probieren, die man eigentlich gar nicht möchte, oder die auf Grund des Preisrahmens, eines zu schmalen / breiten Griffbretts nicht gut in Frage kommen usw.

Wieso hast du Angst davor? Etwas besseres als eine gute Gitarre und ein Lernerfolg können dir dabei nicht über den Weg laufen.

Verfasst: Di Apr 15, 2008 5:31 pm
von Gast
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