bepe gambetta in berlin

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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tbrenner
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Publikumsmangel ....

Beitrag von tbrenner »

....ich habe das Thema auch schon aus Musiker- + Veranstalterperspektive
erlebt. Als Musiker ist es schon frustrierend, wenn Du mit all Deinem
logistischen Aufwand, den so ein Gig bedeutet (d.h. meistens netto 7-9
Std. Zeiteinsatz mit Anfahrt, Aufbau, Konzert, Abbauen etc.) dann vor ein
paar wenigen "Versprengten" spielen sollst. Wir haben uns letztlich davon nie beirren lassen +,halt unser Ding durchgezogen + es als Live-Probe abgehakt.

Als Veranstalter von Akustikgitarrenkonzerten hatte ich bisher überwiegend
Glück, aber ich fühle mich schon gegenüber den Cracks, die ich da einlade,
etwas peinlich berührt, wenn am Ende auch mal nur 25 Leute ihre i.d.R
überragende Saitenkunst miterleben wollen - und dabei hat man immer
schon einiges in die Veranstaltungswerbung investiert....

Ich habe Beppe Gambetta im Übrigen auch vor vielen Jahren mal bei uns
in Sindelfingen vor damals 8 Leuten konzertieren hören. Er machte halt die PA aus, stieg von der Bühne,setzte sich unter die Leute und spielte ein
wunderbares "Privatkonzert" - er ist m.E. ein ziemlich allürenfreier,
äußerst sympathisch rüberkommender Künstler .....

Naja - ich hoffe mal, daß die hier versammelten Akustik-Gitarrenspezis
sich immer wieder in den doch nicht so überreichlichen Live-Konzerten
unseres Nischen-Genres einfindet + die diesbezüglichen bedürfnisse
nicht eines Tages nur noch über youtube abgewickelt werden .... :roll:


grüssle,

tbrenner :wink:
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

... ich war mal bei einem Vicky Genfan Konzert mit meiner Frau alleine im Publikum und Sie hat das Programm voll durchgespielt, sogar noch eine Zugabe gegeben.
Ich finde allerdings auch, dass er hätte spielen sollen!
Gruss
Joachim :guitar1:

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saitentsauber
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Beitrag von saitentsauber »

mass hat geschrieben:naja, wenn er die nr. noch garnicht kennt,(sprich, in dem moment wor er damit konfrontiert wird , dass da nur 4 leute sind) kann schon der "sensible" gitarrist aus entäuschung innerhalb minuten , ja gar sekunden soviel "energie" verlieren, daß er kein bock mehr hat/nicht kann/.........../.....

finde auch , dass man es "trotzdem" dann durchziehen sollte. denn grad solche abende können ab gewisse zeitpunkt menge "energie" freisetzen und bleiben oft in erinnerung.
Plädiere doch (noch einmal) für eine gewisse Toleranz, auch wenn's für uns als potenzielle KonzertbesucherInnen nicht angenehm ist.

Was hätten wir denn hier im Forum oder anderswo lesen können, wenn er den Auftritt durchgezogen und - weil er sich nun mal nicht wohl fühlte - schlecht gespielt hätte :?:
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Mario
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Beitrag von Mario »

Was hätten wir denn hier im Forum oder anderswo lesen können, wenn er den Auftritt durchgezogen und - weil er sich nun mal nicht wohl fühlte - schlecht gespielt hätte Question
Genau das ist der Punkt. Der Kerl macht das, um zu leben - es ist sein Beruf - und nur weil die Umstände jemandem nicht passen den Job nicht ausführen, das geht auch in anderen Berufen schief. Und warum hätte es schlecht sein sollen?

Hört sich jetzt härter an, als es gemeint ist, aber es ist halt nicht professionell und nichts anderes wurde gesagt. laß sowas drei, viermal passieren. Ich zumindst würde mir dann überlegen, ob ich mir eine Karte kaufe oder gleich zuhause bleibe. Also hat er sich selbst auch keinen Gefallen getan. Und wenn er enttäuscht war, so muss sich das nicht auf seine Spielkunst auswirken - es kann sein, dass die Musik dann weniger emotional gewesen wäre, aber vom Können dürfte da eigentlich kein Unterschied sein. Und die etwas melancholischen Stücke wären vielleicht sogar besser geworden :D

Ich zumindes habe noch keinen Profesionellen oder semi Professionellen erlebt, der wegen weig Publikum den letzten Getreuen die Erwartung enttäuscht hat.

Mario
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

Sehe ich ähnlich.

Moinmoin,

wenn im Publikum Herr Richards, Herr Jagger, die Königin von Saba und Juan Carlos als einzige Gäste gesessen hätten, hätte ich nichtmal dann Verständnis dafür, dass das Konzert mangels Publikum abgesagt wird.

Es hätte eine gewisse Größe, sicher, aber ändern würde es nix, wenn Herr Gambetta sagen würde: "Madonna, so wenig Leute, ich hau im Sack."
Als Fatalist würde ich denken: "Der will für mich nicht spielen."

Vor Milliarden von Jahren war ich in Köln im Luxor und wollte Lucinda Willams hören&sehen.
Etwa 20 Leute bildeten das Publikum, und Frau Willams spielte trotzob ein wunderbares Konzert.

(Ich glaub' das hat sie extra für mich getan)

Oder auch nicht.

Auf jeden Fall bin ich da Fan von.

groetjes

andreas
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Wenn er für eine feste Gage spielt, finde ich es unprofessionell ein Konzert so abzusagen. Wir haben auch schon vor 10 Leuten gespielt! Die Gage hat gestimmt und es war eines der geilsten Konzerte. Da kennt man wenigstens nachher jeden aus dem Publikum mit Namen! Und die Atmosphäre war einmalig dicht. Hat ungeheuren Spaß gemacht.

Gruß Ralf
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

moin,

kann verstehen das bepe enttäuscht ist, aber das er deswegen nicht spielt finde ich nicht professionell.

vor kurzem war ich bei biber hermann in bamberg.
der hat auch nur vor 10 leute gespielt. hat sich richtig ins zeug gelegt.
klasse.

und letzte woche turin brakes in nürnberg. die haben mal halle gefüllt und "mussten" vor knapp 100 leuten spielen. die musiker und das publikum hatten einen riesen spaß. sie waren wirklich lustig und haben noch witze drüber gemacht das so wenig leute da sind. und gaben 2 zugaben!
chrisb
Gast

Beitrag von Gast »

Ich hab vor 20 Jahren mal Peter Finger vor ca 20-25 Leuten gesehen. Und das war Peter Finger, der ja nochmal in einer ganz anderen Liga spielt als Gambetta.

Akustikgitarrenmusik, gerade von Virtuosen, ist halt immer noch "Insider-Musik". Es ist nicht so: je besser man spielt, desto mehr Leute kommen.

Auch Gambetta hab ich mal vor Jahren gesehen und ich fand ihn sehr symphatisch. Aber sorry, die vier Leute wieder heimzuschicken, die sich ja auch gefreut hatten und vielleicht eine längere Anfahrt in Kauf genommen haben, finde ich eine Unverschämtheit. Das geht einfach nicht. Und wenn´s nur 45 Minuten gewesen wären...

Wären die 2 restlichen Beatles + Bob Dylan + Mark Knopfler im Publikum gewesen, hätte er ja auch gespielt. Aber ihr wart ihm wohl nicht gut genug.

Nur meine Meinung...

Grüße, Kai
humphrey

Beitrag von humphrey »

Hi,

vermutlich hatte Beppe Gambetta einfach einen schlechten Tag, und es war ihm ganz recht, daß so wenige da waren?

Man merkt es als Zuschauer, wenn der Künstler das Programm nur routinemäßig durchnudelt, und vielleicht wollte er sich das ersparen?

Aber irgendwer hat mal gesagt, man solle nicht die Zuschauer bestrafen, die gekommen sind...

Gruß
humphrey
tkleemaier
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Beitrag von tkleemaier »

Beppe Gambetta, das will ich mal vorausschicken, ist einer der nettesten Menschen die man "on the road" treffen kann, und wenn er vorne rechts ist sind Ego-Probleme hinten links! Was immer passiert ist, es lag nicht an den vier Anwesenden, soviel glaube ich sagen zu können. Wer weiß denn was da passiert ist??? Ich hatte einen Gig in Hamburg, die Veranstalterin glaubte es reicht das Ganze auf ihrer homepage zu veröffentlichen - ich hab dann eine Stunde gespielt, die drei Anwesenden waren begeistert, aber ganz ehrlich: Spaß hat das nicht gemacht, Profi hin oder her! Da fährt man u.U. 800 km, Gage auf Eintritt, und stellt dann fest daß der veranstalter keine Ahnung hat wie man Leute ins Konzert begeistern kann - ok, wenn ich schon mal da bin... Und damit wären wir beim Vergleich Beppe- Peter Finger - kann schon deshalb nicht funktionieren weil der eine flat-, der andere fingerstylist ist, und in seiner Szene ist Beppe der gleiche Superstar wie Peter in seiner! Er wird in USA gehandelt auf einer Linie mit Tony Rice, Dan Crary und Steve Kaufman...

Gestehen wir doch einem Musiker zu daß er entscheiden kann ob er so ein Konzert spielt oder nicht; sollte er sich dagegen entscheiden bin ich sicher daß mehr als die vordergründig angegebenen Gründe ausschlaggebend waren... und das mit der "bezahlten Übungsstunde" (Thomas, ich weiß leider zu gut was Du meinst) dürfte wohl für einen Künstler mit dreistelligen Konzertdaten pro Jahr nicht unbedingt gelten...

Bleibt Beppe gewogen, er ist ein Ausnahme-Gitarrist und für mich (ich hatte das wirklich große Vergnügen mit ihm zu spielen) ein Ausnahmemensch!


Liebe Grüße

Thomas
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RB
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Beitrag von RB »

Ich hätte in der Situation auf jeden Fall wohl die Gitarre ausgepackt, aber dem Beppe Gambetta bleibe ich dennoch gewogen. Dieser Tag und die Entscheidung, die er getroffen hat, ist für mich keine Grundsatzfrage.

Man fragt sich, wie es Veranstalter geben kann, die Gage auf Eintritt vereinbaren und dann keine entsprechende Werbung machen. Im Grunde müßte man das vertraglich irgendwie absichern.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

ein bestens unterrichteter Experte hat geschrieben: ..
Und das war Peter Finger, der ja nochmal in einer ganz anderen Liga spielt als Gambetta
..
Ach ja??? :roll:

***
Wäre ich im ( zugegebener Maßen ) kleinen Publikum gewesen, hätte ich schon versucht, mit ihm zumindest ein paar Takte zu reden. Dabei wäre es mir nicht auf ein Glas Bier angekommen. Und ich hätte ihn gefragt, ob er nicht Lust auf ein paar gemeinsame Töne gehabt hätte. Da kenne ich ja nix. Und, wenn man da schon mal zusammen sitzt und sonst nichts weiter vor hat... :wink:

*
Aber es ist schon ziemlich gruselig, wenn man vor leeren Stühlen sein Programm abspulen soll...

:roll:
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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saitentsauber
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Beitrag von saitentsauber »

Mario hat geschrieben:Und warum hätte es schlecht sein sollen?
Deshalb:
devil-lime hat geschrieben: er hat uns einfach erklärt, das er der meinung ist, das man ohne Puplikum die Energie nicht transportieren kann, es war schon eine sehr bedrückende Athmosphäre.
Nebenbei: Ich habe ne Zeitlang in nem ziemlich großen Chor gesungen. In den Verträgen stand immer drin, dass die Gage verdoppelt wird, wenn auf der Bühne mehr Leute sind als im Saal. War immer ordentlich gefüllt, auch wenn uns manchmal der Verdacht kam, da seien Freikarten verteilt worden...

Aber wenn Gage=Eintritt abgemacht ist, geht das natürlich nicht. Frage an tkleemaier: war das nur ne Vermutung oder mehr?
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tkleemaier
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Beitrag von tkleemaier »

Nicht mal `ne Vermutung, nur ein Beispiel für Absagegründe jenseits der Arroganz; so wie`s in der Gitarrenszene zur Zeit läuft könnte es mittlerweile aber durchaus auch bei einem international bekannten Star wie Beppe möglich sein...

Gruß

Thomas

P.S.: die Idee mit der Vertagsklausel ist klasse, werd ich in Zukunft bei meinem Duo-Projekt auch einfügen :D
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Janpeter
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Beppe in Berlin

Beitrag von Janpeter »

Hallo, liebe Gitarrenfreunde;

erst vor wenigen Tagen habe ich hier - mit Schrecken - davon gelesen, dass Beppe das Pech hatte, ein Publikum von nur vier Leuten vorzufinden - und das in Berlin. er sagte dann das Konzert in Anwesenheit der Vier ab. - DAzu ist inzwischen Vielerlei gesagt worden; und ich denke, Jeder hat irgendwie recht.

Ich habe Beppe zweimal in Weingarten erlebt; einmal mit Dan Crary, einmal solo; jedesmal war die Bühne bei Andreas Dill voll besetzt; Beppe war jedes Mal begeisternd - und auch nachher beim Plaudern sehr freundlich; particolarmente quando cercare a parlare un po' d'Italiano. - Vielleicht werde ich ihm ein e-mail schreiben.

Vermutlich ist wirklich etwas mit der Veranstaltung schief gegangen; denn es wundert, wenn Beppe zweimal (mindestens) im kleinen Weingarten beim privaten Gitarrenladen Dill vor mehr als hundert Leuten spielt, und in der millionenschweren Bundesmetropole nur vier Zuhörer erscheinen - vielleicht haben zur gleichen Zeit Merkel oder Westerwelle Kluges von sich gegeben; oder Bayern München versuchte mehr als zwei Tore zu schießen?

Trotzdem! Wenn Beppe wieder kommt, bin ich sicher wieder dabei! Sein Spiel, seine Erläuterungen, seine Beschäftigung mit der italienischen Tradition und seine ÜBertragung auf die amerikanische Ballade sind sehr inspirierend; Beppe ist irgendwie ein echter Intellektueller - er hat übrigens auch ein paar Kochbücher über die traditionelle Italienische Küche herausgegeben. Ein Besuch seiner homepage, die auch nach Deutschland verlinkt ist, kann ich nur empfehlen!

Euer Jan-Peter
Lowden L 32 P
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Guild GF 50 NT
Guild JF 65
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Distagon CF 30 mm
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