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problem mit kleinem Finger

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 1:57 pm
von Georg Ehlers
Moin Moin.
Ich habe schon seit längerem ein Problem mit dem kleinen Finger der Greifhand:
Wenn ich quer übers Griffbrett die tiefe e- oder die a-Saite greifen will, knickt das mittlere Gelenk des kleinen Fingers in die falsche Richtung um, so daß der Finger auf der hohen e-Saite aufliegt.
Abgesehen davon, dass dann die hohe e-saite nicht mehr schwingen kann, wird dies bei längerem Üben unangenem bis leicht schmerzhaft.
Daher wollte ich fragen, ob dieses Problem anderen Gitarrenspielern bekannt ist und ob jemand einen Weg kennt dies zu beheben.
Ich hatte schon an eine art Bandage gedacht, die einfach verhindert, dass der finger in die falsche Richtung knicken kann...
Gruß Georg

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 2:19 pm
von Gast
Hallo Georg,

manchmal soll sich das Gelenk ja auch "in die falsche Richtung"
biegen, z.B. wenn ich mehrere Saiten mit einem Finger greifen
will (oder dämpfen).

Könnte es sich bei Dir auch um ein Koordinationsproblem handeln?
Wie lange spielst Du denn schon Gitarre?

Unsere Ergotherapeuten hier im Forum werden sich
sicherlich auch noch zu Wort melden ;-)

Und herzlich Willkommen hier im Forum.

Grüße, NIk

Re: problem mit kleinem Finger

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 2:58 pm
von Gast
Georg Ehlers hat geschrieben:...
Wenn ich quer übers Griffbrett die tiefe e- oder die a-Saite greifen will, knickt das mittlere Gelenk des kleinen Fingers in die falsche Richtung um, ...
Mensch Georg,
ich versuche gerade, mir das bildlich vorzustellen. :shock:

Du bist aber ansonsten kein "Schlangenmensch", oder? :wink:

Einen WIRKLICH kompetenten Tip kann ich sicher nicht geben, aber ...
... versuch doch mal, die Gitarre KLASSISCH zu halten.
Also, ... linkes Bein erhöht, ... Gitarrenhals nach oben.
Vielleicht hilft schon das, und Dein "Problem" liegt nur an einer grundsätzlichen Cowboy-Haltung.

Werner.

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 4:23 pm
von Lothar
Hallo Georg,

wenn keine abnormen Veränderungen an Gelenken und/oder Sehnen vorliegen, kann es eigentlich nur drei Ursachen haben (bzw. deren Kombinationen):
a) Du setzt deinen Finger zu „steil“ auf, d.h. die Entfernung Saitendruckpunkt zu Fingernagel ist zu groß.
b) Dein Daumen befindet sich weit über der Halsrückenmitte, damit erreichst Du mit den anderen Fingern die tiefen Saiten nicht richtig und führt dadurch zu einer Streckung der Finger.
c) Du versuchst, einfach zu viel Druck auszuüben.

Versuche einfach mal, diese Dinge zu kontrollieren und abzustellen, dann sollte es funktionieren.
Falls Du eine erfahrener Spieler bist, entschuldige die unqualifizierten Äußerungen.


Nichtsdestotrotz, herzlich Willkommen im Lazarett

Lothar

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 5:20 pm
von Gast
Hi,

vielleicht könntest du darauf achten, die Fingerkuppe senkrecht auf die Saite aufzusetzen.

Gruß
Scholl

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 6:32 pm
von pastalore
Hallo,

ich kenne dein Problem leider viel zu gut. Mein kleiner Finger und mein Ringfinger knickt immer ein und bleibt dann leider in dieser verkehrten Richtung. Habe es schon mit Igelbällen versucht um die Sehnen, Muskeln - was weiß ich - zu stärken, nutzt aber nichts. Ganz schlimm ist es bei den Barree-Griffen auf E-dur-Basis. Die Finger bleiben "eingehakelt" und nichts geht mehr.
Einziger Vorteil, ich kann recht urige Sachen mit meinen Händchen machen, dass ich mich auf den Jahrmarkt stellen kann :wink:
Naja, Hilfe ist eine keine, aber du bist nicht allein :D

Silke

Verfasst: Mi Nov 05, 2008 8:21 pm
von Georg Ehlers
@pastalore:
Das der Finger in der falschen Position verbleibt, kommt bei mir zum Glück recht selten vor, ist allerdings wenn es passiert extrem hinderlich, dass kann ich bestätigen...

@Lothar:
Das eine Veränderung der Haltung, insbesondre des Ansetzpunktes des Daumens hilft, ist in der tat richtig.
Ich denke das wird auch der einzige weg sein, das ganze auf dauer sinnvoll zu bewältigen.
Nur erfordert dass eben sehr viel Konzentration und man kann nicht mehr so frei vor sich hin spielen wie man will. Außerdem empfinde ich eine Haltung bei der der Daumen etwa in der Mitte des Halses sitzt als sehr unbequem.
aber so wie es aussieht werde ich dass wohl üben müssen.

@Kingfrog:
Ich spiele seit über 5 Jahren Gitarre. Meistens ignoriere ich dass Problem, es kommt ja auch zum Glück selten vor, dass der kleine Finger auf die Tiefe E-Saite muss. Nur übe ich momentan recht viel Tonleitern und dann ists halt sehr nervig.
das meine Finger recht biegsam sind ist ansonnsten aber in der tat sehr praktisch, um mehrere seiten gleichzeitig zu greifen.

Verfasst: Fr Nov 07, 2008 8:18 pm
von Ulrich Peperle
[Beitrag vom Verfasser entfernt]

Re: problem mit kleinem Finger

Verfasst: Sa Nov 08, 2008 7:01 am
von Gast
Hallo Georg, ich habe ebenfalls das "Problem". An so etwas lässt sich kaum etwas machen, das ist halt unsere Erbmasse. Eine zu hohe Beweglichkeit eines Gelenks lässt sich auch durch bestes Training kaum einschränken, sie wird beim häufigen Spielen eher noch größer. Wenn sich eine erbliche Veranlagung nicht lösen lässt, so kann man daraus nur eine Tugend machen. Ich habe versucht, die Lage der Greifhand soweit zu optimieren, dass das Abknicken möglichst minimiert wird bzw. ich es möglichst unter Kontrolle habe. Und wenn es dann doch passiert, so ist es bei mir nach jahrelangen Spiel nicht mehr schmerzhaft. Ich habe sogar festgestellt, dass mir das Abknicken unter Umständen nützlich sein kann, um bestimmte Griffe zu spielen, die normalen Menschen unmöglich sind. Hierbei setze ich das Abknicken dann gezielt ein. Ich würde also vorschlagen, das Problem nicht als Problem, sondern als Chance so sehen. Mach' einfach das Beste daraus.

Verfasst: Sa Nov 08, 2008 1:10 pm
von Ulrich Peperle
[Beitrag vom Verfasser entfernt]

Verfasst: Sa Nov 08, 2008 3:27 pm
von Gast
Kai hat geschrieben:Eine zu hohe Beweglichkeit eines Gelenks lässt sich auch durch bestes Training kaum einschränken, sie wird beim häufigen Spielen eher noch größer.
Ulrich Peperle hat geschrieben:Das Gelenk ist nicht das Problem, sondern die Muskulatur, die für die Einstellung der Fingerglieder zuständig ist.
Das gilt für die normale Hand. Dagegen geht es hier um eine körperliche Sonderstellung, die Du mangels eigener Betroffenheit wahrscheinlich nicht kennst. Ich habe nach dreißig Jahren Gitarrepraxis soviel Kraft in der Greifhand, dass ich zwar keine reife Kartoffel wie der Seewolf, aber wohl einen reifen Apfel zerquetschen könnte. An der zu großen Beweglichkeit des betroffenen Gelenks des kleinen Fingers ändert die ganze Kraft aber nichts. Denn die Kraft sitzt nur im Muskel, fernab des an sich kraftlosen Gelenks. Ist dieses dann zu biegsam, so kann an einer bestimmten Stelle der normalerweise vorhandene, selbstverständliche Halt fehlen. Aber diesen Punkt kann man mit Training eingrenzen und schließlich sogar nutzen lernen. Du hast Recht, dass man für eine Kontrolle in jedem Fall Kraft braucht. Aber diese ändert an einer zu großen Gelenkigkeit letztlich nichts, sondern macht sie nur bis zu einem gewissen Punkt kontrollierbar - darüber hinaus hilft sie dann nicht mehr. Es gilt also, diesen Punkt kontrollieren zu lernen.

Georg, ich würde Dir empfehlen, einmal ein paar Wochen/Monate lang jeden Morgen und jeden Abend etwa 5-10 Minuten lang Hammer-Ons und Pull-Offs nur mit der linken Hand zu üben, also ohne die rechte (die aber dazu locker auf die Decke klopfen darf). Vielleicht ist es Dir ungewohnt, die Gitarre nur mit Links zu spielen, wenn Du sonst nur Klassik spielst. Also: den linken Zeigefinger auflegen und dann die Saiten mit der Wucht der anderen Finger ordentlich zum Klingen bringen. Zur Abwechslung immer mal wieder dabei die Saiten, Bünde und Anschlagmuster wechseln. Je besser das klingt, d.h. je besser Du die Töne voneinander absetzen kannst und desto regelmäßiger Du den Rhythmus hinbekommst, desto mehr Kraft und vor allem Kontrolle bekommst Du automatisch über Dein Problem. Fang mit den hohen Saiten an, wo Du keine Probleme haben solltest, und arbeite Dich dann allmählich zu den tiefen Saiten vor.

Verfasst: Sa Nov 08, 2008 4:26 pm
von Ulrich Peperle
[Beitrag vom Verfasser entfernt]

Verfasst: Sa Nov 08, 2008 4:48 pm
von Gast
Ulrich, bitte lies noch einmal oben die Problembeschreibung: Aufgrund der physischen Abweichung des kleines Fingers entsteht das Problem vor allem auf den tiefen Saiten. Um es in den Griff zu bekommen, beginne man also m.E. besser mit den Übungen auf den hohen Saiten, wo das Problem kaum auftritt, und arbeite sich dann langsam an die Problemzone auf den tiefen Saiten heran - statt diese gleich frontal in Angriff zu nehmen. Der Tipp mit dem Beginn der Übung in höheren Grifflagen für geringere/n Kraftaufwand/Gelenkbelastung ist aber gut.

Verfasst: Mo Nov 10, 2008 11:04 am
von nolinas
Ulrich Peperle hat geschrieben: Aus dieser Grundstellung lassen sich selbst worst case-Griffe" als transponierte Griffe mit Barré ohne große Arm- und/oder Schulterverrenkungen bewältigen, z.B. der G-Dur-Grifftyp (auf breiten Griffbrettern unangenehm, weil der 4. Finger im Grundgelenk maximal überstreckt wird, während der von Natur aus "bewegungsbeschränkte" 3. Finger die tiefste Saite greift) oder der G7-Grifftyp (noch übler, weil kürzester Finger=4 auf tiefster, längster Finger=2 auf höchster Saite!) - hier als Extremfall in der IX. Lage einer Konzertgitarre als E bzw. E7:

Bild
Hallo Ullrich,

mit welchem Teil deines Mittelfingers greifst Du die höchste Saite? Mit dem Nagel oder mit dem Teil zwischen Nagelbett und letztem Fingergelenk? Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Du die Fingerkuppe sauber halbwegs von oben auf die Saite kriegst.

Ansonsten vielen Dank für Diesen Beitrag. Bisher war ein Teil von mir überzeugt, dass diverse Übungen in "Pumping Nylon" (Extrempositionen von Odairs Favorite und bei den Fixes Fingers sowie den gegenläufigen Bewegungen) faktisch nicht machbar sind. Hätte ich nicht diese Fotos gesehen, wäre es wohl auch dabei geblieben. ;-)

Daniel

Verfasst: Mo Nov 10, 2008 11:40 am
von Gast
nolinas hat geschrieben: Bild
mit welchem Teil deines Mittelfingers greifst Du die höchste Saite? Mit dem Nagel oder mit dem Teil zwischen Nagelbett und letztem Fingergelenk? Denn ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Du die Fingerkuppe sauber halbwegs von oben auf die Saite kriegst.
Mit dem Nagel greifen? So etwas Grausames. Mit erwachsenen Händen sollte es nach ausreichend Spielpraxis bei diesem Griff keine Probleme geben, mit der Fingerkuppe zu treffen, sofern der Nagel nur ausreichend kurz ist - und das Griffbrett nicht übermäßig breit ist und vor allem zu den Händen passt. Aber warum die Mühe? Ich würde den genannten Griff nicht so spielen, wie auf dem Bild, denn warum mit viel Aufwand einen vollen Barré greifen, wenn es auch die oberen 4 Saiten tun? Nur wenn unbedingt im Bass dynamische Linien dazu gespielt werden müssen, würde ich so einen Aufwand betreiben. Aber Du hast Recht, locker spielt sich so etwas kaum mehr.