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Gitarre automatisch einspielen

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 1:45 am
von Flecko
Hi Leute,
ich hab das Thema schon mal im Konzertgitarrenforum von Foren-city gepostet und durch anregung von Chrisb poste ich es jetzt auch nochmal hier, da es zu dem Thema auch schon einige Diskussionen hier gab.

Emil Weiss bei Frankfurt bringt für 770€ eine Gitarre per Resonanzen auf das Niveau einer Jahrelang gespielten Gitarre. Das ist ja nun recht viel Geld. Hier gibt es ein Gerät für 40€ das man alternativ dafür misbrauchen könnte.

http://www.freenet.de/freenet/computer_ ... _soundbug/

Es handelt sich um eine art Lautsprecher der an glatte Oberflächen per Saugnapf geklebt werden kann. Man könnte ihn an die Decke der Gitarre kleben und dann seine Lieblingsgitarristen drüber laufen lassen oder irgendwelche Resonanzschemata wie Frequenzsweeps oder Rauschen. Das wäre jedenfalls das gleiche Prinzip mit dem Emil Weiss die Gitarren einspielt.
Was haltet ihr davon?
Gruß
Adrian

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 9:39 am
von Harald H. Morton
Guten Morgen Adrian,

habe gerade den Link aufgerufen und bekomme von meinem Schutzprogramm den Hinweis, dass es sich um eine "fragwürdige Seite" handelt :roll:

... das macht mich nachdenklich und ich werde mich damit nicht beschäftigen.


Beste Grüße


Harald

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 10:16 am
von Flecko
Moin Harald,
ich hab auch so ein Schutzprogramm und meines meldet nichts. Wenn du dir den Link anschaust ist das eine Seite von freenet. Also nichts unseriöses.
Mein Computer lebt jedenfalls noch. Also bitte nicht so mistrauig.
Gruß Adrian

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 10:23 am
von Harald H. Morton
...genau!

Kann ja jeder selber entscheiden. :wink:


Schönes Wochenende.

Harald

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 11:44 am
von Flecko
Natürlich.

Gruß Adrian

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 1:07 pm
von TorstenW
ich würd als erstes mal die sinnhaftigkeit dieses geräts infrage stellen ;-)
die funktion damit eine glatte fläche als lautsprecher zu missbrauchen scheitert ja schon daran, dass jeder körper andere resonanzfrequenzen hat. eigentlich kann das nur mies klingen, solange man da keinen vernünftigen EQ vorschaltet.

ansonsten funktioniert das ja genau andersrum wie piezo kristalle. diese geben bei druck ein elektrisches signal ab. und diese terfenol kristalle geben bei elektrischem signal "druck" (im weitesten sinne) ab.

jetzt ist die frage ob das bei einen gitarre den effekt hat wie diese behandlung von emil weiss, der soweit ich mich da richtig erinnere die gitarren in schallkabinen stellt und da von allen seiten bestrahlt.

wenn ich dieses gerät auf die decke setze wird auch nur die decke schwingen. folglich wird das genauso sein als wenn ich drauf spiele. (jetzt im optimalfall) und folglich wird das einspielen genausolange dauern.
ich nehme an, dass emil mit wesentlich stärkeren schwingungen arbeitet und vor allem eben auch boden und zargen und hals mit anregt.

ansonsten kannst du ja deine gitarre zuhause auch einfach vor nen lautsprecher stellen und warten ob was passiert. das bezweifle ich aber ;-)

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 1:43 pm
von H-bone
Ich hab' mal eine kleine Zeichnung gemacht, um mal zu visualisieren was beim Einspielen in einer Decke so vor sich geht und warum das künstliche Einspielen zwar einen momentanen Effekt bringt, der jedoch nach einiger Zeit wieder verblasst.

Zum Einspielen gehören IMMER zwei Dinge: Vibration UND Zeit (Alterung des Holzes).

Das heisst, die Vibration "schüttelt" bei einer neuen Gitarre zwar die Harze im Holz frei (Kügelchen), da das Harz aber noch relativ frisch ist, legt es sich danach langsam wieder an die "Zell"-Wände.
Erst wenn die Gitarre in die Jahre kommt und immer wieder "geschüttelt", also gespielt wird, verhärten sich die Harze und bleiben mehr oder weniger "Kügelchen. Dann ist die Gitarre irgendwann wirklich "frei" - irgendwann, nach Jahren.
Wird eine Gitarre über Jahre hinweg kaum gespielt, verhärten die Harze an den "Zell-"Wänden, die Gitarre wird ihr volles Potential nicht mehr erreichen können.

Bild

Gruss, Martin

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 1:43 pm
von Andreas
Moin zusammen

in der neuen Gitarre&Bass ist ein Feature zu Emil und seiner Arbeit.
Ich kenne Emil ganz gut & glaube daran, Instrumente optimieren zu können.
Warum auch nicht.
Und diese ewige Diskussion, dass 700 Euro zu teuer sind; heiliges Gewitter, die Violine meiner Tochter kostet ein Vielfaches ein Ganzvielfaches.
Da sind die 700 Euro recht günstig.

Emil ist wahrlich kein guter Kaufmann oder Marketingstratege, aber er macht gute Arbeit.

Groetjes

Andreas

N.P. Randy Crawford & Joe Sample (hüpch)
Lucinda Williams (Little honey) (starkstark)

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 2:07 pm
von melodymaker
Hi zusammen,

also ich find das Gerät total bekloppt.
Ich lass mir doch meine Gitarre nicht von so einem Ding einschwingen. Ich will sie einfach nur spielen, und freue mich dann nach einer gewissen Zeit, wenn sie einfach "runder" und "harmonischer", oder wie immer man das auch nennen will, klingt. Ich glaube, eine Gitarre im Preissegment über 1000 Euronen kann so schlecht nicht sein. Und solche Teile kauft man doch, wenn man sie vorher angespielt hat und entscheidet dann über den Kauf. Dafür gibts ja wohl genügend Auswahl.
Diese künstlichen Alterungsprozesse sind nix.
Und lieber Andreas:
Ich finde 700 Euro einen ganzen Batzen Geld. Das würde meinem bescheidenen Geldbeutel sehr weh tun. :cry:
Habe zwar noch nie eine vorher, hinterher optimierte Gitarre in der Hand gehabt, frage mich aber, ob das der ganz große Kick sein kann. :roll:

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 2:46 pm
von Andreas
[quote="melodymaker"]Hi zusammen,

lieber Melodymaker

Ich finde auch, dass 700 Euro eine Menge Geld sein können, das will ich überhaupt nicht in Abrede stellen.
Das eine Gitarre < 1000 Euro nicht schlecht sein muß; da hab ich doch Bedenken.
Marie hat sich übrigens die Violine selbst ausgesucht und bezahlt. Ich hab das nur etwas 'subventioniert'; wenn sie der Meinung ist, eine 'Emilisierung' würde der Geige gut zu Gesicht stehen und den Ton verbessern, würde ich das glauben und unterstützen.

Du schreibst: 'Diese künstlichen Alterungsprozesse sind nix... Habe zwar noch nie eine vorher, hinterher optimierte Gitarre in der Hand gehabt, frage mich aber, ob das der ganz große Kick sein kann'

Das heißt, Du schreibst über Dinge, von denen Du keine Ahnung hast?

Der liebe Andreas

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 3:08 pm
von H-bone
Irgendwie schade dass die Menschen heutzutage natürliche Prozesse die "natürlicherweise" ihre Zeit brauchen, partout nicht mehr abwarten wollen... gäbe es eine "Schwangerschafts-Beschleunigungs-Methode", sie wäre wahrscheinlich der grosse Renner... :roll:

Dabei ist es doch eine sehr langfristige Freude, ein gutes Instrument durch das eigene Spiel immer mehr "aufgehen" und "reifen" zu sehen/hören, jedenfalls für mich...

Aber Geduld liegt nun mal nicht im Trend, die Gitarren sollen gefälligst schon "Vintage" aus der Fabrik kommen, vergessen wird dabei dass der Begiff aus dem Weinbau kommt, auch da weiss man dass "Reife" nicht erzwungen werden kann...

Und das ist gut so...

Und es ist einer der Gründe warum ich meinen Beruf so liebe: Die Geduld ist oberste Voraussetzung und kann zur Lebensqualität werden.

Gruss, Martin

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 3:30 pm
von ohgott... sovielesaiten
Hallo,

ich hätte noch eine Teilfrage, besonders an die Gitarrenbauer mal wieder, bezüglich H-bones Erklärung zum Harz im Holz. Erst einmal, didaktisch sehr gelungen die Grafik, wie ich finde; ganz intuitiv klingt das logisch (vor/nach dem Spielen Ablagerung, während des Spielens Konzentration und das in unterschiedlicher Ausprägung je nach Alter des Holzes).
... Nur, wie ist es dann zu erklären, dass einige der berühmtesten Gitarrenbauer damit werben, jahrzehntelang abgelagertes Tonholz zu verarbeiten? Durch die ruhige Lagerung dürfte doch dann das Harz in der abgelagerten Form härten und das „volle“ Potential des Holzes, ähnlich dem Fall der ungespielten alten Gitarre in Martins Graphik, unerreichbar bleiben?

Gibt es dafür 'ne Erklärung? Danke schon einmal,
bis denn,
.Thomas

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 3:52 pm
von H-bone
ohgott... sovielesaiten hat geschrieben:Durch die ruhige Lagerung dürfte doch dann das Harz in der abgelagerten Form härten und das „volle“ Potential des Holzes, ähnlich dem Fall der ungespielten alten Gitarre in Martins Graphik, unerreichbar bleiben?
Meiner Meinung nach ist das auch so. Zu altes Holz verliert sein mögliches Potential.
Andrerseits ist natürlich der Effekt da, dass die Harze schon verhärtet und geschrumpft sind, von daher ist die alte Decke leichter und sicherlich "reifer" klingend als die jüngere. Nur wird die Jüngere dann in 30 Jahren besser klingen.

Ich denke das Optimum liegt bei einer Lagerungszeit von 5 - 7 Jahren, aber die Meinungen gehen da natürlich, wie bei Vielem, auseinander.

Gruss,

Martin

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 4:08 pm
von Gast
Andreas hat geschrieben:...

Emil ist wahrlich kein guter Kaufmann oder Marketingstratege, aber er macht gute Arbeit. ...
Guten Tach!

Diese Ausage möchte ich noch einmal aus PERSÖNLICHER Erfahrung bestätigen!

Ich habe es gewagt.
Und ich würde es jederzeit wieder tun!

jm2c.
Werner.

Verfasst: Sa Nov 29, 2008 5:18 pm
von notenwart
H-bone hat geschrieben:Dabei ist es doch eine sehr langfristige Freude, ein gutes Instrument durch das eigene Spiel immer mehr "aufgehen" und "reifen" zu sehen/hören, jedenfalls für mich...

Und das ist gut so...
Dem ist nichts hinzuzufügen ;-)