Gitarrenbauproblem?

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whitywhiteman
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Gitarrenbauproblem?

Beitrag von whitywhiteman »

Hallo,

ich besitze eine hochwertige, handgebaute Steelstring eines dt. Gitarrenbauers, eine weitere Mittelklasse Steelstring und eine hochwertige, handgebaute Klassikgitarre eines dt. Gitarrenbauers
(Namen möchte ich nicht nennen).

Nun die Beschreibung meines Problems:
Alle Gitarren klingen in den ersten fünf Bünden super.
Spiele ich Flagoletts im 12.Bund ist die Oktavreinheit ebenfalls gegeben.
Setze ich allerdings eine Kapodaster auf den 6. Bund oder höher klingen die Gitarren recht "schief". Greife und spiele ich die Töne im 12. Bund, merke ich das die Töne auf einigen (2 - 3) Saiten viel zu hoch klingen. Bei den Steelstrings ist die Abweichung größer, bei der Klassik minimal. Die Steelstrings besitzen am Steg jeweils eine Kompensation, also die Stegeinlage ist unterschiedlich angefeilt.

Kann man diesen Umstand gitarrenbautechnisch beheben?

Beim Einsatz eines Kapos könnte man ja noch nachstimmen (wobei das auch nervt), aber wenn man in hohen Lagen ohne Kapo spielt ist es ein Problem.

Könnt ihr mir bitte Tipps geben. Ich verliere wirklich langsam die Lust an meinen Gitarren.

Schöne Grüße

Whitywhiteman
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo Whity,

für sinnvolle Tipps bräuchte man ein paar Infos, denn es ist nicht ausgeschlossen, dass das ganze Problem auch im Handling liegt.

Man müsste Saitenstärke und Saitenlage kennen, die Bundhöhe und die Kraft mit der du greifst, den eingesetzten Kapo und auch wie stark du den Kapo auf's Griffbrett presst, bzw. auch an welcher Position im Bund.

Auch das Alter der Saiten wäre interessant (nicht lachen, ich hatte das schon mehrfach, Gitarre nicht mehr oktavrein, die Saiten Jahre alt - so what?)

Gruss, Martin
rwe
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Beitrag von rwe »

In aller Kürze: Die Bundierung ist ein Kompromiss. Der erklingende Ton ist immer (auch) abhängig von dem Druck, den die Finger ausüben, von der Saitenstärke und der Saitenqualität (alt oder neu).

Insofern: Zunächst die billigste Prüfung: Andere Leute spielen lassen um zu prüfen, ob man selbst evtl. zu viel Druck ausübt, da das Griffbrett ja zu den hohen Bünden hin breiter wird. Dann neue Saiten aufziehen, und zwar in der Stärke, die eigentlich für das Instrument vorgesehen ist. Prüfen, ob der Hals gerade ist, dann ggf. an die Stegeinlage und evtl. auch die Satteleinkerbung denken.

[edit: Vieles hat sich mit Martins Aussagen überschnitten, war nicht schnell genug,-)]
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klaust
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Re: Gitarrenbauproblem?

Beitrag von klaust »

whitywhiteman hat geschrieben:Setze ich allerdings eine Kapodaster auf den 6. Bund oder höher klingen die Gitarren recht "schief". Greife und spiele ich die Töne im 12. Bund, merke ich das die Töne auf einigen (2 - 3) Saiten viel zu hoch klingen. Bei den Steelstrings ist die Abweichung größer, bei der Klassik minimal.
- aber du stimmst schon etwas nach, wenn du das Kapo aufgesetzt hast?
- bei den 2 - 3 Saiten handelt es sich um die Basssaiten, gell?

Habe ich auch, dass Problem.
Bei der Nylon nicht, das ist es mit Nachstimmen wenn das Kapo drauf ist erledigt.
Bei der einen Steelstring ebenso, aber da ist auch die Saitenstärke drauf, die dafür vorgesehen ist und wo die Sattelkerben dafür passen.
Aber bei der Anderen, wo ich den "Bluegrass"-Satz drauf habe - .012 - .056, da muss ich (besonders) mit Kapo bei den dicken Seilen extrem auf den Druck achten, sonst verzieht sich die Tonhöhe natürlich extrem. Aber auch die Sattelkerben sind noch nicht an die dicken Dinger angepasst....das soll mit dem Problem auch was zu tun haben....
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whitywhiteman
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Beitrag von whitywhiteman »

Hallo Martin,

[quote]Man müsste Saitenstärke und Saitenlage kennen, die Bundhöhe und die Kraft mit der du greifst, den eingesetzten Kapo und auch wie stark du den Kapo auf's Griffbrett presst, bzw. auch an welcher Position im Bund.

Auch das Alter der Saiten wäre interessant [/quote]

Also Saiten sind 12er drauf, nicht mehr ganz frisch. Kapo ist ein Schubb. Den setz ich bis an den Bund. Saitenlage und Bundhöhe müsst ich nachmessen. Die Saitenlage würd ich als normal für eine Dread einstufen. Also nicht zu hoch. Die Kraft mit der ich greife ist ca. 6,43 Newton :wink:

@klaust:
- generell die Frage, würd´s auch ohne nachstimmen gehen beim Kapo?
und beim greifen kann man ja eh nicht nachstimmen.
- auch Diskantsaiten
- bei der Nylongitarre ist das Problem wesentlich geringer.

@rwe:
- 12er Saiten sind drauf. Die sind auch für die Steelstrings vorgesehen.
- Hals passt

Gruß
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Whitywhiteman (Name aus nackte Kanone Teil 1 ?)

erstmal glückwunsch...das es schief klingt, hört nicht jeder...

ich habe die gleichen Probleme auf meiner Lakwood J-14 mit immer frischen 11er Elixierseiten...die Gitarre ist mit dem shupp Kapo extrem intonationslabil, das auch schon beim 3 oder 4 Bund....immer katastrophal sind kopodisierungen auf dem 7 oder 8 Bund, ...da muss ich komplett neu durchstimmen......nervt immer und dauert ewig....manchmal schaffe ich es aber auch den Kapo so zu setzen, das es fast ohne nachstimmen hinkommt....

ich habe festgestellt, dass sich der schupp kapo nicht gut setzen lässt, denn beim andrücken des hebels am Gitarrenhals, verrutscht er oft auch oben auf dem griffbrett und dehnt oder rollt damit die Saiten zur Seite und das wohl je nach Haftung der Saitenoberfläche am Kapo unterschiedlich stark...und schon ist jede saite anders gedehnt und damit verstimmt.....ich drück immer direkt das anpressgummi auf die saiten und klemme erst dann unten fest, damit verhindert man weitgehend das verrutschen beim anklemmen

auch bei griffen in hohen Bünden klingt sie manchmal doch recht schief....meine Hanika 54pc hatte dies problem nicht so schlimm...auch meine vergangene M32 war da doch deutlich pflegeleichter....ich hoffe die kommende iss da auch gut dabei....

was hilft ?
anderen Kapo probieren..
ander Kapopositionen und Druckstufen ausprobieren....
Kaposetztechnik verbesssern.....

die beste aber teuerste Lösung ist, je eine Gitarre für jede Stimmung und Kapodisierung ;-)

Ansonsten gilt wie immer der alte Gitarristenspruch..

"Der Gitarrist stimmt Zeit seines Lebens.........vergebens !!"
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whitywhiteman
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Beitrag von whitywhiteman »

Hallo BassTrombone,

[quote]ich drück immer direkt das anpressgummi auf die saiten und klemme erst dann unten fest, damit verhindert man weitgehend das verrutschen beim anklemmen [/quote]

Das mach ich auch so.

Ok, nachstimmen mit Kapo ist mittlerweile klar.

Aber was ist mit dem Problem "schiefer Klang" beim greifen in hohen Lagen. Gibt´s da überhaupt eine Lösung?
Oder muss man das als gegeben hinnehmen?
Und warum "trifft" man bei manchen Saiten die exakte Tonhöhe wenn man im 12.Bund greift und auf anderen Saiten nicht???

Das ist nicht befriedeigend!

Gruß

Whitywhiteman

P.S.: Ja, Name entstammt aus Nackte Kanone Teil 1
Avatar ist von einer Postkarte. So seh ich nicht aus!
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RB
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Beitrag von RB »

Die Frage nach dem Fingerdruck ist deshalb berechtigt, weil die Saite durch das Drücken gedehnt und damit höher gestimmt wird (sog. Spannungs-plus). Drückt man - wie das sein sollte - so leicht wie möglich und so fest wie nötig unmittelbar hinter dem Bund, um einen sauberen Ton zu erhalten und sind die Saiten frisch oder das Intonationsproblem über mehrere Saitensätze hinweg verifiziert, kommen folgende Ursachen in Betracht:

Die Saitenlage ist am Sattel oder Steg zu hoch, dadurch wird das Spannungs-Plus so hoch, daß es zu einer hörbaren Verstimmung führt

oder

der Hals ist zu krumm gezogen, wodurch sich als Nebeneffekt die Saitenlage erhöht, was zu einem zu hohen Spannungs-Plus führt

oder

der Hals hat sich gesetzt, wodurch die Saitenlage höher wird, was das Spannungs-Plus erhöht.

Wenn man das ausschließen kann, könnte die Mensur der Gitarre zu kurz sein. Da Du aber sagst, wenn ich mich recht entsinne, daß die Flageolet-Töne an den richtigen Stellen über den Bünden sitzen, scheint das nicht der Fall zu sein.

Die Gitarrenbauer hatten nach der Saitenlage gefragt. Dazu schreibst Du "ziemlich niedrig". Wenn Du Fragen beantwortet haben willst, ist es dann zuviel verlangt, einmal ein Lineal oder ähnliches Hilfsmittel herzunehmen und am 12ten Bund nachzumessen ?
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whitywhiteman
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Beitrag von whitywhiteman »

[quote]Die Gitarrenbauer hatten nach der Saitenlage gefragt. Dazu schreibst Du "ziemlich niedrig". Wenn Du Fragen beantwortet haben willst, ist es dann zuviel verlangt, einmal ein Lineal oder ähnliches Hilfsmittel herzunehmen und am 12ten Bund nachzumessen ?[/quote]

Ruhig Brauner. Wenn ich nicht daheim bei meiner Gitarre bin kann ich nicht messen. Ich werde das natürlich nachholen.
Meld mich am Montag wieder.
Schönes Wochenende
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RB
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Beitrag von RB »

Bin blond.
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jafko
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Beitrag von jafko »

whitywhiteman hat geschrieben:
Aber was ist mit dem Problem "schiefer Klang" beim greifen in hohen Lagen. Gibt´s da überhaupt eine Lösung?
Ich würde sagen: Bedingt.
Versuch doch mal nicht die Leersaiten (ab Kapo) zu stimmen, sondern die hauptsächlich gegriffenen Töne/Intervalle.
Die können natürlich bei verschiedenen Stücken stark variieren und da heißt es dann für jedes Stück neu stimmen.
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whitywhiteman
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Beitrag von whitywhiteman »

[quote]Saitenlage und Bundhöhe müsst ich nachmessen. Die Saitenlage würd ich als normal für eine Dread einstufen. Also nicht zu hoch.[/quote]

So, wie am Freitag geschrieben, hab ich das am Wochenende gemacht:

E-Saite 1. Bund 1,1 mm
E-Saite 12. Bund 5,0 mm
e-Saite 1. Bund 0,9 mm
e-Saite 12. Bund 4,5 mm

Kann man die Saitenlagen als "normal" bezeichnen?

Die Höhe der Bundstäbchen hab ich allerdings vergessen zu messen.

Gruß
Whitywhiteman
notenwart
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Beitrag von notenwart »

whitywhiteman hat geschrieben: E-Saite 1. Bund 1,1 mm
E-Saite 12. Bund 5,0 mm
e-Saite 1. Bund 0,9 mm
e-Saite 12. Bund 4,5 mm

Kann man die Saitenlagen als "normal" bezeichnen?
NÖ!

Also ich habe jetzt meine Gitarre nicht hier, aber ich behaupte mal aus der Erinnerung, daß ich auf dieser Gitarre nach 5 Minuten das Spielen aufgeben würde. Du mußt unglaubliche Kraft in den Händen haben!!!!!!!!!

Schiefe Töne kommen bei dieser Saitenlage höchstwahrscheinlich durch eine außergewöhnlich ungünstige Geometrie. Da Du diese Gitarre bei einem namentlich nicht genannten Meister hast bauen lassen, würde ich Dir raten, diesen aufzusuchen und die Sache einstellen zu lassen, ansonsten sind gewiß auch die hier „anwesenden“ Herren gern behilflich
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

whitywhiteman hat geschrieben:
E-Saite 1. Bund 1,1 mm
E-Saite 12. Bund 5,0 mm
e-Saite 1. Bund 0,9 mm
e-Saite 12. Bund 4,5 mm

Kann man die Saitenlagen als "normal" bezeichnen?
Hallo Whity,

wenn du die Saitenlage normal gemessen hast (von der Oberkante Bundstäbchen zur Unterkante der Saite) ist die Saitenlage definitiv deutlich zu hoch.

Das Ideal wäre dieses:

E-Saite 1. Bund 0,15 mm - 0,2 mm
E-Saite 12. Bund 2,5 mm - 3,0 mm (Bluegrass setup)
e-Saite 1. Bund 0,15 mm - 0,2 mm
e-Saite 12. Bund 2,0 mm - 2,5 mm (Bluegrass setup)

Gruss, Martin
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whitywhiteman
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Beitrag von whitywhiteman »

Hallo H-Bone,

[quote]wenn du die Saitenlage normal gemessen hast (von der Oberkante Bundstäbchen zur Unterkante der Saite)[/quote]

Wer misst, misst Mist!
Ich habe von der Oberkante Griffbrett zur Unterkante der Saite gemessen :D

Vergleiche am Abend mit deinen Werten.

Danke vorab!

Gruß
Whitywhite
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