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Holzkombinationen
Verfasst: Sa Okt 08, 2005 9:35 pm
von Gast
Hallo,
als ich gerade bei Lakewood die Auswahl an Hölzern im Customshop gesehen habe, habe ich mich gefragt, ob denn alle möglichen Holzkombination:
a) Schon mal ausprobiert wurden
b) Klanglich zusammenpassen.
Wie klingt eine Gitarre mit Koadecke, Kirschbaumzargen und geflammtem Ahornhals?
Gibt es Hölzer die besonders gut miteinander harmonieren?
Ist die Wechselwirkung gar zu vernachlässigen?
Viele Grüße
Tom
Verfasst: So Okt 09, 2005 12:00 pm
von erniecaster
Hallo!
Bei der Holzzusammenstellung gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, auf die man achten muss. Das erste ist einfach die Optik. Eine dunkle Koadecke mit hellen Ahornzargen und Boden wäre sicherlich ein sehr merkwürdiger Anblick - kann aber nett sein.
Punkt zwei ist das Thema Sound. Alles was jetzt kommt, hat mit Fachwissen wenig zu tun, es ist ausschließlich meine Erfahrung.
Ich teile Hölzer in hart und weich klingend auf. Hart = brillant, schnell in der Dynamik und weich = rund und bassig. Gängige Kombinationen für normalgroße Gitarren (OM und Dreads) sind weiches Deckenholz (z.B. Fichte) und Boden und Zargen in hart (Palisander). Andersrum geht das auch, harte Decke (Zeder) und B+Z in weich (Mahagoni). Die Kombination von Decke und B+Z in weich ist mir zu schwammig - ausgenommen sind Gitarren mit kleinem Body, die auf Grund der Korpusform ohnehin immer tendenziell nicht so weich klingen, da kann das gut kommen. Ich habe mal eine Jumbo probiert, die aus Zeder/Palisander gebaut war. Beides eher hart klingende Hölzer, Jumbos sind aber gern mal bollerig - das war bei dieser Gitarre nicht der Fall, die war geil.
Ein Riesenthema ist außerdem der Hals. Über die Hälfte der Mensurlänge (bei 14frets) schwingt ausschließlich der Hals. Es wäre sicher ein heißes Thema, damit zu experimentieren.
Problemthema ist dann wieder Holz. Fichte ist nicht immer Fichte und Mahagoni nicht Mahagoni und Palisander nicht Palisander und so weiter. Von einem Stück Holz auf das andere zu schließen, ist einfach gewagt, das gleiche gilt für vollständige Gitarren. In diesem Zusammenhang kann man also das, was ich da oben geschrieben habe, getrost vergessen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich den Gitarrenbau und das Design von Gitarren lieber den Fachleuten überlassen.
Gruß
erniecaster
Verfasst: So Okt 09, 2005 12:27 pm
von RB
Ist das jetzt ein Versehen, ich meine die Bezeichnung von Zeder als Hartholz und Mahagoni als weich ? Ist eher umgekehrt, Zeder ist von den Deckenhölzern das weichste und Mahagoni ist ein ausgesprochen hartes und dichtes Holz.
Die Frage nach den Holzkombinationen hört man häufig und dann gibt es solche Beschreibungen der Deckenhölzer wie:
1. Zeder ist eher leicht in der Ansprache, hat gute Dynamik und produziert einen eher vollen, runden und warmen Ton, der in den Obertönen nicht so komplex ist, wie vielleicht Fichtendecken,
2. Fichte ist eher strahlend und obertonreich.
Dann wird zwischen den verschiedenen Fichtensorten unterschieden, wobei Adirondack-Fichte, "Bearclaw"-Fichte und Europäischer Alpenfichte geradezu sagenhafte Eigenschaften nachgesagt werden. Die simple Sitka-Fichte vom nordamerkanischen Kontinent wird in den Diskussionen, die ich verfolgen konnte, eher nachranging behandelt.
Dann sagen viele: Mahagoni als Korpusmaterial bingt eher Trennschärfe und Projektion sowie Brillianz, Pailisander betone eher die unteren Mitten und trage zu einem vollen, runden Ton bei.
Andere Korpushölzer wie Ahorn, Nußbaum, Padouk, Sapele, Tasmanian Blackwood und wiese alle heißen, werden gerne mit Palisander und Mahagoni vergleichen und irgendwo in Bezug dazu verortet, weil die letztgenannten wohl die traditionell meistvrwendeten Korpushölzer sind.
Meine Meinung ist die: Die Form und die Bauweise tragen mE mindestens ebenso zum Klang und Anspracheverhalten eines Instruments bei, wie die verwendeten Holzsorten. Einmal, als ich noch eine ältere Lakewood D-32 hatte, habe ich in einem Laden eine D-1 von Lakewood hergenommen und gespielt. Sie klang meiner D-32 sehr ähnlich und war doch aus anderen Materialien gebaut: Die alte D-32 hatte einen Korpus aus indischem Palisander und eine Decke aus orange-rötlicher Fichte:
Die D-1 hat B&Z aus Mahagoni und Decke aus einer helleren Fichtensorte. Es wird möglicherweise auch Sitkafichte sein, aber diese Sezies hat eine ausgeprägte Bandbreite hinsichtlich Farbe und auch Eigenschaften.
Aber die Form und die Beleistung dürften identisch gewesen sein. Jedenfalls war er da, der Lakewood-Ton. Also genieße ich die Diskussion von Holzsorten immer ein wenig mit Vorsicht. Hinzu kommt noch, daß jedes Brett auch ein- und derselben Sorte, ja sogar Pflanze, anders ist, als ein anderes Brett. Schwer zu sagen, ob da die botanische Einordnung viel Gewicht hat, bzw. wie viel das bei dem Gesamtkunstwerk Gitarre letztlich ausmacht.
Verfasst: So Okt 09, 2005 12:41 pm
von erniecaster
Hallo!
Wie gesagt ist das ausschließlich meine Sichtweise. Zederndecken finde ich im Ton regelmäßig knackiger, härter - Fichte finde ich süßlicher. Das auch überhaupt nichts mit dem Härtegrad des Holzes zu tun, ich rede nur vom Ton in meinen Ohren.
Ansonsten gebe ich dir absolut Recht - ein sehr komplexes Thema, das ohne unendlich viele Einschränkungen gar nicht zu besprechen ist. Am einfachsten bleibt es, eine fertige Gitarre zu entdecken, sich in sie zu verlieben und sie zu spielen.
Gruß
erniecaster
Verfasst: So Okt 09, 2005 12:48 pm
von Harald H. Morton
Hallo erniecaster,
Zeder als hart zu bezeichnen, kann ich nicht zustimmen. Zedernholz besitzt einen warmen, rötliche-braunen Farbton und ist weicher und elastischer als Fichte (vergl. "Akustische Gitarren" Autor Teja Gerken, Seite 167).
Beste Grüße
Harald H. Morton
Verfasst: So Okt 09, 2005 3:28 pm
von erniecaster
Hallo Harald,
tatsächlich scheine ich da eine Minderheitenmeinung zu vertreten. Dennoch können Teja Gerken, der Papst und Franz Beckenbauer von mir aus einer Meinung sein: In meinen Ohren haben die von mir gespielten Gitarren mit Zederndecken härter geklungen als die mit Fichtendecken.
Und daran sieht man doch schon sehr schön, wie sinnlos es ist, über Holz zu reden.
Gruß
erniecaster
Verfasst: So Okt 09, 2005 7:29 pm
von Gast
Hallo,
danke für eure Antworten.
@montechristo
Danke für den Link.
Viele Grüße
Tom
Verfasst: So Okt 09, 2005 8:05 pm
von chevere
Hi,
Dana Bougeois kommentiert hierzu auch unter der Rubrik "tonewoods" :
http://www.pantheonguitars.com/
Viel Spass
Verfasst: So Okt 09, 2005 8:28 pm
von chevere
Verfasst: So Okt 09, 2005 9:06 pm
von chevere
Verfasst: So Okt 09, 2005 9:51 pm
von Gast
Hi chevere,
Vielen Dank für die Links.
Viele Grüße
Tom
Verfasst: So Okt 09, 2005 10:10 pm
von Gast
Hi,
soso, eine Mahagoni-Decke kostet also 18,50€
Nunja, Luthier müsste man sein...
Viele Grüße
Tom
Verfasst: Mo Okt 10, 2005 8:06 am
von chevere
Ja,
da staunt der Laie und der Fachmann grinnst vermutlich beredt...
kannst ja auch hier mal nach schönem Holz schauen, beispielsweise malysian blackwood sieht sehr toll aus:
http://www.alliedlutherie.com/cgibin/sh ... =WBSMBJB4A
Preisliste 2004 gibbet auch dort.
Viel Spass
Frank
Verfasst: Mo Okt 10, 2005 10:01 am
von Gast
Hi chevere,
mir ist jetzt schon wiederholt aufgefallen, dass auf das Holz der Umriss einer Gitarre aufgetragen ist.
Das ist doch nur damit man erkennt, dass das Holz wirklich groß genug für eine Gitarre ist, oder?
Diese Umrisse kann man doch bestimmt wieder entfernen und andere auftragen, oder?
Viele Grüße
Tom
Verfasst: Mo Okt 10, 2005 10:06 am
von chevere
Ist das eine ernste frage

?
Kreide o.ä. , auf jeden Fall abwaschbar, dient der Visualisierung und damit dem Verkauf.
Grüße