es gibt ja nun verschiedene Ausprägungen des "absoluten Gehörs"...im strengen Wortsinn ist damit die angeborene Fähigkeit gemeint, Töne zusammenhanglos vorgetragen benennen zu können....es gibt aber noch viele weitere facetten um zu dieser "Diagnose" kommen zu können...
bei dem ganzen kommt natürlich der schwieriege Begleitumstand hinzu, das sich die "Referenztonhöhe", also das was musikhistorisch gerade als kammerton "a" angesehen wird, stetig ändert. War man in der Renaissance noch so bei 420 Hz und war man in der zeit der Spätromatik so bei ca. 435 Hz ist man mittlerweile bei mindestens 440 Hz gelandet. Schon Karajan lies eher sogar auf 442 oder 444 Hz stimmen um mehr Brillanz im Klang zu haben.....
Menschen die eine sehr hohe Ausprägung des absoluten Gehörs haben leiden z.b. immer Höllenqualen, sogar wenn sie Einzeltöne oder Accorde hören, die nicht in Ihre gewohnte Referenztonhöhe passen..
Menschen mit ausgeprägtem absolutem Gehör können wie hier angesprochen auch problemlos ohne Stimmgerät z.b. eine Gitarre stimmen und dabei sind sowohl die relativen Tonhöhen zwischen den Saiten aber auch die korrekte Gesamttonhöhe gemeint. Ersteres muss ein ernsthafter und ausgebildeter Musiker aber auch können....
Mein vergangener Musikhochschulprof für Musikgeschichte hatte das A-Gehör in extremster Ausprägung...man konnte wahllos gleichzeitg und zusammenhangslos Töne auf dem Klavier über alle Oktaven anschlagen (z Contra-C, Großes B, Fis, f, as, e``, g```, D´´´´.....und er konnte sie alle sofort und fehlerfrei bennen.....hatte ein Accord sinn, konnte es sie auch sofort "erkennen" alos z.b. d-moll 7/9/11 mit Terz im Bass....es war unglaublich...ganze wett-abende hat er uns damit verzaubert....(damals fand ich das noch beeindruckend)..der konnte er auch bei einer vorbeifahrende Schiffshube sagen "Großes Fis, aber ca. 15 Cent unter 440 Hz temperierter Grundstimmung".....
Menschen mit gut ausgeprägtem absolutem gehör könne z.b. auch keine gleichtemperierten Instrumente wie Klavier oder Gitarre ertragen, weil sie z.b. nur "reine" Intervalle ertragen und keine durch unsere Gleichtemperierung "zurechtegeschobenen" und damit unreinen und für sie schiefen Intervalle.....
Menschen mit guten relativen Gehör und viel Gewöhnung und Einhörung auf z.b. immer das gleiche Instrument oder die gleichen Musiktitel können auch genau das was du in deiner Beschreibung angibst....
ich habe z..b das A-Gehör nicht, aber wenn ich mich an die Gitarre setze kann ich sie mit minimaler Abweichung auf Rereneztonhöhe stimmen...allerdings orientiere ich mich da am E und nicht am a....aber nur in der Situation auf dem Instument gelingt mir das...und das ist reine Gewöhnung und "musikalisches Grundtatelnt"....am klavier und ungewohnten Liedern ist diese Fähigkeit nicht vorhanden......oder wenn ich vorhabe ein stück zu spielen habe ich den Anfangston einfach "im Ohr" und kann ihn auch singen...und meist stimmt dieser....aber einen zusammenhandlosen Ton kann ich niemals identifizieren.....
das was du in deiner Beschreibung angibst, geht für mich eher nicht in Richtung des absoluten Gehörs....es gibt z.b. noch andere Phänome, wie menschen Töne und Accorde "hören" bzw. eher gesagt empfinden....hier wäre z.b. der große bereich des Synästhesie zu nennen
http://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie
Manche Menschen hören Accorde und Töne z.b. bewußt oder unbewusst als Farben...z.b. C-Dur ist ein helles blau und D-moll ein dunkles Braun...und so haben sie bewußt oder unbewußt Widererkennungsmomente wenn sie bestimmte Liedtitel oder deren Anfangsaccorde hören....
wie nun auch immer ...aus der ferne kann man das eh schlecht sagen und auf jeden fall kann man feststellen das da eine gabe bei dir vorhanden ist die mit Tönen, Accorden usw. zu tun hat...das als absolutes gehör zu beschreiben halte ich momantan doch für zu gewagt....
weiterhin ist das absolute gehör auch keinerlei Garant für Musikalität oder die Fähigkeit Musikalität auszudrücken...es gibt bestimmt ganz viele Menschen die das haben, aber eventuell nie Musik machen, da es sie nicht interessiert und welche die es haben und schlechte Musiker ohne Ausdruck sind....es ist halt "nur " eine angeborene Fähigkeit wie z.b. ein krummer Daumen oder eine schöne Nase.....
Den meisten Absoluthörern die ich von der Zeit auf der Musikhochschule und aus dem orchester kenne, hat das abolute gehör im musikalischen Werdegang weder geholfen noch geschadet...ein gut gebildetes relatives Gehör kann bis auf die absolute Tonhöhenfeststellung genau das gleiche oder sogar besser..
mit viel Übung in Kursen in Gehörbildung, vierstimmiger Satz, Kontrapunkt etc...kann jeder versuchen, sich dort fortzubilden ob nun Absolut oder guter Relativhörer....bietet jede gute Musikschule oder Volkshochschule an...es gibt an Musikhochschulen z.b. auch Vorbereitungskurse für Aufnahmeprüfungen genau zu diesem Zweck....
PS..lese erst jetzt das Vor-Posting von Wolfgang.....danke Wolfgang...für das wofür ich 3 seiten gebraucht habe, hast du´es in 3 Sätzen geschafft....
PPS der Chorleiter gehört erschlagen...er stellt eine ungesicherte Dich verwirrende Diagnose...es wäre bessr hätte er nur gesagt "Oh...da kann aber jemand gut hören"