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Vannille, Gibson, Theodor Nagel und der "Lacey Act"

Verfasst: Mo Jul 05, 2010 11:18 pm
von chevere
Hallo,
im neuen Geo Heft kann man Interessanantes über Gibson und Theodor Nagel (Holzimporteur) lesen:

http://www.geo.de/GEO/natur/oekologie/63628.html?p=1

es gibt zum "Lacey Act" auch noch zwei Videos auf Youtube:

Video1:
http://www.youtube.com/watch?v=3nkWX775faI
Video2:
http://www.youtube.com/watch?v=wEfOc_pkoXQ

In der Eu gibt es das FLEGT:

http://www.wwf.de/themen/waelder/illega ... amm-flegt/

http://ictsd.org/i/news/bridgesweekly/78810/

Die ofizielle Seite der EU:
http://ec.europa.eu/development/policie ... tro_en.cfm

Kamerun führt ein Rückverfolgungssten ein:
http://archiv.c6-magazin.de/06/news/?neuigkeit=3617


EU Verordnung steht ebenfalls an:

http://www.scharf-links.de/42.0.html?&t ... 2f00597f49

Gibson wird angeklagt und Nagel äußert sich so:
http://www.theodor-nagel.com/deutsch/aktuelles.html

Gut Holz!

Verfasst: Di Jul 06, 2010 6:18 am
von Johnny
Tja, da sagste nix mehr....

Verfasst: Di Jul 06, 2010 6:46 am
von chrisb
längerfristig regelt sich das schon wieder ein.
aufgrund des raubbaus und der daraus resultierenden knappheit werden irgendwann die preise steigen. zudem werden irgendwann die transportkosten steigen durch das zu ende gehen der ölreserven. die globalisierung bricht zusammen. dann werden die gitarren wieder aus fichte, ahorn, zwetschge, pflaume, walnuss, birke, kirsche gebaut. und die nylonsaiten werden wieder durch darmsaiten ersetzt. der kreis schließt sich. :shock: :evil: :roll: :twisted: :cry: :wink: :x ist nur die frage ob die tropenwälder sich wieder erholen oder unwiederbringlich verloren sind.

jetzt aber mal ernst. ich finde es löblich das man seit einiger zeit feststellen kann dass einige gitarrenbauer tropenholzfreie gitarren anbieten aus heimischen hölzern von z.b. hermann gräfe und thomas ochs um nur zwei zu nennen die ich persönlich kenne.

Re: Vannille, Gibson, Theodor Nagel und der "Lacey Act&

Verfasst: Di Jul 06, 2010 9:21 am
von flyingshoes
chevere hat geschrieben:Hallo,
im neuen Geo Heft ...
danke fuer den tip - der artikel waere mir entgangen!

tja - und nu?
habe mir grade aus "gewissensgruenden" ne gebrauchte mit palisanderboden und -zargen gekauft. aber das macht 's auch nicht wirklich besser...

- sind wir zu viele gitarristen? wenn ich mir die unmengen an instrumenten anschaue, die durch ebay etc fluten... die sind zwar aus hoelzern geringerer qualitaet gemacht und gesperrt, aber auch das holz muss irgendwo herkommen. aber auch hochwertigste instrumente sind im ueberfluss vorhanden.
- sollte mehr mit gesperrten hoelzern gearbeitet werden (macht glaube ich taylor mittlerweile)?

der gedanke mit den heimischen hoelzern ist vernuenftig - allerdings bn ich grade "geschmacklich" bei ordentlich wumms gelandet - kriegt man das mit europaeischen hoelzern hin?

so viele fragen...
seufz.

Verfasst: Di Jul 06, 2010 1:03 pm
von Pappenheim
chrisb hat geschrieben:ich finde es löblich das man seit einiger zeit feststellen kann dass einige gitarrenbauer tropenholzfreie gitarren anbieten aus heimischen hölzern von z.b. hermann gräfe und thomas ochs um nur zwei zu nennen die ich persönlich kenne.
Hm. Ich hab mir mal die Seite mit der Westerngitarre von Hermann Gräfe angesehen. Da steht eindeutig: "Boden/Zargen: Ostind. Palisander". Ist der etwa nicht geschützt, sondern "nur" Rio- und Madagaskar-Palisander? :roll: Das soll sich einer auskennen....

Der Thomas Ochs baut mit "Santos-Palisander", laut Wikipedia "kein echtes Palisander, wird jedoch oft fälschlicherweise von Holzhändlern so bezeichnet und gehört zur Familie der Leguminosen.".

Die Frage ist wohl, wie kriegt man Gitarren mit den bekannten Klangeigenschaften, ohne die Regenwälder nachhaltig zu schädigen? Ist es mit heimischen oder künstlichen Hölzern überhaupt möglich, den Eigenschaften von Palisanderböden/Zargen mit heimischen oder zumindest unbedrohten Hölzern nahezukommen? Was Griffbretter betrifft, gibts ja nun das schwarze Micarta, aber Böden und Zargen?

Wie mein Vorposter schon geschrieben hat, Fragen über Fragen.... :roll: Ich hab jetzt ein ganz schlechtes Gewissen wegen meiner Songwriter mit Boden und Zargen aus massivem indischen Palisander :roll: :? :roll: noch dazu hat Gibson offensichtlich Sch***** gebaut beim Import - wahrscheinlich in der Zeit als meine Songwriter gebaut wurde. :cry:

Wenigstens hat die Dove Boden und Zargen aus Ahorn aus USA, das ist ja nun hoffentlich nicht wirklich bedroht....

LG vom besorgten und zerknirschten Pappenheimer

Verfasst: Di Jul 06, 2010 1:31 pm
von H-bone
Nur mal so...

Indien liegt meinen wenigen Geographie-Kentnissen nach NICHT in den Tropen, die als Nutzholz angelegten Plantagen dort sind KEIN Regenwald, und indischer Palisander (das "East-Indian" kommt von der amerikanischen Unterscheidung zwischen "Indien" und "Indianer") ist ein ökologisch völlig einwandfreies Tonholz.

Madagaskar-Palisander ist mittlerweile kritischer zu sehen, unter der neuen Regierung dort ist der Raubbau aber drastisch gezügelt worden... man wird sehen wie's mit dem Holz weitergeht.

Rio-Palisander, das einzig "echte" Regenwald-Palisander, ist (zum Glück) in frischer Form nicht mehr legal zu bekommen, die wenigen alten Reserven, die mit CITES noch vorhanden sind dürfen noch verbaut werden.

Das Dumme ist, dass bei solchen Themen oft völlig unterschiedliche Spezies und Gegebenheiten in eine Topf geworfen werden.... :roll:

Gruss, Martin

Verfasst: Di Jul 06, 2010 1:55 pm
von Pappenheim
Danke lieber Martin für deine erkärenden Worte, da fällt mir ja gleich ein Stein vom Herzen.... :wink:

Verfasst: Di Jul 06, 2010 5:04 pm
von jab
Moin!

Im übrigen meine ich mich an eine Statistik zu erinnern bezüglich der Menge Tropenholzes, das in die Musikinstrumentenindustrie weltweit geht. Da war von unter 3% die Rede.
Der allergrößte Teil geht nach der Statistik in die Papierindustrie und in die Herstellung von Einwegeßstäbchen.

Außerdem hat das Holz, dass im Instrumentenbau verwendet wird, eine technische Funktion. Es klingt anders und dieser Klang lässt sich mit einheimischen Hölzern nicht erreichen.
Bei Möbeln zB. (oder Armaturnbrettern von Nobelautos) sehe ich das deutlich weniger ein, Tropenholz zu verwenden.

Ich dachte übrigens, die Bezeichnung "East Indian" kame daher, dass bei der Suche nach dem alternativen Seeweg nach Indien eine Inselgruppe entdeckt, und, da man sich westlich von Indien wähnte, "West Indies" (Westindische Inseln) getauft wurde. Das man sich in der Karibik und seeehr weit von Indien entfernt aufhielt, stellte sich erst später raus, da war der Name schon vergeben. Es gab nun also die "west indies", weshalb zur Unterscheidung das originale, echte Indien den Zusatz "East" bekam.

Wieauchimmer,
Beste Grüße!
Jab

Verfasst: Di Jul 06, 2010 5:38 pm
von flyingshoes
so im weiteren sinne der definition gehoert indien schon zu den tropen.

aber im grunde ist es ja auch mehr oder minder gleichgueltig, wo das holz herkommt: raubbau ist immer sch****e. und mit den plantagen bin ich mir nicht so sicher, wie belastbar die geschichte ist. so schnell wachsen die harthoelzer nicht, um die noetigen durchmesser zu bekommen.

das die waelder gepluendert und zerstoert werden ist nur ein aspekt des problems. ausbeutung der arbeiter, bereicherung weniger auf kosten vieler und korruption kommen danach.

aber wo ist das nicht der fall: kaffee, tee, oel, diamanten, erz, gold, kohle etc. es verdienen immer andere am reichtum eines landes, selten kommt der reichtum allen zu gute. :evil:

Ewan MacColl in " The Father's Song":
...
lie easy in your bed and grow up strong
you'll be needing all your strength before too long
for you'll soon be on your way, son
fighting battles every day, son
with an enemy who thinks he ownes the world
...

Verfasst: Mi Jul 07, 2010 6:53 am
von chrisb
@pappenheimer:

ich hab nicht gesagt das die herren gräfe und ochs ausschließlich mit heimischen hölzern bauen!

schau mal bei den konzertgitarren weiter hinten ab bild 16:
http://www.fine-lutherie.com/galerie_konzert.html

Verfasst: Mi Jul 07, 2010 8:44 am
von chevere
Die Bezeichnung ostindischer Palisander oder EIR east indian rosewood
wird auch als Abgrenzung zum Begriff Rio Palisander benutzt. Shr häufig kommt das aber gar nicht aus Indien , sondern aus Indonesien aus illegalem Einschlag oder mit gefälschten Herkunftsnachweisen. Und auch in Indien gibt es Naturschutz und Korruption.

Verfasst: Mi Jul 07, 2010 8:47 am
von stephan
H-bone hat geschrieben:das "East-Indian" kommt von der amerikanischen Unterscheidung zwischen "Indien" und "Indianer")
Falsch!
jab hat geschrieben:Ich dachte übrigens, die Bezeichnung "East Indian" kame daher, dass bei der Suche nach dem alternativen Seeweg nach Indien eine Inselgruppe entdeckt, und, da man sich westlich von Indien wähnte, "West Indies" (Westindische Inseln) getauft wurde. Das man sich in der Karibik und seeehr weit von Indien entfernt aufhielt, stellte sich erst später raus, da war der Name schon vergeben. Es gab nun also die "west indies", weshalb zur Unterscheidung das originale, echte Indien den Zusatz "East" bekam.
Richtig!
Deshalb ist der im Gitarrenkreisen nicht ausrottbare Begriff "ostindischer Palisander" falsch, denn es ist schlicht "indischer Palisander".

Gruß
Stephan

Verfasst: Mi Jul 07, 2010 9:49 am
von H-bone
stephan hat geschrieben:
H-bone hat geschrieben:das "East-Indian" kommt von der amerikanischen Unterscheidung zwischen "Indien" und "Indianer")
Falsch!
jab hat geschrieben:Ich dachte übrigens, die Bezeichnung "East Indian" kame daher, dass bei der Suche nach dem alternativen Seeweg nach Indien eine Inselgruppe entdeckt, und, da man sich westlich von Indien wähnte, "West Indies" (Westindische Inseln) getauft wurde. Das man sich in der Karibik und seeehr weit von Indien entfernt aufhielt, stellte sich erst später raus, da war der Name schon vergeben. Es gab nun also die "west indies", weshalb zur Unterscheidung das originale, echte Indien den Zusatz "East" bekam.
Richtig!
Deshalb ist der im Gitarrenkreisen nicht ausrottbare Begriff "ostindischer Palisander" falsch, denn es ist schlicht "indischer Palisander".

Gruß
Stephan
I stand corrected ! :wink:

Verfasst: Mi Jul 07, 2010 10:46 am
von DiSt
Und dann gibt es ja auch noch das Gute-Gewissen-Holz von Timeless Timber, das vom Grund der Großen Seen "geerntet" wird. Klingt ein wenig nach Aprilscherz, ist aber keiner. Die haben allerdings nicht gerade die für Gitarrenbau angesagten Tonhölzer im Programm :?
Ich hab mir letzte Woche ein Openback Banjo zugelegt, dessen Ahornkessel aus eben jenem Holz gemacht ist.

Verfasst: Mi Jul 07, 2010 11:16 am
von tired-joe
Ich hoffe, wir musssen jetzt nicht alle auf Ovation unsteigen :cry:

Meine Arbeitspferd von Maton (20 Jahre alt, sieht aber aus wie 80) kann ich mit etwas ruhigerem Gewissen spielen, denn da ist der Boden und die Zarge aus Sperrholz. Wenn man's nicht weiss, hoehrt man es auch nicht.

Joe