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Tonlagen
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 3:41 pm
von guitar-hero
Moin Mädels,
ich gehöre ja auch nicht mehr zu dem Jahrgang, der noch "vor'm Bett steht und zittert".
Nixdestotrotz -habe ich mich nie "wirklich" mit Musik beschäftigt.
(Ihr könnt jetzt in Hohngelächter ausfallen, oder auch nicht.)
Was mich derzeit beschäftigt, ist die Frage:
Wie und warum wird ein Stück in Tonart X und nicht in Y geschrieben?
Ok. Wenn's um einen Song für einen bestimmten Interpreten geht, muss er/sie das natürlich wiedergeben können. Doch es gibt ja auch diverse Beispiele, die nicht auf die jeweilige Stimmlage ausgerichtet sind.
Zurück zur Gitarrenbegleitung und zum Song. Es gibt so manches Beispiel, da trickse ich manchmal beim Transponieren rum wie ein Weltmeister, aber es klingt einfach nicht. Oder manchmal klingt es nur, wenn ich einen Kapo benutze und dann X-Dur greife.
Bilde ich mir das jetzt nur ein oder ... ?
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 4:18 pm
von OldPicker
Moin Hero,
ich kann es nicht wissenschaftlich sagen, nur aus dem Bauch heraus:
wenn ich ein Stück spiele, dann bevorzuge ich ( je nach Lied ) unterschiedliche Grundtonarten ( Griffe ). Z.B. beim C-Dur habe ich die Möglichkeit des G im Bass und eines hohen G auf der 1. Saite. Das ist ein breites Spektrum. Andere Lieder benötigen ein sattes Drop-D. Also Grundtonart D-Dur. Die gleichen Lieder klingen einfach nicht so voll (?) in anderen Tonarten ( Hierbei rede ich nur von den Griffen ). Das C-Stück in G-Dur ( gegriffen ) klingt gespielt voll Sch***e, das D-Dur Stück kommt absolut nicht in F oder A... Darum habe ich auch meine Probleme, wenn ich filigranes Gezupfe "mal eben" in eine andere Tonart umsetzen soll, nur damit der Sänger sich nicht bemühen muss...

Ob das nun direkten Bezug hat auf die unterschiedlichen Tonintervalle / Umkehrungen der Akkorde..., null Ahnung...
Bei allem Dilemma hilft dann nur der Capo. Aber auch hier sind Grenzen gesetzt, denn ein ein Stück in C auf G transponiert mit Capo im 7. Bund - das ist echt spiddelig

Dann muss ich wohl oder übel Alternativen suchen und spieltechnische Akrobatik betreiben, um den von mir gewünschten Effekt zu erreichen.
Das ist jetzt nur von mir auf mich und meine Gitarre bezogen.
Tja...

Verfasst: Mi Okt 26, 2005 4:49 pm
von guitar-hero
OldPicker hat geschrieben:Die gleichen Lieder klingen einfach nicht so voll (?) in anderen Tonarten ( Hierbei rede ich nur von den Griffen ).
Moin Oldpicker,
genau DAS meinte ich.
Du musst aufgrund Deiner Stimmlage das Lied transponieren, doch mit den Griffen der neuen Tonart klingt es einfach nicht. Also Kapo.
Doch - manchmal geht's wirklich irritierend.
Original in A. Du brauchst B. Also Kapo auf den 1. Bund. Doch es klingt irnxwie nicht so richtig. Also - Kapo auf den 3. Bund und G-Dur Akkorde und - es klingt wieder.
(Na gut, das Beispiel war vielleicht nicht das Beste, but I hope, everyone knows, what I mean.)
Oder spinn ich nur?
(Leuts, traut Euch, ich kann's verkraften.

)
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 5:19 pm
von Waufel
Nö Du spinnst nicht!
Es gibt durchaus solche Stücke, die einfach nur in ihrer Ursprungstonart klingen. Dann wieder Stücke, die man einfach in jeder Tonart spielen kann! Warum? Da mußt Du jemand anders fragen! Aber Beispiel aus meiner Rock/Pop-Coverband: imho klingt es unmöglich "Satisfaction" in einer anderen Tonart zu spielen als E, also lassen wir es weg, weil ich es in E nicht singen kann. Dagegen "Stormy Monday", "Unchain my heart" und ähnliche Blues, kann man das Griffbrett rauf und runter spielen. Albatross von Fleetwood Mac klingt wieder nur in A, Born to be wild nur in E, aber nur als Barree-Akkord im 7. Bund!
Mußt Du Dich mit abfinden!
Gruß Waufel
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 5:33 pm
von guitar-hero
Waufel hat geschrieben:
Mußt Du Dich mit abfinden!
Moin Wolfgang,
und genau das will ich Nich!
Ich möchte es gern verstehn!
(Wenn's denn wirklich so ist.)
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 5:41 pm
von Saitenheimer
Vielleicht liegt´s daran, dass die freischwingenden Saiten andere sind, wenn ich ein Stück in einer anderen Tonart spiel???
Meiner Meinung nach klingt´s mit Kapo auch ned so voll.
War jetzt nur mal so ne Idee...
Stefan
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 6:14 pm
von RB
Ich erkläre es mir so:
Die Akkorde setzen sich - je nach Grundform - unnerschiedlich zusammen. Wenn ich mich auf die ersten bestimmenden Terzen beschränke, den Akkord also nur aufzähle, bis ich beide Terzen (mehr oder weniger) erreicht habe, zeigt sich das:
E dur wäre normalerweise E G# H. Im offenen Akkord ist es aber E H e g#.
A dur wäre normalerweise A c# e, offen gegriffen ist es aber A e a c#,
G dur wäre nommall G H A und offen gegriffen isses das auch,
C dur wäre normalerweise c e g und offen gegriffen ist es das ebenso,
D dur wäre normalerweise d f# a, offen gegriffen ist es d a d' f#'.
Einige Akkorde sind unfreiwillig im Grunde Umkehrungen oder sowas ähnliches. Man hat Tonverdoppelungen in der Oktavlage und dergleichen. Wenn ein Stück transponiert wird, geht aufgrund dieses Umstandes ein Teil des Klangbildes verloren, das man vielleicht als "authentisch" in der Vorstellung hat. Mit dem Capo läßt sich das zum Teil vermeiden.
Verfasst: Mi Okt 26, 2005 7:54 pm
von RB
Nicht daß ich etwa wüßte, wo die ganzen Töne liegen. Ich habe nur ein kleines Werkzeug programmiert (schon um 2001 herum) in Delphi, mit dem man sich die Töne auf dem Griffbrett anzeigen und vorspielen lassen kann. Es ist soweit absturz-sicher, virenfrei und knapp 500 KB klein. Ich stelle es zum Download rein, damit ein jeder sich daran bediene:
http://www.fingerpicker.de/container/gitneck.exe
Verfasst: Do Okt 27, 2005 8:31 am
von Gast
so ...ich versuche mal die Frage, warum kling tein Stück in A zb ander als in C aus meinem verblichenen Musikstudium zu erinnern und zu referieren....
Gundsätzlioch hängt das ganze nämlich mit der sogenannten "wolhtemperieren" Stimmung zusammen, die wir alle auf unseren Gitarren benutzen und die nötig wurde seit einführung von Tasteninstrumenten.....
Das Ganze fängt bei der Naturtonreihe an...das heißt ein jeder Ton besteht aus seinem Grundton und seinen obertönen.....diese sind von der "natur" festgelegt...das heit über einem Tiefen C schwingt auch immer die Oktave, Quinte, Quarte, große und kleine terz, große und kleine Sekunde mit usw..usw....., Jeder Oberton jedoch in verschiedenen Lautstärken..(so enstehen klangfarben, eine Oboe hat z.b. eine andere Obertongewichtung als eine klarinette und darum klingt sie anders) ....ihr könnt das z.b. an einem richtigen Klavier Probieren (E-piano bringt nix)...schlagt mal ein tiefen ton extrem laut an und lasst ihn ewig klingen, irgendwann kann man besttimmte Obertöne tatsächlich mitklingen hören, meist ist es die große terz die auf dem Klavier sehr gut hörbar ist......
was da an Obertönen mitschwingt ist immer der zu 100% völlig reine Naturton....
Nun kommt folgendes Problem.....nimmt man 5 reine Oktaven übereinander landet man exact beim gleichen Ton alledings 5 Oktaven höher.(zb das C)......nimmt man zum gleichen Grundton 12 reine Quinten, landet man rein optisch auf dem Klavier auch wieder beim C, die Naturtonreihe, die ja physikalisch vorgegeben ist landet jedoch beim 12 reinen und addierten Quinten bei einem Ton der fast ein Cis ist.
Um das zu umgehen muss man auf tasteninstrumenten an jedem Ton etwas wegnehmen und hinzufügen, damit es sozusagen passend gemacht wird......
Ergebnis ist, das zwar alle Tonarten irgednwie ganz gut klingen, aber dass keine Tonart so klingt, wie es eigentlich die Natur vorgibt.....Unsere "wohzltemperierten" Ohren sind heutzutage schon versaut aufgrund dieser reinen Stimmung.....
Aus meiner alten Orchsterpraxis berichtet, ist das ganz schlimm zu hören bei Terzen, spielt man als Posaunist in einem Accord mit Kollegen eine Durterz wohltemperiert, so rümpft der Diri die Nase. Als Posaunist, kann man ja tiefer ziehen, was man bei einer Durterz auch machen sollte, damit sie "rein" klingt....auf ner Posaune sind das ca. 1-2 cm tiefer ziehen am Zug als eine wohltemperierte Terz.....jetzt kommt der Hammer...geht die Accordfolge im Stück modulationsmäßig in eine Tonart und der eben gespielte Ton der Durterz ist auf einmal eine Mollterz (also z.b. ein E vorher in C Dur, und jetzt in Cis-Moll, so muss man diese Mollterz 1-2 cm höher ziehen als als die wohltemperierte Mollterz....wer mitrechnet, stellt fest, das man als Posuanist, der rein speilen soll und kann, ein und den selben Ton um ca. 4 cm anders ziehen muss, je nachdem in welcher Tonart man sich bewegt.....
Auf dem Klavier oder die Gitarre ist alles jedoch gleich aufrund der Bünde......
Und je nach Tonart, sind halt diese "wohltemperierten" Töne, auf jeweils eine andere Art "falsch" bzw. nicht rein und diese jeweils andre "Falschigkeit" lässt Stücke in einer anderen Tonart völlig anders klingen........
Es gibt Freaks auf mittelalterklichen Tastenistrumenten, die wissen sie spielen nur in 1 oder 2 Tonarten (modilieren also nicht) und lassen sich dann ihr Instrument "rein" auf diese Tonart stimmen...klingt völlig anders, da endlich mal rein !!!!!!!
Könnte man auf ner Gitarre auch hinkriegen, also Stimmgerät wgeschmeissen (iss ja auch "wohltemperiert", reine Intervalle hören lernen und dann je nach Tonart die Gitarre feinstimmen....klappt nie ganz !!!!!
so ich hoffe ich konnte mich verständlich machen..
LG
Verfasst: Do Okt 27, 2005 8:47 am
von thust
Ich hab es gewusst, ich spiele immer falsch und kann gar nichts dafür.
Sehr anschaulich beschrieben, das hab sogar ich verstanden!
Gruss Andreas
Verfasst: Do Okt 27, 2005 9:41 am
von Waufel
Das hab ich zwar jetzt nur ansatzweise verstanden,

aber wenigstens weiß ich jetzt, dass es dafür einen Grund gibt!
Danke!
Gruß Waufel
Verfasst: Do Okt 27, 2005 10:05 am
von Gast
zusammenfassen könnte man es damit, dass eine Gitarre eigentlich "unstimmbar" ist und immer Falsch, d.h. nicht rein klingen kann und in jeder Tonart ist es dann halt anders unrein und deswegen klingt es auch anders.....
Verfasst: Do Okt 27, 2005 10:39 am
von RB
Ich muß da widersprechen. Nicht jede Tonart, sondern jede Griff-Form ist anders "unrein". Transponiere ich die Grifform (entweder mit großem Barrée oder mit dem Capo), ändert sich "nur" die absolute Höhe. Damit würde man wieder bei der Griff-Form als Verursacher landen.
Es gibt aber auch die These, derzufolge Tonarten an sich unterschiedlich klingen. So nach dem Motto "Eb : träge aber noch lebhaft" oder "A dur : schreiend, intensiv" oder so. Diese These wird von manchen Musiktheoretikern vertreten, ist aber meines Wissens umstritten.
Verfasst: Do Okt 27, 2005 11:00 am
von Gast
Hey RB...
kannst du da etwas substanzierter widersprechen ? Also warum ist nicht jeder Tonart anders unrein ??
das andere griffe dafür verantwortlich sind, sehe ich auch, ist aber ein zusätzliches gitarristisches problem.
grüße
Verfasst: Do Okt 27, 2005 11:01 am
von Waufel
Das eine Gitarre eigentlich unstimmbar ist, weiß man ja schon länger

Das hängt aber vor allem mit der festgelegten Geometrie des Griffbrettes/der Bünde zusammen. Versuche das zu ändern gab es schon häufiger, nur wird sie dadurch, unter Verwendung von Bundstäbchen, eher schwer bis garnicht spielbar.
Gruß Waufel