achtung belehrung!
dies habe ich heute nacht schon mal gepostet dann aber wieder gelöscht weil ich dachte es wäre unpassend. aber es handelt sich ja bei der ausgangsfrage um die verwendung, bzw. einstellung von hall und nicht um einen"mein MP3" beitrag.
landmesser hat geschrieben:ps: Gibts frequenzabhängige Hallräume?
es gibt nur frequenzabhängige hallräume.
der trick ist nicht nur irgend einen raum zu nehmen sondern ihn mit dem eq ordentlich zu bearbeiten, dafür bietet sich die send effekt option vieler DAWs an. also eigener kanal für den hall.
gerade bei der nylonstring kann man relativ große räume (kathedralen) nehmen, auch mit z.b. 5 sekunden länge, die dünnt man im bassbereich ziemlich aus damit es nicht matscht, auch höhen sollte man wegnehmen, die klingen oft künstlich da es kaum räume gibt die die höhen unbedämpft lassen, ausserdem geht in natura energie verloren was ebenfalls höhen kostet. dann experimentiert man mit dem predelay, das sollte zur rhythmischen struktur passen. die stereobreite sollte man nicht übertreiben, ruhig am width etwas enger machen. dann mischt man den hall dazu, bis die gitarre anfängt zu schweben ohne den hall bewusst wahrzunehmen.
dann kann man das zentrum der gitarre und des halls ganz leicht gegeneinander verschieben (LR), nur leicht, das macht eine natürlichere räumlichkeit als den stereohall auf volle breite zu stellen und die gitarre genau in der mitte zu halten.
ich habe zufällig ein video vom innern der Kathedrale in santiago aufgenommen, da hört man den hall sogar ohne einen direkten ton, man hört murmeln der leute, schritte, türen knarren, etc. aber man hört das eigentlich aus dem raum. anhand dieser "vorlage" habe ich speziell mit großen räumen experimentiert und mir so ein paar presets gemacht. die setze ich bei meinen aufnahmen gerne ein, wobei ich bei jedem stück teils erheblich editiere. das geht auch mit cubase vst plugins.
ich finde die akustische raumgestaltung bei aufnahmen enorm wichtig da sie im unterbewussten wirkt und dazu führen kann, dass man eine aufnahme ganz besonders gelungen findet oder nicht gerne hört obwohl die musik als solches nicht schlecht ist.
das kann man als billigen verpackungs trick abtun, aber ganz so einfach ist das nicht. sperris hat mit seiner behauptung vollkommen recht, eine raumlose aufnahme klingt fast unerträglich (über kopfhörer, über boxen ist ja schon wieder etwas raum dabei).
geh in eine bahnhofshalle, mach die tür zu einer kirche auf, geh in dein wohnzimmer, du hörst nicht den raum, du empfindest ihn. du orientierst dich am "hall".
man kann den hall (laufzeit verschiebung von schallereignissen) kreativ einsetzen. von der dramaturgie fand ich diesen unterschied von intro zu hauptteil gut. da kommt etwas im intro aus der entfernung auf uns zu und bleibt im hauptteil in der nähe, fand ich gelungen, nur der klang, die mischung ist noch nicht optimal.
ganz hunderprozentig wird man es nicht treffen, denn es kommt noch die unlösbare schwierigkeit der individuellen wahrnehmung dazu. was dem einen zu viel ist kann dem anderen zu wenig sein.
doch zahlt sich die mühe aus und es ist im ergebnis meist besser als eine 08/15 einstellung zu nehmen.
noch ein gedanke. mit einer relativ trockenen aufnahme, selbst wenn es nach gemütlichem wohnzimmer klingt, wird man keine wirkliche tranzendendale entrückung erreichen (sorry ich finde keinen besseren ausdruck

). als beispiel möchte ich die sitar nennen, die mit ihren vielen bordun- und resonanzsaiten ein geradezu ursprünglich natürliches hallgerät darstellt.
aber, jeder nach seinem gusto.
PS. ... finde ich noch wichtig.
mit viel geduld an die sache gehen. der beste hall von heute kann sich wie eine tunnelröhre von morgen anhören. wenn man die aufnahme nach einer gewissen zeit und abstand wieder anhört und man seine einstellungen, bzw. den raum nicht mehr sofort vordergründig wahrnimmt hat man es meistens getroffen.