In einem Rutsch...

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Joachim
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In einem Rutsch...

Beitrag von Joachim »

Wie spielt Ihr Eure Sachen ein. Sofern es geht in einem Rutsch, oder klebt Ihr elektronisch einzelne parts aneinander.
In der neusten AG behauptet Uli Bögershausen, das in der heutigen Zeit , bei dem vorhandenen Anspruch an Perfektion, ein Einspielen in einem Rutsch nur unter enormen Anstrengungen möglich wäre und er deswegen 3 Stücke benutzt, die er zusammenpuzzelt.
Ich weiss, es gibt hier eine Menge Bögershausen Fans, aber ich finde diese Vorgehensweise irgendwie "unehrenhaft" :wink: .
Was haltet Ihr davon?
Gruss
Joachim :guitar1:

2006 - Kreul Nr. 29 - Tuja
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Admin
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Beitrag von Admin »

Teils teils. Manche Stücke gehen auf einmal rein und sind OK. Bei anderen, die ich eigentlich spielen kann, geht es ums Verrecken nicht beim Aufnehmen. Das liegt bei mir daran, daß ich es beim Aufnehmen besonders gut machen will und mich dann so "beherrsche", daß die Aufnahme bestenfalls steril und komisch klingt und das bei Stücken, die ich - gerade wenn Leute zuhören - gut hinbekommen. Dann versuche ich, so zu spielen, als wäre keine Maschine an, die aufnimmt. Wenn dann zwischendrin Patzer sind, mache ich eine kurze Pause und setze erneut an. Das kann man dann so zusammenschneiden, daß es so klingt, wie in einem Rutsch gespielt wird.

Ich finde das dann legitim, wenn man es live auch so spielen kann und ich glaube, daß UB das bei den von ihm aufgenommenen Stücken ohne weiteres hinbekommt.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Hallo,

Auf der letzten CD habe ich alles in einem Rutsch aufgenommen. Auf der CD davor habe ich mir an einem Stück die Zähne ausgebisssen und ein wenig geschummelt. (Nach dem der erste Durchlauf saß, haben wir ihn einfach drei mal drangeklebt!)

Trotzdem bemühe ich mich nach wie vor auf unsere CD´s nur im Nofall zu kleben. Ich finde es einfach authentischer (Vielleicht ist es aber auch nur Einbildung). Ich mag eben die "lebendigen" CD´s mehr, wo man auch mal ganz leise das Atmen des Gitarisen hören kann.

In der Band haben wir bei der letzten Demo-CD nur gestückelt. Sprich Refrain, Chorus, Bridge, Solo, alles separat aufgenommen und auch separat abgemischt. Das war eine Arbeitsweise, die ich bis dahin noch gar nicht kannt und zugegebener Maßen war es recht bequem. Wichtig ist imho allerdings, dass es auf der Bühne reproduzierbar bleibt.
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marcel s.

Beitrag von marcel s. »

Was heißt unehrenhaft? Es geht um Musik nicht um Sport. Da hat letzlich niemand was von, wenn Uli alles in einem Rutsch spielt und nachher ist ein Verspieler dabei. Das mag live egal sein, aber wenn Du eine CD immer wieder hörst und immer wieder and der gleichen Stelle der gleiche Fehler kommt, kann das den Hörgenuß ziehmlich dämpfen.
Und daß ein editiertes Stück weniger 'lebendig' klingt liegt nur daran, daß schlecht editiert wurde. Das ist genauso Kunst wie das Spielen selbst.
Ich spiele meist eine ganze Reihe von Takes ein, ohne große Pausen und möglichst ohne mich zwischendurch vom Mikro zu bewegen. Wenn ich denke, daß ich jeden Teil mindestens einmal vernünftig hinbekommen habe, suche ich mir am PC die besten Abschnitte raus und klebe sie zusammen. Es lohnt natürlich nicht jede Winzigkeit zu korrigieren, aber am Ende zählt nur das Resultat. Wenn es gut klingt, ist es doch völlig gleichgültig, wie es zustande gekommen ist.

Marcel
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Hi Marcel,

spielst Du dann mit Metronom ein ?
Wie ist das eigentlich mit Stücken, in denen das Tempo wechselt ?
Ich mag eigentlich Stücke, bei denen eine gewisse Dynamik drin ist...
sprich mal langsamere, betonte Stellen und dann mal wieder etwas schnellere.
Meine - persönliche! - Meinung ist halt, dass es in der Regel etwas steril klingt, wenn man hundertprozentig nach Metronom spielt...es schränkt für mich die Freiheit, Gefühle zu projezieren, ein.
Aber ich hab keine klassische Ausbildung und möchte auch den Freunden dieser Musikrichtung nicht zu nahe treten.
Letzten Herbst war ich auch bei nem Workshop vom Uli und hab mich mit ihm über seine Aufnahmetechnik unterhalten.
Ich geb zu, dass er es wirklich drauf hat, Stücke aus mehreren parts so zu schneiden, dass die Dynamik nicht verloren geht.


Stefan
marcel s.

Beitrag von marcel s. »

Solostücke spiele ich i.A. ohne Metronom, da ich auch gerne mit dynamischem Tempo arbeite. Wenn man ein halbwegs gutes Timing hat, kann man trotzdem in einzelne Passagen reinschneiden ohne daß man es hört. So sehr unterscheiden sich die Versionen, die ich einspiele dann auch nicht. Ich versuche allerdings ohnehin, meist nur zwischen den verschiedenen Abschnitten eines Stückes Schnitte zu setzen, dann sind auch Unterschiede im Tempo kein echtes Problem.
Wenn man allerdings etwas vom Anfang des Songs ans Ende kopieren will, ist es schon besser, mit Metronom eingespielt zu haben.
Bei stark wechselndem Tempo in einem Stück wird die Metronomspur natürlich vorher entsprechend im PC programmiert.

Marcel
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Ich finde nicht, dass es nur darauf ankommt, wie das Stück am Ende klingt, sondern finde es sehr wichtig, dass ein Stück auf CD auch live reproduzierbar ist. Wir sprechen hier ja auch nicht von wirklichen Verspielern, sondern von Griffgeräuschen, nicht richtig ausklingenden Tönen etc..
Natürlich haben auch Stücke Berechtigung, die live nicht mehr zu spielen sind, auch ein Grund warum die Beatles z. B. nach 1967 nicht mehr live aufgetreten sind, aber bei reinen Fingerpicking Stücken ist die Sache IMHO anders.
"Unehrenhaft" war natürlich :wink: gemeint, ich pachte für mich auch nicht das Recht der Wahrheit, ist nur meine Meinung...
Gruss
Joachim :guitar1:

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Taylorpicker
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Beitrag von Taylorpicker »

Ich versuche Solostücke in einem Zug aufzunehmen. Das kommt noch aus der Zeit, als ich mit Tonband aufgenommen habe. Wenn ich allerdings dabei bin, die Geduld zu verlieren, weil ich immer wieder kleine Schnitzer mache, obwohl ich das sonst kann, dann schneide ich mir das auch schon mal aus mehreren Takes zusammen. Stücke, die ich nicht gut kann, nehme ich erst gar nicht auf.

Anders sieht es aus, wenn ich Lieder aufnehme, die mehrere Spuren haben, z. B. 2 Gitarren, Akkordeon, Gesang. Die nehme ich nacheinander auf, manchmal auch in mehreren Takes. Da spielt die Nachbearbeitung eh eine große Rolle, damit jedes Instrument zu seinem Recht kommt. Mit Midi habe ich noch nicht gearbeitet, bisher hab ich immer alle Instrumente selber eingespielt.

Viele Grüße
Taylorpicker
matthiasL
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ein Rutsch

Beitrag von matthiasL »

Hi,

ich moechte euch ja nicht zu nahe treten, kann ja sein, dass einige von euch sich auf dem Niveau von Uli bewegen, aber ich wuerde mir NIE anmassen beim Uli von 'schummeln' zu reden. Er spielt in der Oberklasse wenn nicht sogar Weltklasse. Und 'Live' ist er zwar nicht sooo perfekt, wie auf Platte aber immer noch SAUGUT!!!!!!!!!
Ich persoenlich finde ihn fast sogar schon zu perfekt, aber er hat halt den Anspruch und er macht das auch perfekt.

Cheers ML
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Also ich gönne mir meine Patzer - so als persönliche Note. :lol:

Das ist eben Live... 8) und ich bekomme absolut keinen roten Kopf davon.
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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Taylorpicker
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Beitrag von Taylorpicker »

OldPicker hat geschrieben:Also ich gönne mir meine Patzer - so als persönliche Note.
Davon leiste ich mir bei Auftritten mehr als genug, da muß ich sie auf den Aufnahmen nicht auch noch haben. :wink:

Viele Grüße
Taylorpicker
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Hallo Matthias,

ich will in keiner Weise die Fähigkeiten von UB anzweifeln!!!
Ich persönlich spiele in einer völlig (!!!) anderen Liga, bin reiner Amateur.

Trotzdem denke ich, dass ich durchaus die Berechtigung habe, eine solche Aufnahmepraxis nicht gut zu finden. Ich glaube, dass der bedingungslose Zwang nach Perfektionsmus der Musik nicht hilft.
Insofern empfinde ich diese Kritik nicht als Anmassung, das hieße ja, dass jeder Kunst-Kritiker selber ein Künstler sein müsste.

"Schummeln" heisst ja etwas absichtlich verheimlichen, UB verheimlicht seine Aufnahmepraxis ja nicht, trotzdem ist er wahrscheinlich nicht in der Lage seine Stücke so vorzutragen, wie sie auf CD klingen, ich habe Ihn aber noch nicht live erlebt.
Ich bin der Überzeugung, dass seine CDs nicht schlechter wären, wenn er sie quasi live einspielt.
Gruss
Joachim :guitar1:

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