Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Multitracker, Software-Studios, Mikrophone Noten und Tab-Software

Moderator: RB

Antworten
Benutzeravatar
berndwe
Beiträge: 7944
Registriert: So Feb 20, 2005 3:38 pm
Wohnort: Dresden

Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von berndwe »

Hi zusammen,

der Holger hat mich auf das Thema gebracht durch seinen Thread bezüglich der Latenz beim Soundcraft UI.

Ich hab vor längerer Zeit mein normales Mischpult gehen ein Soundcraft UI12 getauscht und bin damit im Grunde sehr zufrieden. Im Heimstudio spart es mir ordentlich Platz, weil ich es nicht auf meinen kleinen Tisch stellen muss sondern im Regal unterbringen kann. Es klingt sauber und und gut und der Funktionsumfang geht in Richtung überwältigend. Die Möglichkeit der Fernbedienung finde ich genial. Für den Preis ein klasse Gerät.

Die Kehrseite: Durch die vielen Möglichkeiten die man hat etwas einzustellen fällt es mir persönlich schwer den Überblick zu behalten. Vor allem auch deshalb weil die ganzen Funktionen auf Menüunterseiten verteilt sind. Sucht man einen Einstellfehler dauert es (bei mir zumindest) bisweilen durchaus lange bis ich den richtigen „Knopf“ gefunden habe. Das ist beim Aufnehmen daheim nicht so kritisch, wenn man Live spielt aber schon. Da fühle ich mich wohler wenn ich alles was ich einstellen kann im Blick habe, so wie beim konventionellen Mischpult.

Wie haltet, bzw. wie seht ihr das?

Ich werde das UI für zuhause auf jeden Fall behalten. Für Live überlege ich mir, wieder einen konventionellen Kleinmixer anzuschaffen. Einen (sehr) kleinen Mischer habe ich bei Auftritten ohnehin für den Notfall im Kabelkoffer. Der ist aber wirklich nur was für die Not.

Ideal wäre es wenn man beides in einem Gerät hätte, ein per Handy oder Tablet fernbedienbares Digitalpult, das zusätzlich ein konventionelles Bedienfeld hat (das Ganze möglichst zum Preis eines Soundcraft Ui :wink: )
Benutzeravatar
Holger Hendel
Beiträge: 11923
Registriert: Do Feb 17, 2005 7:18 am
Wohnort: Soltau, Niedersachsen
Kontaktdaten:

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Holger Hendel »

Wie haltet, bzw. wie seht ihr das?
Gerade für live ist das Ding doch gebaut, allein schon die Feedbackunterdrückung und die ganzen Routingmöglichkeiten (diverse aux-Wege = stereo-in-ear ist Dein Freund).

"Hereingedacht" habe ich mich noch lange nicht. Wahrscheinlich ist mein Latenzproblematik aus dem anderen Knubbel gar keine - warum sollte ich mir das rücklaufende Signal eigentlich vom cubase holen, das müsste doch das soundcraft direkt verteilen können...?! :? Also - da bin ich aktuell in der akuten Lernphase.

Doch ich habe es z.B. schon geschafft einen Stereolooper in das Ding zu integrieren. Das ist alles andere als einfach für mich gewesen, doch nun läuft es, die Szene ist gespeichert und an den gesteckten Kabeln wird ja auch nix mehr verändert - läuft also, wenn mir niemand einen Streich spielt - für immer so weiter. ;)

Für Skype habe ich mir mal flott eine Subgruppe erstellt, endlich kann ich superbequem Mikro- und Gitarrensignal getrennt voneinander in Skype einspeisen, das ist der Hit.

In Cubase war es auch zunächst ein Spaß:

1 +2 = Main L/R
3-10 = AUX Wege
ab 11 = Channels

Cool, wenn man das dann irgendwann auch weiß. :lol: :lol: Read the fuckin´manual! :bide: :aua:

Und so geht das dann immer weiter, immer einen Schritt weiter. Die Möglichkeiten sind am Ende halt der absolute Knaller, verglichen mit einem Analogpult. Ich würde die Livesituation einige Male in Schutzathmosphäre 1:1 simulieren und mögliche Fehlerquellen vorwegnehmen. Lernen, mit den Möglichkeiten umzugehen. So viele mögliche Fehlerquellen können es ja eigentlich gar nicht sein.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Benutzeravatar
berndwe
Beiträge: 7944
Registriert: So Feb 20, 2005 3:38 pm
Wohnort: Dresden

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von berndwe »

Du kennst das Gerät offenbar viel besser als ich.

Es bestätigt sich die alte Weisheit dass man neues Equipment erst dann anschaffen soll wenn man gelernt hat sein bisheriges zu beherrschen.

Die Simulation der Live-Situation läuft bei mir wenn geprobt oder aufgenommen wird. Vorgestern habe ich Gitarre über Mikro aufgenommen. Über Kopfhörernonitor ist mir aufgefallen dass der Gitarrenton sehr schnell abstirbt. Es lag auf der Hand dass da ein Noisegate falsch eingestellt ist. Das Ui bietet aber verschiedene Möglichkeiten so ein Gate in den Signalweg zu bekommen (mir sind 3 bekannt). Ich hab doch einige Minuten gebraucht um das Problem zu beheben.
Benutzeravatar
Holger Hendel
Beiträge: 11923
Registriert: Do Feb 17, 2005 7:18 am
Wohnort: Soltau, Niedersachsen
Kontaktdaten:

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Holger Hendel »

Da bist Du mir um zwei Wege voraus! :lol: Ist halt ein langer Weg um so ein Gerät in vollem Umfang zu beherrschen. Aber ich denke doch mal, wenn Du das normale Livesetting aufsetzt und dann vor "wohlwollendem" Publikum, ggf. im heimischen Wohnzimmer auffährst - das kriegst Du in den Griff. Das haben wir mit der Band auch so gemacht...ok, wir haben den Vorteil´nen Veranstaltungstechniker in der Band zu haben, der ist seit das X32 auf den Markt kam dabei und kennt alle Digitalpulte, von Presonus über Midas, Yamaha, Mackie...mein Joker, quasi. ;)
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20049
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von RB »

Ich würde ein live-Setup austüfteln, abspeichern und das als Grundlage verwenden.
Benutzeravatar
berndwe
Beiträge: 7944
Registriert: So Feb 20, 2005 3:38 pm
Wohnort: Dresden

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von berndwe »

So mach ich es im Grunde. Ich hab ein Setup eingespeichert für die Einstellungen mit denen ich zuhause aufnehme und eines für die Live-Auftritte mit dem Duo. Da wird vor Ort noch hier und da etwas angepasst und das war es.

Mein „Angst“ besteht darin dass etwas Unerwartetes auftritt, etwa so wie beim Aufnehmen vorgestern Abend und ich nicht schnell genug den richtigen Dreh im passenden Menü finde.

Ich muss mich wohl besser ins Gerät einarbeiten. Das wird die Angst vielleicht etwas lindern.
Benutzeravatar
Sperris
Beiträge: 2929
Registriert: Mi Feb 23, 2005 9:42 am
Wohnort: MS/WAF

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Sperris »

Für die Band benutze ich ein Behringer XAir 16 und möchte es nicht mehr missen. Die Bedienung ist intuitiv. Szenen lassen sich abspeichern. Nach einer Liveperformance ist das Setup für den Probenraum auf Knopfdruck wieder da. Wenn wir live spielen, greife ich allerdings so gut wie nie via Mischpult ein. der ein oder andere Kanal muss eventuell von der Lautstärke her kurz nachgeregelt werden, aber das ist auch schon alles. Das Setup ist vor allen Dingen seniorengerecht, will heißen wenig zu schleppen. Mixer und Aktivboxen, mehr nicht. Außerdem ist alles ways man braucht an Bord, Vier Effektwege, parametrischer EQ Kompressor, Gate, Vier Auxwege, etc.. Wenn man etwas mehr Haptik benötigt kann man immer noch auf das midigesteuerte XTouch zurückgreifen. Andere Kollegen schalten über einen Midi-Fußtaster den Hall zu oder auch weg. Wenn du alle Kanäle in einer DAW aufnehmen möchtest, benötigst du übrigens das XAir 18. Der USB Ausgang vom XAir 16 gibt nur ein Stereosignal aus, während das XAir 18 alle Spuren separat am USB Ausgang zur Verfügung stellt.

Im Livebetrieb empfinde ich ein konventionelles Mischpult eher als noch knibbeliger. Hunderter winzige Knöpfe, deren Beschriftung ich bei schlechtem Licht kaum lesen kann. bei einem Digitalmischer kann ich mir das Layout individuell konfigurieren und lasse mir nur das Anzeigen, was für mich im Moment wichtig ist.

Just m2c

Gruß Ralf
Boucher Studio Goose Walnuss
Blueridge BR 371
Fenix TL 20
No Name Stratocaster
Benutzeravatar
hmschie
Beiträge: 140
Registriert: So Aug 24, 2008 8:21 pm
Wohnort: Oberhausen

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von hmschie »

Holger Hendel hat geschrieben:
Do Mai 07, 2020 8:47 am
...
Doch ich habe es z.B. schon geschafft einen Stereolooper in das Ding zu integrieren. Das ist alles andere als einfach für mich gewesen, doch nun läuft es, die Szene ist gespeichert und an den gesteckten Kabeln wird ja auch nix mehr verändert - läuft also, wenn mir niemand einen Streich spielt - für immer so weiter. ;)
...
kannst Du mal verraten, wie Du den Looper verkabelt hast? Ich überlege nämlich auch und bin noch nicht zu einem brauchbaren Ergebnis gekommen.
Benutzeravatar
Sperris
Beiträge: 2929
Registriert: Mi Feb 23, 2005 9:42 am
Wohnort: MS/WAF

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Sperris »

Spontan würde ich das Signal auf einen Auxweg routen und vom Looper aus in je einen Eingang gehen, die beide hart links und rechts gepant sind.

Gruß Ralf
Boucher Studio Goose Walnuss
Blueridge BR 371
Fenix TL 20
No Name Stratocaster
Benutzeravatar
Holger Hendel
Beiträge: 11923
Registriert: Do Feb 17, 2005 7:18 am
Wohnort: Soltau, Niedersachsen
Kontaktdaten:

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Holger Hendel »

Sperris hat geschrieben:
Fr Mai 08, 2020 6:56 pm
Spontan würde ich das Signal auf einen Auxweg routen und vom Looper aus in je einen Eingang gehen, die beide hart links und rechts gepant sind.

Gruß Ralf
Yes, ich habe einen Auxweg für Looper Eingang links und einen anderen Auxweg für Looper Eingang rechts gesetzt und entsprechend verkabelt. So kann ich bequem pro Aux-Oberfläche zuweisen, was gerade nach links und / oder rechts geschickt werden soll. Ist zwar immer noch etwas geklicke durch die Oberflächen aber allemal einfacher und übersichtlicher als z.B. mit einem Analogpult. Im Rückweg kommt der Looper über zwei benachbarte Kanäle, bei Bedarf linke ich sie gerne (linke Maustaste auf Kanalnamen gedrückt halten und "stereo link" auswählen).
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Benutzeravatar
hmschie
Beiträge: 140
Registriert: So Aug 24, 2008 8:21 pm
Wohnort: Oberhausen

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von hmschie »

vielen Dank, das werde ich dann mal so ausprobieren.
Ist natürlich viele Kabellage, weil der Looper ja nicht direkt am Mischpult steht und leider nicht fernbedienbar ist (zumindest mein Jamman nicht).
Benutzeravatar
Holger Hendel
Beiträge: 11923
Registriert: Do Feb 17, 2005 7:18 am
Wohnort: Soltau, Niedersachsen
Kontaktdaten:

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Holger Hendel »

Ich habe das Kabelproblem mit einem Billo-Studiomulticore (4x xlr / 4x Klinke) gelöst.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Benutzeravatar
Noriker
Beiträge: 238
Registriert: Fr Apr 17, 2020 1:10 am
Wohnort: Österreich
Kontaktdaten:

Re: Konventionelles Mischpult vs fernbedientes Digitalmischpult

Beitrag von Noriker »

Live auf der Bühne habe ich mich nach vielen Jahren durchgerungen die Tontechnik abzugeben (MIt zunehmenden Alter lernt man zu delegieren...).
Heute kümmert sich darum ein FoH der alles mit Digitalmixer aus der Distanz live mixt.
Mein FoH ist voll in die Band integriert und antizipiert bei Auftritten, wie alle anderen Musiker, an der Gage.
Wenig Gage - wenig Kohle ... mehr Gage - mehr Kohle. Wer mit im Boot sitzt bekommt die selben Hiebe, hehehe

Im Studio habe ich die digitale Zukunft wieder in die Vergangenheit geworfen :wink:
Ich hab zwar noch immer den Presonus Studiolive AR 22 Hybridmischer mit eben 22 Kanälen, der auch als Interface die Verbindung zum PC (Studio One) am Leben erhält, arbeiten tu ich aber wieder mit einem analog Pult mit richtigen Potis, Fadern und Kabelsalat.
Nach all den Jahren haben mich all die digitalen Displays, Screens, das Arbeiten mit der PC-Maus in der DAW, aber sowas von angekotzt, dass ich mich auf die Haptik gefreut hab die Dinger - wie Potis, Fader, Knöpfe wieder anfassen zu können ... ach wie herrlich das ist :-)

Letztendlich muss ein jeder herausfinden und dann irgendwann wissen wie sein optimaler Workflow ist.
Kein einfacher Weg, der halt viele Jahre dauert ... oder man gibt das Thema komplett an jemand anderen ab
Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
Benjamin Franklin
Antworten