Frage bzgl. Aufnahmetechnik

Multitracker, Software-Studios, Mikrophone Noten und Tab-Software

Moderator: RB

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Anonymous

Frage bzgl. Aufnahmetechnik

Beitrag von Anonymous »

Liebe Gitarrenfreunde

Da ich in diesem Forum neu bin möchte ich mich kurz vorstellen:

Bin 25 Jahre alte und spiele seit ca. 4 Jahren Western-Gitarre. Seit einem halben Jahr spiele ich regelmässig mit einem guten Kumpel zusammen. Auch er hat eine Western-Gitarre. Wir schreiben eigene Stücke, spielen und singen zweistimmig (Also Main-Guitar+Begleitung/ Main Voice plus Backgroundstimme). Wir wechseln uns je nach Lied ab. Es kann auch sein, dass während einem Lied die Rollen vertauscht werden..

Nun zu meiner eigentlichen Frage:

Wir möchten nun einige Demo-Stücke aufnehmen. Aus diesem Grund gingen wir zu einem Kollegen vorbei, der sich mit Computer-Recording ein wenig auskennt und auch die entprechende Software bestitzt. Da wir bis anhin (für Übungszwecke) immer zusammen gepielt haben auch so aufgenommen haben (ganz primitiv mit einem MiniDisc und einem Mikro) war das mit dem Computer-Recording (jede Spur einzeln) doch eine ganz neue, und vor allem komische Erfahrung. Da wir bei manchen Liedern die "Rollen" tauschen konnten wir nicht eine Spur von Anfang bis Schluss aufnehmen, denn es ist ja blöd, nur mit dem Klick alleine plötzlich ein Solo zu spielen. Es wurden also immer nur einzelne Teile aufgenommen. Dann wurde alles zusammengeschnitten und es hörte sich nicht so gut an.

Zugegeben, wir haben uns für die Aufnahme (was das technische anbelangt) nicht sonderlich Mühe gegeben, beim Spielen allerdings schon. Es hörte sich nicht authentisch, sondern verkrampt und emotionslos an. Oblohl die Tonqualität mit der Mini-Disc-Ausnahme schlechter ist, gefallen mir diese Aufnahmen besser. Wenn wir zusammen, und vor allem unterbruchslos spielen, können wir uns in das Stück besser hineinversetzen und den "Groove" besser fühlen.

In zwei Woche gehen wir in ein Studio. Es stellt sich nun für uns die Frage, ob wir jede Spur einzeln, oder alles zusammen aufnehmen wollen (mit 4 Mics; zwei Gitarren, zwei Stimmen). Ich habe gehört, dass dies manche kleine Bands so machen. Wenn ich mich nicht irre nennt man dies Live-Recording.

Wir sind keine Perfektionisten. Die Aufnahme insgesamt muss sich gut anhören.

Was könnt Ihr mir für Ratschläge geben? Vielen Dank bereits im Voraus für eure Antworten.


Gruss

a.m.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Hallo und herzlich willkommen.

Meine Erfahrungen sind folgende:

Die Spuren unbeduingt einzeln aufnehmen. Damit vermeidest Du konsequent Übersprechungen. Also z.B. den Gesang noch mit auf der Gitarrenspur zu haben. Beim Liverecording sitzt häufig jeder Musiker in einem schalldichten Raum um die Übersprechung zu vermeiden. Die andere Variante ist eben alles in einem Raum stattfinden zu lassen. Damit habe ich allerdings weniger gute Erfahrungen gemacht. Zumindest bei uns leides die Qualität. Man ist mit seinem Part nicht ganz zufrieden aber toleriert den kleinen Patzer trotzdem. Weil sonst ja alle noch einmal einspielen müssen. Die Reue kommt meist später. Wir haben unsere dritte CD über einzelne Spuren aufgenommen und die höhere Qualität ist auch im Sound deutlich zu hören.

In Eurer Konstellation würde ich immer versuchen jede Spur in einem Rutsch aufzunehmen. Das Stückeln ist nicht ganz so einfach und ein akustisches Duo ist in dieser Beziehung viel sensibler aufzunehmen als eine komplette Band. Ausserdem ist es imho authentischer.

Wir haben bisher nur die Demo-CD mit der Band gestückelt. Das hatte aber vor allen Dingen im Abmischen seinen Grund. So können auch die verschiedenen Gitarrenpart unterschiedlich abgemischt werden. Es ist beim Abmischen ein deutlicher Unterschied, ob sich die Gitarre im Bamndkontext einordnen soll oder ob sie gerade eine Solopart hat. Das geht nicht tutto kompletto mit einer Parametrierung.

Gruß Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

Hallo Acoustic man, erst mal freundliches guten Tach hier im Forum.

Ich kann die Situation gut nachempfinden. Das "schichtweise" Aufnehmen in Stücken ist gewöhnungsbedürftig, gerade weil es unter Umständen dazu führen kann, daß man "den Groove" der live-Situation nicht hinbekommt. Das führt dazu, daß einige in einem Rutsch aufnehmen, indem sie jede Tonquelle über Mikrophon abgreifen. Populäres Beispiel: Tony Rice & Norman Blake, die bei einigen Aufnahmen auch zu dritt oder zu viert waren (zB drei Gitarren 3 Stimmen + Kontrabaß). Man kann dieser Aufnahme keine schlechte Tonqualität nachsagen. Ob man zu Trennwänden gegriffen hat, um die Übersprechung zu unterbinden, weiß ich nicht, es ist aber wohl so, daß man bei einer solchen akustischen Musik am Mixer dann auch mit Spur-Übersprechungen noch den Klang noch ausreichend beeinflussen kann. Es geht ja im wesentlichen dann darum, an welcher Stelle im Stereo-Panorama und mit welcher Lautstärke eine Tonquelle auf dem fertigen Mix erscheinen soll.

@Sperris: Ich muß Dir daher an diesem Punkt widersprechen: Die Lebendigkeit und Dynamik einer live-Musik bekommt man mit der gestückelten Aufnahmeweise möglicherweise kaputt, ohne allzuviel an Klangqualität dazuzugewinnen. Ich glaube, daß es aber - je nach Musikstil und Musiker - nicht unbedingt zu nachträglicher Reue führt, wenn man die live-Situation aufnimmt. Wenn man den zeitlichen Aufwand vergleicht: Ein gut eingeübtes Stück kann man schon ein paar male spielen und meiner Meinung nach doch eher im Kasten haben, als die lagenweise Aufnahme.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Stimme eigentlich mit Dir überein. Allerdings mit der Einschränkung, dass es stark auf den Musikstil ankommt. Wir machen im Duo eher ruhigere Stücke, zum großen Teil nur mit Gitarre und Gesang. Da sind Übersprecher nicht mehr glattzubügeln und ein notwendiges Übel, sondern aus meiner Sicht nicht zu tolerieren. Wie gesagt, sobald es etwas dynamischer wird, ist das alles nicht mehr wirklich ein Problem.

Und zumindest ich bin in der Livesituation deutlich toleranter mit mir, als wenn ich alleine meine Spur einspiele. Die Sängerin kann dann noch fünf Variationen ausprobieren und versuchen, ob es noch einen Tick besser geht, ohne das es mir die Sorgenfalten auf die Stirn treibt.

Am Popo
Ich mach mich jetzt auf den Weg zur Probe mit der Krachband! Bis morgen!
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Anonymous

Beitrag von Anonymous »

vielen Dank für eure Antworten.

Wie gesagt bei uns ist die Situation ein bisschen "speziell", da wir während einem Lied die Rollen tauschen. Es ist dann fast nicht möglich, eine Spur vollständig einzuspielen. Ich müsste dann beispielsweise das Riff spielen, dann das Solo, und dann wieder zurück zum Riff, und dies nur mit dem "blöden" Klick :roll:

Vielleicht ist das nur Übungssache, ich weiss es nicht, da ich bezüglich Aufnahmen ein blutiger Anfänger bin.

Des weiteren fällt es mir schwer, ohne Gitarre zu singen. Dies mache ich eigentlich nie und es ist somit auch recht gewöhnungsbedürftig..

Im Moment machen wir es so:

Wir sitzen zusammen, in der Mitte der MD-Player mit einem einigermassen guten Mic, dann übertrage ich den Sound auf den PC und erstelle eine MP3-Datei. Wenn jemand mal reinhören möchte soll er mir Bescheid sagen. Aber wie Ihr euch denken könnt ist die Aufnahme alles andere als professionell. Naja, hauptsache wir haben Spass :D

Für Anregungen bin ich offen.

Grüsse:

a.m.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

So schon wieder da!

In dem Fall kommst Du ja fast um das Schichtweise Aufnehmen, bzw, Stückeln nicht herum. Für mich ist es jedoch immer elementar wichtig, dass ich das, was auf der CD ist auch live wieder annähernd reproduzieren kann. Aber da sind die Ansprüche sicherlich verschieden.

Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

Jetz muß ich wiederum zustimmen. Außerdem kann man auch mit schichtweisem Aufnehmen Schwung in die Sache bekommen, aber das ist tatsächlich ein wenig Gewöhnungssache.
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Taylorpicker
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Beitrag von Taylorpicker »

Ich empfehle, vor der eigentlichen Aufnahme eine Schmutzspur aufzunehmen. Dazu spielt ihr das Stück in voller Besetzung, so wie es später sein soll. Anschließend benutzt ihr diese Spur, um jedes einzelne Spur aufzunehmen. Ihr spielt also zu eurer eigenen Aufnahme statt zum Klick. Beim abschließenden Mixdown wird die Schmutzspur stummgeschaltet.

Das Singen ohne Musik ist eine reine Übungssache. Singen ist etwas sehr persönliches, wo man viel von sich einbringen muß. Wenn du das regelmäßig übst (am besten gleich aufnimmst), ist das bald nichts besonderes mehr. Das Abhören dieser Trainingsaufnahmen läßt einen schnell erkennen, wo man unsicher oder undeutlich ist oder zu laut atmet. Man kann ja so viel falsch machen ... .

Viele Grüße
Taylorpicker
aktuelle Baustellen: keine, komme nur wenig zum Spielen zur Zeit
Anonymous

Beitrag von Anonymous »

@ Taylorpicker:

vielen Dank für deinen Tipp bezglich der sog. Schmutzspur. Wir werden dies gleich mal ausprobieren!

Gruss

a.m.
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