@rb: Videoaufzeichnung zum Westernsong

[Bernd C. Hoffmann]

Hallo Reinhard,

ich habe gerade Dein Westernvideo gesehen - klasse gemacht! Da meine Fragen technischer Natur sind, gehören sie in dieses Forum.

Du bist aus unterschiedlichen Kamerapositionen zu sehen, während Dein Gitarrenspiel weiterläuft. Arbeitest du mit mehreren Kameras und Schnittkarten, oder wie hast Du das gemacht? Und welche Schnittsoftware verwendest Du?

[RB]

Bernd, Du bist anscheinend der erste, dem das auffällt. Da sieht man eben den analytischen Blick. Die Entstehungsgeschichte der Aufnahme ist kurios. Aber zu den technischen Filmfragen: Ich arbeite mit einer Kamera, das ist eine eher einfacher digitaler Camcorder, wie man ihn üblicherweise hernimmt, um den Greichenland-Urlaub zu filmen. Die verwendete Schnittsoftware heißt "Pinnacle Studio 9", dasselbe wäre aber auch mit den allermeisten anderen Schnittsoftwares gegangen.

Der Trick besteht darin, daß man zunächst den Soundtrack aufnimmt. Das habe ich mit Cubase gemacht, wie bei allen anderen Tonaufnahmen auch. In diesen besonderen Fall mag ich ganz gerne noch erwähnen, daß ich genausogut auch einen simplen Audio-Editor hätte nehmen können, weil es mit einem Mikro in einem Durchgang aufgenommen ist, wobei sowohl Stimme, als auch Gitarre mono, mit einem Mikro auf eine Spur aufgezeichnet worden sind. Das paßt zum Motto des alten Cowboys in einem alten, abgenutzten Film. Der singt vor dem Mikro genau so, wie er es am Lagerfeuer tut. Das nur nebenbei. Die Tonaufnahme ist also "live"!

Nun dachte ich: Wie bekomme ich damit ein Video hin ? Der Trick besteht darin, die bereits aufgezeichnete Musik auf der Anlage laufen zu lassen und einfach synchron mitzuspielen und mitzusingen. Das habe ich getan und zwar drei mal. Jedesmal habe ich die Kamerau auf einem Stativ positionioert mitlaufen lassen. Bei allen drei Aufahmen habe ich unterschiedliche Kamerapositionen genommen:

A. Position 1: Halbtotale, die den sitzenden Cowboy mit seiner alten Gitarre beim Singen und Spielen zeigt,

B. Position 2: Detaileinstellung Rechte Hand,

C: Position 3: Detaileinstellung von der Kopfplatte den Hals entlang, so daß man beide Hände sieht.

Dann habe ich die Einstellung A genommen. Da bei der 12-bit Filmauflösung vier Tonspuren zur Verfügung stehen, habe ich anschließend die WAV-Datei der mit Cubase erzeigten Tonaufnahme auf eine freie Tonspur in das Pinnacle Studio 9 importiert. Danach mußte ich sie nur auf der Zeitachse so verschieben, daß sie mit dem Film übereinstimmt. Da Pinnacle die Wellenform auf der Tonspur anzeigt, kann man sich bei der Justierung auf der Zeitachse daran schon einmal grob orientieren. Anschließend läßt man es laufen und hört, ob die beiden dann vorhandenen, bespielten Tonspuren synchron laufen. Auch an den Bewegungsabläufen des Mundes und der Finger kann man es ganz gut sehen und noch feinkustieren.

Nachdem das geschafft war, habe ich die "gültige" Tonspur blockiert, fest-gestellt oder verschlossen oder wie man das in der Filmsprache nennt. Damit erreiche ich bei der Filmschnitt-Software, daß ich teile des Films herausschneiden kann, ohne die Tonspur dabei zu beeinträchtigen, die bleibt einfach stehen. In die entstehende Lücke kann ich dann andere Film-Schnippsel hineinsetzen. Das nennt man Insert-Schnitt.

Dann habe ich zwei solche Schnippsel zurechtgeschnitten und an den entsprechenden Stellen durch insert-Schnitt hineingeschnitten, wobei die anfangs importierte (siehe oben) Tonspur stehen blieb. Als Quelle habe ich in diesem Falle die zweite und die dritte Filmaufnahme herangezogen, die das Ganze ja mit gänzlich anderen Einstellungen zeigen.

Das Problem oder die Schwierigkeit bestand darin, die Schnippsel an so zu plazieren, daß sie mit der Tonspur synchron liegen. Das ist aber mit der Schnittsoftware recht gut zu bewältigen. Man muß gewissermaßen die Insert - Schnippsel im Hauptfilm so verschieben, daß sie mit der engültigen (anfangs importierten) Tonspur übereinstimmen.

Die von der Kamera aufgenommene Tonspur habe ich anschließend stumm geschaltet, Titel und Abspann sowie Einblend- und Ausblendeffekt eingefügt. Dann habe ich mit einem zur Software gehörigen Trick-Effekt, der "alter Film" heißt, das ganze auf 40er - Jahre Filmkopie getrimmt, die vom vielen Vorführen ganz abgenudelt ist und lauter Kratzer und Flecken hat.

Ich bin nur ein wenig traurig darüber, daß ich auf diese Weise den Film entzaubere. Das ist ja wie "the making of"........

[Bernd C. Hoffmann]

Reinhard, danke für die ausführliche Beschreibung. Ich denke, mit 3x aufnehmen hat das ganz ordentlich gedauert, bis der Film im Kasten war.

Aufgrund meines Online-Kurses hat mich das wegen der unterschiedlichen Kamerapositionen sehr interessiert. Für ein gutes Lehrvideo sind diese Blickwinkel nämlich wichtig. Aber ich denke, daß ich das wohl jeden Clip einzeln in einem Durchgang drehen werde - sind auch meist nur kurze Clips. Als ich meine Firewirekarte gekauft hab, lag Ulead Video Studio 7.0 SE Basic bei. Damit habe ich die ersten Gehversuche hinter mich gebracht. Auch den Workshop zu "Salida del Sol" hatte ich damit gemacht.
Ich bin auch durch einen anderen Beitrag von Dir in sofern schlauer als daß ich auf dem PC die Musik parallel mit einem Mixer aufnehme, denn die Tonqualität in dem Workshop ist aufgrund der Eigenresonanz des Laufgeräusches ziemlich "unvorteilhaft". Naja, irgendwie krieg ich das schon hin...

[RB]

So schrecklich lange hat es nicht gedauert. Ich schätze, daß ich im Ganzen vielleicht vier Stunden benötigt habe. Wenn man mehrere Positionen will, geht es nur so oder - wie im Fernsehen - mit mehreren Kameras und einem Fernsehregisseur, der zwischen den Einstellungen umschaltet.

[Bernd C. Hoffmann]

Immerhin 4 Stunden für knapp 3 Minuten, das ist schon eine Menge Arbeit.

[Gast]

Wo kann man das Video runterladen?

Grüße

Celtic

[klaust]

Wo kann man das Video runterladen?

unter "mein MP3", dann Thread "Habe einen alten Western gefunden!"
http://www.fingerpicking.de/forum/viewt ... 83&start=0

[Gast]

Danke!!!!