Euer Kochrezept zur Nachbearbeitung

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Moderator: RB

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Timm
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Euer Kochrezept zur Nachbearbeitung

Beitrag von Timm »

Nabend zusammen,

mein neues Lied ist jetzt endlich im Kasten. Vor mir liegt die nackte WAV-Datei, also ohne jegliche Nachbearbeitung. Und ich bin ehrlich gesagt etwas überfordert, was ich machen soll.

Leichten Hall hinzufügen? Wenn ja, womit? Hab mir nen paar VST-Plugins angeschaut (über Audacity), da werd ich aber meistens mit Optionen und Schiebereglern so erschlagen, dass ich total überfordert bin.

Equalizer anwenden? Hatte mit Magix Music Maker mal nen "brillianten Equalizer" angewendet.. klingt schon brillianter, leider wird das Rauschen aber verstärkt und es ist teilweise so brilliant, dass es in den Ohren weh tut. Ich weiss einfach nicht, wie man da vorgehen soll, damit es gut klingt.

Wie lautet euer Kochrezept zur Nachbearbeitung? Wär toll, wenn ihr eure Vorgehensweise mal schildern könntet (z.B. dieses VST-Plugin, da dann die Einstellungen etc.). Würde mir (und vllt. auch anderen) sehr helfen!

Danke im voraus!

Viele Grüße,
Timm

Edit: Um das Grundproblem nochmal etwas zu umreissen: Grad als Anfänger denkt man halt doch oft "mehr ist mehr", also alles an Effektgedönse draufballern! Denke aber, das ist grad bei Akustikaufnahmen absolut tödlich. Ich weiss einfach nur nicht wieviel wovon, damits gut klingt!
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Harald
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Beitrag von Harald »

Ist wahrscheinlich jedesmal anders, was gut klingt, denke ich. Ausprobieren und dabei nicht das Original zerstören. Hör Dir am besten verschiedene Versionen an (mehrmals), denn was Dir beim ersten Hören gefällt, geht Dir vll. schon beim fünften Mal richtig auf die Nerven. Gerade bei Effekten hört man sich sehr schnell satt. Viel Glück bei der richtigen Wahl.
"... und hätte aber die Liebe nicht ..."

http://www.youtube.com/watch?v=N4kFCBIYDqA
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RB
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Beitrag von RB »

Mein allgemeinstes Kochrezept: Leicht Hall beifügen, aber so, daß man es nicht heraushört. Wenn ich das mache, wähle ich eine virtuelle Raumgröße, die einem Zimmer entspricht und drehe an den Knöpfen, bis der Effekt gerade mal so eben hörbar ist. Wenn es ein MP3 mir 128 Kbit/Sek werden soll, drehe ich noch einen Husch weiter, weil ich mir einbilde, daß die Umwandlung in MP3 vom Hall etwas "schluckt", ich kann es nicht anders sagen und das war es eigentlich.

Sollte die Aufnahme mal matt klingen, hilft bei meinen Aufnahmen meist, den Baßbereich ab 500 hz etwas anzuheben, aber auch nur ganz zurückhaltend. Mehr mache ich eigentlich nicht mehr.
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marcus
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Beitrag von marcus »

Hi Timm,

die beiden besten Instrumente zur Nachbearbeitung sitzen recht und links
an deinem Kopf, man nennt sie Ohren. :wink:

Wo siehst du denn Bearbeitungsbedarf bei Deiner Aufnahme?

Ich mach's sonst wie RB, wenig (wenig!) Hall drauf,
das rundet es ein wenig ab, und gut.

Hier noch ein guter allgemeiner Link zum Thema Recording:
http://www.tweakheadz.com
»A painter paints pictures on canvas.
But musicians paint their pictures on silence.«

Leopold Stokowski
-----
http://www.nonoise-online.de
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

Hallo Timm,

mein allgemeinstes Kochrezept ist wie das von Reinhard. Ich gebe minimalen Hall dazu und achte darauf, dass man ihn kaum wahrnimmt. In der Regel mache ich nicht mehr, weil das alles unnatürlich klingt.
Ich hoffe, dass das hilft.
Gruß, Troubadix
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Johnny
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Beitrag von Johnny »

oh meine herren..
nachdem ich mich gerade in das thema einarbeite ( es sind schauderhafte stunden ), kann ich noch weitere tips geben:

etwas komprimieren:
dadurch bekommst du mehr "kraft" in das instrument.

und nun zum hall:
da gibt es einen "preverb" ( kann sich auch anders nenne ). der ist dafür gut, dass der startzeitpunkt des hallsignals etwas hinter dem eigentlichen signal kommt. dadurch wird das eigentliche signal nicht vermatscht.
und nicht zuviel hall reinmischen.


eq:
das hilft ganz gut, der aufnahme etwas mehr schmackes zu geben.
unser richtgehör geht ja ziemlich auf frequenzen im sprachbereich ( also ca. 1- 5 khz ) ein. da kannst du viel machen. wenn du etwass die höhen zurückdrehst,d ann kommt es dir "ferner" vor ( auch in bezug auf den hall ) .
ansonsten such mal nach freien vst. und bei der homerecording-seite kann man auch einiges lesen und lernen..

lass deinem gehör pausen, also nicht stunden lang den gleichen abschnitt hören.

dann mal viel spass.. wir sind gespannt.
Johnny
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Timm
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Beitrag von Timm »

Danke soweit für die Tipps, haben mir geholfen :) Hab jetzt einiges ausprobiert und bin zur Erkenntnis gekommen: Ist wie bei den Frauen, nackt gefällt mir am besten!

In den nächsten Tagen gibt es dann das Lied zum Lauschen im MP3-Bereich!

LG, Timm
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clone
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Beitrag von clone »

Timm hat geschrieben:Danke soweit für die Tipps, haben mir geholfen :) Hab jetzt einiges ausprobiert und bin zur Erkenntnis gekommen: Ist wie bei den Frauen, nackt gefällt mir am besten!

In den nächsten Tagen gibt es dann das Lied zum Lauschen im MP3-Bereich!

LG, Timm
Hallo Timm,
ja, das kann ich nachvollziehen. Nach meiner Erfahrung ist es einfach so, dass sowohl ein Kompressor, als auch Hall eine wirklich gute Qualität haben sollten. Sonst nimmt es eher von der wärme und "echtheit" des Klangs. Audacity und Music Maker sind es da nicht so... .
Spong
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Beitrag von Spong »

RB hat geschrieben:Mein allgemeinstes Kochrezept: Leicht Hall beifügen, aber so, daß man es nicht heraushört. Wenn ich das mache, wähle ich eine virtuelle Raumgröße, die einem Zimmer entspricht und drehe an den Knöpfen, bis der Effekt gerade mal so eben hörbar ist. Wenn es ein MP3 mir 128 Kbit/Sek werden soll, drehe ich noch einen Husch weiter, weil ich mir einbilde, daß die Umwandlung in MP3 vom Hall etwas "schluckt", ich kann es nicht anders sagen und das war es eigentlich.

Sollte die Aufnahme mal matt klingen, hilft bei meinen Aufnahmen meist, den Baßbereich ab 500 hz etwas anzuheben, aber auch nur ganz zurückhaltend. Mehr mache ich eigentlich nicht mehr.
Oh, kannst du elaborieren, RB? Welche Software, Effekte et al, am allerliebsten Step by Step für Tumbe ? Das so grade zu hören schwebt mir auch grade als perfekt vor.

Das Thema wäre evtl. auch ein Tutorial wert ...
wuchris
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Beitrag von wuchris »

Grundsätzlich wäre erstmal interessant welche Gerätschaften du zur Aufnahme angewand hast. Also vom Mikro angefangen, über den Preamp (sofern vorhanden) bis hin zum Aufnahmegerät selbst.
Ist schon sehr entscheident.

Gruß
Chris
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RB
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Beitrag von RB »

Naja, bis vor einiger Zeit habe ich am PC mit Cubase aufgenommen und ein Audio-Technica Kondesatormikro angeschlossen. Das Mikro ging zunächst in einen Mini-Mixer von Behringer, der nur den Pegel anheben helfen und 48 V Phantomspeisung liefern soll.

Im Cubase habe ich dann gemischt und mit der Zeit immer deutlicher festgestellt, daß der ideale Ausgangszustand darin besteht, eine ordentlich ausgesteuerte, technisch gute Aufnahme zu haben. Durch den manchmal recht dichten Abstand vom Mikro - sowohl bei Stimme, als auch Instrument oft nur 20- 30 cm, geht der Raumklang ziemlich verloren. Daher habe ich leicht Hall als das Mittel der Wahl entdeckt, um den verlorenen Raumklang zurück zu bringen. Cubase hat da ein gutes VST Plugin das sich "Reverb 32" nennt und dankenswerterweise eine Reihe von Presets, die man per Mausklick anwählen kann. Es ist aber auch möglich allerlei Parameter einzeln einzustellen und sich so einen geeigneten Hall zurechtzubasteln.

Ich habe natürlich mit diesem Spiezeug herumexperimentiert und allerlei Effekte getestet, Chorus, Echo und was es da noch alles gibt. Gelegentlich habe ich eine leichte 1:2 kompression bei der Stimme und je nach Bedarf einigen Instrumenten verwendet, in der Regel aber nur bei Aufnahmen mit vielen Spuren. Wenn es nur ein paar Gitarren sind, klang es in der Tat meist am besten, wenn die Aufnahme schon etwas taugt und dann nicht mehr viel herumgeschraubt wird.

Damals schon habe ich gelegentlich auch aus Bequemlichkeit ein Lied mit Gitarrenbegleitung und Gesang einfach nur mit einem Mikro aufgenommen. Das waren Situationen, in denen es schnell gehen mußte und die Ergebnisse haben mich damals schon überrascht, es klang recht gut.

Später habe ich dann ein Micro BR von Boss gekauft, was den Vorteil hat, daß ich überall aufnehmen kann, auch wenn der Computer nicht in der Nähe ist. Die Aufnahmen überspiele ich als WAV-Datei auf den Computer und bearbeite sie in Cubase nach. Wiederum aus Bequemlichkeit habe ich in letzter Zeit meist das in das Micro-BR eingebaute Mikrophon verwendet.

Das ist also alles ziemlich minmalistisch, geht aber auch. Ich fand immer wieder, daß die Aufnahmen manchmal durchaus gut klangen (aufnahmetechnisch meine ich). Also einfache Mittel tun es manchmal auch. Und: Fast immer nur etwas Hall, manche Aufnahem sind ganz ohne Effekt geblieben.
Steelyard
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Beitrag von Steelyard »

Mixing ist wirklich ein weites Feld.
Ich mache das nun seit einigen Jährchen und lerne immernoch dazu.

Drei wichtige Werkzeuge beim Mixing sind: EQ, Kompressor, Hall.
Mit dem EQ räumst man zunächst den Mix auf, besonders im Bassbereich stören zuviele unnötige Frequenzen nur die Transparenz.
Generell kann man sagen, daß der Frequenzbereich unter 100 Hz lediglich für Bass bzw. Bassdrum reserviert sein soll.

Jedes Instrument (auch die Stimme) hat eine Eigenresonanz, die stört oftmals das Gesamtklangbild und sollte rausgefiltert werden.
Dazu benutzt man einen EQ, den man sehr schmalbandig einstellen kann, erhöht den Gain ziemlich extrem und fährt durch die Frequenzen.
Dort, wo es unangenehm dröhnt oder pfeifft, absenken.

Kompressor ist wichtig, um zu extreme Dynamikschwankungen auszugleichen, weniger ist dabei immer mehr es sei denn, gewollt als Effekt eingesetzt.

Zum Schluß der Hall.
Der ist, auch im Zusammenhang mit EQ und Komp., wichtig für die sogenannte Tiefenstaffelung, also welche Instrumente sollen nach Vorne, welche mehr nach Hinten rücken.

Das war jetzt kurz und knapp und sehr allgemein angemerkt.
Wie gesagt, Mixing ist ein weites Feld.
Gruss Frank
Timm
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Beitrag von Timm »

Und nochmal danke für die Tipps ;) Aufgenommen hab ich mit einem Tascam US-144 Preamp und einem MXL 603s Kondensatormic.

Die Aufnahme gibts übrigens jetzt, wie versprochen, hier zu hören (komplett nackt, ohne Nachbearbeitung):

http://www.fingerpicker.de/forum/viewto ... 0938#70938

Ist meine erste Aufnahme mit dem Equipment, muss da wohl noch was üben. Aber das wird hoffentlich mit der Zeit :) Ist wirklich ne Wissenschaft für sich!

Grüße,
Timm
Steelyard
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Beitrag von Steelyard »

Klingt doch schon ganz gut.

Hab`u.a. auch ein MXL Paar Daheim.
Die klingen halt etwas harsch in den Höhen, ist bei dem Preis aber leider auch nicht anders zu erwarten.

Da ist noch `ne leichte Dröhnfrequenz zu hören, ich tippe mal so um 120 Hz herum.
Dort mal mit `nem EQ etwas absenken.

Für derartige Solosachen würde ich mal mit zwei Mikes arbeiten.
Ein Mike so etwa auf Höhe des 12. Bundes richten (leicht anschrägen in Richtung Schalloch), das Zweite in Stegnähe.
Dabei gilt es auszuprobieren, wo`s am besten klingt.
Die beiden Spuren dann leicht auseinander pannen, aber nicht zu extrem, dat klingt unnatürlich.
Wenn Du einen Komp einsetzt, wähle die Attackzeit nicht zu kurz, denn jedes Saiteninstrument hat eine Einschwingphase, die durch zu kurze Regelzeiten gekillt werden würde, also mind. 20 ms sollten es schon sein.
Gruss Frank
Spong
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Beitrag von Spong »

RB, nochmal viel Dank für die Beschreibung. Cubase also ...
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