Minitest: Akustikpickups mit Soundbeispielen

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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Rolli
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Minitest: Akustikpickups mit Soundbeispielen

Beitrag von Rolli »

Zur Zeit nutze ich 3 Akustikgitarren, die wie folgt bestückt sind und alle haben ihre Berechtigung:

1) Mcilroy ASP30C mit Fishman Martrix Ellipse Blend, also Piezo und Schwanhals Kondensor Mikrophone. Das Allroundersystem! Klingt mit 40-50% Mikroanteil recht natürlich und frisch, der Piezo hat nur wenig nörgelnde Mitten und klingt auch nicht künstlich. Das Mikro lässt sich dank Schwanenhals super ausrichten und je nach Bühnensituation bis zu 80% dazumischen. Mir reichen aber die 40-50% vollkommen, dann bleibt es auch recht feedbackfrei. regelbar ist die Lautstärke, der Mix zwischen Mic/Piezo und ein Phasenschalter, Intern kann man noch eine Bassanhebung aktivieren.

2) Mcilroy A30C mit LR Baggs Anthem SL, auch ein Piezo (Element) und verschaltes Mikro unter dem Steg eingebaut. Klingt am natürlichsten, ist allerdings unfassbar ehrlich und das kann je nach Tagesform nicht nur positiv sein. Ist leider etwas feedbackanfälliger. Der Element Piezo klingt sehr natürlich, schluckt aber ein ganz klein wenig Dynamik, bauartbedingt wegen des weichen Coaxschlauches. Ist aber im Flohustbereich und für eine Bühnengitarre voll akzeptabel. Regelbar ist die Lautstärke und Sensivität des Mikros.

3) Maton EBG808TE mit dem werkseigenen APMIC, auch Piezo und ein kleines Kondensor Mikro. Das Mikro hat kaum Klangeinfluss, dient eher dazu perkussives Spiel zu unterstützen und etwas Luftigkeit mit ins Spiel zu bringen. Der Piezo klingt ok, aber nicht sehr natürlich. Dafür ist das System sehr feedbackfest. Regelbar sind EQ (Treble, Bass und seperat die Mitten), Vol, Mikrolevel

4) Ich hatte noch eine Veelah mit Fishman presys + Blend, ebenfalls Piezo und Mikro. Klingt auch recht gut, nicht ganz so doll wie das Ellipse System aber doch wirklich sehr gut und brauchbar. Das Mikro hat einen Anteil am Soundbild ist aber nur bis max 20% zumischbar, dann wirds gefährlich. Sehr luxuriöse Regeleinheit, Vol, Mikrolevel, Notchfilter, 3band EQ, Phasenschalter, Stimmgerät.



Nun noch Soundbeispiele. Habe mal versucht jeweils das gleiche Zeugs reinzuschrabbeln. EQ war überall gleich neutral am AER Compact 60/2 eingestellt. Ich habe dann einfach ein Zoom 4HN davorgestellt und so hat man evtl. einen kleinen Eindruck wie das über Amp klingt. Klaro - kein Hall drin.


Kandidat 1: Fishman mit Mcilroy
http://www.akustik-gitarrist.de/akustik ... oads/1.mp3

Kandidat 2: LR Anthem mit Mcilroy
http://www.akustik-gitarrist.de/akustik ... oads/3.mp3

Kandidat 3: APMIC mit Maton
http://www.akustik-gitarrist.de/akustik ... oads/2.mp3
Schöne Grüße, Rolli
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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

Danke für die Beispiele, Kandidat 2 gefällt mir am besten, ob das allerdings natürlich klingt, kann ich nicht beurteilen, da ich ja das Ganze unverstärkt nicht hören kann. Auf jeden Fall ist es ein schöner Sound.
Deerbridge Hare's Bell
Fayol
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Re: Minitest: Akustikpickups mit Soundbeispielen

Beitrag von Fayol »

mr335 hat geschrieben:Zur Zeit nutze ich 3 Akustikgitarren, die wie folgt bestückt sind und alle haben ihre Berechtigung:

...
Nun noch Soundbeispiele. Habe mal versucht jeweils das gleiche Zeugs reinzuschrabbeln. EQ war überall gleich neutral am AER Compact 60/2 eingestellt. Ich habe dann einfach ein Zoom 4HN davorgestellt und so hat man evtl. einen kleinen Eindruck wie das über Amp klingt. Klaro - kein Hall drin.

...
herzlichen dank für deine mühe und meine respekt.... :r:

endlich....
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Erstmal : Du spielst sehr sauber !
Dann gefällt mir Nr. 2 auch am besten.
Nr. 3 geht fast als Konzertgitarre durch, aber auch nicht schlecht.
V.H.
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Fidelio
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Beitrag von Fidelio »

Hi Rolli,

super Idee. Man kann sich anhören & vergleichen , wie des Meisters Gitarren angestöpselt klingen.

Maton (3) und Mcilroy A30C (2) sind für mich gleich gut, die erste Aufnahme ist etwas, minimal flacher -finde ich. Die Aufnahme mit Mcilroy A30C kling vielleicht edler als Maton, aber Maton klingt dafür homogener. Zu oft kann man aber die Aufnahmen nicht hören ..sonst ändert man womöglich noch die Meinung.

Fidelio
Zuletzt geändert von Fidelio am Do Jun 21, 2012 8:39 pm, insgesamt 1-mal geändert.
TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Was ein bisschen schade ist, ist, dass #3 so stark verrauscht ist und irgendwie die Höhen etwas beschnitten sind.
Vom Sound her ist das aber für mich mit Abstand die natürlichste und ausgeglichenste Aufnahme.

Bei #1 fehlen mir persönlich ziemlich massiv die Bässe. Den Piezo hört man schon ziemlich raus find ich.
Letzteres ebenso bei #2.

Achtet mal auf die lauten Töne in der zweiten Hälfte der Soundbeispiele. Da hört man den Piezo knacken. Das ist bei #3 deutlich angenehmer.

Insgesamt würd ich mir wohl ne Mischung aus #2 und #3 wünschen, oder #3 mit mehr Höhen.

Inwiefern da jetzt die Gitarren reinspielen, kann ich nur vermuten. Die Maton hatte ich zwar schonmal in der Hand, ist aber schon ewig her und die McIlroy kenn ich gar nicht.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

TorstenW hat geschrieben:Was ein bisschen schade ist, ist, dass #3 so stark verrauscht ist und irgendwie die Höhen etwas beschnitten sind.
Vom Sound her ist das aber für mich mit Abstand die natürlichste und ausgeglichenste Aufnahme.
Ja, mir ist auch aufgefallen, dass der PU von Maton etwas rauscht. Hatte ich auch dem Support geschrieben. Mhhhh......aber die Höhen beschnitten...nööö, überall gleich und ich finde ja die Maton hat zuviel Höhen. Aber jedes Ohr ist anders :)

Danke fürs Lauschen!

PS: Noch ein wichtiger Aspekt dieser Pckup Geschichte, der bisher kaum beachtet wird. Je nach Pickup und Response desselben hat mein ein anderes Spielgefühlt. D.h. man nimmt sich bei sehr direkt reagierenden PUs vielleicht etwas zurück und bei manchen die eher verhalten daherkommen, lang man mehr zu und spielt mit mehr "input".

Live fühle ich mich mit Kandidat 1 am wohlsten, aber das ist sehr subjektiv weil es meine Lieblingsgitarre ist!
Schöne Grüße, Rolli
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agustinamigo
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Beitrag von agustinamigo »

Schöner Vergleich, Rolli. Vielen Dank! Ich habe in einer meiner beiden IndianRose einen Fishman Ellipse einbauen lassen, ich durfte ja selbst in Bechtolsheim erleben wie gut Deine McIlroy mit diesem Pickup live klingt :-) 40% Mic anteil finde ich übrigens beachtlich. Ich komme mit dem Seymour Duncan MagMic auf höchstens 20% Mic-Anteil vor Feedback. Beim Gitarrenzauber Konzert in der Halle musste ich sogar runter auf 10%.

#1 und #3 gefallen mir am besten.
#2 klingt etwas spitz, metallisch. Für mich ist das die Art von Klang die man die erste Minute vielleicht noch ganz ok findet, aber auf Dauer anstrengend und ermüdent für die Zuhörer, für den Spieler als zu ehrlich empfunden wird. Ein Teufelskreis.

Bei #1 finde ich den Klang genau richtig. Was mit einem kleinen AER Verstärker den Eindruck auf wenig Bässe macht, klingt meistens dann über die PA genau richtig. Gerade die tiefen Bässe und spitze höhen werden über die PA deutlicher, der Sound wirkt dadurch grösser. Gerade bei #2 und #3 mit PA besteht die Gefahr, dass die Anthems noch ein Tick agresiver, die Matons ein Tick matschiger klingen. Tommy Emmauel lässt sogar im 2-3 kHz Bereich das EQ weit hoch drehen, um mehr Präsenz im Sound zu haben, damit seine Melodielinien nicht im breiten Alesis Midiverb verwässert untergehen (Hat er selbst in einem Workshop gesagt) Ich vermute eine solche EQ Einstellung würde bei dem kleinen AER und ohne Reverb dünn klingen.
LG, Agustin
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Toll wie verschieden die Meinungen sind. Aber - ich bitte zu beachten, dass ja am Amp keine Einstellungen vorgenommen wurden, um den Klang für die einzelne Gitarre zu optimieren, da wäre also in allen 3 Fällen noch viel Spielraum.
Schöne Grüße, Rolli
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Danke lieber Roli für diesen Aufwand. Ich werde mir das mal in Ruhe zu Gemüte führen, obschon ich jetzt endlich sagen kann, dass ich mit meinen Pickups halbwegs zufrieden bin. Zwei der von dir getesteten sind ja wieder aus den Gitarren herausmontiert worden, so gesehen also .... :)
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Pappenheim hat geschrieben:Danke lieber Roli für diesen Aufwand. Ich werde mir das mal in Ruhe zu Gemüte führen, obschon ich jetzt endlich sagen kann, dass ich mit meinen Pickups halbwegs zufrieden bin. Zwei der von dir getesteten sind ja wieder aus den Gitarren herausmontiert worden, so gesehen also .... :)
Das ist doch ganz wunderbar. Es kommt ja eh vorallem auch darauf an, wie man den Pickup und die Gitarre füttert, also auf die Spielweise. Ich bin ja eh so ein Weichei-Mädchen Musiker und zupfe recht zart. Und da sind mir relativ sensitive Systeme ganz lieb. Jeder schwört da auf was anderes. Und das ist auch gut so.
Schöne Grüße, Rolli
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scifi
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Beitrag von scifi »

agustinamigo hat geschrieben: #1 und #3 gefallen mir am besten.
#2 klingt etwas spitz, metallisch. Für mich ist das die Art von Klang die man die erste Minute vielleicht noch ganz ok findet, aber auf Dauer anstrengend und ermüdent für die Zuhörer, für den Spieler als zu ehrlich empfunden wird. Ein Teufelskreis.
Ich könnte mir vorstellen, dass bei Mahagoni-Bodies der Anthem gefälliger klingt. (Rollies Mc's sind glaube ich Palisander).
In meiner Furch mit Palisander-Body habe ich den auch und dort werden meinem Ohr nach genau die gleichen Präsenz-Frequenzen besonders betont. Ein wenig wie bei den mit bekannten AKG-Mikros.
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