Für unsere kleine Truppe (bisher 3x Gitarre, alle mit Gesang mit Wunsch nach Cajon und Bass) brauchten wir einen Mischer. Ich hatte eine Fender Passport Kompakt-PA, die soweit klanglich und lautstark genug über nur 4 "richtige" Eingänge verfügt plus zwei Stereo-Eingänge, die man evtl hätte mißbrauchen können. Aber auch die wäre ja spätestens beim nächsten erforderlichen Eingang am Ende gewesen.
Zudem war die Klangregelung wirklich nicht mehr zeitgemäß. Nur ein Einknopf-EQ, kein Kompressor, nur ein Reverb... da musste was zeitgemäßes her.
Nach reichich Recherche habe ich mich für ein Behringer X32 Rack entschieden. Preislich noch gerade akzeptabel mit 1475 € und allen von mir gewünschten Features (und noch viel mehr).
Meine Anforderungen waren:
16 Eingangskanäle
Dynamics
Reverbs bzw sonstige Effekte
Recordingfähigkeit
Bedienung per Notebook und/oder Smartphone/Ipad
Insgesamt gute Akzeptanz am Markt (um keine Risiken einzugehen)
Das alles und noch viel mehr fand ich im Behringer X32 Rack.
Es gibt
16 Midas-designed Preamps
6 weitere Klinkeneingänge
jeder Kanal mit 4-fach parametrischem EQ und Dynamics (Gate, Kompressor, die Mikroeingänge mit einzeln schaltbarem Phantompower)
reichlich Routingmöglichkeiten für Subgruppen, Effektwege etc, alles kann nahezu überallhin geroutet werden, man ist da sehr frei.
8 Effektslots und ca 15 verschiedene Effekte (hab sie nicht gezählt, sind eh mehr als ich brauche)
Recording sowohl per USB-Stick als Stereosumme als auch aller Kanäle pre-Fader (über einen anderen USB-Port), also genau was reinkommt, wenn es nicht vor dem Mischpult durch irgendein Gerät bereits beeinflusst wird.
Dann gibt es noch 6 "Aux"-Ausgänge, 8 Ausgänge, USB für Computer, LAN und einen speziellen Ausgang (auch Netzwerkzeugs) für Monitoring, wo jeder Musiker mit einem eigenen Minimixer (spezielles Gerät, irgendwo bei 200 €) sich seinen eigenen Mix aus 16 Kanälen machen kann und noch so ein futuristischer Anschluß, wo man alles zu einem anderen Mischer schicken könnte oder zusätzliche Eingänge anschliessen, ebenfalls irgendwie Netzwerktechnik.
Ich nehme mal an, nicht allzuviel vergessen zu haben... die Möglichkeiten scheinen einen schier zu erschlagen. Aber man muss ja nicht alles nutzen nur weil es möglich wäre...
Das Gerät kann ohne jeden Fader per Druck- und Drehknöpfe bedient werden mit einem Display auf dem man alles gut sehen kann. Aber diese Knöpfe habe ich so gut wie nicht benutzt.Ich habe ein ausgedientes Notebook dran und einen Router dazwischen, mit dem per WLAN auch mein Smartphone mit einer kleinen Software zum Fernbedienen verbunden ist. (Diese Smartphone-Software stammt nicht von Behringer. Die PC-Software schon und eine Ipad App gibt es auch, die mehr kann als meine Smartphone-App.)
Ich bediene es hauptsächlich per Notebook (viele sagen Laptop dazu, daran kann ich mich nicht gewöhnen). Die Software ist übersichtlich und jemand, der schonmal mit DAWs gearbeitet hat kommt da schnell mit zurecht. Leider gibt es nur minimal sowas wie Handbuch. Das stört mich allerdings nicht, die wichtigsten Dinge habe ich schnell mit YT-Videos kennengelernt.
Achso.. der ganze Mischer wiegt 6.5 Kilo, ist bei mir in einem zufällig da vorhandenen etwas zu großem Rack mit Rollen untergebracht.
Einen einigermaßen stimmigen Sound hinzukriegen (laut Mitspielern) war ziemlich einfach, kleinere Nachregelungen bzgl Lautstärke mache ich per Smartphone.
Aber jetzt kommt der Hammer... ich hatte letzten Samstag die Probe mitgeschnitten (mit demselben Notebook, mit dem ich das Pult bediene). Und gestern habe ich mir eine Stunde Zeit genommen, einen "virtuellen Soundcheck" durchzuführen. Also alles Aufgenommene durch dieselben Kanäle zu schicken, vor denen (pre-Fader) sie aufgenommen worden waren. Und jetzt konnte ich in aller Ruhe jeden einzelnen Kanal hören und anpassen und auch die Verhältnisse der einzelnen Kanäle zueinander. Das war schon ein besonderes Erlebnis, denn was dabei herauskam war weit besser als das, was meine Kollegen ja vorher schon gut fanden. Und das kann man natürlich alles speichern und abrufen. Bis zu 100 verschiedene sogenannte Szenen, die wir derzeit natürlich nicht brauchen, weil sich bei 3 Gitarren mit Gesang nicht viele Gründe ergeben, verschiedene Einstellungen zu brauchen. Bisher nicht...
Wer mal am Computer eine Aufnahme gemischt hat, der hat eine Idee davon, wieviel feine Änderungen am Gesamtklang bewirken.
Natürlich ist das X32 irgendwie völlig überdimensioniert für uns. Das kann Dinge, die wir wohl erstmal nicht benötigen. Zählt man aber allein das zusammen, was wir (bzw ich) wollte(n), dann käme man auf mehrere Geräte mit einem Gesamtpreis jenseits der Summe, die ich bezahlt habe.
Fader brauche ich nicht, die sind auf meinem Smartphone. Und wann braucht man die als Selbstmischer überhaupt mal? Kaputt gehen die auch nicht, weil es sie erst gar nicht gibt...
Meiner Meinung nach ist das Gerät eine eierlegende Wollmilchsau. Nur spielen muss man noch selber. Wer eine kleine bis mittlere Gruppe "von der Bühne aus" mischen will/muss, der dürfte mit diesem Gerät bestens bedient sein. Den "Soundcheck" macht man einfach virtuell und wenn man vielleicht mal eine Spielpause hat, kontrolliert man mit dem Ipad seinen Mix mitten aus dem Saal heraus...
Aber so weit sind wir noch nicht, wir spielen noch unter (gleichbleibenden) Proberaumbedingungen.
Behringer X32 Rack (erste Erfahrungen)
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Meiner Meinung nach ist das Gerät eine eierlegende Wollmilchsau.

Für mich ist der größte Spaß, dass ich meinen in-ear-sound übers smartphone selbst mischen kann. Das ist unglaublich angenehm, spart unterwegs Zeit und schont Nerven.
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