Saitenlage/Saitenabstand für Fingerpicking/Fingerstyle

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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vanhalen
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Saitenlage/Saitenabstand für Fingerpicking/Fingerstyle

Beitrag von vanhalen »

Moin Männers...und Frauen...ich habe mal eine Frage zum Setup einer Westerngitarre, insbesondere zum Fingerpicking.
ich habe mich durch diverse Foren gelesen und insbesondere auch mal eine Aussage von dem guten Eltjo Haselhoff aufgeschnapt, der im 12. Bund nicht einmal eine 2 Cent Münze zwischen saiten und Bunddraht durchschieben kann, ohne dass die Saite nach oben nachgibt :shock:
ich wollte da mal in die Runde fragen, wie ihr Euer Saitensetup gestaltet habt.
Als bisher "nur" E-Gitarrist, kenne ich natürlich auch flachere Saitenlagen, aber da konnte ich das Setup selbst gestalten, insbesondere auch hinterher mit der Intonation etc.
Wie man bei der Westernklampfe eine extrem flache Saitenlage erreicht, ist mir schleierhaft, sowohl physikalisch als auch handwerklich.
bei einer flachen Saitenlage müssten die Saiten doch beim lockeren Strumming schon scheppern wie die berühmte Sau :lol:
Zur Info: Ich spiele eine Cole Clark FL2A Dreadnought.
Danke und Gruß
Stephan
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RB
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Beitrag von RB »

vanhalen, die Einstellung wird an drei Stellen vorgenommen:

1. Halseinstell-Stab (Trussrod)
Der Einstellstab dient der Einstellung der Halskrümmung (relief). Er ist nicht für die Einstellung der Saitenlage vorgesehen, sondern hat Auswirkungen auf die Saitenlage nur als Nebeneffekt. Die erwähnte Krümmung sollte vorhanden sein, damit die Saiten etwas Raum zum Ausschwingen haben.

2. Stegeinlage (Saddle)
Die Höhe der Stegeinlage dient der Einstellung der Saitenlage. 2 mm weniger Stegeinlage = ca. 1 mm weniger am zwölften Bund. Die Stegeinlage wird herausgenommen und plan von unten abgeschliffen.

Man sieht eine Verwirrung der Begriffe, denn das, was bei uns Sattel heißt, heißt bei den Anglophonen "nut", das, was bei denen "Saddle" heißt, wird bei uns Steg bzw. Stegeinlage genannt.

3. Sattel (Nut)
Die Saiten sollten nur geringfügig höher über den Sattel laufen, als der erste Bund. Test: Saite am 3. Bund niederdrücken und den Raum zwischen Unterkante der Saite und der Oberseite des Bundes prüfen. Hier sollte nur ein Haar hineinpassen.

Die Einstellung am Sattel setzt voraus, daß man über passende Feilen verfügt, denn der Sattel ist eingeklebt und wird üblicherweise eher durch Nachfeilen der Nuten, als durch Herausbrechen, unten Abfeilen und wieder einkleben eingestellt. Auch gehört Erfahrung dazu, sauber zu feilen, not to overdo it und so zu feilen, daß die Auflage am griffbrettseitigen Ende des Sattels endet und nicht durch einen falschen Auflagepunkt unbeabsichtigt die Mensur verlängert wird.

Spezifikationen
Diese Spezifikationen stammen entweder von C. F. Martin oder von Frank Ford, dessen Website www.frets.com einen Besucht wert ist.

Setup als Saitenhöhe am zwölten Bund

Niedriges Setup
tiefe E-Saite: 2,4 mm
hohe e-Saite: 1,6 mm
relief: 0,3 mm

Hohes Setup
tiefe E-Saite: 3,2 mm
hohe e-Saite: 2,4 mm
relief: 0,6 mm

Das Niedrige Setup neigt eher zum Scheppern, wenn man stark spielt, ist dafür leichter bespielbar. Das hohe Setup ist etwas für Leute, die laut sein wollen, Bluegrass beispielsweise. Die von Dir zitierte Verfahrensweise )2 ct Münze) deutet auf eine extrem niedrige Saitenlage hin, die meines Erachtens für andere Spielweisen, als Fingerstyle wenig taugen wird. Ich habe eine gebrauchte, die rundum verstellt war, mit den Werten des hohen Setup eingestellt und spiele darauf alles, sowohl Plektrum, als auch Fingerstyle. Allerdings spiele ich Fingerstyle recht kräftig und Plektrum eher mittelstark, so daß das ganz gut paßt.
Zuletzt geändert von RB am Di Jan 28, 2014 12:22 pm, insgesamt 3-mal geändert.
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ralphus
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Re: Saitenlage/Saitenabstand für Fingerpicking/Fingerstyle

Beitrag von ralphus »

vanhalen hat geschrieben: Wie man bei der Westernklampfe eine extrem flache Saitenlage erreicht, ist mir schleierhaft, sowohl physikalisch als auch handwerklich.
Da würde ich Dir erstmal empfehlen, nicht selbst ranzugehen.

Unser Forenmitglied

Girtarrenmacher wohnt bei Dir umme Ecke https://goo.gl/maps/HRDHt - hier seine Webseite http://www.gitarrenmacher.de/

Christian hat "hier" schon einigen geholfen!
Viele Grüße

ralphus
vanhalen
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Beitrag von vanhalen »

Hallo ralphus,
vielen Dank für den Tip.
Und NEIN, da gehe ich nicht allein bei, bei meinen E-Gitarren konnte ich das "blind", aber eine Akustikgitarre ist da ja ein ganz anderer Schnack.
da ich meine Gitarre ja neu beim Händler meines Vertrauens gekauft habe, der auch Instrumentenbauer ist, gehe ich erst einmal dahin, da die Gitarre sozusagen noch ihren "Endschliff" (Bünde, etc.)bekommt.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Um die Sattelkerben nicht zu tief zu feilen, kann sich ein Messfühler (aus dem Kfz-Bereich) als "Sicherheits-Unterlage" eignen. Die Höhe des ersten Bundstäbchens messen, dann als "Aufschlag" den benötigten Abstand zuaddieren und eine entsprechende Messfühlerstärke vor dem Sattel auf dem Griffbrett befestigen. Das dient dann als Tiefenanschlag.
Sowas gibt's auch hier fertig zu kaufen, dann sieht man, was ich meine.
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

vanhalen hat geschrieben:...
da ich meine Gitarre ja neu beim Händler meines Vertrauens gekauft habe, der auch Instrumentenbauer ist, gehe ich erst einmal dahin, da die Gitarre sozusagen noch ihren "Endschliff" (Bünde, etc.)bekommt.
Klar Dein (Drogen-)Dealer ist natürlich in dem Fall der Ansprechpartner der ersten Wahl. ;-)
Viele Grüße

ralphus
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

vanhalen hat geschrieben:...bei meinen E-Gitarren konnte ich das "blind", aber eine Akustikgitarre ist da ja ein ganz anderer Schnack.
Ja, leider, wem sagst du das. E-Gitarren lassen sich auf Grund der Metallteile an der Brücke zehnmal leichter einstellen als diese dreimal verfluchten Holzdinger... :?

Dass da noch keiner was besseres erfunden hat als den vermaledeiten Holzsteg samt der doofen Einlage, die eh nie gescheit passt... :?
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clone
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Beitrag von clone »

Pappenheim hat geschrieben: Dass da noch keiner was besseres erfunden hat als den vermaledeiten Holzsteg samt der doofen Einlage, die eh nie gescheit passt... :?
Ach, bin mir sicher Bob Taylor oder Yamaha haben da schon lange etwas (in der Schublade).
stringbound
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Beitrag von stringbound »

clone hat geschrieben:Ach, bin mir sicher Bob Taylor oder Yamaha haben da schon lange etwas (in der Schublade).
Bob Taylor hat unter seinen Hälsen Einlagen, durch deren Wechsel Halswinkel und Saitenhöhe verstellt werden können.

Hier hat sich jemand sich die Einlagen für den NT-Neck selber gefräst, da ein Wechsel der Einlagen bei Taylor nicht gerade günstig ist: http://www.youtube.com/watch?v=e3Q6lJCh-1U
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Ich spiele tiefe E-Saite 2,5 mm Unterkante Saite zur Oberkante Bundstäbchen am 12ten Bund und 2,0 mm für die hohe e-Saite nach der gleiche Methode gemessen und finde das für Fingerstyle sehr gut. Für Plektrum-Strumming würde ich höher gehen, da hier die Sdaiten stärker ausgelenkt werden. Wichtig ist auch die Tiefe der Sattelkerben. Die sind aber sehr schwierig richtig einzustellen. Ich lasse mir die Einstellung immer vom Gitarrenbauer meines Vertrauens machen mit dem ich sehr zufrieden bin. Häufig verbinde ich diese Aktion damit, Stegeinlage und Sattel von Plastik auf Knochen zu ändern. Beim Sattel wäre es nicht so wichtig, bei der Stegeinlage aus Plastik graben sich die Saiten zu stark ein.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Lewin hat das schon vor Urzeiten gemacht. Wundert mich, dass das niemand übernommen hat.
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