Eingespielt

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

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Dex
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Eingespielt

Beitrag von Dex »

Mal was anderes: Ich lese immer wieder vom Begriff des Einspielens von Saiten. Im Prinzip kann ich das ein wenig nachvollziehen, obwohl ich denke, wenn man die Saiten richtig aufzieht bedürfen sie auch keines Einspielens.
Aber mir fällt auf, dass das Wort auch immer wieder im Zusammenhang mit Klang benutzt wird.
Ich selbst bin echt froh, wenn ich neue Saiten habe, weil ich den brillanten Klang sowohl gerne höre als auch spiele, denn man kann mehr damit machen als mit alten Saiten. Und spätestens nach drei Wochen kommen die alten runter. Teilweise sagen manche Leute, sie hätten ihre Saiten schon seit Monaten drauf.
Ist es wirklich so, dass ich da eher die Ausnahme bin mit meiner Liebe zum hellen Klang, oder gibt es noch mehr solche Freaks? :shock:
Also, was war noch mal Trumpf?
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Ach was - Saiten ruppe da und dann ist erst mal wieder gut für mind. drei Monate - so lange lasse ich idR die Täue drauf auf meiner Hauptgitarre, ich nehme Elixir-Saiten (jetzt in den Ferien ca. 2 - 5 Stunden Spielzeit / Tag). Leider geht auch denen der schöne brillante Ton irgendwann verloren...das nehme ich in Kauf, da ich den Saitenwechsel als extrem nervig, störend empfinde. Zum Glück halten die E. recht lange den für mich feinen Ton, mein Wechselintervall von ca. drei Monaten ist für mich vertretbar. Wenn ich wirklich Lust am Wechseln (& entsprechende Kohle für so viele gute Saiten...) hätte würde ich sicher auch häufiger wechseln.

Bei meinen anderen Gitarren, insbesondere den E-Gitarren, bleiben die Dinger drauf bis sie reißen. ;) Ich habe bei E-Gitarre in Sachen Saiten noch nie einen Unterschied gehört - der Sound wird da mMn maßgeblich von Vor- und Endstufensetup gemacht.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Ich benutze keine beschichteten Saiten, weder Elixir noch Martin SP+ noch irgendwelche anderen, sondern ganz normale Bronze- bzw. PB-Saiten (je nach Gitarre).

Und wie Dex nehme ich viel gespielte Saiten nach einigen Wochen runter und ziehe neue auf. Manchmal schon nach zehn Tagen, meistens aber nach drei oder vier Wochen.
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uwesemmelmann
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Beitrag von uwesemmelmann »

Neu aufgezogene Saiten... wäh!

Ich mag die extremen Höhen dann nicht und meistens klirren die Dinger auch noch, bis sie sich etwas eingeschwungen haben.

Für klanglich optimal halte ich Saiten nach ca. 5 Spielstunden.

Aufgezogen lasse ich meine Lieblingssaiten (Wyres P.B.) bei stärkerer Beanspruchung meist ca. 4-8 Wochen. Die Wyres halten den Klang (fast) vollständig.

Bei E-Gitarren ist's wirklich sch...egal. Auf meiner George Benson habe ich seit 2 Jahren die selben Saiten drauf...
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hallo dex,

saiten eingespielt heißt nicht abgenudelt. bei einer nylonstring ist es ziemlich deutlich zu hören, dass die saiten erst nach einigen stunden meist sogar 1-2 tagen ihren "richtigen" klang entfalten, dumpf mag ich es auch nicht, normalerweise bin ich ein "mindestens vor jedem gig wechsler". besonders bei der e-gitarre habe ich das immer gemacht, schon allein um saitenreißen vorzubeugen und weil die gitarre einfach besser stimmt, die flageoletts besser kommen, etc., etc., doch brauchen auch die e-gitarren saiten ein paar stunden um sich zu setzen. ganz frisch mag ichs auch nicht.

in einem anderen beitrag schrieb ich ja, wie mir dieser effekt des einspielens mit den martin sp4100 auffiel. natürlich klingen die saiten nach 2 tagen immer noch neu, aus meiner sicht aber jetzt besser als direkt nach dem aufziehen.

ein physikalischer akademiker kann das sicher genau erklären, ich kann da nur vermuten.

die saiten dehnen sich ja noch und an den auflagepunkten wird langsam die zugkraft die biegesteifigkeit der saite besiegen. sie wird sich noch etwas senken. was auch das spielgefühl verbessert. auch eine stahlsaite hat einen gewissen gummieffekt, das heißt man kann sie etwas dehnen und sie zieht sich von selbst wieder zusammen, ich weiß von unserer stanzerei das man diesen effekt sogar berechnen kann und muss damit man hinterher das entsprechende maß hat.

irgendwann ist aber das material ermüdet, es ist nicht mehr elastisch. die saite ist kurz vor dem reissen und klingt nicht mehr lebendig. manche stellen sind mehr ausgezogen als andere, dadurch verlier sie ihre BUNDREINHEIT (!).

zwischen diesen beiden zuständen (nagelneu und abgenudelt) gibt es einen punkt bei dem die saite gut klingt, das ist eine geschmacksfrage wo der punkt für den spieler liegt, ich mag wie du ziemlich frische saiten andere mögen eher schon das ende der gutkling-phase.

da ich heute kaum noch feuchte hände beim spielen habe halten bei mir die umwickelten saiten länger als früher. sie setzen sich weniger zu. die höhen sind nämlich vom dreck in den rillen weg und nicht weil das material schon fertig ist. und genauso funktionieren die beschichteten, sie halten nur scheinbar länger als normale saiten, in wrklichkeit halten sie diese nur sauber, mit dem effekt, dass die ummantelung eben von anfang an die saite dämpft und etwas schwerer ansprechbar macht. so richtig offen wie unbeschichtete klingen sie nicht, einige frequenzen sind von anfang an gedämpft. dafür haben sie den vorteil sehr lange in der zweiten phase relativ frisch zu klingen. am ende sind sie schlagartig fertig, eben dann, wenn das material seine grenze erreicht hat, bei anderen saiten bekommt man das meist nicht mit weil man sie aus klanglichen gründen wechselt. wir haben früher die saiten ausgekocht und sie klangen wieder frisch, natürlich hat sich daurch die lebensdauer nicht erhöht. viele meinten durch das auskochen würden sie schneller reissen. in wirklichkeit war nur der materialermüdungspunkt schon bald erreicht. man kann den klang durch reinigung wieder verbessern, die lebensdauer der saite jedoch nicht verlängern. die ist abhängig von der materialqualität und der spielweise.

also ganz klar - eine saite muss sich def. setzen und einschwingen, diesen punkt hört UND fühlt man.

übrigens: als ich vor kurzem mit den nylonstring anfing, habe ich mich sehr über das tagelange nachstimmen bei diesen modernen carbonsaiten geärgert, bis ich erfuhr dass sich dieses material im laufe der setzphase noch bis zu 6 cm ausdehnt (!), dann sind diese saiten aber über einen langen zeitraum sehr stimmstabil. kurz vorm gig neue aufziehen kann man hier allerdings vergessen, das muss man schon planen. das ist tatsächlich eine etwas andere baustelle.
Salud a Familia
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Dex
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Beitrag von Dex »

Hallo Herigo,

danke für die ausführliche Antwort. Ja bei den Nylons zieht sich das im wahrsten Wortsinn hin -nervt etwas. Da gehts aber mehr ums Stimmen, weniger ums Klingen.
Bei Stahlsaiten ist mir das noch gar nicht aufgefallen mit dem Klang. Sicher, beim Schwingen wird wechselweise Zug auf die kritischen Stellen (Mechanik, Stegeinlage, Pins) ausgeübt. Erst wenn die Federwirkung eines Knicks nicht mehr ist -dieser also perfekt geknickt ist- kann die Saite sie selbst sein. Bei Nylons sicher sehr schnell erledigt. Bei Stahl heißt es eben fleißig ziehen, und ich kann mir vorstellen, dass es auch dann noch ein klein wenig mehr Zeit braucht (aufgrund der spezifischen Materialeigenschaften) bis sich das letzte Nanoquäntchen ergeben hat. Ich werd in Zukunft mal mehr drauf achten.

Hat mal jemand härtere Legierungen gesehen, als die klassische Phosphor Variante? Würd ich gern mal testen -bin grad in so'ner Spielphase.

Dex
Also, was war noch mal Trumpf?
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hi dex,

ja das mit dem klang ist auch für mich eher eine neuere erkenntnis.

ausgehend von verschiedenen berichten zum thema nylon die ich las und einem weiteren, der behauptet zu intensives dehnen nach dem aufziehen lässt der saite zu wenig möglichkeit sich zu entwickeln, habe ich einfach mal vorsichtiger die saiten behandelt.

wenn stahlsaiten "gut" aufgezogen sind und nur leicht vorgedehnt werden, man damit nur den mechanischen schlupf ausgleicht, an den auflagepunkten die aufgezogenen und gestimmten saiten leicht vorbiegt, reicht das eigentlich. den rest sollte man dem universum überlassen. 8)

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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Guten Morgen,

*Senf dazugeb* - ich seh das auch so, dass neue Saiten erst nach ein paar Stunden wirklich gut klingen. Aber fragt mich net, warum das so ist. :roll:
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nolinas
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Beitrag von nolinas »

Hallo Forum,

zur Überprüfung, wie sich der Klang einer Saite mit den Stunden, Tagen und Wochen verändert, sei jedermann folgender Versuch anempfohlen. Dazu nehme man sechs Saiten desselben Herstellers derselben Saitenstärke aber unterschiedlichen Alters. Diese sechs Saiten lassen man sich von einer anderen Person in altbewährter Manier auf seine Lochkiste aufziehen, stimme bis die Stimmung hält - vollständig ist eine annähernd gute Versuchsanordnung.

Nun kann man die verschiedenen Reifestadien einer Saite klanglich miteinander vergleichen, in unmittelbarer zeitlicher Abfolge, auf demselben Instrument.

Dann müsste man sich die Saiten aber auch wiederum von einer anderen Person vorspielen lassen, perfekt wäre jemand, der ebenfalls nicht weiß, welche Saite wie alt ist.

Erst wenn es jemand schafft, in einem solchen Blindtest überzeugende Werte bei der Wiedererkennung neuer, 2-5 Stunden eingespielter, oder wochen- und monatelang gereifter Saiten abzuliefern, interessieren mich derartige Empfindungsbeschreibungen.

@DEX
Warum machst Du das nicht gleich? Wenn Du in so einer Spiel- und Ausprobierphase bist, vielleicht gewinnst Du dabei Erkenntnisse an denen Du uns teilhaben lassen möchtest.

Guten Abend

Daniel
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Pida
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Beitrag von Pida »

Hallo,

ich spiele auch lieber frische Saiten, bin aber ebenfalls wechselfaul. Aus diesem Grund spiele ich seit Jahren nur beschichtete Saiten. Dabei geht's mir mehr noch um die Bespielbarkeit als um den Sound; ältere Saiten sind nicht mehr so schön rutschig.

Übrigens kommt es auch auf die Gitarre an, wie wichtig mir ein frischer Satz ist. Meine Lakewood hat viele Höhen - oder besser gesagt, sie gibt die Höhen gut wieder, denn was von den Saiten nicht kommt, kann der Korpus nicht mehr liefern. Hier stören mich alte Saiten doch sehr, bei der Maton dagegen geht's zu 95% um Bespielbarkeit.
nolinas hat geschrieben:Dazu nehme man sechs Saiten desselben Herstellers derselben Saitenstärke aber unterschiedlichen Alters. Diese sechs Saiten lassen man sich von einer anderen Person in altbewährter Manier auf seine Lochkiste aufziehen, stimme bis die Stimmung hält - vollständig ist eine annähernd gute Versuchsanordnung.
M.E. wären das bereits erschwerte Versuchsbedingungen, denn wenn ich 6 gleiche Saiten habe, kann ich keinen voll klingenden Akkord mehr spielen - und Klangunterschiede treten wohl kaum jemals deutlicher hervor als bei einem offenen e oder ähnlichem Akkord.
nolinas hat geschrieben:Erst wenn es jemand schafft, in einem solchen Blindtest überzeugende Werte bei der Wiedererkennung neuer, 2-5 Stunden eingespielter, oder wochen- und monatelang gereifter Saiten abzuliefern, interessieren mich derartige Empfindungsbeschreibungen.

Darin scheint die Ansicht mitzuschwingen, dass sich der Klang eines Saitensatzes mit dem Alter und der Spieldauert nicht ändert. Ist dem so?

Übrigens frage ich mich auch gelegentlich, wie viel ein Saitenwechsel klanglich bringt - wie gesagt, ich wechsle primär/ zuerst aus Gründen der Bespielbarkeit. Ich spiele dann (zum Beispiel) die bereits gewechselte d-Saite im 2. Bund und vergleiche den Klang mit der im 7. Bund gegriffenen (alten) A-Saite. Dabei meine ich schon, den 'Altersunterschied' deutlich zu hören.

Gruß
Pida
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radlsonny
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Beitrag von radlsonny »

will auch meinen Senf dazugeben:

ich war immer verunsichert und traute meinen Ohren nicht: Alle mir bekannten Gitarristen schwärmten immer, wie toll neue Saiten klingen. Nein! Sie scheppern und klirren und klingen irgendwie nach Blechdose!!!
Erst nach 1- 2 Tagen entfalten sie ihren schönen brillanten Klang!
Gruß Gerhard
- radlsonny -
http://www.youtube.com/user/musicsonny
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nolinas
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Beitrag von nolinas »

Hallo Forum,

ich möchte meine Veruchsanordnung etwas verändern, bzw. verbessern. Ich hatte nicht beachtet, dass die Saitenkanäle im Sattel nicht für alle Saiten geeignet sind. Desweiteren könnte es nicht schaden, blanke und umwickelte Saiten getrennt diesem Test zu unterziehen. Also, 3 hohe e-Saiten unterschiedlichen Alters in den Diskant, und 3 d-Saiten in die Basspositionen.

Pida hat geschrieben:
nolinas hat geschrieben:Dazu nehme man sechs Saiten desselben Herstellers derselben Saitenstärke aber unterschiedlichen Alters. Diese sechs Saiten lassen man sich von einer anderen Person in altbewährter Manier auf seine Lochkiste aufziehen, stimme bis die Stimmung hält - vollständig ist eine annähernd gute Versuchsanordnung.
M.E. wären das bereits erschwerte Versuchsbedingungen, denn wenn ich 6 gleiche Saiten habe, kann ich keinen voll klingenden Akkord mehr spielen - und Klangunterschiede treten wohl kaum jemals deutlicher hervor als bei einem offenen e oder ähnlichem Akkord.
Wenn man meint, Klangunterschiede bei "normal" bespannten Instrumenten hören zu wollen, muss man meiner Meinung nach folgendes berücksichtigen:
1. handwerkliche Fallen:
a) Der Klang des Intrumentes verändert sich schon dramatisch, wenn die Stimmung einzelner Saiten minimal abweicht. Vergiss also den voll klingenden Akkord zur Beurteilung, ob sich der Klang verändert hat.
b) Der Klang des Instrumentes verändert sich ebenfalls dramatisch, wenn der Anschlag verändert wird.
c) Der Spieler hört sein Instrument sowieso nicht wirklich. Man müsste sich die Gitarre eigentlich auf die Knie legen. Dann gibt es wiederum das Problem, dass man in dieser ungewohnten Haltung im Minutenabstand vermutlich keine sicher reproduzierbaren Anschläge setzt.
2. psychologische Fallen:
a) Nach meinem Kenntnisstand werden die Erinnerungen an akustiche Signale im Kurzzeitgedächtnis, wenn nicht gar im sensorischen Gedächtnis abgelegt. Die Angaben zur maximalen Speicherzeit schwanken selbstredend. Es ist aber egal, ob man sich einen Klang nur Sekundenbruchteile oder für vielleicht 4 Minuten merken kann. Die Merkfähigkeit reicht jedenfall nicht aus, um einen Saitenwechsel zu überstehen. Dies bitte vor allem mit dem Hintergrund, dass man beim Stimmen und Nachstimmen der neuen Saiten das Gehirn erneut mit Informationen über Töne und mit schwierigen Tonhöhenvergleichen belastet.
Wer da glaubt, nach dieser Zeit und den erneuten Höreindrücken eine verlässliche Aussage dazu machen zu können, wie sich der Klang verändert hat, :?: naja, ich traue mir das nicht zu.

b) Der Experimentator hat möglicherweise schon eine vorgefasste Meinung, welche Veränderung zu hören sein müsste. Darum spielt er die neuen Saiten anders, hört sich anders, kurz er ist und kann nicht objektiv sein.

Diese Probleme vermeidet man ganz leicht, wenn man die beschriebene Versuchsanordnung ausprobiert. So könnte man auch verschiedene Saitensätze gegeneinander testen usw.

Pida hat geschrieben:
nolinas hat geschrieben:Erst wenn es jemand schafft, in einem solchen Blindtest überzeugende Werte bei der Wiedererkennung neuer, 2-5 Stunden eingespielter, oder wochen- und monatelang gereifter Saiten abzuliefern, interessieren mich derartige Empfindungsbeschreibungen.
Darin scheint die Ansicht mitzuschwingen, dass sich der Klang eines Saitensatzes mit dem Alter und der Spieldauert nicht ändert. Ist dem so?
Ich weiß das nicht, denn ich habe diesen Test nicht gemacht. Desweiteren steht mir nur eine Konzertgitarre zur Verfügung, selbst wenn ich das täte, wüsste ich nicht, ob das Ergebnis auf Stahlsaiten übertragbar ist.
Pida hat geschrieben:Ich spiele dann (zum Beispiel) die bereits gewechselte d-Saite im 2. Bund und vergleiche den Klang mit der im 7. Bund gegriffenen (alten) A-Saite. Dabei meine ichschon, den 'Altersunterschied' deutlich zu hören.
Du vergleichst verschieden starke Saiten, anhand in verschiedenen Bünden gegriffener Töne, . . . um zwei Ereignisse vergleichen zu können, sollte man die Unterschiede minimieren, das meine ich jedenfalls.


Ihr könnt Eure Saiten gern wechseln wie ihr wollt, das ist mir vollkommen Kimme. Mich nerven nur vollmundige Lobpreisungen, die genau das nicht sein können, was sie so dringend wollen: irgendwie verlässliche Aussagen zur Veränderung der klanglichen Ausbeute. Ich erlaube mir nur etwas Skepsis.


Gute Nacht

Daniel
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Pida
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Beitrag von Pida »

Hi,
nolinas hat geschrieben:Du vergleichst verschieden starke Saiten, anhand in verschiedenen Bünden gegriffener Töne, . . . um zwei Ereignisse vergleichen zu können, sollte man die Unterschiede minimieren, das meine ich jedenfalls.
Richtig, aber ich mache das ja auch nur 'einfach so', weil ich denke, dass der Effekt so stark ist, dass ein kontrolliertes Experiment überflüssig ist. _Wenn_ ich ein solches durchführen wollte, würde ich wohl ein paar Aufnahmen machen.

Ich möchte übrigens gerne meine Frage wiederholen:
Darin scheint die Ansicht mitzuschwingen, dass sich der Klang eines Saitensatzes mit dem Alter und der Spieldauert nicht ändert. Ist dem so?
Gruß
Pida
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nolinas
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Beitrag von nolinas »

Pida hat geschrieben:Ich möchte übrigens gerne meine Frage wiederholen:
Darin scheint die Ansicht mitzuschwingen, dass sich der Klang eines Saitensatzes mit dem Alter und der Spieldauert nicht ändert. Ist dem so?
Gruß
Pida
Na, dann wiederhole ich doch einfache meine Antwort:
nolinas hat geschrieben:
pida hat geschrieben:Darin scheint die Ansicht mitzuschwingen, dass sich der Klang eines Saitensatzes mit dem Alter und der Spieldauert nicht ändert. Ist dem so?
Ich weiß das nicht, denn ich habe diesen Test nicht gemacht. Desweiteren steht mir nur eine Konzertgitarre zur Verfügung, selbst wenn ich das täte, wüsste ich nicht, ob das Ergebnis auf Stahlsaiten übertragbar ist.
Wenn ich die Saiten meiner Konzerte wechsel, dann dauert es ca. 2 Tage, bis ich nicht mehr dauernd nachstimmen muss. Bis dahin muss ich jede Erinnerung an den Klangzustand vorher verloren haben. Was bleibt ist eher ein Gefühl wie, "hört sich gut an". Dieses stellt sich aber manchmal auch dann, ein, wenn ich sie besser gestimmt habe als sonst. Also, ich weiß nicht wie groß der Anteil neuer Saiten am "veränderten" Klangerlebnis ist.

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Beitrag von Pida »

nolinas hat geschrieben:Na, dann wiederhole ich doch einfache meine Antwort:
Oh, ich hatte deine Antwort zwischen den Zitaten überlesen. Sie wirft bei mir aber gleich eine neue und durchaus ernst gemeinte Frage auf: Warum wechselst du deine Saiten?

Gruß
Pida
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