Live-Abnahme mit Mikro

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

waterwide
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Live-Abnahme mit Mikro

Beitrag von waterwide »

Hallo zusammen,
ich hätte mal eine Frage zur Live-Abnahme einer Westerngitarre.
Ich möchte mir in meine Lakewood keinen Tonabnehmer einbauen lassen, aber trotzdem auch bei Auftritten nutzen.
Welche Mikrofone könnt ihr dafür empfehlen, was gibt es zu beachten bzw. welche Tricks gibt es dazu?

Vielen Dank für eure Tipps und schönen Sonntag noch!
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind....K.Valentin
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tbrenner
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Mikrofonierung ...

Beitrag von tbrenner »

Hallo waterwide,

bei vielen Profis findest Du - wenn die Umstände (d.h. Bühnensituation +
vorhandene P.A. Technik) es erlauben, eine Mischung aus Abnahme durch
eingebautes Pickup-system u n d externer Mikrofonierung.
Dieses Vorgehen vermutlich deshalb, wiel ich dann ein stabiles und zudem
durch Mischpult nach persönlichem Geschmack formbares Soundresultat bekomme.

Wenn Du auf Pickup verzichten möchtest und nur mikrofonierst, solltest Du aus meiner Sicht ein höherwertiges Kondensator-Mikro (bezahlbare und ganz ordentliche Sachen gibt´s da z.B. von Rode (so ab ca. 150,-€ ; nach oben hin sind dem fast keine Grenzen gesetzt, z.B. edle Sachen von Neumann, Schoeps etc.). Zusätzlich müsstest Du in ein stabiles ausreichend auszieh- und schwenkbares Stativ und ein hochwertige Mikroklammer (z.b.Spinne) investieren.

Die Vorteile einer solchen Lösung:
- ein gegenüber der ausschließlichen PU- Abnahme deutlich natürlicherer,
akustischer Sound
- ...und das war´s m.E. auch schon mit den Vorteilen.... :?

Nachteile:
- Du hast mit der Mikrofonierung praktisch nie ein stabiles, gleich lautes
Signal, weil Du dich beim Spielen ja immer irgendwie bewegst
- Wenn Du dann das Mikro entprechend mit höherem Gain (Eingangsempfindlichkeit am Mischpult oder Verstärker) fährst, gerätst Du ziemlich schnell in üble Rückkopplungsgefahr
- Die Trittschallempfindlichkeit bei den sensiblen Kondensermikes ist i.dR.
sehr hoch. D.h. Du müsstest beim Vortrag möglichst ruhig dasitzen und niemand anderer sollte über die Bühne oder Spielfläche latschen.
- Dieses Setting eignet sich eigentlich nur für Solodarbietungen in aufgeräumt- konzertanter Atmosphäre. Andere laute Mitmusiker (drums,
percussion oder Bass etc.) machen durch entspr. Einstreueffekte und den
schon zitierten Trittschall das Ergebnis umgehend zunichte.Gleichfalls grausliche Erfahrungen habe ich damit in etwas lärmigen Musikkneipen gemacht, wo an den Publikumstischen ab der ersten Reihe ja immer gelabert, geschmatzt und schlimmeres wird...das funktionierte nie ..

Mein Fazit: ausschließliche Mikrofonierung der Gitarre für häusliche Aufnahmesessions klasse; für Live-Dabietungen immer mit Vorsicht zu genießen.

Grüssle,

tbrenner

:wink:

P.S. Mikro-Abnahme mit den weniger empfindlichen passiven, sogen. dynamischen Gesangsmikros ( wie z.b. Shure SM 58 und Konsorten) funktioniert erst recht nicht, weil die Signalpegel viel zu schwach sind;
Du müsstest das Mikro dann schon ca. 10 cm vom Schalloch entfernt haben = nicht praxisgerecht...)
waterwide
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Beitrag von waterwide »

Hallo tbrenner,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Dass die Mikrofonabnahme einer Gitarre nicht die praktikabelste Lösung ist, hab ich mir schon gedacht. Ich hab ein Kondensatormikro von Oktava, das für Aufnahmen sehr gut geeignet ist, aber im Live-Betrieb, was in meinem Fall Gesangsduo mit Gitarrenbegleitung, nicht funktionieren würde.

Ich werde mir wohl eine Zweitgitarre mit Pickup zulegen müssen, weil ich an der Lakewood wirklich nichts verändern will.

Bleibt die Frage: Was mach ich mit der Lakewood, von deren Sound und Spielbarkeit ich begeistert bin, wenn ich sie live nicht nutzen kann?

Gruß!
Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie sind....K.Valentin
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Was hast Du für ein Oktava?
Ich spiele live über ein Oktava MK 012 Kleinmembranmikro und bin begeistert. Der Klang kommt meinem Neumann KM 184 verdammt nahe, zumindest im Klangergebnis - die 500-600 Euro Preisunterschied sind natürlich schon da, aber das sind Nuancen, die in keinem Verhältnis zu der Preisdifferenz stehen.
Ich spiele im Sitzen und habe mich und die Mikros so positioniert, dass es keine hörenswerten Klangänderungen gibt. Und das bei einem traumhaft echten Klang!
Wenn ich da an den Gitarristen denke, der beim letzten Gig eine schöne Lakewood mit Piezo-PU abnahm, und die klang weder nach Steelstring, noch nach sonst etwas, nur nach Piezo, das war erbärmlich, ähnlich erbärmlich wie diese runden Spulentonabnehmer vor 30 Jahren, die man unten an das Schalloch klemmte...
Weiterer Vorteil des Mikros: will ich begleiten, beuge ich mich einen Tick zurück, spiele ich solo, beuge ich mich etwas näher ran.
Gegen Trittschall gibt es für die kleinen Kondenser eine geniale Halterung von Beyerdynamic (AE 19/25 heißen die, glaube ich, weil sie für 19-25mm dicke Mikros passen), die fällt kaum auf und schützt zudem das Stäbchen!
Unter dem Strich ist es einfach und musikalisch.
Man kann natürlich nicht bis ins Unendeliche aufdrehen, aber auch das sehe ich eher positiv: wir wollen ja Musik machen und nicht unsere Mitmusiker volumentechnisch überholen...
Zuletzt geändert von bluesballads am So Nov 07, 2010 11:59 am, insgesamt 1-mal geändert.
tbrenner
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Abnahme ...

Beitrag von tbrenner »

Hallo waterwide,

gerne doch (..."musikalische Lebensberatung" ist doch der hauptsächliche
Daseinszweck dieses geschätzten Forums - außer gelegentlichen, unnützen aber umso lustvolleren Zänkereien um Kaisers Barts, wie die letzten Tage z.B. an anderer Stelle... :twisted: ).

Was tun mit der Lakewood?

Wenn Sie Dir so gut gefällt - was hindert Dich daran, sie mit einem jederzeit wieder ohne Folgen für die Instrumentenstruktur wieder entfernbaren Pickup nachzurüsten ? Z.B. KK western oder L.R. Baggs ibeam ; klingen gut und sind mit vertretbarem Aufwand von jedem Gitarrenbauer oder auch von etwas handwerklich geschicktem Laien einzubauen. Der natürliche Klang Deiner Lakewood wird dadurch nicht im mindesten tangiert, es gibt einen anderen Gurtpin mit Klinkenbuchse und gut is.
Die Regelung des Ausgangssignals entweder über einen externen Preamp
oder gleich mit Deinem Akustik-Verstärker oder dem Mischpult.

Grüssle,

tbrenner
waterwide
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Beitrag von waterwide »

Hallo,
mein Oktava ist ein MK-219, hab ich mir zu einem sehr guten Preis vor ein paar Jahren zugelegt. Es liefert bei Aufnahmen wirklich erstaunliche Ergebnisse.

@ tbrenner. Ich werde mir die Sache mit dem Einbau nochmal überlegen.
Werde nächste Woche zu dem Gitarrenladen meines Vertrauens gehen und mich bezüglich Tonabnehmer beraten lassen.....und bei der Gelegenheit mal ein paar Gitarren mit eingebautem Pick testen....

Gruß!
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DiSt
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Beitrag von DiSt »

Wenn's auch im etwas "preisintensiveren Segment" :lol: was sein darf:

http://www.thomann.de/de/dpa_4099_guitar.htm

Damit ist zumindest mal die Bewegungsfreiheit wieder hergestellt. Die DPA-Mikros werden gerne für die Abnahme von Squareneck-Dobros verwendet, auch im Profibereich.
Dieter
Thirty Strings

Beitrag von Thirty Strings »

Ich verwende an meiner Konzertgitarre seit Jahren ein Gitarrenmikrofon dieser Art und bin sehr zufrieden damit:

http://www.cromacord.net/amp/index.php? ... a-Mikrofon

Das Ding gibt es auch in für die Westerngitarre optimierter Ausgabe:

http://www.flamenco-shop.de/product_inf ... tbar-.html
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Abenteuerlich, dieses Chromacord! Das ist ja fast wie Geschenkeeinpacken! Aber Hauptsache, es funktioniert.

Hier wurde auch gerade eine Mikro-Tupperparty gefeiert, mir sagt das K&M am meisten zu:
http://www.fingerpicker.de/forum/viewtopic.php?t=11155
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tired-joe
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Re: Mikrofonierung ...

Beitrag von tired-joe »

tbrenner hat in vielem Recht, aber ein klein wenig moechte ich doch widersprechen.
tbrenner hat geschrieben: Die Vorteile einer solchen Lösung:
- ein gegenüber der ausschließlichen PU- Abnahme deutlich natürlicherer,
akustischer Sound
- ...und das war´s m.E. auch schon mit den Vorteilen.... :?



Einen weiterer (kleiner) Vorteil faellt mir noch ein: Man kann relativ einfach die Uebertragungslautstaerke aendern, indem man den Abstand zwischen Mikrofon und Gitarre aendert. Das geht natuerlich nur, wenn das Mikro an einem Staender montiert ist, und nicht am Instrument selbst. Ich habe lange mit einem dynamischen Mikrofon gearbeitet (Shure SM57) und in Quartettbesetzung gespielt. Das funktionierte relativ gut, wenn die Lautstaerke nicht allzu hoch sein muss, da die Abnahme dann rueckkopplungsanfaellig ist. Jetzt verwende ich auch manchmal ein Oktava MK012.

Manche Bluegrassgruppen, benutzen nur ein einziges (Grossmembrankondensator) Mikrofon um das sie im Kreis stehen. Dem Solisten wird dann jeweils Platz gemachen, so dass er naher ans Mikro rankommt. Das erfordet eine gewisse Choreographie, besonders beim 4+4, da muss alles ziemlcih schnell gehen. Verletzungsgefahr ist da aber durchaus gegeben :wink:

Eingebaute Tonabnehmer sind sicher einfacher zu handhaben, aber eine reine Mikrofonabnahme ist durchaus moeglich, erfordert aber mehr Erfahrung und ist muehsamer. Letzendlich haengt es natuerlich vom Musikstil und der Lautstaerke ab.

Joe
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Ich weiß, ich trage schon Eulen nach Athen, aber ich bin immer noch mit meinem Fishman Ellipse Matrix Blend am meisten zufrieden. Da hast Du alles an Board, brauchst keinen Mikroständer vor der Nase ... und so weiter ... das System hat alle Vor- aber keine Nachteile, außer halt, dass der Batteriewechsel ein wenig umständlich ist.
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LaFaro
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Beitrag von LaFaro »

dann trag ich einfach mal die nächste Eule "hinterher".... und verweise auf den schon mal erwähnten Ehrlund-PU, von man nicht so genau weiß, ob es eigentlich auch ein Mikro ist... übrigens habe ich festgestellt, dass es da nun auch einen "deutschen Vertrieb" für gibt.... das Kontrabass-Atelier
Hier findet man übrigens einen zumindest einen kurzen Hinweis in einem anderen amerikanischen Forum....
Lakewood M 32 Custom
Loef Tera
Voss Da Vinci
Voss Miss Maple


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tbrenner
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Mikro-abnahme ...

Beitrag von tbrenner »

Hallo zusammen,

durch die Empfehlungen in diesem thread animiert, habe ich es gestern noch in meinem Musikkeller probiert, mal die Akustik mit 2 Rhode NT...-Condensers abzumiken. Ich gebe jedem recht, der sagt, auf die Weise bekommt man einen runden, natürlichen Sound auf die Anlage.

Aber: ich bekomme es nicht so laut, wie es bühnengerecht sein müsste, ohne dass gleich ziemlich hässliches Feedback-Piepen losgeht.
Wenn ich dann mit dem EQ die anfälligen Frequenzen rausziehe, klingts dann doch wieder nicht ganz so ausgewogen+toll.
Außerdem muß ich mit den Mikros doch sehr nahe ans Instrument dran, um einen vernünftigen Pegel zu bekommen - macht dann in Live-Situation eher ein krampfiges Gefühl.

Mein Zwischenfazit: für Recording ist ausschliessliches Miken das non-plus-ultra.
Bei einer Live-Situation (..zumal mit anderen lärmenden Mitmusikern ..)
wird´s wohl beim (etwas kompromissbehafteten..) Pick-up bleiben.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus Teebrenner,

das hast Du jetzt so ziemlich auf den Punkt gebracht. So ist das nun mal mit unseren Akustikklampfen. 8)
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Rainman
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Beitrag von Rainman »

@ Waterwide
wenn du an deiner Gitarre nicht rumschrauben willst, nimm doch ein Tonabnehmersystem das man in das Schallloch klemmt. Von Schadow zum Beispiel gibt es reichlich Variationen.
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Andreas

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