Wärmen sich Akustik-Amps auf?

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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Pappenheim
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Wärmen sich Akustik-Amps auf?

Beitrag von Pappenheim »

Es gibt gewisse Dinge, die wundern einen nur. Zum Beispiel das:

Heute stand mal wieder eine rhythmische Messe an. Dieses Kirchengebäude, man hört da wirklich alles doppelt so deutlich, weil alles zigmal reflektiert wird. Und folgendes fiel mir heute (wieder einmal, aber heute besonders deutlich) auf: Amp (wie immer Roland SA-300) aufgestellt, die Martin eingestöpselt, gestimmt und Volumen-Regler aufgedreht =>

=> und das Ganze klang steril, zirpig, kalt, elektrisch. Das ist in diesem Kirchengebäude eigentlich immer so - aber - und jetzt kommt der Clou: viele der Instrumentalisten mussten noch Notenständer holen, Instrumente stimmen, Noten ordnen, etc. Erst nach etwa 20 Minuten konnten wir dann endlich loslegen - und: siehe da - auf einmal klingt die Gitte gut, sehr gut sogar, warm, ausgewogen und natürlich. :shock: Hm. Diesen Effekt habe ich bei früheren Gelegenheiten auch schon gehabt, allerdings habe ich dann die Mitten rausgedreht, Bässe um 50% runter, Höhen um 10% rauf, und ordentlich Hall über alles drüber. Dann klang es auch gut.

Dieses mal habe ich aber garnix gemacht, und nach 20 Minuten klang es trotzdem und plötzlich viel besser! Wie das? Mein Roland ist ja kein Röhrenamp.

Fragen:

1. Bilde ich mir das nur ein? - bzw. gewöhnt sich das Gehör an seine Umgebung und nimmt Frequenzen, die bei Eintritt ins Gebäude als störend empfunden werden, nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr wahr und blendet sie aus?

2. Wärmt sich auch in Akustik-Amps (sind ja wohl Transistoren-Amps, oder?) die Technik auf, ähnlich wie ihn Röhren-Amps?

3. Klingen Pickups - speziell die Piezo-Fraktion in Verbindung mit digitalen Zumisch-Signalen - erst nach einer gewissen Zeitspanne unter elektrischer Spannung erst richtig gut bzw. entfalten erst dann ihr volles Potenzial bzw. Frequenzband?

Hat jemand dieses Phänomen schonmal wahrgenommen oder kann mir obig beschriebenes erklären?

LG vom Pappenheimer
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Wurstfinger
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Beitrag von Wurstfinger »

Hallo,

kann es sein, dass in den 20 Minuten Wartezeit sich die Kirche mit Leuten gefüllt hat? Ich denke, dass auch das schon einen Einfluss auf die Akustik haben könnte.

Gruß Martin
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Nö, die 20 Minuten waren noch innerhalb der Probe, da hat sich von den Leuten nix geändert, vorher gleich null, nachher gleich null. Ich versteh die Sache noch immer nicht so recht. Mir kommt einfach vor, je länger die Gitarre am Verstärker hängt, desto besser wird mit der Zeit der Sound. Kann natürlich auch sein, dass ich mir das alles nur zusammenspinne. Kann aber auch sein, dass das schon mal wer bei sich selber beobachtet hatte und dafür vielleicht auch eine Erklärung hat. Auf die wäre ich eben gespannt. :roll: :wink:
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Crafters
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Beitrag von Crafters »

Eigentlich wärmen sich Transistoren so wenig auf, das es nichts ausmachen würde. Denn auch die Transistoren sind in so einem Amp. "gezählt"; der Rest sind Widerstände & Co. Der Unterschied zu Röhren(natürlich nicht der einzige) ist einfach der, das Röhren längere Zeit benötigen, um ihre volle Einsatzkraft zu entfalten.
Allerdings habe ich bei meinem Cube20 auch manchmal das Gefühl, das er leicht unterschiedlich laut, bei gleicher Einstellung ist.

Bild

Hier mal ein kleiner Überblick von Transistoren. + Widerstände Bild
Die Anwärmzeit ist gleich null.
Und der Transformator hat ebenfalls keinen Einfluss auf den entgültigen Klang.
Mfg. Peter, der noch lange üben muss....
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, ich habe etliche Jahre über einen Transistorverstärker
E-Gitarre gespielt. Natürlich wird der auch warm, je nach Belastung.
Die Endstufentransistoren sind auf Kühlkörper montiert und auch
darauf sind z.B. NTC-Widerstände oder komplexere Bauteile,
die die Kennlinie der Temperatur nachführen.
Es ist also ohne Weiteres möglich, dass ein kalter Amp anders tönt
als ein betriebswarmer, sogar sicher.
Eine weitere Sache : wird die Sache zu warm, kann es passieren,
dass der Amp abschaltet und nach Kühlung wieder läuft.
Ist mir mal passiert, als ich eine Jacke über den Stuhl hängte,
auf dem der Amp stand.
V.H.
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RB
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Beitrag von RB »

Wird zwar etwas warm, sollte aber dennoch nicht plötzlich ganz andere Eigenschaften aufweisen, als im kühleren Zustand.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Na ja, GANZ ANDERS ist es ja jetzt auch wieder nicht, aber dennoch eine spürbare Verbesserung in Richtung Wärme, Luftigkeit und Druck. Und das Ganze spielt sich ab innerhalb der ersten 20 Minuten nach dem Anschalten. Ich weiß auch nicht, ich kann irgendwie nicht den Finger draufhalten, es ist halt so, dass man das Gefühl bekommt, dass die ganze Konfiguration erst dann ihr volles Potenzial entfaltet, wenn der Amp "Betriebstemperatur" hat. :roll: :)
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Wie warm nu genau ?
Er (der Transistorverstärker) verbriezelt 50% seiner Leistung in Wärme.
Das können 10 Watt oder 100 Watt sein.
Nun sollte er kalt genauso wie warm klingen, das ist Absicht der Erfindung.
Das Ganze spielt sich aber in der Endstufe ab, je nach Beschaffenheit
nimmt die ganze Vorstufentechnik diese Wärme auch zur Kenntnis.
Und da könnte der Hase im Pfeffer rumliegen - kann, muss er nicht.

Ich bin auch nicht der "Ampdoctor" und kenne neuere Schaltungen nicht.
Meine Kampfgefährten waren "Regent 300", "MV3" und so...
..."MV3" habe ich noch und rücke den zu Lebzeiten nicht raus -
an einer H&K-Box sind 12 Watt dermaßen laut.
http://www.vermona.de/70er/MV3_BOX_sw_kl.jpg
V.H.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

V.H. hat geschrieben:Wie warm nu genau ?
Tja, wenn ich das definieren könnte. Etwa so, als ob man zu einem Piezo-Pickup einen angenehmen Mikro-Anteil dazumischt. So in etwa. Aber wie gesagt, ich habe in den 20 Minuten nichts verändert, nichts am Pickup, nichts am Amp. Wirklich merkwürdig. Egal, mir solls recht sein, ich hoffte nur, es gäbe eine Erklärung dafür...
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hallo pappe,

ich denke alle von dir aufgezählten punkte haben ihre berechtigung. das gehör gewöhnt sich etwas an die raumakustik und nimmt die nach einer gewissen zeit nicht mehr so war.

aber das mit der betriebstemperatur ist ebenfalls nicht von der hand zuweisen und kann sogar auf die gitarre zu treffen. ich würde es auch als einschwingen bezeichnen. es ist ja alles schwingung um das es geht. ein trafo hat sehr wohl einfluss auf den klang. ein trans-verst. hat zwar keinen ausgangübertrager/trafo wie ein röhren amp, aber selbst ein netztrafo hat gewisse "klangeigenschaften" und widerstandswerte ändern sich mit der temperatur. auch die speaker werden warm und haben ebenfalls spulen.

bei der gitarre ist es so, dass ich auch zu hause das gefühl habe sie brauchen etwas zeit wenn man sie in die hand nimmt um aufzuwachen. das kann natürlich auch die hand selbst sein. aber dann dürfte man es nicht beim wechsel von der einen zur anderen gitarre empfinden.
Salud a Familia
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Danke Euch,

jetzt fühle ich mich wenigstens nicht mehr wie ein Volldepp, der sich alles mögliche einbildet. :)
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Crafters
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Beitrag von Crafters »

...,mir ist noch eingefallen, das das Gehirn auch eine nicht ganz unwichtige Rolle spielt; z.B. warst Du am Anfang sicher aufgeregter, als nach 20Min.;u. das kann dazu führen, das Du den Klang anders wahrnimmst, als etwas später.(vieles spielt sich auch im Unterbewusstsein ab). Dieses Phänomen kennt fast jeder Mensch, mehr oder weniger.
8)
Mfg. Peter, der noch lange üben muss....
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RB
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Beitrag von RB »

Wie kann der Trafo Einfluss auf den Klang haben, von Brumm-Einstreuungen einmal abgesehen ? Das kann ich mir nicht recht vorstellen.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Crafters hat geschrieben:z.B. warst Du am Anfang sicher aufgeregter, als nach 20Min.;u. das kann dazu führen, das Du den Klang anders wahrnimmst, als etwas später.
Nicht wirklich, in der Kirche bin ich doch nicht aufgeregt, nicht einmal annähernd. Ich war nur total sauer, weil die Gören mal wieder alle unpünktlich waren und wieder einmal keine/r einen Notenständer mithatte. Vielleicht lags ja daran. :wink:
tbrenner
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Sich erwärmende Transistoramps ...

Beitrag von tbrenner »

Hallo Pappenheim,

daß sich innerhalb von 20 min. ein "kalter, zirpiger, steriler" Klang ohne weiteren Eingriffe in etwas wunderbar Wohltönendes verändert, nur durch das Erwärmen elektron. Bauteile würde ich eher ins Reich des Fabelhaften verweisen. (Bei nem Vollröhrenverstärker würde ich solche Phänomene ohne Weiteres nachvollziehen können, nicht aber
bei Transistorgeräten).
Ich kann mir nur zwei Erklärungsmodelle herleiten:

a) Die Kirche wurde voller und akustisch ungünstige Reflexionen dadurch geringer (Publikum = Dämmfleisch) (Wieso in einer potentiell immer sehr halligen Kirche noch "ordentlich Reverb"-effekt drüber ??)

b) die Psychoakustik spielte Dir einen Streich ? (Ich kenne da z.B. div. Sänger, die - obwohl direkt vor der Monitorbox stehend - standhaft behaupten, sie könnten sich überhaupt nicht hören und mir als ca. 2,5 m dahinter plaziertem Sideman flogen schier die Ohren weg vor infernalischem Lärm...) Will sagen, die Aufregung vor einem Auftritt vor Publikum lässt manchen schon die Flöhe husten hören ..

:roll:

Grüssle,

tbrenner
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