Schramme in Nitrolack reparieren?

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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manoc
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Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von manoc »

Hallo Experten,

konnte neulich nicht widerstehen und habe bei ebay eine alte Höfner Halbresonanz erstanden.
Bin gerade dabei, das Teil wieder herzurichten, der Korpus hat zwar allerlei Macken, die mich nicht weiter stören, aber DIESE EINE stört mich schon gewaltig (geht bis ins Holz):
Bild
Bild
Der Korpus ist (vermutlich) rot gebeizt und mit Nitrolack klar lackiert.

Meine Frage: ist so etwas zu reparieren? Ich dachte mal so in etwa:

Die Schramme mit feinem Schleifpapier glätten.
Das Rot irgendwie nachfärben (rote Beize, Filzstift, wasauchimmer ... )
In mehreren Schichten mit Nitrolack die Schramme "auffüllen"
Nach dem Aushärten das Ganze polieren.

Könnte das so oder so ähnlich funktionieren? OK, ein paar Details sind da noch nicht geklärt, Körnung des Schleifpapiers, Lack-Art, Trockenzeiten usw....

Würde mich über jede Antwort freuen (ich weiß, das ist hier nicht GANZ das richtige Forum herfür, aber dafür das kompetenteste... 8) )

Viele Grüße
Martin
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Ich habe mal gelesen, dass Gitarrenpolitur (die von Gibson ist besonders für Nitrolack geeignet) in der Lage ist, die feinen Kratzer des Nitrolacks sogar verschwinden zu lassen, weil immer etwas Lack abgetragen wird. Ist wohl eine Besonderheit des weichen Nitrolackes.
Möglicherweise funktioniert es ja dann, wenn du das Holz an der Stelle farblich etwas ausbesserst und anschließend mit der Politur den Korpus bearbeitest.
Auf jeden Fall dürfte es nicht einfach sein, die Stelle bloß mit neuem Nitrolack zu streichen, da immer etwas des alten Lackes durch das Lösungsmittel aufgeweicht wird. Da soll es schnell zu Schlieren kommen.
Aber vielleicht muss man das dann ja auch nur aufpolieren und gut ist.
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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

Man müsste erst mal rausfinden, ob es wirklich Nitrolack ist. Dann gibt es auf dem oberen Bild so einen dunklen eckigen Bereich in der Mitte des Korpus. Sofern das kein Schatten ist, würde es sich eventuell lohnen die ganze Decke anzuschleifen und ein komplette neue Lackschicht zu lackieren. Dann hast Du keine Probleme mit Übergängen etc. Oder Du fragst in ein paar Wochen H-Bone, der kann Dir da bestimmt was zu sagen, oder es gar machen. Frag aber erst in ein paar Wochen, damit er Zeit hat meine Gitarre fertig zu bauen :wink:
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manoc
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Beitrag von manoc »

Hallo,

bin zu 99% sicher, daß das Nitrolack ist (sehr dünn, Altersrisse...) wäre aber dankbar, wenn jemand ein untrügliches Merkmal nennen könnte ...

Die Schramme ist garantiert zu tief, um sie auszupolieren...

Der dunkle Bereich ist ein Schatten.

Und die ganze Decke abschleifen und neulackieren will ich keinesfalls, dafür finde ich dieses rot viel zu geil :wink:

@Brokenstring: ich denke nicht, daß sich der Bau deiner neuen ernsthaft verzögert, wenn mir Martin hier einen Tip gibt... :)

Gruß Martin
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo Martin,

ein wenig Geduldsarbeit wird das schon... :wink:

Erstmal solltest du die hellen Flecken mit roter Beize retuschieren... aber vielleicht vorher wegen des Farbtons testen... wenn der Lack draufkommt wird die Farbe dunkler.

Dann die Schramme mit Schnellschleifgrund (Clou) mittels Zahnstocher o.Ä. tröpfchenweise auffüllen - ruhig höher als das Lackniveau. Der Schnellschleifgrund schwindet zwar etwas weniger als reiner Nitrolack, aber immer noch genug.

Dieses "Auffüllen" solange täglich wiederholen bis du nach einem Trocknungstag siehst, dass du über dem Lackniveau liegst.

Dann ca. 14 Tage weglegen, bis dahin 600er, 800er, 1200er und 2000er Nass-Schleifpapier besorgen.

Schleifpapier in Spüliwasser lagen und "ziehen" lassen, dann in o.g. Reihenfolge der Körnungen VORSICHTIG UND MIT GEFÜHL !!! das Ganze schleifen bis keine Ränder mehr zu sehen sind. Aber bloss nicht durchschleifen, der Lack ist hauchdünn !!!

Danach Polieren (dann wirst du sehen, dass du nochmals schleifen musst... dann mit maximal 1200er beginnen)

Grüsse, Martin
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

Moin Martin,

den Ausführungen von Age-Bone ist kaum etwas hinzuzufügen.

ICH würde es allerdings nach Beizen und eventuellem leichten Auffüllen mit ein paar Tropfen Lack belassen.

Ein paar "Kampf-Spuren" darf man auf einem Vitage-Teil ruhig sehen.

:wink:
Werner.
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manoc
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Beitrag von manoc »

Hallo, und sorry, das ich mich jetzt erst melde... :oops:

Vielen Dank an alle, vor allem an den Knochen :D für den ausführlichen, professionen Tip !

Habe inzwischen damit angefangen - war nicht ganz so einfach mit dem Beizen: Das Holz hat die Beize (CLOU Beutelbeize dunkelrot) nicht sehr gut aufgenommen, der "angekratzte" Lack um die blanken Holzstellen dafür um so besser...

Nichtsdestotrotz: bin inzwischen bei der 5. Schicht Schnellschliff-Grund, denke, ich bin bis am WE fertig mit Auffüllen.

Was ich noch fragen wollte: Muss da noch ein Decklack drauf, oder lässt sich auch die Schnellschleifgrundierung einfach auspolieren?

freundliche Grüße aus dem Schwarzwald

Martin
meigo1234
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Re: Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von meigo1234 »

liebe alle,

vielen dank für diesen tollen thread.
bin grad dabei ein paar macken in einem transparent nitrolackierten hals auszubessern.

noch ergänzend die frage, weil ich kaum erfahrung im schleifen>auf glanz polieren habe:

wie stellt man das zu beginn mit dem 800er an, dass eben nur die erhabenen stellen der ausbesserung aufs restniveau runtergeschliffen werden. und der bestehende korrekte lack möglichst wenig abgetragen wird?

einfach mit viel gefühl, und einem eher kleinem stück schleifpapier? um den finger gewickelt. und sehr oft mit dem finger drüberfahren, um zu spüren, ob es schon gerade ist?

vielen dank für tipps.
ich möchte das gut hinkriegen ... ; )
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RB
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Re: Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von RB »

Aus meiner laienhaften Erfahrung halte ich eine Schleifunterlage für besser, die sich nur geringgradig verformt. Ansonsten ist es bei einer kleinen erhabenen Stelle eine Sache des Gefühls und der Geschicklichkeit, möglichst nur dort abzutragen. Vielleicht sagt ja einmal einer der Profis hier, was ratsam ist.
meigo1234
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Re: Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von meigo1234 »

ja
ich glaube darauf läufts hinaus. wie bei jedem handwerk eben.
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Gitarrenmacher
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Re: Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:
Sa Jun 18, 2022 2:47 pm
Aus meiner laienhaften Erfahrung halte ich eine Schleifunterlage für besser, die sich nur geringgradig verformt. Ansonsten ist es bei einer kleinen erhabenen Stelle eine Sache des Gefühls und der Geschicklichkeit, möglichst nur dort abzutragen. Vielleicht sagt ja einmal einer der Profis hier, was ratsam ist.
Der "Profi"tip
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-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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meigo1234
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Re: Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von meigo1234 »

danke
bin total happy
zwei wochen nach dem ausbessern mit der nitrocellulose hab ich nun geschliffen. hab ein kleines stück schleifkork als halterung fürs schleifpapier verwendet. und zum abschluss eine sonax schleifpaste, verdünnt auf dem poliertuch, und ganz leicht. mir persönlich glanz genug.

kaum zu glauben, dass das wirklich so homogen wird. man sieht nichts vom ausbessern. wieder eine einheitliche lackschicht.

danke!
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RB
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Re: Schramme in Nitrolack reparieren?

Beitrag von RB »

Glückwunsch. ..
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