Ext.Preamp trotz eingebauten Preamp

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

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Pida
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Beitrag von Pida »

Reverb ist ein Oberbegriff. Es gibt verschiedene Hall- und Echotypen; Herigo hat ja schon ein paar Beispiele genannt.

Dein Gerät kann wahrscheinlich
- DELAY: Echo
- DLY/REV: Kombi aus Echo und (nicht näher definiertem) Hall
- SPRING REVERB: simulierter Federhall (benannt nach einem analogen Gerät zur Hallerzeugung)
- HALL REVERB: Simulation einer (Konzert-) Halle, also ein 'großer' Hall. Die Übersetzung ins Deutsche klingt der Beinahe-Homonymie der Begriffe wegen seltsam; das wäre halt ein 'Hallen-Hall'.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Danke für die genaue Erklärung, auf den Pida ist halt immer wieder Verlass! :r:

Ich hatte mir das Gleiche schon gedacht, aber schön, dass du es nochmal so ausführlich bestätigt hast.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hi Pappe, ich versuch's trotzdem nochmal sprachlich aufzudröseln, denn da liegt wortspielhaft die Verwirrung:

Das was wir im Deutschen als "Hall" bezeichnen heisst im Englischen "Reverb".

Die englische Bezeichnung "Hall" dagegen bezeichnet den RAUM der simuliert werden soll - also "Halle". Es gibt "Reverb"-Geräte die z.B. in "Small Room", "Big Room", "Hall", "Church", "Cathedral" aufteilen.

Nur um nochmals zu verdeutlichen, dass das englische "Hall" kein Synonym für den deutschen Begriff "Hall" ist. Das ist "Reverb"

Gruss, Martin
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Also unser "Hall" ist deren "Reverb" und deren "Hall" ist unsere "Halle"? hihi...
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

pappe, du lässt dir erklären obwohl du ein wissenschaftler bist...?

mache ich aber gerne. :D

ich spalte nun weiter das haar, bzw. betreibe grundlagen forschung.

reverberation ist das stammwort, reverb nur die abkürzung, in deutsch bedeutet das nachhall oder widerhall, die kurzform ist hall.

delay bedeutet unter anderem verzögerung, verschiebung, verspätung, etc. ...

der unterschied besteht darin, dass Hall aus vielen echos besteht die unterschiedliche verzögerungszeiten haben. je nach dem wie weit die reflektionfläche von der schallquelle entfernt ist. damit erhält man in natura einen akustischen eindruck von der größe des begrenzten Raumes. badezimmer - kathedrale.

ein echo besteht in der regel aus einer wahrgenommenen verzögerung, bzw. aus einer schallreflektion einer fläche. wie die berühmte bergwand am königsee. misst man die zeit bis zur ersten reflektion, weiß man wie weit die reflektionfläche entfernt ist. sonar geräte und auch ultraschall beim arzt arbeiten nach diesem prinzip. beide akustische phänomene sind also natürlich.

eine akustische verzögerung ist auch im englischen ein echo.

ein echo wird also mit der verzögerungzeit (delay time) eingestellt, was man hört ist aber auch im englischen ein echo und kein delay 8). nach einer zeitlichen verzögerung (delay) hört man also ein echo. der regler stellt die verzögerung ein und heißt deshalb delay (time) und wird in der regel in millisekunden festgelegt. Die Schallgeschwindigkeit in trockener Luft von 20 °C ist 343 m/s. Das entspricht 1235 km/h. eine millisek entspricht also 34,3 cm. deshalb wird ein zu großer abstand vom verstärker zunehmend ein problem für den groove.

jetzt kommts - bei einem tempo von 100 bpm ist z.b. ein 4tel genau (60000/100) 600 millisekunden lang, ein 8tel 300, ein 16tel 150 und eine punktierte 8tel 450 millisek lang. diese rechnung kannst du mit jedem tempo durchführen. mit dem delay (time) regler kann man nun diese zeiten mehr oder weniger exakt einstellen. mit einem hochwertigen "delay" (jetz ist das gerät gemeint) ist es leicht möglich das echo so einzustellen, dass man es kaum vom original unterscheiden kann. das heißt man spielt z.b. nur viertel hört aber einen achtel groove. das ist zunächst nicht berauschend. der clou ist aber der, dass man damit rhythmuspattern erzeugen kann, die so nicht spielbar sind in dem man z.b. triolisch spielt oder das "echo" triolisch einstellt.
das berühmte bassriff von pink floyds "echo" wurde noch mit einem bandecho erzeugt, der bass spielt nur viertel und die triolischen wiederholungen überlagern diese leicht, dadurch ensteht dieser einfache und doch sehr interessante rhythmus. bei walking on the moon von police spielt das schlagzeug von copeland mit einem echo zusammen. für den gitarrist "the edge" von U2 sind diese sachen ganz typisch, er benutzt teilweise 2 echogeräte mit unterschiedlichen delay-zeiten. etc., etc....

ein echogerät ist mit das wichtigste und creativste effektgerät, das es gibt, wenn man es entsprechend einsetzt (also z.b. nicht immer) wird es nie langweilig und ist fast zeitlos, bzw. relativ unabhängig von trends. nicht nur rhythmen auch melodien entstehen durch (sogar natürlichem) echo. die berühmte trompete vom königsee funktioniert nur mit dieser verzögerten wiederholung.

eine mischung von hall und echo soll sogar die polyphonische musik des abendlandes hervorgebracht haben. gregorianische kirchengesänge sollen durch diese überlagerungen in den großen kirchenräumen entstanden sein. die meisten ethnischen musikstile sind nur bedingt polyphon, wenn sie borduntöne verwenden, indische musik zum beispiel. dafür sind sie halt rhythmisch meist interessanter.

der einsatz eines reinen "reverbs" dagegen hat eine andere funktion. hier wird ein raum vorgetäuscht. je nach zielpublikum sogar ganz bewusst eingesetzt um gefühle zu erzeugen, wie feierlichkeit, größe, natürlichkeit usw., das ist eher ein psychoakustischer effekt. mal aufgefallen wie speziell bei volkstümlicher musik die mächtigkeit der chöre durch bestimmte hallvariationen erzeugt werden. gleichzeitg entsteht dadurch dieser typische weichspüler effekt.

in der popmusik nutzt man den hall in dem man ihn im extremfall weglässt. "kiss" von prince ist dafür ein typisches beispiel, war sogar etwas der vorreiter, danach gab es immer mehr aufnahmen die einen ziemlich trockenen sound bevorzugten. das setzt sich zum teil bis heute fort. typische reverb-user sind dagegen so bands wie "nightwish", "within temptation" usw. aus dem gothic-rock bereich.

bei der akustischen gitarre kann man sich einen ragtime kaum mit viel hall vorstellen, bei keltisch angehauchter musik ist das schon eher der fall.

hall ist auch deshalb ein psychoakustischer effekt weil er nach einer gewissen zeit nicht mehr bewusst wahrgenommen wird. muss scheinbar so sein, sonst könnte man eine predigt in einer großen kathedrale kaum auf dauer folgen.

ein echo bleibt jedoch immer irgend wie hörbar.

wie gesagt, technisch/akustisch gesehen ist ein echo und Hall fast das gleiche, viele, viele echos bilden einen dichten Hall, die wirkung jedoch ist verschieden.

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Fayol
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Beitrag von Fayol »

Herigo, herzlichen Dank für Deine Erläuterung... :!:
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jimprove
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Beitrag von jimprove »

Uiuiui... ich glaube, dass ist geklärt :wink:
Ich kauf mir nen Hall mit Reverb aber ohne Verzögerung im Delay! Vorher rechne ich's aber noch mal durch t :D

Das mit der DI-Box war ein Denkfehler von mir. Gegebenenfalls will ich, wenn nötig, über ein Mikrofon vor dem Amp. ins Mischpult. Daher hatte ich die DI-Box noch auf meiner Liste. Wenn diese aber im Preamp eingabaut ist bringt das dafür natürlich nix. Sie müsste ja hinter das Mikro.

Es ist ja nicht immer leicht sich für etwas zu entscheiden... aber mit dem Schertler bin ich auch wirklich sehr sehr sehr zufrieden. Für meine Zwecke passt das 100%

und diese Empfehlung werde im Auge behalten:

http://www.thomann.de/de/g_lab_dr3_dual_reverb.htm

das hier wurde kürzlich für 150€ bei Ebay verkauft. War schnell weg. Aber ohne es gehört zu haben zuzuschlagen... wollte ich dann auch nicht

http://www.thomann.de/de/carl_martin_headroom.htm

Allen noch einmal vielen Dank für die vielen Denkanstöße.
Für meinen Zweck wird es das... was ich oben geschrieben habe werden. "das dessen Namen nicht genannt werden darf" :shock:

Grüße :)
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Pida
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Beitrag von Pida »

jimprove hat geschrieben:Sie müsste ja hinter das Mikro
Hinter ein Mikro muss gar keine DI-Box, das ist nur für Gitarren und andere Instrumente mit Klinkenausgang und z.B. CD-Player interessant.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

jimprove hat geschrieben:Uiuiui... ich glaube, dass ist geklärt :wink:
Ich kauf mir nen Hall mit Reverb aber ohne Verzögerung im Delay! Vorher rechne ich's aber noch mal durch t :D :)
ok ich verstehe - nix verstanden!

ich war etwas übermüdet als ich den beitrag schrieb, vielleicht sollte ich ihn etwas überarbeiten und straffen.
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OldBlues
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Beitrag von OldBlues »

Pida hat geschrieben: Hinter ein Mikro muss gar keine DI-Box, das ist nur für Gitarren und andere Instrumente mit Klinkenausgang und z.B. CD-Player interessant.
Die DI-Box wandelt u.a. ein asymmetrisches Signal in ein symmetrisches u. dies mit galvanischen Trennung.
Letzteres unterbindet z.B. auch das Weiterleiten von Brumms.

Die meisten Akustik-Amps (in jüngster Zeit auch E-Amps) haben bereits eine DI-Box eingebaut, wenn nicht dann zumindest einen Line-Out per Klinke.
Bei Letzterem kann eine DI-Box die Klangqualität verbessern, z.B. durch "Ausblendung" eines Brumms (auch bei kurzen Kabellängen), zum anderen wird das Signal symmetrisch (XLR-Ausgang).

Dies sind entstammt keinen Herstellerangaben, sondern eigenen Erfahrungen. 8)
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

jimprove hat Folgendes geschrieben:
Uiuiui... ich glaube, dass ist geklärt
Ich kauf mir nen Hall mit Reverb aber ohne Verzögerung im Delay! Vorher rechne ich's aber noch mal durch t


ok ich verstehe - nix verstanden!
:D :D

Gruß Ralf
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Pida
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Beitrag von Pida »

Die DI-Box wandelt u.a. ein asymmetrisches Signal in ein symmetrisches u. dies mit galvanischen Trennung.
Letzteres unterbindet z.B. auch das Weiterleiten von Brumms.
Du meinst, dass eine DI-Box u.U. auch hinter einem Mikro Sinn macht? Ich weiß zwar, dass es gegen Brummschleifen noch andere Tools gibt, aber die Geräte, die i.d.R. als DI-Box angeboten werden, haben dafür doch gar keinen Eingang, oder?
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Welche Tools gibts gegen Brummschleifen?
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OldBlues
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Beitrag von OldBlues »

Pida hat geschrieben:
Die DI-Box wandelt u.a. ein asymmetrisches Signal in ein symmetrisches u. dies mit galvanischen Trennung.
Letzteres unterbindet z.B. auch das Weiterleiten von Brumms.
Du meinst, dass eine DI-Box u.U. auch hinter einem Mikro Sinn macht? Ich weiß zwar, dass es gegen Brummschleifen noch andere Tools gibt, aber die Geräte, die i.d.R. als DI-Box angeboten werden, haben dafür doch gar keinen Eingang, oder?
...nee, nicht hinter's Mikro, sondern zwischen Amp u. PA (Mixer)

Gegen 'nen Brumm (wenn er nicht vom Amp selbst kommt) kannst'e auch die Abschirmung an einem Kabelende "aufmachen" (z.B. im fem. XLR-Stecker zum Mikro).
Dafür hat die DI-Box z.B. den "Ground Lift"...

Ob 'ne DI-Box zwischen Mikro u. Mischer Sinn macht mag ich nicht zu beurteilen, halte es aber für wenig sinnig, da Mikros (meist) symmetrisch "gefahren" werden.
Zuletzt geändert von OldBlues am Do Jan 15, 2015 9:34 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Pida
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Beitrag von Pida »

Pappe, ich dachte da an die Produkte von Palmer. Zum Beispiel:
http://www.thomann.de/de/palmer_pli05.htm
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