Griffbrettöl

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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Gitarrenmacher
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von Gitarrenmacher »

Was hat eigentlich ölen mit Luftfeuchtigkeit zu tun? :?:
Das Ölen von Holz mit einem diffusionsoffenen Pflegeöl hat ganz und garnix mit der sich einstellenden Ausgleichsfeuchte des Holzes zu tun. Eventuell verlangsamt sich der Prozess der LF Angleichung ein wenig. Öl schützt die Holzoberfläche vor dem Verspröden und hält das Holz elastisch, an besonders stark frequentierten Stellen verringert es so den Abrieb. Vor dem Ölen sollte die Holzoberfläche sanft gereinigt werden.
Je offenporiger das Holz ist, desdo zielführender ist eine Ölung als Verschleissprophylaxe. Ebenholz ist WESENTLICH feinporiger als Palisander. Daher rate ich dringend, Palisandergriffbretter 1-2 mal pro Jahr sparsam zu ölen.
Ausserdem sieht frisch geöltes Holz einfach klasse aus.
Griffbrett-Pflegemittel, die schon seit Jahrhunderten von Instrumentenbenutzern zum Erhalt ihrer Schätzchen benutzt werden, eben mal als Marketinggag hinzustellen ist zu kurz gegriffen .
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Angorapython
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von Angorapython »

Und wenn der Verschleiß weit fortgeschritten ist, dann gibt es noch die letzte Ölung...
FCK-NZS
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Gitarrenmacher
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von Gitarrenmacher »

Angorapython hat geschrieben:Und wenn der Verschleiß weit fortgeschritten ist, dann gibt es noch die letzte Ölung...
:lol: Oder ein Mircata Griffbrett. Da ist Öl dann wirklich überflüssig-
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RB
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von RB »

Außerdem sehen die auch ohne Ölung klasse aus. Aber Palisander: Das habe ich einmal gemacht und die schöne Maserung war weg, alles dunkelbraun. Das hat mich verdrossen damals.
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landmesser
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von landmesser »

RB hat geschrieben: ... Zum Mikroklima: Eine gänzlich frei geschöpfte Annahme ohne jeden Beleg. ...

... Wäre die Öffnung kleiner, beispielsweise nur einen Zentimeter im Durchmesser, gälte das gleiche. Der Austausch und die Nivellierung würden lediglich länger dauern. ...
1. Zum Mikroklima:

Selbstverständlichkeiten brauche ich nicht zu belegen. Betrachte es erstmal als Arbeitshypothese. Spalten wir Haare:

Diese Arbeitshypothese wird allerdings in deinem zweiten Satz bestätigt. Die Anpassungsgeschwindigkeit des Mikroklimas im Inneren der Gitarre an das Makroklima außerhalb der Gitarre ist u.a. abhängig von der Größe des Schallloches (schreibst du selbst). Vielleicht auch noch von der Wärmeleitfähigkeit der Holzdecke und der Fähigkeit des Holzes, Feuchtigkeit zwischenzuspeichern. Ein mathematisches Modell müsste sicher noch weitere Einflussfaktoren einbeziehen. Ich habe auch keinerlei Ahnung, ob diese Anpassung dreißig Sekunden oder 24 Stunden dauert. In meinem vorherigen Post hatte ich es länger als einen Tageslauf, also länger als 24 h geschätzt, bis es sich anpasst. Bei dieser konkreten Schätzung mag ich völlig danebenliegen. Aber es gibt definitiv ein Mikroklima im Inneren der Gitarre, welches sich zeitweise von dem Klima außerhalb der Gitarre unterscheiden kann.

2. Diese Diskussion ist allerdings reine Formsache, denn ich habe keine Ahnung, warum Griffbrettöl meiner Meinung nach einem Griffbrett guttut. Das muss nichts mit der Luftfeuchtigkeit zu tun haben. Vielleicht verharzt das Griffbrett und diese Verharzungen werden durch das Öl aufgelöst. Diese Hypothese würde dadurch gestützt, dass die schwingenden Teile der Gitarre (Decke, Boden und Zargen) ja von niemandem eingeölt werden, das Griffbrett aber durch die Schwingungen wesentlich geringer ausgelenkt wird. :mrgreen:


In Bezug auf die Luftfeuchtigkeit kann ich mich folgendem Zitat anschließen
Gitarrenmacher hat geschrieben:Was hat eigentlich ölen mit Luftfeuchtigkeit zu tun? :?:
Da sehe ich im Moment auch keinen Ansatz für ein mathematisches Modell. Ich öle es trotzdem. Öle aber nicht heimlich die Griffbretter von Gitarren anderer Leute. Jeder soll ölen, wie er lustig ist. Jeder Jeck ist anders.

Mit freundlichen Grüßen
landmesser

ps: Warum habe ich bei dieser Diskussion eigentlich immer Hunger auf ein Viereinhalbminutenei?
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RB
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von RB »

Das ist ein wenig fehlinterpretiert. Ich habe nicht von einem "Mikroklima in der Gitarre" geschrieben. Im Gegenteil: Ich stelle die Existenz eines solchen Phänomens schlankerhand in Abrede.

Sollte ich eine Klampfe von draussen bei minus 20 Grad hereinbringen, so wird sie sich innen wie aussen nach einigen Minuten so befinden, wie der Rest des Raums und seines Inventars. Nix Mikroklima.
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Captain Harry
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von Captain Harry »

Die Frage des Mikroklimas im Inneren einer Gitarre ist meiner Meinung nach ziemlich akademisch, hat sie doch keinerlei Auswirkungen auf die Trocknung/Austrocknung des Holzes. Eine andere Frage wäre evtl. das Mikroklima im Koffer, falls die Gitarre dort aufbewahrt wird.
Mit der Ölung des Griffbrettes hat beides nichts zu tun. Ich denke, das gelegentlich Ölen hilft, eine schöne und glatte Oberfläche zu behalten.
Ich wechsele mal das Objekt. Wenn ich Parkett verlege, gibt es prinzipiell zwei Sorten: versiegeltes Parkett, hier ist das Holz mit einer dünnen Lackschicht überzogen und braucht später nur ab und zu gewischt zu werden oder aber geöltes Parkett, hier muss hin und wieder nachgeölt werden um die Oberfläche widerstandsfähig zu halten. Nun laufe ich auf einem Gitarrengriffbrett nicht herum, aber prinzipiell würde ich hier die gleiche Überlegung anstellen und daher hin und wieder leicht ölen. Ob das wirklich nötig ist, weiß ich nicht, sehe aber auch kein Risiko beim Ölen.
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landmesser
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von landmesser »

RB hat geschrieben:Das ist ein wenig fehlinterpretiert. Ich habe nicht von einem "Mikroklima in der Gitarre" geschrieben. Im Gegenteil: Ich stelle die Existenz eines solchen Phänomens schlankerhand in Abrede.

Sollte ich eine Klampfe von draussen bei minus 20 Grad hereinbringen, so wird sie sich innen wie aussen nach einigen Minuten so befinden, wie der Rest des Raums und seines Inventars. Nix Mikroklima.
Die Existenz eines Mikroklimas hast du auch in diesem Post wieder beschrieben, Zumindest für ein paar Minuten beschreibst du ein eigenes, existierendes Mikroklima. Die Existenz ablehnen und im nächsten Moment selbst beschreiben ist schon etwas :banger:

Du kannst die Relevanz dieses Mikroklimas in Bezug auf den Zustand deiner Gitarre durchaus bestreiten. Irrelevant ist aber etwas anderes als Nichtexistent.

Mit freundlichen Grüßen
landmesser

ps: Mein Appetit auf auf Viereinhalbminutenei wird immer größer!
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RB
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von RB »

Die Angelegenheit erscheint nur deshalb so, weil der Begriff "Mikroklima" im Verlauf der Diskussion von Dir immer weiter und weiter wird. Mikroklima ist eine Summe von Umgebungsbedingungen, die sich auf kleinem Raum einstellen und dort verharren, es handelt sich um ein dauerhaftes Phänomen. Du hast diesen Begriff im Verlauf der Diskussion hingegen inzwischen derart ausgedehnt, daß er jeden vorübergehenden Temperaturunterschied erfasst. Vielleicht wäre es einfacher, einzuräumen, daß es Unsinn war, als Du vom "Mikroklima in Gitarren" schriebst. Denn würde man einen auch nur vorübergehenden Temperatur- oder Feuchtigkeitsunterschied bereits als "Mikroklima" bezeichnen, wäre er hinsichtlich der Notwendigkeit des Ölens irrelevant. Denn bei einer so übermäßigen Ausdehnung des Begriffs Mikroklima müßte man - folgte man der Grifbrett-Öl-Logik - auch das Innere des Gitarrenkorpus ölen, um Risse zu unterbinden.

Es ist recht haarspalterisch, sich so in das Thema Mikroklioma zu verbeissen, denn indem Du das tust, entwertest Du deine vorherige Argumentation.
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von Gitarrenspieler »

FINGERBOARD MATERIAL: Black Richlite :mrgreen:
Die anderen Gitarren: "Gibson Premier Fretboard Conditioner", davon hab ich mal mehre Flaschen geschenkt bekommen.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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RB
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von RB »

Micarta. Das einzige Griffbrettholz, das keine Dellen bekommt, wo Fingernägel kratzen.
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Gitarrenmacher
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von Gitarrenmacher »

RB hat geschrieben:Micarta. Das einzige Griffbrettholz, das keine Dellen bekommt, wo Fingernägel kratzen.
Und eines, dass weder vom Baumsterben noch vom Klimawandel betroffen ist. Ich glaube, nicht einmal Mikroklima kann ihm schaden.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
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fingerstricker
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Re: Griffbrettöl

Beitrag von fingerstricker »

Ölen, ölen und nochmal ölen... seit Tagen lese ich hier immer nur Ölen.

Ach hätte ich Trottel heute doch lieber eine meiner Gitarren geölt ... aber nein, - ich dachte der Terrassentisch könnte auch eine Ölung vertragen, schönes Wetter und abends etwas länger hell .... also los gehts.

Tja, und so kam was kommen musste ...
Palupp hat es gemacht und dann ist mir die volle Farbdose aus der Hand geflutscht - ganz toll :aua:
Nun steht der frisch geölte Tisch schön mittig auf einen 2 qm großen braunen Fleck.
Naja, wenigstens habe ich nicht auf meine Kinder gehört - die wollten nämlich, dass ich den Tisch bunt anmale, das würde bestimmt auch lustig aussehen ... :whistler:

Gruß
fingerstricker
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