Also, habe gestern Abend und heute Morgen etwas Gelegenheit gehabt, mich mit dem Teil zu befassen. Hier erstmal ein paar Bilder vom "un-boxing" damit ihr seht wovon eigentlich die Rede ist, die komplette Foto-Love-Story erspar ich euch
Der erste Eindruck war auf jeden Fall schonmal positiv, nicht nur weil ich sah dass das Pakerl aus Taiwan kam, sprich der Amp dort gebaut wurde, was mich als ehemaligen langjährigen Bewohner dieser schönen Insel natürlich sehr freut und auch das Vertrauen stärkt da ich weiß, dass dort gut gearbeitet wird (officzielles Motto dort: "It's Very Well Made In Taiwan", und das stimmt mittlerweile auch!), sondern auch weil die Verarbeitungsqualität dieses Vertrauen gleich bestätig hat, alles scheint sehr hochwertig gearbeitet zu sein, der kompakte Verstärker der eigentlich eher wie ein Top aussieht hat ein solides Gewicht, die Knöpfe eine wertige Haptik (nicht zu leichtgängig) und sogar der Tragegurt der an den Seiten jeweils von einem Gitarrengurt-artigen endpin gehalten wird fühlt sich gut, für faux-leather nicht schlecht.
An sich ist das Teil ein ganz normaler Amp und kann auch so genutzt werden, sprich man schaltet ihn ein und kann ganz normal über die Knöpfe Einstellungen vornehmen und spielen. Das panel ist vlnr bestückt mit einem Wahlschalter (Auswahl: acoustic, bass, clean, glassy, crunch, high gain, metal), Gain, Bass, Mid, Treble, Master, Mod, Delay, Reverb und Output Potis sowie der Eingangsbuchse, einem Kopfhöhrereingang (Mini-Klinke) und einem Volumenregler für externe Klangquellen, die man auf der Rückseite anschließen kann. Dort gibt's auch eine USB Buchse (zur Nutzung als recording interface) und eine LED und Knopf zum Bluetooth pairen.
Zusätzlich gibt's auf dem oberen Bedienpanel noch einen "tab" button mit dem man das Tempo für das Delay angeben kann oder (wenn gedrückt gehalten) den Tuner auswählen kann. Der nutzt die daneben liegenden LEDs als Anzeige, die eigentlich der Auswahl von vier "hardware" Presets dienen, sprich sound Presets die man nach Auswahl über das grafische Interface (siehe unten) hier durch gedrückt-halten der zu den einzelnen LEDs gehörenden buttons ablegen kann. Die Bezeichnung "Hardware Preset" ist hier natürlich etwas irreführend und lediglich der Tatsache geschuldet, dass diese Presets nicht auf dem Mobilteil, sondern direkt im Amp hinterlegt sind. Alles funktioniert ohne glitch und ist sehr einfach und verständlich konzipiert.
Richtig interessant wird es aber eigentlich erst, wenn man auf iPad oder iPhone (oder natürlich ein Android device!) die App installiert. Nach Öffnen selbiger kann man sich mit seinem Mobilgerät verbinden (klappt zügig und ohne Probleme). Dort erscheint dann erst einmal die Seite mit den vier vorinstallierten Presets. Die kann man jeweils auswählen, öffnen und editieren und dann auch entsprechend geändert abspeichern. Beim Editieren kann man sowohl die Amp-Einstellungen am Mobilgerät ändern, als auch die Signal- bzw. Effektkette ändern bzw. deren Einstellungen an jedem einzelnen Effekt ändern. Das Funktioniert wunderbar und wirkt sehr direkt und hörbar, das Handling und die Wirkung sind dabei im Grunde wie beim Bedienen eines echten Verstärkers oder echter Stompboxen. Witzig ist, dass wenn man jetzt einen der hardware Knöpfe am Verstärker selbst dreht, der entsprechende Knopf im grafischen Interface sich ebenfalls synchron bewegt, das macht Spaß!
Von dieser ersten Seite kann man dann in die verschiedensten Modi wechseln: zB kann man in die Cloud gehen und dort von Usern hinterlegte Sound Presets ausprobieren und bei Gefallen herunterladen, da gibt es ordentlich viele und man braucht wohl auch einige Zeit sich da durch zu arbeiten. Unterteilt sind die Sounds immer in die groben Kategorien Pop, Blues, Rock, Metal, Alternative, Bass und Acoustic.
Man kann auch über einen button "Music" entweder die Funktion "smart jam" auswählen bei der entweder nach Genre (hier nur Pop, Rock, Funk oder Blues) eine - ich glaube zufällig ausgewählte (?) - Akkordfolge über einen beat abgespielt wird zu der man dann jammen kann, oder man kann über "create" dem Gerät selber seine Harmonien vorspielen, die werden dann "analysiert" und es wird eine Drum & Bass Begleitung kreiert über die man dann solieren kann etc. Die andere Möglichkeit unter "Music" ist, einen Youtube-Clip seiner Wahl laufen zu lassen zu dem man dann spielen kann - die bekannten backing tracks oder eben iwelche Musicvideos. Bei allen Spielarten unter "Music" werden jeweils die Akkordsymbole und der Taktverlauf angezeigt.
Mehr hab ich jetzt noch nicht ausprobiert, aber hier mein Eindruck vom ersten Spielen mit dem Teil:
Der amp stand alone: Mir gefällt der Klang sehr gut, die Einstellungsmöglichkeiten sind auch ohne das iPad dazu zu nehmen schon sehr umfangreich, der Hall ist wirklich schön, der Verstärker hat 40Watt und gibt die über 2 kleine speaker ab die erstaunlich voll klingen für ihre Größe.
Sound Presets: es gibt wie gesagt eine wahnsinnige Fülle, da muss man schon sieben, aber einige sind wirklich gut und klingen authentisch. Leider ist das Gerät wie als auch wohl die Mehrzahl der Nutzer eher in Richtung "Heavy" orientiert, sodass es eine Trillion Zerrsounds der verschiedensten Couleur gibt, aber bedeutend weniger clean oder angecrunchte sounds, aber das werden ja immer mehr, ausserdem kann man ja auch eigene Sounds kreieren. Grundsätzlich muss ich aber sagen dass ich bisher nie wirklich 100% überzeugt war von einem Sound, zB angebliche Fender cleansounds haben einfach nicht die Tiefe oder Räumlichkeit die für mich so charackteristisch für diese Sounds sind. Das kann allerdings auch daran liegen, dass ich zum Großteil eher leise gespielt habe, ich muss mal eine lautere Session machen wenn Frau, Kinder und junge Hunde das Haus verlassen haben.
App: ich finde sie sehr gut gemacht, die Bedienung ist intuitiv und einfach, die Funktionen machen das was sie sollen und die "kommunikation" zwische Mobilteil und Amp ist sehr direkt, eine Verzögerung aufgrund der Bluetooth Verbindung konnte ich nicht wirklich feststellen. Allerdings zeigt sich hier dass es wirklich nur ein Übungsverstärker ist, da man bei Wechsel des Sound Presets einen "Klack" sound aus dem Amp hört der je nach Sound (also mehr & lauter je high-gainiger der Sound ist) lauter oder leiser ist, aber immer da ist. Ein weiteres Problem ist, dass die App wohl ein Problem damit hat, im Hintergrund weiter zu laufen, sprich wenn ich zB am iPad kurz aus der Spark App gehe um etwas anderes am iPad zu tun (in diesem Fall zB einen Tuner aufrufen ...), verliert die App oft die Verbindung zum amp und wennman sie wieder auswählt verbdindet sie sich wieder neu und man landet wieder auf der "home page", was etwas doof ist wenn man zB vorher einen jam track laufen hatte ... Das scheint mir ein Fehler zu sein der evtl. mit einem SW update behoben werden könnte, schauen wir mal ob da was passiert. Super tragisch ist es für eine Übungs-Situation nicht, aber beide Probleme sind natürlich sehr hinderlich wenn man evtl. doch mal eine live jam-session (also Neudeutsch Face to Face!) mit echten Menschen

macht oder man sich gar in ein Bandgefüge begibt. Aber dafür ist der Amp ja auch eigentlich nicht gedacht ...
Der ganze Bereich der "smart jam" Funktionen fand ich persönlich am wenigsten überzeugend, die angebotenen smart jam Begleitungen sind eher uninspiriert, die Akkorderkennung ist auf Moll und Dur Grundakkorde limitiert (mein Eindruck) und die Erkennung an sich funktioniert auch nicht 100%ig. Ich habe der App zB einen 12-bar Blues einfachster Machart vorgespielt der so schonmal gar nicht erkannt werden kann da die App immer nur 8 Takte "zuhört" bevor sie analysiert und ihre "Kreation" abspielt, und was dann kam war ein lustiger Wechsel zwischen E und A vor drum-machine artiger Hintergrundmucke, das geht mittlerweile schon bedeutend besser (siehe auch zB die neueren Funktionen in Garage Band et al ...)!
Also, erstes Fazit: alles in allem eine spaßige, sehr vielseitige Sache mit einigen nützlichen und einigen weniger nützlichen/guten Funktionen, und für den Preis von kapp über 200,-USD auf jeden Fall ok.
Als nächstes werde ich ihn mal mit dem Bass ausprobieren, bin gespannt wie sich die kleinen speaker da machen. Leider habe ich keine akustische Gitarre mehr die mit Tonabnehmer ausgerüstet ist (an sich ja schon ein Unding für einen alten gigger wie mich, traurig!!) sodass ich momentan gar nicht ausprobieren kann wie er sich so als Akustikgitarrenamp macht ...
LG,
Niels