Pinsteg oder F?delsteg ?

Tonabnehmer, Vorverstärker, Setup, Saitenverschleiß oder sonstwelche technischen Aspekte der Gitarristerei....

Moderator: RB

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Bushi
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Pinsteg oder Fädelsteg ?

Beitrag von Bushi »

Mir stellt sich die Frage, wie sich die Schwingungsübertragung im Vergleich eines üblichen Pinstegs zu einem Fädelsteg verhält.
Ich bin ja quasi-Laie und möchte so allmählich meine Vorstellungen einer neuen, hochwertigen Klampfe konkretisieren.
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RB
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Beitrag von RB »

Der Saitenwinkel hinter der Stegeinlage ist ausschlaggebend, glaube ich. Aber ob die therotische Vorüberlegung überhaupt die passende Herangehensweise ist, weiß ich nicht so recht. Entscheidend sollte doch sein "was hinten bei rauskommt", egal, wie die Saiten angeknotet sind.
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Bushi
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Beitrag von Bushi »

Grundsätzlich haste natürlich recht. Wenn sich ein Fädelsteg spürbar negativ im Klang auswirkt, wäre diese Option schonmal vom Tisch. Aber mich nerven diese Pins, aber ohne fachmännischen Rat hinsichtlich solcher Details möchte ich nicht mein Geld verpulvern, sondern mir ausgiebig Zeit lassen und viel mit Leuten reden, die da kompetenter sind als ich.
:wink: und wo fände ich sie besser als hier ? :wink:
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Iris
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Beitrag von Iris »

Hallo Bushi,
meine Lowden hat so einen Fädelsteg (- finde ich übrigens viel angenehmer beim Saitenwechseln als diese Pins.)
Ich schätze mal, wenn sich der Fädelsteg spürbar negativ im Klang auswirken würde, dann würde der George Lowden seine Gitarren wohl nicht so bauen, oder?

Überhaupt frage ich mich, ob so kleine bauliche Details für den Klang so maßgeblich sein können?
Warum bauen denn dann nicht alle Gitarrenbauer diese sich nach oben verjüngenden Seagull-Kopfplatten nach, wenn diese den Klang so verbessern?
(Ein Glück, dass sie es nicht tun - mir gefallen sie nämlich nicht.)

Gruß Iris
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stephan
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Beitrag von stephan »

Hi Bushi,

also ich habe Gitarren mit und ohne Fädelsteg. Die klingen alle gut. Beim "Blindtest" würde ich niemals heraushören, welche Saitenbefestigung das gerade erklingende Instrument denn nun hat.
Fädelsteg ist halt etwas weniger Fummelei, und, was ja auch manchmal passieren kann, es fliegen einem keine Bridgepins um die Ohren.

Rein theoretisch (statisch und physikalisch) hätte ich geglaubt, dass sich zwischen beiden Saitenbefestigungsarten klanglich ein größerer Unterschied auftun würde. Mir zumindest hat die Praxis und die Erfahrung gezeigt, dass dem nicht so ist.

Fazit: RB hat recht, entscheidend ist was "hinten rauskommt".
Also teste die infrage kommenden Gitarren und lass' Dich vom Klang überzeugen, nicht von technischen Details.

Gruß
Stephan
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Bushi
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Beitrag von Bushi »

stephan hat geschrieben: Fädelsteg ist halt etwas weniger Fummelei, und, was ja auch manchmal passieren kann, es fliegen einem keine Bridgepins um die Ohren.
Genau diese Dinge haben mich zu diesen Überlegungen geführt. Mir sind auch schon Pins um die Ohren geflogen und ich trau den Dingern irgendwie nicht, wenngleich das auch übertrieben sein mag.

Aber eben diese Erfahrungsberichte sind es, auf die ich scharf bin, ihr habt da offensichtlich direkte Vergleichsmöglichkeiten.
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Kwalke
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Beitrag von Kwalke »

Beim Fädelsteg hat der Saitenzug jedenfalls kein Spiel. Beim Pin könnte dieser ja immer etwas nachrutschen usw.

Beim Fädelsteg hast Du auch im Gegensatz zu den Pins noch den Vorteil, dass Du Dir nicht Gedanken machen musst, ob andere Pin-Materialien vielleicht besser klingen könnten. :-D
....was ja auch manchmal passieren kann, es fliegen einem keine Bridgepins um die Ohren.
Meinem Kumpel ist beim Gig ein Pin in die Ritze des Fußbodens gefallen. Da hat er sich aus einem Bierdeckel ´nen Ersatz gebastelt.
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Gitarren: Martin D-28, Martin OOO-16GT, Gibson J-45
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WolfF
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Beitrag von WolfF »

Bushi hat geschrieben:Mir sind auch schon Pins um die Ohren geflogen und ich trau den Dingern irgendwie nicht, wenngleich das auch übertrieben sein mag.
kwalke hat geschrieben:Beim Fädelsteg hat der Saitenzug jedenfalls kein Spiel. Beim Pin könnte dieser ja immer etwas nachrutschen usw.
Als ich mir meine neue Gitarre habe bauen lassen, habe ich darüber auch mit meinem Gitarrenbauer gesprochen, weil mir die Sache mit dem Fädelsteg auch irgendwie sympathischer war. Er wollte da aber nicht recht ran, weil er meinte, der Zug der Saiten über den Steg auf die Decke verteile sich durch die mit den Pins unter der Decke festgeklemmten Ball-Ends besser (oder so ähnlich) und aus ebendiesem Grund sei auch die Übertragung der Saitenschwingungen auf die Decke besser. Ich vermute, das ist mal wieder so eine Glaubensfrage und andere Gitarrenbauer werden das ganz anders sehen.

Eins steht aber fest: Wenn man das mit den Pins richtig handhabt, dann rutscht da nix und erst recht fliegt da nix ...

:wink: Wolfgang
pruschel
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Beitrag von pruschel »

Hallo Bushi,
habe eine Stoll Ambition 12.Bund Fädelsteg und eine Larriveé 14. Bund LSV 11 - Pinsteg. Beide Gitarren klingen völlig unterschiedlich und es ist mehr oder weniger egal wie die ballends gehalten werden. Es gibt bis heute keine vorurteilsfreie Studie zu diesem Thema. Ausschlaggebend sind die Wahl des Holzes für Boden und Zargen, der Decke, das Bracing sogar die Lackierung und natürlich die Bauform der Gitarre. Auch der Hals bzw. wie ist der Hals mit dem Korpus verbunden ist ein wichtiger Faktor.Hier hat jeder Instrumentenbauer seine eigenen Vorstellungen. Ich schliesse mich der Meinung von RB an.
Es zählt nur was rauskommt !!!
Viel Erfolg bei der Suche nach DEINER Gitarre.
Gruss pruschel
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rainbow
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Beitrag von rainbow »

meine ältere Lakewood hat so einen Fädelsteg, also keine Bridgepins

und ich finde das sehr praktisch beim Saitenwechsel

in den 80ern hatte ich auch mal eine ähnliche wie jetzt in identischer Stegbauweise

wäre doch evtl. interessant mal bei Lakewood nach den Gründen zu fragen wieso die Firma seinerzeit wieder auf den "traditionellen" Steg mit Pins gewechselt hat

ob es also "Modeerscheinung" war oder konstruktive oder klangliche Gründe hatte ...

ich könnte mir Vorstellen, dass beim Fädelsteg die Kräfte anders auf den Steg wirken (nämlich sozusagen nur seitlich Richtung Hals) als beim Pinsteg, wo die Saiten ja durch die Decke geführt werden.

Beim Fädelsteg ist möglicherweise die Gefahr grösser, dass sich der Steg durch den Saitenzug eher löst :?:

vom Klang her fand ich beide Stahlsaitengitarren mit der Stegbauart in Ordnung
Schöne Grüsse

Reinhard
-------------------------------------------
Konzertgitarre "Fränkische Meisterwerkstätten" (1984) = Hanika (Fichte/Ahorn geflammt)
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Harald H. Morton
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Beitrag von Harald H. Morton »

@rainbow
Beim Fädelsteg ist möglicherweise die Gefahr grösser, dass sich der Steg durch den Saitenzug eher löst
Das vermute ich auch.
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Als ich mit Christian Stoll meine Ambition besprochen habe, war er sehr angetan von meinem Wunsch, einen Fädelsteg zu bauen. Dies ist eh die 'klassische' Bauweise. Die Pins kamen später...
Er meinte auch, dass der Ton über Fädelsteg besser übertragen wird, da die Saiten einen höheren Druck auf die Decke geben würden.
Einen direkten Vergleich kann ich dir leider auch nicht bieten, würde mir aber immer wieder einen solchenen bauen lassen:-)
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RB
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Beitrag von RB »

Ach was, Pins sind gut. Kann man wechseln, es gibt dunkle und helle mit und ohne Perlmutt, verschiedene Holzsorten. Und mir ist auch schon lange keine mehr um die Ohren gepfiffen.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Ich hätte eher Angst, dass mir ein Steg um die Ohren fliegt, weil keine Pins ihn zur Not festhalten, als dass ein Pin durch die Gegend saust.
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
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nolinas
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Beitrag von nolinas »

RB hat geschrieben:Der Saitenwinkel hinter der Stegeinlage ist ausschlaggebend, glaube ich. Aber ob die therotische Vorüberlegung überhaupt die passende Herangehensweise ist, weiß ich nicht so recht. Entscheidend sollte doch sein "was hinten bei rauskommt", egal, wie die Saiten angeknotet sind.
Ich habe da mal einen Versuch gemacht.

Das Foto ist dort weg, also hier

Bild

Das war zugegebenermaßen ein etwas extremer Versuch. Ich habe wirklich versucht, möglichst wenig subjektiv zu sein. Mir ging es lediglich um Erkenntnisgewinn.

Letztlich halte ich nunmehr aber den Saitenwinkel hinter der Stegeinlage bis zur Befestigung der Saite nicht mehr für relevant, was die Tonerzeugung angeht.

Setzt mal eine Stimmgabel auf eine beliebige Stelle der Gitarre. Sobald mit mäßigem Anpressdruck sicherer Kontakt hergestellt ist, bringt ein Mehr an Anpressdruck keinerlei hörbare Veränderung mehr. Und der über die Stegeinlage vermittelte Saitendruck ist wirklich groß genug.

Möglicherweise ist die Saite einfach nur ein Schwingungsgeber, ähnlich jener Stimmgabel, die ohne großes Buhei nur etwas zuverlässigen Kontakt benötigt. Das wäre je schon wieder beinahe etwas menschlich.


Guten Abend

Daniel
"Ach das dumme Gleichgewicht, wenn mans braucht, dann hat mans nicht" (Zitat aus Alarm im Kasperletheater)

"Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können" (Francis Picabia)
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