Tach zusammen,
das mit der Geschwindigkeit verfolgt mich seit dem ich Klampfe spiele. Ich habe auch ne ganze Zeit lang gedacht das es eine pysische Grenze gibt die ich nicht überwinden kann. Speziell wenn ich irgendwelche Kiddies gesehen habe, die Tonleitern oder Pentatonik in einer Geschwindigkeit spielen in der ich Töne gerade mal "sliden" kann
Ich habe seinerzeit Scott Joplins Maple Leaf Rag einstudiert weil ich mich über die verhunzte Version von Sammy Vomacka aufgeregt habe. Es gibt eine Stelle (Vomacka lässt an der Stelle die schwiereigen Töne ganz vornehm weg!) da geht ein Griff über 4 Bünde mit Hammer-ons und Pull-offs natürlich mit akkurater Bassbegleitung ect ect. Irgendwann hatte ich den Fingersatz zusammen und das monotone Üben begann.
Nach einigen Wochen konnte ich die Passage zwar sauber spielen, aber die Geschwindigkeit war im Verhältnis zum restichen Stück zu lahm. Also 3xÜ bis zu Stillstand der Augen. Ohne (ok, fast ohne) Erfolg. Da ich aber keinen Bock hatte das Stück langsam oder unvollständig zu vorzutragen (schließlich war ich angetreten um Vomacka zu zeigen wo der Frosch die Locken hat) habe ich es frustriert drangegeben.
Und dann passierte was ganz seltsames: Nach etwa einem Jahr habe ich das Teil aus Spass beim Üben mal durchgespielt, und oh Wunder, die Passage war deutlich schneller geworden. Ich habe mir gedacht das durch das viele Üben entweder ein Blockade oder eine Art Hirn-Finger Kopplung entstanden ist die als Bremse wirkt.
Blockade deswegen weil ich die Passage ja immer nur langsam und korrekt geübt habe. Also einfach mal schnell und huddelich spielen und sehn was passiert. Äh, naja irgendwann konnte ich den Teil etwas schneller und ziemlich unsauber spielen, also falscher Weg!
Zurück zur Hirn-Finger Kopplung (kennt jemand den medizinischen Ausruck dafür?) Meine These war das die Finger diese Passage nicht autonom, sondern nur mit Hirnkontrolle spielen können. Aber die "Schwierigkeiten" an der Stelle, also Fingersatz und Timing waren ja längst überwunden. Wie also die Hirnbremse loswerden?
Zum Bleistift durch Ablenkung. Leider kann ich beim klampfen nicht sprechen (ich werde nie zu einem selbstgespielten Stück singen können

) Also habe ich versucht den Kopf irgendwie anders zu beschäftigen. Ich habe testwesie beim Üben ein Video angesehehn, das hatte von allen Versuchen der besten Erfolg. Das Problem ist, es danach auch ohne Ablenkung zu können.
Als ich die Geschwindigkeit erreicht hatte mit der ich das Stück spielen wollte, war es eigentlich kein Problem mehr. Wenn beim Spielen erstmal die gewisse LMAA Stimmung aufgekommen ist, geht es eigentlich wie von selbst. Plötzlich ist man "drüber weg" und fragt sich nur warum man damit solange rumgezaubert hat.
Es wird eine physiologische Höchstgeschwindigkeit für Fingermotorik geben. Die wird bei jedem etwas andes ausfallen, aber ich glaube das sie durch das was wir hier machen noch nicht erreicht wird. Ich glaube das es in den allermeißten Fällen eine Kopfangelegenheit ist, die man durch schlichtes "geradeaus-Üben" nicht überwinden kann. Mein Tip wäre also der: lasst euch was einfallen wie ihr eure persönliche Hirn-Bremse loswerden könnt. Ablenkung ist eine Möglichkeit, viellecht hilft auch Meditation, Yoga, Autogenes Trainig ect ect.
Ich (leicht schicker:-) ) wünsche euch allen eine frohe Weihnacht und falls wir uns vorher nicht mehr sehen auch einen guten Rutsch!
P. Reinert