Warum singt eine Menschenmenge immer richtig?

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hmarke
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Beitrag von hmarke »

clone hat geschrieben:
Manati hat geschrieben: Mein Chorleiter sagt immer: "Unter 1.000 Menschen gibt's höchstens drei, die wirklich nicht singen können."
Ja, aus einigen Denkschulen kommen solche Aussagen. Aber man braucht blos einmal Menschen allein singen zu lassen (oder allein zur Gitarre/Klavier) und man wird schnell eines besseren belehrt... .


sehe ich genau so.
Diese Aussage spiegelt entweder die Anspruchslosigkeit des Chorleiters wieder, oder aber sie soll ermutigen, einem Chor beizutreten.
wuchris
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Re: Warum singt eine Menschenmenge immer richtig?

Beitrag von wuchris »

Krümel hat geschrieben: Wenn das Publikum mitsingt, dann klingt es insgesamt so, als würde es richtig singen... Es gibt aber doch genügend Leute, die nicht richtig singen, wieso klingts als Gesamtes dann aber trotzdem richtig?
Ernsthaft:
Singen ist die wahrscheinlich älteste Form des Musizierens.
Singen ist einfach.
Zu singen - am besten allein, wo ein jeder jeden Ton, jedes Wort hören kann - ist schwierig, da hier eine Menge Mut dazugehört.
Singen plötzlich viele mit und ist eine Melodie(stimme) vorgegeben oder einfach so bekannt, dass sie jeder kann und in einer für jedermann sing/gröl-baren Tonlage, minimiert sich die Zahl derer, die sich immer noch singen trauen und steigt die Zahl derer, die automatisch richtig singen.
Die Schwierigkeit von singen wird überberwertet.
Jeder kann singen.
Nicht jeder kann schön (definiere!) singen.

Ausgenommen sind diejenigen, die noch nicht mal in der Lage sind richtig zu sprechen. Diese Menschen können - so meine Erfahrung - wirklich nicht singen, die können vielleicht rappen...
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clone
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Re: Warum singt eine Menschenmenge immer richtig?

Beitrag von clone »

wuchris hat geschrieben:
Krümel hat geschrieben: Wenn das Publikum mitsingt, dann klingt es insgesamt so, als würde es richtig singen... Es gibt aber doch genügend Leute, die nicht richtig singen, wieso klingts als Gesamtes dann aber trotzdem richtig?
Ernsthaft:
Singen ist die wahrscheinlich älteste Form des Musizierens.
Singen ist einfach.
Zu singen - am besten allein, wo ein jeder jeden Ton, jedes Wort hören kann - ist schwierig, da hier eine Menge Mut dazugehört.
Singen plötzlich viele mit und ist eine Melodie(stimme) vorgegeben oder einfach so bekannt, dass sie jeder kann und in einer für jedermann sing/gröl-baren Tonlage, minimiert sich die Zahl derer, die sich immer noch singen trauen und steigt die Zahl derer, die automatisch richtig singen.
Die Schwierigkeit von singen wird überberwertet.
Jeder kann singen.
Nicht jeder kann schön (definiere!) singen.

Ausgenommen sind diejenigen, die noch nicht mal in der Lage sind richtig zu sprechen. Diese Menschen können - so meine Erfahrung - wirklich nicht singen, die können vielleicht rappen...
Ich will mich da jetzt gar nicht groß streiten, ob singen nun einfach ist oder nicht. Wenn ich so meine Nachbarn höre, auch zu dritt, auch zu den ´Klängen´ einer geschundenen Sperrholzklampfe, dann habe ich eher nicht den Eindruck das sei naturgegeben... . Das ist so schauerlich, da gruselt dem halben Haus. Ich habe schon Kommentare im Haus aufgeschnappt dass es komisch sein, weil es manchmal richtig toll klänge (das war dann Icke :wink: ).

Ich vermute Menschen die sich z.B. in einem Chor einfinden, da gab es schon quasi eine Vorauswahl... .
Und ein Blick in das Publikum von Volksmusiksendungen zeigt doch, dass etwa ein Drittel völlig gegen den Takt mitklatscht. Kann auch mal die Mehrheit sein, wenn die ersten falsch ansetzen... . Und grobe Rhythmik vermute ich ehrlich gesagt in der Menschwerdung weit vor der Fähigkeit zu singen... .
wuchris
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Re: Warum singt eine Menschenmenge immer richtig?

Beitrag von wuchris »

clone hat geschrieben: Und ein Blick in das Publikum von Volksmusiksendungen zeigt doch, dass etwa ein Drittel völlig gegen den Takt mitklatscht.
MITKLATSCHEN!!!! Schlimmer gehts nicht.
"Der Deutsche" ist nicht in der Lage anders als gewohnt militärisch die 1 und die 3 zu betonen.
War vor kurzem auf einem Piano Boogie Woogie Konzert. Leider was für die feinere Gesellschaft, also quasi im sitzen und feinem Zwirn. Wenn dann mal geklatscht wurde, dann - logisch - auf 1 und 3. Das klingt mal richtig geil.
Klatscht man dann für diese Musik angemessen erntet man böse Blicke, weil man ja verkehrt klatscht ;) Arme Irre.

Singen:
Nein, streiten werden wird deshalb bestimmt nicht. Sehe auch keinen Grund dazu.
Deine Nachbarn "zu dritt" gehen ja quasi als "alleine" durch. Würden die mal in einem Chor neben den richtigen stehen (Gott erbarme sich seiner), würde es wahrscheinlich besser werden. Meine Vermutung.

Manchmal - und da gebe ich dir aber recht - hilfts aber wirklich nichts. Man sollten manchem das Singen verbieten dürfen ;)
jürgenM

wir

Beitrag von jürgenM »

...wir lassen uns das Singen nicht verbieten, das Singen nicht und auch die Fröhlichkeit...so hieß es einst in einem deutschen Schlagertext.

Aber zur Sache: Das ist doch Physik.

Ein Ton ist eine Sinuskurve auf einem X-Y-Koordinatenkreuz.
Ein etwas zu tiefer Ton ist etwas langwelliger, ein zu hoher etwas gestauchter auf der X-Achse.
Dadurch kommt es zu Überschneidungen der Kurven, was zu klanglichen Aufhebungen also zur Unhörbarkeit an den Schnittpunkten dieser Welle führt.
Das ist nicht nur bei der Akustik so, sondern auch in der Optik. Mit solchen Interferrenzen lassen sich die dollsten Dinge berechnen.

Da die deneben liegenden Sänger nicht gleichmäßig daneben liegen quasi unisono, gibt es eine große Menge falscher Kurven, vieler Schnittpunkte und somit verschwindet der falsche Gesang im Nichts.

Ich kann gut singen, habe aber leider eine schwache Stimme....deshalb instrumental.

Gruß..Jürgen
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

das ist gut erklärt, so in etwa dachte ich mir das... danke!
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korgli
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Re: wir

Beitrag von korgli »

jürgenM hat geschrieben:...wir lassen uns das Singen nicht verbieten, das Singen nicht und auch die Fröhlichkeit...so hieß es einst in einem deutschen Schlagertext.

Aber zur Sache: Das ist doch Physik.

Ein Ton ist eine Sinuskurve auf einem X-Y-Koordinatenkreuz.
Ein etwas zu tiefer Ton ist etwas langwelliger, ein zu hoher etwas gestauchter auf der X-Achse.
Dadurch kommt es zu Überschneidungen der Kurven, was zu klanglichen Aufhebungen also zur Unhörbarkeit an den Schnittpunkten dieser Welle führt.
Das ist nicht nur bei der Akustik so, sondern auch in der Optik. Mit solchen Interferrenzen lassen sich die dollsten Dinge berechnen.

Da die deneben liegenden Sänger nicht gleichmäßig daneben liegen quasi unisono, gibt es eine große Menge falscher Kurven, vieler Schnittpunkte und somit verschwindet der falsche Gesang im Nichts.

Ich kann gut singen, habe aber leider eine schwache Stimme....deshalb instrumental.

Gruß..Jürgen
:-)
du meinst sehr daneben im Plus oder Minus hebt sich auf.
Bleibt eine gekräuselte Mittellinie ?
:-)

fredy
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Hallo Juergen,

Ich kann dir nicht ganz folgen. Heisst dass, wenn alle falsch singen, hoehrt man gar nichts mehr? :)

Wer eine 12 saitige Gitarre oder eine Mandoline hat, kann dann mal probieren, die beiden gleichgestimmten Saiten so zu verstimmen, dass sich die von den beiden Saiten erzeugten Wellen gegenseitig ausloeschen und man beim Anschlagen gar nichts mehr hoehrt. Viel Spass dabei 8)

Wenn jemand in der Lage ist reine Sinus- oder Cosinuswellen zu singen, der waere ein Phaenomen.

Joe
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Tja, ich bin mir auch nicht so sicher bzgl. der Erklärung von Jürgen, würde dazu aber einen Physiker mit der Fachrichtung bzw. Spezialisierung Akustik befragen wollen. Also anwesende oder mitlesende PHYSIKER bitte melden :-)
Viele Grüße

ralphus
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DiSt
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Beitrag von DiSt »

Die Erklärung mit der destruktiven Interferenz ist, Verzeihung wenn ich das so hart ausdrücke, Unfug.
Das Phänomen als solches gibt es natürlich, aber es trägt nichts, aber auch gar nichts, zum wahrgenommenen "richtig singen" einer Menschenmenge bei.

Und Tired Joe hat natürlich Recht - schon die Grundannahme, es handle sich um sinusförmige Zeitverläufe, ist falsch. Ein reiner Sinuston klingt synthetisch, langweilig. Die Obertöne (die für die Abweichungen von der Sinus-Form sorgen) machen das Charakteristische eines Klangs aus.
Dieter
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 2:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ich tendiere eben doch zur akustischen täuschung. wobei ich nicht behaupte das aus falsch richtig wird. wenn man bei der 12 string bleibt muss man sagen, dass eine so wie so immer leicht verstimmte nicht so grausam klingt wie eine 6 string.
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Hanjo

Beitrag von Hanjo »

Und pentatonisch fühlen die Menschen zu allem Überfluss auch noch:
http://www.spiegeloffline.de/2011/12/03 ... -mcferrin/
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Rainman
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Beitrag von Rainman »

Ein Beispiel das auch kompliziertere Melodien funktionieren. Hier singen 80.000 Menschen zu einer Gitarre.
http://www.youtube.com/watch?v=wv38_ptK ... re=related

Was mit der Tonhöhe funktioniert, geht aber nicht mit den Takt. Hier ein Beispiel wie die Band sich den Takt zurück holen muss.
http://www.youtube.com/watch?v=qwun83po2u4
Locker bleiben
Andreas

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clone
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Beitrag von clone »

Das Problem bei diesem Thread ist, glaube ich, dass die Ausgangsfrage schon eine Aussage enthält. Nämlich, dass eine Menschenmenge immer richtig singt. Und das stimmt halt einfach nicht, zumindest nicht so absolut formuliert... .
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