Stütze oder Fußbank ?
Moderator: RB
Stütze oder Fußbank ?
Ich bin sicher, das Thema wurde schon mal besprochen, aber ich habe eigentlich nichts dazu gefunden. Für einen Beitrag in einem anderen Thread habe ich mal einen kleinen Spaziergang durch die Welt der Klassikgitarre bei Youtube unternommen, und erstaunt festgestellt, dass die überwältigende Mehrheit der dort vertretetenen Klassikgitarristen weiterhin die gute alte Fußbank benutzt. Um ganz sicher zu sein habe ich gerade eine etwas ausgiebigere Tour unternommen, aber am Anteil hat sich nichts geändert: von etwa 50 Gitarristen haben ganze 5 eine Gitarrenstütze benutzt, namentlich Yulia Lonskaya, Tatyana Ryzhkova, Gaelle Solal, Maria Esther Guzman und als einziger mir vorher bekannter Gitarrist Elliot Fisk. Sind wir Gitarristen wirklich so konservativ oder gibt es fuß-äh-handfeste Gründe für die Dominanz des Bänkchens? Die Stütze soll ja wirbelsäulenschonender sein, deshalb habe ich in einer Zeit, in der ich ziemliche Rückenprobleme hatte mal so ein schwarzes Kissen probiert, Dynarette hieß das glaube ich ( ich habe es einfach nicht über mich gebracht, Saugnäpfe an meine Hanika zu montieren), aber irgendwie hatte ich da das Gefühl, dass ich damit die Gitarre doch nicht so ganz nach meinen Vorstellungen justieren konnte. Deshalb bin ich jetzt, wo es meinem Rücken wieder besser geht, zurück zur Fußbank gekommen. Würde mich mal interessieren, wie ihr das seht und welche Erfahrungen ihr mit beiden Vorrichtungen habt.
- Holger Hendel
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Ich glaube, es gibt kaum innovationsfeindlichere Menschen als Musiker (in best. Punkten zumindest
..."unbezahlbarer" Bevel, Nullbund, endlich leichtere Einflussnahme auf den Halswinkel... etc. etc.); deshalb entwickeln sich diverse Instrumente auch nur im Schneckentempo weiter. Ich spiele so gut wie immer mit Gurt + Gitarrenstütze, idR nutze ich beides (zwar spiele ich Westerngitarre, doch ab und an versuche ich mich auch an "klassischem" Material); diese Kombination bringt mir gefühlt maximale Freiheit bzgl. gewünschter Gitarrenpositionierung bei maximaler Flexibilität - ich kann jederzeit aufstehen und im Stehen weiterspielen.

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Sag doch bitte nicht "falsch". Es gibt nicht DIE optimale Haltung.Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Falsch. Die beste Haltung ist immer die enstpannenste.
Jede unveränderte Haltung wird auf Dauer nicht nur unentspannt, sondern schädigend. Wechsel ist der einzige ergonomische Weg.
Aber über die verschiedenen Haltungen, die man dann in die engere Auswahl nimmt, sollte/muss man sich imho schon Gedanken machen.
Daraus habe ich ja nur den Gedanken abgeleitet, dass weder nur das Eine noch das Andere (Stütze oder Bank) allein gut sein muss

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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Also, "entspannt" ist bei der klassischen Gitarrenhaltung so eine Sache...Ich denke, sie wurde in erster Linie dazu entwickelt, um beiden Händen optimale Bewegungsfeiheit zu geben. Zum Entspannen lege ich mal ein Päuschen ein oder lege die Gitarre für nicht so schwierige Sachen aufs rechte Bein. Mich hat halt nur gewundert, wie viele bekannte Gitarristen noch das Fußbänkchen benutzen, ich hätte gedacht, zumindest bei der jüngeren Generation wäre die Stütze populärer. Aber wahrscheinlich kommt hier auch das Vorbild-Syndrom zu tragen: So wie für viele Bluegrass-Mandolinisten die Gibson F5 das Maß aller Dinge ist, weil Bill Monroe sie gespielt hat, benutzen viele Klassikgitarristen ein Fußbänkchen, weil Segovia, Bream oder Lagoya es vorgemacht haben. Vielleicht solten K&M&Co mal in die Produktion von Signature-Fußbänkchen einsteigen, das wäre doch noch eine Marktlücke...(':D')
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Ich auch nicht.docsteve hat geschrieben:Meiner Fußbank weine ich keine Träne nach.
Was meine Aussage zur Entspannung betrifft, die ist rein subjektiv. Ohne Fußbank ist es für mich entspannter - oder besser: weniger anstregend - während des Spielens den Oberkörper zu bewegen.
Liebe Grüße
Bernd
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Würd ich in dieser Absolutheit nicht unterschreiben. Es kann auch gutgehen. Wie bei mir, ich hatte in den 70er Jahren Unterricht nach Teuchert, erst die korrekte Haltung, dann den ersten Ton. Und ich spiel heute wieder mit Fußbank.Ulrich Peperle hat geschrieben:...jegliche Haltungsreglementierung ohne vorherige Spielpraxis ist müßig und zum Scheitern verurteilt.
Na ja, mensch muss ja irgendwie anfangen. Und wenn 102% der klassischen Gitarrenschüler mit einer Fußbank angefangen haben, können neue Schüler es auch machen... Das ist schon selbstverstärkend, oft nicht hinterfragt, ist aber auch ein erster Anhaltspunkt. Das Feintuning im Sinn von Ulrich würde ich bei einer Standardanatomie dann sehen, wenn de Schüler etwas Erfahrung haben. Bei besonderen Anatomien können die Lehrer natürlich auch vorher schon intervenieren.
Bei der Benutzung eines Fußbänkchens empfehle ich meinen Schülern, genau wie Ulrich auch, es umzudrehen. Sie schauen mich dann in der Regel ganz ungläuibig an, wahrscheinlich vermuten sie darin mehr ein Gaspedal.(':D')Ich lasse sie dann zur Demonstration das Linke Bein anheben und normalerweise hängt der entspannte Fuß genau in dem Winkel mit den Zehen nach unten wie das Fußbänkchen.
Auf der Suche nach der Antwort für die Frage, die mich auf die Idee für den Thread gebracht hat, nämlich warum so viele "Stars" nach wie vor das Bänkchen benutzen, ist mir noch eingefallen, dass es ja dramaturgisch vielleicht besser wirkt, wenn beim Auftrittshocker ein Fußbänkchen bereitsteht, als wenn die Gitarre durch eine mühsam drangefriemelte Stütze verunstaltet ist, die womöglich auf dem Weg von den Kulissen zum Hocker noch rumschlabbert. Na ja, war halt so 'ne Idee...
Auf der Suche nach der Antwort für die Frage, die mich auf die Idee für den Thread gebracht hat, nämlich warum so viele "Stars" nach wie vor das Bänkchen benutzen, ist mir noch eingefallen, dass es ja dramaturgisch vielleicht besser wirkt, wenn beim Auftrittshocker ein Fußbänkchen bereitsteht, als wenn die Gitarre durch eine mühsam drangefriemelte Stütze verunstaltet ist, die womöglich auf dem Weg von den Kulissen zum Hocker noch rumschlabbert. Na ja, war halt so 'ne Idee...
Das mag auch eine Rolle spielen, aber es wird ein anderer Aspekt hinzu kommen: Für einen Profi ist die Standardisierung der Umgebung ein wichtiger, da risikoreduzierender Aspekt. Wenn man einige Jahre mit dem Bänkchen gespielt hat, wird man eine Zeit zum Umgewöhnen brauchen. (Meine Stütze wartet auch auf intensivere Benutzung, auch als Nicht-Profi dauert es...)tele hat geschrieben:Auf der Suche nach der Antwort für die Frage, die mich auf die Idee für den Thread gebracht hat, nämlich warum so viele "Stars" nach wie vor das Bänkchen benutzen, ist mir noch eingefallen, dass es ja dramaturgisch vielleicht besser wirkt, wenn beim Auftrittshocker ein Fußbänkchen bereitsteht, als wenn die Gitarre durch eine mühsam drangefriemelte Stütze verunstaltet ist, ...